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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.03.1911
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- 1911-03-28
- Erscheinungsdatum
- 28.03.1911
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3866 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 72. 28. März 1911 künstlerischen Individualität des Petrarcameisters gelangt war, hatte unbeeinflußt die wenigen Arbeiten des Meisters, die er im keintro- gravsur erwähnt, an Dürer, Burgkmair und Cranach aufgeteilt. Dafür reihte I. D. Passavant im ksintro-xravour in folgerechter Ausnutzung der Notiz Sandrarts die meisten der ihm bekannt gewordenen Holz schnitte des Petrarcameisters dem Werke Hans Burgkmairs ein. Bei diesem sind sie bis auf unsere Tage verblieben. Über den gegenwärtigen Stand der Petrarcameister-Frage gab W. v. Seidlitz eingehenden Bericht in seiner im zwölften Bande des Jahrbuches der Kgl. preußischen Kunstsammlungen enthaltenen Ab handlung: »Der Illustrator des Petrarca« (Pseudo-Burgkmair). Die Tatsachen, die Seidlitz vorfand, sind in Kürze die folgenden: In Druck werken der Offizin von Grimm und Wirsung in Augsburg aus den Jahren 1523 bis 1528 oder doch in solchen, die zwar später und von anderen Druckern aber nachweisbar mit dem Grimmschen Apparate hergestellt wurden, finden sich Holzschnitte, die als Werke eines bestimmten Künstlers von Bedeutung zu erkennen sind. Die Arbeiten dieses Meisters in den von Grimm undWirsung selbst besorgten Drucken sind unsigniert. Dagegen findet sich in dem von Heinrich Steiner in Augsburg 1531 mit Hilfe des Grimmschen Druckzcuges hergestellten Werkes: »Okkiois. LI. 1. Oioeronis« auf Fol. 73 v ein Holzschnitt, der die Bezeichnung 8 VV (Hans Weiditz) und 8bd trägt. In den zwanzig von Seidlitz als Werk des Petrarcameisters zusammengestellten Blättern und Büchern finden sich ferner sieben geschnittene Datierungen (statt sechs, da Seidlitz die Zahl 1519 auf dem Holzschnitte Fol. 118 v des ersten Bandes des Petrarcaschen Glücksbuches nicht erwähnt), deren Termine durch die Zahlen 1518 und 1521 gegeben werden. G. K. Nagler (Die Mono grammisten III, 715 Nr. 707), der nur einen Teil der von Seidlitz zu sammengebrachten Arbeiten kannte, wollte in den Buchstaben 8 IV den Namen des Künstlers Hans Wolf Striegel sehen, eines Schülers Burgkmairs. Die Werke des Meisters des Petrarcaschen Glücksbuches sind aber weder Burgkmair, noch einem seiner Schüler, noch einem an deren, sondern ihm selbst, Hans Weiditz, zuzuschreiben, wie die Unter suchungen von vr. Heinrich Röttinger (Studien zur Deutschen Kunst geschichte 50. Heft. Hans Weiditz, der Petrarkameister von Heinrich Röttinger. Mit 5 Abb. im Text, 29 Taf. in Strichätzung u. 2 Taf. in Lichtdruck (XII, 112 S.). Straßburg, I. H. Ed. Heitz sHeih L Mündel 1904)) endgültig festgestellt haben. Die Untersuchungen Röttingers, denen diese Ausführungen entnommen sind, stellen fest, daß die Formensprache des Hans Weiditz, des Petrarcameisters, im Figuralen, keineswegs im Landschaftlichen, der Formensprache Burgk mairs zwar nahe verwandt ist, daß aber die von Wilhelm Schmidt (in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1884 Nr. 207) zuerst ausgesprochene, dann besonders von Seidlitz gestützte Ansicht, der Petrarcameister sei mit Burgkmair nicht identisch, sondern eine selbständige, für sich allein Geltung beanspruchende Künstlerpersönlichkeit, zu Recht besteht. Da selbst der größte Aufwand an Worten keine genügende Vor stellung von der künstlerischen Eigenart eines Künstlers, hier also des Hans Weiditz, geben kann, eine Vorführung zahlreicher Illustrationen an dieser Stelle außerdem nicht angängig ist, so muß in dieser Be ziehung auf das Werk von Roettinger verwiesen werden. Verschiedene Weiditzsche Holzschnitte sind auch in neueren Antiquariatskatalogen wiedergegeben, z. B. in dem Katalog 1 von Martin Breslauer, der zum erstenmal 29 von Weiditz illustrierte Werke unter Abdruck von 10 Illustrationen aufführt, in den Auktionskatalogen 19, 20, 25 von Gilhofer L Ranschburg, im Katalog 600 von Baer L Co., in dem über 70 Werke mit Illustrationen von Weiditz angeboten werden und acht Probeholzschnitte abgedruckt sind, im Katalog 135 von Ludwig Rosen thal, usw. usw. In Augsburg war Hans Weiditz von etwa 1516 bis um 1522 haupt sächlich für Grimm L Wirsung und Hans Steiner, in Straßburg von etwa 1522 bis um 1536 besonders für Johann Schott tätig gewesen. Die beste Leistung der Schottschen Offizin dürfte ein 1530—1539 er schienenes Kräuterbuch, die »86rbarum vivas eioonsg« des Otto Brun fels sein, welcher Druck für die Geschichte der Holzschneidekunst auch dadurch von Wichtigkeit ist, weil in seinem ersten Teile (Bl. ^ 4, Z. 16) zum erstenmal der Name Hans Weiditz erwähnt wird. Die das Werk empfehlenden Distichen des Johannes Sapidus, worin dieser dem reichen Lobe des Verfassers das Lob des Zeichners anschließt, lauten: Xune L ckoannes piotor Ouickiotius iüs In der Vorrede zum ersten Bande der deutschen Ausgabe von 1532 rühmt Brnnfels selbst an dem Buche, daß »an möglichem fleih nichts gespart worden, wie sich auch die formen disses buchs wol lasszen ansehen, durch den hochberümpten meyster Hans Weyditz von Strassburg ge rissen, vnd contrafayt«. (Bl. o 6.) Außer an diesen beiden Stellen findet sich der Name von Weiditz nur noch genannt in der Vorrede zu Fischarts »^oouratao okkigies ponti- kioum maximorum« (Straßburg 1673, Jobin, Bl. 3), wo er in Gesell schaft von Baldung und Vogtherr als hervorragender Straßburger Künstler aufgeführt wird. Der Darstellungsweise von Hans Weiditz widmet Röttinger in seinem erwähnten Werke einen größeren interessanten Abschnitt und faßt die Entwicklung des Künstlers wie folgt zusammen: 1. Periode. Bis 1615. Leichte Einflüsse Becks. Werke: Teuerdankblatt 25.— 2. Periode. 1516—1519. Aneignung des Augsburger Stiles unter- überwiegendem Einflüsse Schäufelins. Anfänge der Bekanntschaft mit Dürers Schnitten. Werke: Faberblatt, Apulejus, Plautus, Hutten- Epigramme, Petrarcas Glücksbuch I. — 3. Periode. 1519—1522. Zeit der Reife. Dürers Einfluß herrschend. Werke: Calixtus und Melibia, Lleckitationsg und die Schnitte der Egenolffischen Bilder bücher, Glücksbuch II, Ciceros Büchlein vom Alter, die älteren Schnitte der Offizien. — 4. Periode. 1522 bis um 1536. Zeit des Verfalls. Einflüsse Baldungs und Holbeins. Werke: Die letzten Blätter der Offizien, Knoblouchs Bibel, Lebkommers Fechtbuch, Brunfels' Gebet buch, Tacuinus, Brunfels' Herbarium. Den Höhepunkt seiner künstleri schen Tätigkeit hatte Weiditz mit den fünf Blättern zu Ciceros Büchlein vom Alter, Augsburg 1522, erreicht, vielleicht schon überschritten. Der 1536 erschienene dritte Band des von Weiditz illustrierten Herbariums und der 1537 erschienene zweite Band des Kräuterbuchs von Brun fels enthalten auch Holzschnitte von fremder Hand. Das Zusammen treffen dieses Umstandes mit dem Fehlen späterer von Weiditz illustrierter Bücher macht es wahrscheinlich, daß Weiditz um diese Zeit, als ver mutlich ein Fünfzigjähriger, seine Tätigkeit als Illustrator einstellte. Urkunden über die Zeit seines Todes fehlen vorerst noch. An Gemälden von Hans Weiditz weist Röttinger eine Grablegung Christi in der Ge mäldegalerie der K. K. Akademie der bildenden Künste in Wien (Nr. 35) und eine heilige Familie in der Kgl. älteren Pinakothek in München (Nr. 251) nach. Wenn Weiditz die Innigkeit Dürers, die Monumentalität Burgk mairs, die Landschaftskunst Altdorfers, die Erfindungsgabe Baldungs nicht zu Gebote stand, so besaß er dafür einen Blick für die Vorgänge des ihn umrauschenden Lebens und eine Kunst, das Geschaute fesselnd wiederzuerzählen, die jenseits der Absichten oder Fähigkeiten jener Größeren lagen. In den von mythologischen und geschichtlichen Re miniszenzen völlig freien Schilderungen des alltäglichen Lebens war Weiditz in seinem Elemente. Weiditzens Stärke war es nicht, seine Menschen von innen heraus zu charakterisieren, wie aus seinen religiösen Darstellungen zu ersehen. Um so machtvoller erweist er sich dort, wo er ste zu einander in Beziehung setzt und erzählend sie in ihren Handlungen charakterisiert. Diese Charakteristik wirkt um so eindringlicher, je näher Weiditz den dargestellten Kreisen stand. Die Schilderungen des Lebens seiner sozialen Schicht dürfen als vollgültige kulturgeschichtliche Doku mente betrachtet werden. Vom Volke der Bettler und Vaganten an gefangen, sagt Röttinger, bis hinauf zu den großen Herren der Augs burger Welthandelshäuser führt uns Weiditz all die Charaktergestalten seiner Zeit in bewegten und reich mit bezeichnenden Einzelheiten aus gestatteten Darstellungen vor Augen. Wir sehen den Bauern hinter dem Pfluge und in trotziger Empörung, den Kriegsknecht in viehischer Völlerei und im Gewühle der Schlacht, den Priester messelesend und kopulierend. Die eingehendste Schilderung wird natürlich dem Tun und Treiben des Bürgers zuteil. Keine gesellschaftliche Gruppe, kein Beruf bleibt ohne Vertreter, an der Hand der Glücksbuchschnitte können wir sein Leben tatsächlich von der Wiege bis zum Grabe verfolgen. Auf eine derartige umfassende und ungeschminkte Schilderung der breiten Schichten des Volkes hat die Geschichte der deutschen Kunst weder vor noch nach Weiditz zu verweisen. Das folgende Verzeichnis von Werken mit Weiditzschen Illustratio nen dürfte für Buch- und Kunstantiquare von einigem Nutzen sein. Es ist^ alphabetisch angeordnet, um rasches Nachsehen zu ermög lichen. Die beigesetzten Preise sind Antiquariatskatalogen der letzten Jahre entnommen. Verzeichnis von Werken mit Weiditzschen Holz schnitten. ^gköbius.cks hgiio Oottkoru, L alijs porsxrmig liigtorijs tsmporum suoru. ^uZsb. 1619, Orimm L LVirsunZ. Titelumrahmung, wiederholt aus Hutton, ^vla. Rö. 9.
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