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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1921
- Strukturtyp
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- 1921-08-11
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1921
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- Deutsch
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Redaktionell«! Teil. 18k. 11. August 1921. unbedingt fest. Ob etwaige Ausstattungsmchrkosten durch einen erhöhten Absatz jedoch nicht gelohnt würden, ist eine andere Frage. Es will scheinen, daß nicht nur das Schlagwort von der geisti gen Verflachung eine Erklärung für die verschiedenartigen Auf lageerfolge zuläßt, und daß doch die unterschiedliche Ausstattung dabei mitspricht. Besonders die Gruppe der Kunstzeitschriften fordert vielfach die Kritik geradezu heraus, und es wäre für manches Blatt zweckentsprechend, eine zeitgemäße Änderung der Umschlagphysiognomie vornehmen zu lassen. Falsche Billigkeitserwägungen sind immer noch meist maß gebend für die monotone einfarbige Ausstattung und Drucklegung mittels veralteter Herstellungstechniken. Als in den neunziger Jahren die Jugend und der Simpli- zissimus eine neue Bahn in den ausgetretenen Witzblattwegen schufen, war diese Möglichkeit nicht zuletzt von dem Fortschritte der Drucktechnik abhängig. Der Einzug der photomechanischen Vervielfältigungen in das Gebiet des Buchdruckes bewirkte, daß diese Zeitschriften überhaupt möglich wurden, und die Anpas sungsmöglichkeit der Illustratoren an spröde Wiedergabeverfahren, Zinkätzung usw. verstand es, die Situation anszunutzen. Der Holzschnitt im »Fliegenden Blätter-Stil« hatte sein Da seinsrecht allmählich verwirkt. Zudem gärte es mächtig in der geistigen und künstlerischen Atmosphäre jener Tage. Die spieß bürgerlichen Freiheitsallegorien, die ausdruckslosen Landschafts- bildchen, die unkünstlerischcn Trautes-Heim-Darstellungen, wie sie auf den Zeitschriften-Umschlägen der -Gartenlaube«, des »Buchs für Alle«, des »Über Land und Meer« verkörpert wurden, hatte man satt, und es entstand der typische illustrierte Zeitschriften umschlag, dessen Gesicht heute noch allgemein den Durchschnitt ausmacht. Innerhalb der letzten 20 Jahre hat sich darin nun wenig geändert. Die Herstellungstechnik ist zwar nicht stehen geblieben. Sie hat uns ein bewegliches Offsetdruckverfahren beschert, das ungeachtet rauher Papiere die zartesten Netzätzungen widcrgibt und den unerschöpflichen Farbenreichtum der Natur vom jung fräulichen Schmetterlingshauch bis zum tiefsten Schatten der Nacht aufs Papier zaubert. Der rastlose Erfindergeist bescherte uns ein maschinelles Tiefdruckverfahrcn, das es in greifbare Nähe rückt, die feine Radelarbeit der Schwarzweiß-Künstler me chanisch zu vervielfältigen. Von einer Nutzbarmachung dieser Techniken konnte leider bisher keine Rede sein. Wenn es nicht Blätter wie »Das Plakat«, den »Wieland» gäbe, man könnte bei der Umschlagbetrachtung der Zeitschriften daran zweifeln, daß wir das Jahr 1921 schreiben, und daß uns hochwertige Repro duktionsverfahren zur Verfügung stehen. Verschiedene Rücksichtnahmen lassen es oft nicht geraten er scheinen, die Zeitschrift im bunten Gewände erscheinen zu lassen, obwohl die Plakatwirkung eines farbenprächtig geschmückten Um schlages gegenüber den einförmigen Umschlägen ungleich stärkere Werbewerte entfaltet. Vielfach mag noch die veraltete An- schaumig hemmend wirken, daß ein rauhes Naturpapier einen kontrastreichen, bunten Jllustrationsdruck nicht zuläßt. Billig keitsrücksichten, Herstcllungsrücksichten bei kurzfristig erscheinenden Blättern, sowie die ernste Tendenz, sei sie wissenschaftlicher, tech nischer oder fachlicher Art, gebieten einen soliden Aufmachungs- charakler und eine einfachere Ausführung. Solche Blätter werben mit dem geistigen Gehalte ihrer Darbietungen und haben es nicht notwendig, auf äußere Effekte Wert zu legen. Wenigstens schein bar, denn Einflüsse übt die zeichnerische oder typographische Aus- mg des Zeitfchriftenkopfes trotzdem aus, ungeachtet des In haltes. Warum des Geistes Schwert in rostiger Scheide ver bergen? Einem guten Inhalt geziemt auch ein anständiges Äußeres. Es verursacht doch nur eine verhältnismäßig kleine Ausgabe, wenn einmal ein eindringlicher Zeitschriftentitel ge zeichnet, wenn eine suggestive Hausmarke entworfen und ein neues Klischee angefertigt wird. Langt es dazu nicht, so sollte doch dem Setzer zumindest Zeit gegeben werden, daß er in Ruhe einen anständigen, zeitgemäßen typographischen Entwurf anfer tigen kann. Carl Ernst Poeschel, der hervorragendste Pionier deutscher Druckkunst, hat in den rein typographischen Umschlag- cntwürfen des »Zwiebelfisches«, des »Archivs für Buchgewerbe« 1191 und des »Jnselschisses« glänzende Vorbilder geschaffen. Wenn man seinem Drucker nicht das Zeug für eine zeitgemäße typo graphische Ausstattung zutraut, so sollte man wahrhaftig die kleine Mehrausgabe einer künstlerischen Überwachung von verufe- ner Seite nicht scheuen. Gegenüber einer zweckmäßigen Umschlagausstattung erschei nen Textil lu st rations- und Jnseratenaufma- chung von untergeordneter Bedeutung. Trotzdem ist ihre ge diegene Anordnung und Ausstattung von gleicher Notwendigkeit, wenn der Leser nach der Umwendung des Umschlagblattes nicht enttäuscht werden soll. In der Regel beginnt der Text nochmals mit einem Kopf, der teils der gleiche wie auf dem Umschlag ist, teils, lichter gehalten, der gleichförmigen Buchstabengrauwirkung des Textsatzes angepaßt ist. Ein einprägsames Zeichen innerhalb -der Titelgruppierung sowohl, als auch ein rein zeichnerisches Linien- und Buchstabenspiel haben natürlich gegenüber den be schränkten Anordnungsmöglichkeiten der spröden Schriftlettern j ihre Vorzüge. Damit soll nicht gesagt sein, daß eine gediegene ^typographische Anordnung nicht auch ein geschmackvolles Buch- ! stabenmosaik zuwege brächte. Es kommt nur auf die Phantasie ^ des Regisseurs an. Der Leser ist unbedingt empfänglicher ge stimmt, wenn ihm schon auf der ersten Textseite ein fröhlicher, festlicher Geist entgegenweht. Ein Anfangsbuchstabe, je nach ! dem Tone und der Tendenz der Zeitschrift schwungvoll, farbig oder zurückhaltender gehalten, gezeichnet oder gesetzt, gibt der - weiten Buchstabensläche eine Belebung und läßt sie weniger nüch tern und alltäglich erscheinen. Das Buchstabenbild der verwende ten Textfchrtft muß klar und prägnant sein und darf das Auge nicht ermüden. Die alte Streitsrage: Antiqua oder Fraktur? soll hier nicht aufgerollt werden. Die Feststellung dürste genügen, daß man für einen literarischen, schöngeistig unterhaltenden Text ! eine deutsche Schrift mit Vorliebe verwendet, während man Ab handlungen wissenschaftlichen, technischen Charakters zumeist mit einer lateinischen Schrift setzen läßt. Der Rhythmus des Text- i schriftbildes darf nicht durch gegenseitig zu dichte Zeilennähe eingeengt und eingequetscht werden. Das Auge verliert dann ^ leicht die Orientierung. Weite, unausgeglichene Worträume auf ! der Zeile sind in der Korrektur unbarmherzig anzustreichen, denn es gewährt einen unschönen Anblick, wenn von Zeile zu Zeile ! gleichsam ein Luftstrom im geschlossenen Satzbild weht. In der mechanischen Maschinensatzherstellung werden diese Übel freilich !nie auszurotten sein, das sollte immerhin Veranlassung geben, ! eine anspruchsvolle Arbeit nur auf dem Wege des Handsatzes Her stellen zu lassen. Überschriftzeilen sollen nicht zu plump gehalten werden, wenn sie die Grauharmonie der glatten Satzseite nicht stören sollen. Zwecks klarer Übersichtlichkeit ist es vorteilhaft, Unterabschnitte wie Berichte, Besprechungen mit charakteristischen ! Köpfen und Einleitungszeilen einzuleiten. Diese geben zugleich dem Ganzen einen besonderen Reiz. Gezeichnete Köpfe und Rubrikzeilen innerhalb des Textes bilden Kleinigkeiten im Ge samtrahmen, aber sie tragen zum Wohlbehagen des Lesers bei. Zur besseren Veranschaulichung des Textes dienen die Illu strationen. Sie sind es, die eine Zeitschrift besonders anziehend gestalten, die jedoch auch den Bezugspreis wesentlich erhöhen. Es bedarf natürlich weiter keiner Erörterung, daß für die bildliche Wiedergabe aktueller Ereignisse nur die mechanische Reproduktion mittels der Kamera in Frage kommen kann, ebenso wie für die -Wiedergabe medizinischer und wissenschaftlicher Darstellungen. ! Diese Illustrationen können nur in originalgetreuer Nüchternheit ! wiedergegeben werden, und infolgedessen sind hier der künstleri schen Phantasie keine Anwendungsmöglichkeiten gegeben. Im ^ Modejournal oder einer anderen anspruchsvollen Zeitschrift jedoch ist es angebracht, die Platte Nüchternheit der mittels Netzätzungen wiedergegebenen Originalphotographien durch einen dekorativen gezeichneten Rahmen, der zugleich bessere Übergänge zum lockeren Satzbild vermittelt, zu beheben. Es wirkt entschieden versöhn licher, wenn die geschlossene schwarze Fläche der Illustration nicht in direkten Kontrast zur lockergefügten Buchstabensläche gebracht wird, vielmehr Übergänge geschaffen werden. Diese Art der Jllu- strationseinfassungen leitet zugleich auf eine verwandte Art der künstlerischen Illustrationen hin, auf die dekorative Illustration,
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