12822 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. «künftig erscheinende Bücher. X: 266. 14. November 1921. Aus alten Bücherschränken Er gelangen zunächst zur Ausgabe: I. Band: Deutsche Freiheitslieder Dauerhaft gebunden ca. 16 Mark Die Frciheitslieder Kleists, Arndts, Eichendorffs, Rückerts, Schenkendoiffs und anderer beginnen unserem Zeitalter peinlich zu werden. Man schiebt sie in die dunkle Ecke. Man wirft sie aus den Lehr- und Lieder büchern hinaus. Nun gerade wollen wir sie dem deutschen Volke unter die Nase legen. Denn die Gesinnung dieser Lieder tut uns not, wie das Leben selbst. In der Notzeit haben unsere Dichter diese Lieder den Deutschen z»n> Trost und zur Ermutigung gesungen. Sie sind die eiserne Ration unseres Volkes und sie sind unerschöpfliche Kraft. Die Sammlung beginnt mit Versen aus Goethes Lermann und Dorothea und Schillers Tell. Dann folgen die Lieder der Knechtschaft und der Freiheit. Im letzten Teil stehen die weiteren enttäuschten Lieder der erbärmlichen Zeit, die der Erhebung folgte: die Burschenschaftslieder und die grimmigen Verse des alten Arndt. vr. Stapel hat dazu eine Einleitung über echte und unechte Vaterlandslieder geschrieben und eine kurze Charakteristik der Freiheilsdichtcr. II. Band: Fünfundsünfzig vergessene Grimmsche Märchen Dauerhaft gebunden ca. 16 Mark In den umfangreichen gelehrten Anmerkungen zu den beiden bekannten Märchcnbänden hat Jakob Grimm eine Fülle von Varianten und verwandten Motiven gegeben. Darunter finden sich eine Anzahl Stücke, die in sich abgerundet sind und einen eigenrümlichen Zauber haben. Diese sind hier ausgelesen und zusammengeslellt. So haben wir hier einen Band »euer Grimmscher Märchen, von denen bisher nur der Märchenforscher wußte. Der Eifindungsreichtum, der Lumor, die Liebenswürdigkeit dieser 55 Märchen rechtfertigen es, daß man sie neben die beiden alten bekannten Bände stellt. Beim Lesen erstaunt man, daß diese Sachen so unbeachtet blieben. III. Band: Valentin Weigel: Gespräche vom wahren Christentum Dauerhaft gebunden ca. 18 Mark Wer Valentin Weigel war, weiß heute nur der Gelehrte. Von Eckehardt, Tauler, Seuse wußten lange auch nur die Gelehrten! Valentin Weigel lebte 1533 bis 1588. Er war ein stiller Pfarrherr in Zschopau, aber er war mehr: neben Sebastian Franck der bedeutendste protestantische Mystiker des 16. Jahrhunderts. Er sollte nicht über dem späteren Jakob Böbme vergessen werden. „Das Gespräch vom wahren Christentum" ist ein Dialog, in dem Priester, Leben und Tod auftreten und geistig mit einander ringen. Es ist das Lauptwerk Weigels. Es ist etwas von den alten Totentänzen in dieser Schrift lebendig. vr. Ebrentrctch, ein Kenner der deutschen Mystik, hat den alten Text unter sorgfältiger Schonung der Eigentümlichkeiten Weigels in unsere Orthographie übertragen und eine Einleitung über Weigels Leben und Bedeutung hinzugefügt. T Hanseatische Verlagsanstalt — Hamburg