Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-12-06
- Erscheinungsdatum
- 06.12.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19201206
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192012064
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19201206
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
- Monat1920-12
- Tag1920-12-06
- Monat1920-12
- Jahr1920
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. «zemver stellungskoslen sind so erheblich, daß die aus ihnen zu errech nenden Platzmieten geradezu phaniastisch« Ziffern ergeben würden. Eine bittere Erkenntnis. Das Deutschland der Nachkriegszeit, in dem soviel vom »Aufbau-gesprochen wird, kann nicht mehr bauen. Das Manko an Privatwohnungen beträgt augenblicklich 6000, eine Zahl, die in ganz geringem Maße durch Neubauten vermin dert werden kann. Natürlich sind auch die Schwierigkeiten für die Schaffung oder Erweiterung von Geschäftsräumlichkeiten fast unüberwindlich. Wesentliche Vergrößerungen oder Neugründun gen im Leipziger Buchhandel sind so gut wie ausgeschlossen. Da ein großer Teil des Planes über die Umgestaltung des buchhänd lerischen Verkehrs mit der Schaffung neuer Räumlichkeiten ver- bundenTst, so wird schließlich auch dieses großzügig gedachte Re- sorntprojekt großen Schwierigkeiten gegenüberstehen, wie es auch unmöglich ist, der Unzulänglichkeit der Paketaustauschstelle durch Schaffung eines großen Zentralpackhofes abzuhelfen. Freuen wir uns, daß wenigstens die Deutsche Bücherei in ihrer vollen Zweckmäßigkeit und Schönheit noch während des Krieges unter Dach und Fach gebracht werden konnte! Die Betriebsamkeit unserer Zeit ist das Kennzeichen des Leipziger Handelslebens geworden. Einst drückte dieses mit Wohlstand gepaart« Handelzleben unserer Stadt den Stempel besonderer geistiger Regsamkeit auf. Heute herrscht der Erwerbs sinn vor. Zwar finden bildende, Kunst und Musik, letztere mehr traditionell, die gewohnte Pflege, zwar haben unsere Theater bis auf die jämmerlich verkalkulierte und in Konkurs geratene Volks bühne in der Bayerischen Straße allabendlich volle Häuser, aber vom eigentlichen literarischen und wissenschaftlichen Leben ist neben den Volkshochschulkursen nicht gerade allzu viel zu spüren. Die Blüte des Leipziger Geisteslebens, wie sie das Kennzeichen gegen Ende des l8. Jahrhunderts war, scheint endgültig der Ver gangenheit anzugchören. Größen der wissenschaftlichen Welt, wie Karl Lamprecht oder Wilhelm Wundt, die früher noch Zier den unserer alma Mater waren, deckt der Rasen. Seit dem Tode Max Klingers fehlt auch unserem Kunstleben der Stern erster Größe. Die Autoren des Leipziger Verlages wohnen größtenteils in Berlin oder anderswo im Reiche. Der Ausfall der kürzlich erfolgten Landtagswahl zeigte einen erfreulichen Ruck nach rechts. Vielleicht trägt diese Ände rung der politischen Konstellation im Freistaate Sachsen dazu bei, daß die geistige Arbeit hier wieder an Wertschätzung gewinnt. Man schämt sich auszuspreckien, daß beispielsweise die Honorare für die Dozenten an der Frauenhochschule seit 191 l nicht um einen Pfennig erhöht werden konnten. Eine Rückwirkung solcher Zustände auf Leipzig als Buchhändlerstadt ist unausbleiblich. Ein Trost in trüber Zeit ist das Bewußtsein gewissen festen geistigen Besitzes. Dieses Gefühl, das wir beispielsweise beim Besuch unserer öffentlichen Sammlungen und gelegentlicher Ausstellungen empfinden dürfen, erweckt einige Hoffnungsfreudc für die Zukunft. Mag diese unglückselige, politisch zerklüftete und an allem notleidende Zeit der Prüfung noch andauern, die Grundlagen für eine schönere Zukunft kann uns niemand rauben. Der Kunstbesitz der Stadt Leipzig nur im Museum der bildenden Künste am Augustusplatz erfreut immer noch Auge und Herz, und Klingers große Bildhauerschöpfung »Beethoven- wird stets eine Art Wallfahrtsort kunstbegeisterter Leute bleiben. Ich habe schon viele Menschen vor diesem Bilde stehen sehen, keinen ohne den Ausdruck einer empfangenen inneren Weihe. In den im rechten Flügel des Museums befindlichen Räumen des Leipziger Kunst vereins ist augenblicklich «ine Klinger-Gcdächtnis-Ausstellung untergcbracht. Sie umfaßt den künstlerischen Nachlaß und an dere Werk» aus privatem und öffentlichem Besitz. Hier bietet sich eine vielleicht nie wiederkehrende Gelegenheit, einen liefen Einblick in die Werkstatt des Künstlers zu tun und das ungeniein vielseitige Schaffen Klingers nach allen Richtungeil hin bis in die Einzelheiten kennen zu lernen. Um nur einiges zu erwähnen, ist unter den Plastiken das Modell des Richard Wagner-Denkmals für Leipzig und die in weißem Marmor ausgeführte, im Besitz von Kommerzienrat A. Kröner in Stuttgart befindliche Kolossal büste Nietzsches vertreten. Leihgaben aus den Kreisen des Leip- I4M> ziger Buchhandels fehlen nicht. Der Name von Or. Georg Hir- zel steht hier an erster Stelle. Einen sehr erfreulichen Besuch der Münchener Kunst in Leip zig stellt die im Deutschen Buchgewerbehause ausgestellte Aus - stellung Münchner Gebrauchsgraphik dar, veran staltet vom Bund deutscher Gebrauchsgraphiker, Landesgruppe Bayern. In ihrem Ausschuß und Vorstande sind die Professoren Diez, Ehmcke, Hohlwein, Hripp, Preetorius, die Graphiker Th. Th. Heine, Jost, Ritsche und Barthel-Mürau vertreten. Gezeigt wer den Schöpfungen aller Arten der Gebrauchsgraphik vom winzigen Signet an bis zum Plakat größten Formats. Unter anderem findet die in ihrer Flächenwirkung unübertreffliche Plakatkunst Professor Hohlweins stärkste Beachtung. Für den Buchhandel sind zahlreiche Entwürfe für Buchumschläge, Einbände, Illustra tionen, Exlibris usw. bemerkenswert. Jedenfalls bietet sich hier eine Fülle tüchtigster Leistungen auf kleinem Raum, nicht nur Namen, die im Buchgewerbe längst guten Klang haben, wie Diez, Ehmcke, Hohlwein, Preetorius, Hupp, sondern noch manches jün gere, ausstrebende Talent, auf das gute Zukunstshosfnungen ge setzt werden können. In ähnlicher Richtung bewegte sich ein von der Ortsgruppe Leipzig des Vereins Deutscher Ncklamcfachleutc veranstalteter Vortrag unseres einstigen Berufsgenossen, jetzigen Professors und Bibliothekars an der Akademie der graphischen Künste und Buchgewerbe vr. Julius Zeltler über das Thema »Die Kunst in der Reklame-. An der Hand zahlreicher und gut ausge- wählter Lichtbilder tat der Vortragende die Wichtigkeit der Mit arbeit des Künstlers bei der Ausgestaltung der Werbesachen dar. Eine Reihe fachlicher Vorträge wird vom Angestelltenverband des Buchhandels, Buch- und Zeitungsgewerbes, Ortsgruppe Leip zig, veranstaltet, von denen bisher einer gehalten worden ist. Earl Ernst Poeschel sprach über die typographische Ge staltung des Buches. Besonders bemerkenswert in seinen Aus führungen war der Hinweis nuf gewisse architektonische Voraus setzungen für die Gestaltung des Schriftwerkes und die aus ihnen zu folgernde Notwendigkeit für den Hersteller, sich mit dem Stu dium der Architektur zu beschäftigen. Um eine inhaltliche und äußerlich künstlerisch-harmonische Einheit des Buches zu er-" reichen, sei aber auch ein inniges, durch kein Mißtrauen gestör tes Verständnis zwischen dem Verleger und seinem Hersteller nötig. Wohl sämtliche Hörer werden mit dem Gefühl starker Anregung und geistiger Bereicherung nach Hause gegangen sein. Neben diesen fachlichen Veranstaltungen fehlte es nicht an sol chen, die sich ihrer Natur nach an die größere Allgemeinheit Wen den, für uns aber doch auch besonderes Interesse haben. Im Vortragssaale der Wunderlichschen Buchhandlung wurden gut- besuchte Autorenabende veranstaltet. Artur Brausewet te r, der Danziger Prediger und Dichter, sprach am 24. Septem ber über »Reines Menschtum-, las aus seinem bekannten Lcbens- buche »Mehr Liebe- vor und gab Ernstes und Heileres aus seinen anderen Werken zum besten. Auch über di« Verhältnisse in Dan zig erzählte er. Der Abend war von Brausewetterz Leipziger Verleger, Max Koch, veranlaßt worden und zeigte das innige Zusammenwirken von Verleger, Sortimenter und Dichter. War schon auf den Einladungskarten in geschickter Weise auf die Werke Brausewetters aufmerksam gemacht worden, so trug die unge zwungene Art des Dichters und die zum Teil erzählende Form seiner Ausführungen dazu bei, zwischen ihm und seinen Hörern die menschliche Saite stärker anschlagen zu lassen und einen innigeren Kontakt herbcizuführen. Ohne Zweifel hat dadurch auch die Anteilnahme für die Werke des Dichters erheblich ge wonnen. An gleicher Stätte las am 30. Oktober Gustav Schüler eigene Dichtungen vor, unterstützt von Otto Kel le r b o r n, der von ihm selbst anmutig vertonte Lieder Schülers zur Laute vortrug. Ihm folgte am 5. November Walter Hasenclever, am 10. November ein Flämischer Dich te r a b e n d, am 20. November Johannes Cotta und am 26. November Theodor Däubler. Man kann dem groß zügig geleiteten neuen Sortimentsuntcrnehmen, das für Leipzig in mancher Beziehung ein Wagnis bedeutet, nur aufrichtig Er folg wünschen. Die Jüngeren im Buchhandel sollten sich diese
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder