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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.10.1921
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1921-10-06
- Erscheinungsdatum
- 06.10.1921
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 234. 6. Oktober 1921. wird, keine Schmutzliteratur zu führen. Buchhändler, die sich der Unterzeichnung etwa entziehen sollten, werden öffentlich bekannt gegeben. Daneben soll eine großzügige Anti-Schund-Propaganda von Mund zu Mund betrieben werden. Den Höhepunkt wird die Propaganda Sonntag, 25. September, erreichen. Die bis zu diesem Tage eingelieferte Schundliteratur soll aus dem Sportplätze an der Allee öffentlich verbrannt werden. Der Beginn ist abends 8 Uhr. Ansprachen, Reigentänze und Lauten gesänge werden dem Akt festliche Weihe geben. Ein öffentlicher Vortrag über Schmutz und Schund wird Sonnabend, 24. September, 7^ Uhr, in der Aula des Oberlyzeums, Allee 99, gehalten werden. Man darf hoffen, daß die ganze Aktion von den Erwachsenen nach Kräften unterstützt wird. Der Erfolg wird ihr dann doppelt gewiß sein. Kommentarlos — selbst in solchen Blättern, deren Redakteure Buchautoren, oder deren Besitzer Buchverleger sind, und die es er messen müßten, welchen Schaden solche irreführende Mitteilung dem gesamten Buchhandel verursachen kann. Ein Sturm der Entrüstung ging durch die Reihen unserer Berufsgenossen hier, und ausnahms los war jeder der Ansicht, daß man sich mit keiner dieser Kom missionen einlassen dürfe und würde. Inzwischen war ich auf einigen Redaktionen und erfuhr, daß das Presseamt in Altona die Notiz versandt habe. Nachdem dessen Leiter nach langem Bemühen telephonisch erreicht wurde, nannte er mir den Senator, der als Vorsteher der städtischen Jugendpflegekom mission sozusagen verantwortlich für die Sache war. Mit beiden Herren vereinbarte ich zum nächsten Morgen eine Zusammenkunft im Rathaus. Dort wollte ich ihnen das erklären, was sie vor Ver öffentlichung jener Kampfansage vom Vorstand unserer Berussvereine erfahren hätten, die zu fragen man aber nicht einmal erwogen hatte. Der Zweck der Unterredung sollte eine sofortige Richtigstellung in den Zeitungen sein. Als ich zur vereinbarten Stunde hinkam, waren schon mehrere Vorstandsmitglieder im Vorzimmer, die unsere einmütige Abwehr jenes Angriffs in Form einer Resolution einreichen wollten. Und als wir dann dem Senator gegenllbersaßen, wurde ihm in eindeutigen Wor ten die Sachlage klargemacht. Er lehnte jedoch auf den Vorwurf, daß man einen ehrbaren, wirtschaftlich schwer ringenden Beruf mit Unter stützung der Behörde diskreditiert habe, zunächst rundweg einen öffent lichen Widerruf ab, meinte nur, die Aktion sei mit dem Vorgehen des »Jugendrings« nicht zu vergleichen, und der »von der Kampfansage garnicht getroffene« Buchhandel (s. Zeitungsnotiz!) solle den Jugend lichen dankbar sein und sie unterstützen. — Als wir uns aber jede Ein mischung verbaten und energische Selbsthilfe in Aussicht stellten, fand sich der Senator bereit, wenigstens eine einschränkende Erklärung der Presse zu übermitteln. Wir gaben uns zunächst damit zufrieden, waren aber durch die Farblosigkeit dieser »Richtigstellung« doch sehr überrascht, als wir abends in den Blättern lasen (vgl. Bbl. Nr. 228): Das städtische Presseamt meldet hierzu: »Der Kampf richtet sich gegen jene Bücherverkäufer, die als Verbrcitungsstätten der Schund literatur bekannt sind. Der reelle Buchhandel, der auch bis her schon die in Frage kommende Literatur nicht führte, ist dabei natürlich nicht gemeint. Ausdrücklich sei noch darauf hingewicsen, daß nicht etwa, wie in manchen anderen Städten, parteipolitische Gesichtspunkte maßgebend sind: die beteiligten Organisationen ver treten die verschiedensten politischen Richtungen«. Die Hauptsache aber blieb, daß der Buchhandel einmütig des Wil lens war, solche »Kommission« kurz abzufertigen, sie nach Möglichkeit festzustellen und dann aus dem Geschäftslokal zu weisen. Jedoch ist nichts von irgendeinem Versuch dieser Kontrolle bekannt geworden. Der Feuerulk aber fand statt, wenn auch nicht in der oben geplanten Form. Am Sonntag nach Dunkelwerden suchte ich den Sportplatz auf und fand dort eine johlende Menge von einigen hundert Menschen, namentlich Kindern, die das Vergnügen gründlich auskosteten, zu dieser späten Stunde, da sie sonst längst zu Hause sein mußten, dort auf Veranlas sung ihrer Erzieher weilen zu dürfen. Barhäuptige Jünglinge mit Schillerkragen suchten lange vergeb lich etwas Ordnung in den Knäuel zu bringen und einen Kreis srei- zuhalten. In diesem flammte dann ein Häufchen Papier auf, von Zeitungen und anderem Brennstoff genährt, und ab und zu ward ein Buch dort hineingeworfen. Nicht ein gebundenes wurde »geopfert«, sondern nur ein paar Dutzend alter zerlesener Fetzen, die hier ein fast zu würdiges Ende fanden. Auch Reden wurden gehalten. Ein sehr junger Herr, nach einem Zeitungsbericht ein Lehrer, behauptete, »viele« gewissenlose Verleger würden durch die Spargroschen der Kinder Millionäre! 70N alles! gefertigten Papiers würde für Schundliteratur verdruckt, für diese »Heftchen«, die die Volksseele vergiften! Da konnte ich mich nicht ent halten, mit lautester Stimme »Schwindel!« zu rufen, und das Gelächter, das nun anhub, zeigte mir, wie ein großer Teil der Schaulustigen über das Beginnen der Veranstalter dachte. Die beabsichtigte Wirkung der »weihevollen Feier« ist jedenfalls nicht eingetreten, und wenn die Leutchen auf dem dunklen Sportplatz gesehen hätten, was ich sah, wie die als Sittenrichter herbeizitierteu halbwüchsigen Jungen und Mädchen sich dort benahmen, so würden sie sich eine Wiederholung wohl überlegen. Jedenfalls sei den übereifrigen Herrschaften nachdrücklich gesagt, daß sie das Urteil über Literatur den maßgebenden Stellen überlassen und sich besonders nicht in die ureige nen Verhältnisse des Buchhandels mischen möchten! Jeder ernste Buchhändler weiß, was er verlegt und verkauft. Und daß jene Stellen, die sich eine Bevormundung anmaßen, meist kein Urteil haben (siehe darüber Bbl. Nr. 225 am Schluß: »Das gute und das schlechte Buch« von vr. R. Buchwald), beweisen Vorgänge in verschiedenen Städten, wo man gegen H. H. Ewers und Hyan, gegen Zola und Seeliger eingeschritten ist, wie gegen alle Bücher, die nur im weitesten Sinne einen erotischen Einschlag haben. Hamburg. F. E. Sch., Verlagsprokurist. Propaganda für das Buch! In Ergänzung meiner Sprechsaal-Einsendung im Bbl. Nr. 224 seien mir noch einige Bemerkungen gestattet: Ich bin darauf aufmerksam gemacht worden, daß die Wirkung des dort gedruckten Plakat-Beispiels durch die Menge des Textes beein trächtigt wird, und daß ferner ein Vergleich mit den Kosten für den Lebensunterhalt nicht empfehlenswert ist. Aus diesen Gründen wäre folgendes Plakat vielleicht zweckmäßiger: Bücher, immer noch die billigsten Artikel, sollten bevorzugt werden als die schön st en und bleibenden Geschenke! Von diesem Plakat könnte der Börsenvcrein eine genügende Anzahl drucken lassen, an die Kreis- und Ortsvereine abgeben und diesen Ver teilung an die Sortimenter, bzw. zu sonstiger Verwendung überlassen. München. E. Kreuzhage. Anmerkung d. Red.: Die Herstellung eines derartigen Plakats dürfte jedem Mitglied, das im Besitz einer eigenen Druckerei ist, viel billiger und leichter möglich sein. Sonderabzüge über den eigenen Be darf hinaus können dann bequem an andere Berufsgcnossen abgegeben werden. Soweit die Mitwirkung des Börsenvereins bei der Beschaf fung eines Werbemittels in Frage kommt, kann es sich doch wohl nur um ein modernes künstlerisches Plakat handeln, das geeignet ist, wirk lichen Eindruck zu machen, um in weitestem Umfang Verwendung zu finden. Dafür ist auch der Börsenverein bereits bemüht. Vereinfachung des Schreibwesens im Postscheckverkehr. An den Herrn sächsischen Kollegen G. S. (Nr. 219 des Bbl.). Ihre Anregung ist gut, allein sie stimmt nicht ganz, denn das Post scheckamt verlangt neben der einzureichenden Liste für jede Über weisung die Ausfüllung eines besonderen Formu lars; bei uns in Bayern sind diese Formulare auf gelbem Papier! Ich lege der Schriftleitung ein solches Formular bei und ersuche sie. Ihnen das Formular zu übersenden. Vielleicht äußern Sie sich noch einmal an gleicher Stelle. Passau, 21. September 1921. Kleiter. Mein Eingesandt für Nr. 219 des Bbl. hatte ich kaum aus dem Hause, da erhielt ich von meinem Postscheckamt die Nachricht, daß die Sammelüberweisungen nicht mehr zulässig seien in der Form, wie ich sie dort besprochen hatte. Leider! leider! Es werden darnach auch hier (nicht nur in Bayern) »Ersatzllber- wcisungen« verlangt, d. s. neben dem Sammelüberweisungsbogen ein zelne besondere Formulare für Benachrichtigung des Gutschriften empfängers. Immerhin bleibt dieser Weg vorteilhaft gegenüber dem anderen, zumal in Verbindung mit dem seinerzeit erwähnten Durch schreibesystem; gebucht zu werden braucht in jenem Falle ja auch nur die Endsumme der Überweisung als einziger Posten! Oder gibt es andere, bessere Wege? Marienberg i. Sa., 29. September 1921. G. Schreiber. 1488
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