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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.11.1921
- Strukturtyp
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- 1921-11-09
- Erscheinungsdatum
- 09.11.1921
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. .X» 262, 0. November l?üt. essantc Einblicke in das Lesebedürsnis der Großstadt während des Krieges und nach dem Kriege gewährt. Die lggl gegründete und 1907 eröfsnete Stadtbiblio- Ihek (jetzt im Marstallgebäude untergebracht) stand im letzten Fricdensjahr mit mehr als 200 000 Bänden an der Spitze der deutschen städtischen Bibliotheken. Mit dem Kriegsausbruch ging die Zahl der Leser erheblich zurück. Erst im Februar 1916 be gann sich wieder ein Aufstieg bemerkbar zu machen, der schließlich im Lause des Jahres wieder den Friedenssiand erreichte. Dann bewirkten die Lcbensmittelnot und die Einschränkung des Licht- Verbrauchs einen neuen Rückgang des Ausleiheverkehrs um etwa 3000 Bände im Monat. Immerhin wurden Ende 1917 noch mehr als Ick 000 und seit April 19l8 über 15 000 Bände monatlich ge gen 17 000 Bände 1913 ausgeliehen. Erst im März 1919 wurde die Zahl des letzten Friedensjahres etwas überschritten. Im Lesesaal der Stadlbibliothek machte sich der Einfluß des Krieges erst 1916 bemerkbar. Die Leserzahl fiel vorübergehend aus 70 000 im Jahre, stieg 1918 auf 77 000 und erreichte 1919 rund 92 000. Beamte, Kaufleute, Lehrer, Arbeiter und Schüler der höheren Klassen bildeten den tzauptbestand der Leser, jedoch kamen mehr und mehr auch die Frauen, insbesondere um sich aus den wirtschaftlichen Zeitschriften Rat zu holen. Vis znm dritten Kriegsjahre war die Nachfrage nach Kriegs- literatur außerordentlich lebhaft. Sie ebbte dann ruckweise ab. Aus dem belletristischen Gebiete wurde insbesondere der deutsche historische Roman verlangt, Auslandsliteratur wurde abgelchnt. Tic Benutzung der wissenschaftlichen Bibliothek hielt sich aus Friedenshöhe. Mehr beansprucht als früher wurden die Haus und landwirtschaftlichen Bücher, ebenso Schriften über Bank- und Börsenwesen, Volkswirtschaft, Militärwesen und über die Sprachen und Länder der Verbündeten. Die erdkundliche Abtei lung wies den stärksten Rückgang auf, dies hing damit zusammen, daß die Generalstabskarten gar nicht mehr und die übrigen Kar ten und Kartenbücher nur in beschränkter Anzahl verliehen wer den durften. Während des Krieges erhielt die Stadtbibliothek die größte ihr bisher zugefallene Bibliotheksstistung, und zwar eine Bücherei von 10 000 Bänden, die ihr von I)r. G. A. Freund vermacht wurde. Während die Zunahme durch Ankauf und Geschenk in den letzten vier Friedensjahren 24 000 Bände betrug, erreichte sie in den vier Kriegsjahren eine Vermehrungum mehr als 36000Bände. Die Benutzung der 29 Volksbüchereien änderte sich in den Kriegsjahren nur gering. Sie übertraf 1918 mit 1 720 000 Bänden das letzte Friedensjahr um 72 000 Bände. Der Leser kreis setzte sich in der Hauptsache aus Kriegerfrauen und Soldaten zusammen, sowie aus jugendlichen Lesern. Am meisten wurden Jugcndschriften und leichte unterhaltende Romane sowie ge schichtliche Werke und vor allem Kriegsbllcher ausgeliehen. Die Benutzung der wissenschaftlichen Abteilung ging zurück. Außer ordentlich ungünstig wirkte die Herabsetzung der Anschaffungs mittel von 78 000 auf 60 000 Der Bericht erwähnt, daß mehr als der dritte Teil der Bücher infolge nicht rechtzeitigen Ein- bindens unbrauchbar wurde, zumal da sich die Kriegseinbände sehr schnell abnutzten. Die 12 Lesehallen für Erwachsene erfuhren im Laufe des Krieges einen großen Rückgang. Während sie im letz ten Friedensjahr von 145DOO Personen besucht wurden, fanden sich im vierten Kriegsjahre nur noch wenig über 100 000 ein, ob wohl versucht wurde, das Interesse durch Auslegen von Kriegs schriften und Kriegskarten zu heben. Wegen Kohlenmungels mußten im Winter 1917 drei Volksbüchereien und drei Lese hallen geschlossen werden. Die Teilnahme an den Kriegsereig- nisscn flaute in den letzten Jahren merklich ab, wenn auch noch stets Schriften über Heer und Flotte bevorzugt verlangt wurden. Bücher über Rechtskunde, Kriegsfürsorge und Hinterbliebenen versorgung fanden besonders zahlreiche Leser. 1917 wurde eine nrue Lesehalle eröffnet, während zwei Lesehallen durch Kinder lesehallen ersetzt wurden. Eine Zunahme des Besuchs der Lese hallen für Erwachsene ist erst seit Ende 1919 wieder eingetrcten. Die Stadt Berlin verfügt jetzt über sechs Kinderlese halle», fünf von diesen wurden während des Krieges eröffnet. l«zo Die Erwartungen, die man auf sie gesetzt hatte, gingen durchaus in Erfüllung. Die Lesehallen werden zurzeit von etwa 200 000 Kindern im Jahre besucht. Mit besonderer Vorliebe werden Märchenbücher gelesen; Kriegsbücher finden nur dann Zuspruch, wenn sie persönliche Erlebnisse in besonders spannender Form behandeln. Die M a g i st r a t s b i b l i o t h e k wurde seit Kriegsende wieder mehr besucht, obwohl die Etatskürzung die Beschaffung oft selbst wichtiger Neuerscheinungen aus dem Verwaltungs- gebiete nicht gestattete. Das Stadtarchiv mußte schon im Frieden auf den wich tigsten Teil seiner Aufgaben, die Sammlung aller eingedruckten Quellen zur Geschichte Berlins, verzichten, weil der ihm zur Ver fügung stehende Archivraum im Stadthause überfüllt war. Der Krieg vernichtete die Hoffnung, hier eine Besserung eintreten zu lassen, da der geplante Bibliotheksneubau auf dem Jnselspeicher nun vorläufig nicht mehr zur Ausführung kommen kann. Das Märkische Museum wurde anfangs durch den Krieg begünstigt, da die wirtschaftlichen Verschiebungen, die er hervorrief, ihm manchen Gegenstand zuführten, der ihm vorher nicht erreichbar war. Unmittelbar gab der Krieg Anlaß zu einer Sammlung von Tagebüchern und Briefen von Mitkämpfern: es konnten 1582 Briefe, 22 Tagebücher und 14 (!) Gedichte gesam melt werden, von denen ungefähr ein Drittel im Druck erschienen. über den Umfang des Städtischen Bibliothek wesens geben folgende Zahlen Auskunft: die 12 Lesehallen besitzen 20 000 Bände, die Stadtbibliothek 180 000 Bände und die 29 Volksbüchereien 260 000 Bände. Der Etat beträgt zurzeit etwa 214 Millionen Mark, gegen 300 000 im letzten Friedens jahre. Ich möchte hier eine Statistik der Staatsbibliothek — der früheren »König!. Bibliothek» - anschließen. Die Staatsbibliothek zählt jetzt annähernd 2 Millionen Bände. Ihr Anschaffungsetat hat ungesähr mit der Preissteige rung Schritt gehalten: er beträgt 1,2 Millionen Mark gegen 150 000 im letzten Friedensjahre. Die ausländischen Bücher und Zeitschriften können aber trotz dieser wesentlichen Erhöhung noch längst nicht in dem notwendigen Umfange bezogen werden, die Verwaltung wird hierin aber durch die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft, über die ich bereits in meinem letzten Brief berichtete, nicht unwesentlich unterstützt. Immerhin kön nen von den früheren 6000 Exemplaren ausländischer Zeitschris ten jetzt nur noch etwa 1700 gehalten werden. Die Lesesäle wurden im Jahre 1920 von 237 000 Lesern aus gesucht. Über den Umfang der Bücherverleihung gibt folgende Statistik einen interessanten Aufschluß: Verleihung am Ort Zahl der Entleiher . . . Zahl der entliehenen Bände 1913/14 11442 324274 1914/15 9098 182581 1915/16 5862 153882 1916/17 6770 159670 Zahl der Entleiher . . . Zahl der entliehenen Bände 1917/18 6728 152407 1918/19 9398 182663 1919/20 12561 268410 1920/21 13400 282813 Verleihung nach nilSlvärtS Zahl der Entleiher . . . Zahl der entliehenen Bände 1913/14 1971 62057 1914/15 999 27944 1915/16 752 26544 1916/17 1082 28871 Zahl der Entleiher . . . Zahl der entliehenen Bände 1917/18 1058 28317 1918/19 839 17601 1919/20 751 26497 1920/21 844 36824 Aus dieser Statistik geht hervor, daß die Zahl der ausgelie- hcnen Bücher seit 1919/20 sprunghaft anschwillt — man geht wohl nicht fehl, wenn man den Grund dafür in dem Anwachsen der Bücherpreise sucht und darin eine starke Abwanderung des büchcrkaufenden Publikums erblickt. Der weitaus größte Teil der Bücherentleiher setzt sich aus den Gebildeten zusammen, und innerhalb dieser ist es wieder die Gruppe der Studierenden, die von der Staatsbibliothek den meisten Gebrauch macht.
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