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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.10.1921
- Strukturtyp
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- 1921-10-06
- Erscheinungsdatum
- 06.10.1921
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- Deutsch
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W 234, 6, Oktober 1821. Redaktioneller Teil. auch in anderen Städten haben Heißsporne mehr als einmal die Grenze zwischen berechtigter Abwehr und unberechtigtem Angriff übersehen. Ein gemeinsames Vorgehen mit dem Buchhandel wird auch hier das Richtige sein; der »Jugendring», wie alle ähnlichen Selbsthilfe-Organisationen des Publikums, wird stets aus die Mitwirkung des guten Buchhandels zur Erreichung seiner Ziele rechnen können; aber seiner Diktatur kann und wird sich der Buch handel nicht unterwerfen. Der Ausblick in die nächste Zukunft, mit dem toir unseren Jahresbericht abschließen, ist nicht erfreulich. Was aus dem Buchhandel wird, wenn erst die geradezu ungeheuren Be lastungen sich auswirken, die die Durchführung der neuen Steuergesetzgebung mit sich bringt, und die dabei doch nicht ent fernt dazu ausreichen, auch nur den Etat des Reiches auszubalan cieren, geschweige denn die uns auferlegten Reparaiionszahlun- gen zu erfüllen, vermag heute noch niemand zu übersehen. Weitere Preissteigerung, weiterer Rückgang des Absatzes erscheint so gut wie gewiß. Die Verdoppelung der Umsatzsteuer ist unausbleib- lich, und wie sich diese Steuer, von der ich schon bei ihrem Auf tauchen an dieser Stelle sagte, daß sie für den Staat eine höchst dankbare und ungeahnt entwicklungsfähige Steuerform darstelle, etwa noch weiter steigern wird, ist noch gar nicht abzusehcn. Die dem Verkehr auferlegten Lasten sind in stetiger Zunahme begrif fen; der Reichspostminister sowohl wie der Eisenbahnminister haben weitere Erhöhungen schon in sichere Aussicht gestellt, so z. B. die Erhöhung des Portos für den einfachen Brief auf 1.— Dazu kommt, daß das Reich mehr und mehr dazu übergegangen ist, den Unternehmern auch noch die Kosten der Erhebung aufzu- bürden, wie es bei der Einkommensteuer der Angestellten der Fall ist. Wie Umfang und Inhalt dieses Jahresberichts erkennen läßt, war Ihr Vorstand auch im abgelausenen Geschäftsjahre mit Arbeit reich gesegnet. In vier Vorstandssitzungen nahm er im wesentlichen Stellung zu den Tagesordnungen der sich daran an- schließenden großen Versammlungen des Börsenbereins, des Ver bandes der Kreis- und Ortsvereine und unseres eigenen Ver bandes. An der außerordentlichen Hauptversammlung im Fe bruar und an den Kantateversammlungen nahm er vollzählig teil; in Heidelberg war er durch die Herren Jäh, Neubert, Wahle und Neumann vertreten. Aber auch unsere Mitglieder haben sich dank der zentralen Lage unseres Verbandsgebiets zahlreich an den Leipziger Versammlungen beteiligen Wunen, sodaß unser Verband stets seiner Bedeutung und seiner Mitgliederzahl entsprechend ver treten war. Wenn sich Ihr Vorsitzender infolge starker Inanspruchnahme durch die Leitung des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine dazu entschließen mußte, sein Amt nach zehnjähriger Tätigkeit niederzu- lcgen, so ist es ihm ein Herzensbedürfnis, an dieser Stelle den Mitgliedern des Verbandes innigen Dank auszusprechen für das Vertrauen, das sie ihm entgegengebracht und für den Beistand, den sie ihm geleistet haben. Er verdankt seiner Tätigkeit als Vorsitzender unseres angesehenen Verbandes viel; vor allem die Erziehung zur Objektivität, die Einsicht, daß mit vorgefaßten Meinungen nichts zu erreichen ist und daß man an die Dinge mit um so größerer Bescheidenheit heranzugehen sich gewöhnen muß, je höher die Warte ist, von der aus man sie betrachtet, — vor allem aber verdankt er seiner Arbeit für den Sächsisch-Thürin- gischen Buchhändler-Verband eine dauernde Bereicherung seines Lebens: die Freundschaft einer Reihe ausgezeichneter Beruss- genossen, in erster Linie derjenigen, mit denen er im Vorstande Zusammenarbeiten durfte. Seine Opfer an Zeit und Mühe wer den mehr als reichlich ausgewogen durch den Gewinn dieser inne ren Güter. Dem ihm liebgewordenen Verbände Sachsen-Thüringen aber wünscht er am Schlüsse seiner Amtsführung eine weitere glückliche und segensreiche Entwicklung. Möge ihm vor allem 1er Geist ehrlichen genossenschaftlichen Zusammenhalts, der in den letzten Jahren unter dem Druck der Verhältnisse eine erfreuliche Förde rung erfahren hat, nie wieder verloren gehcnl Dann wird der Sächsisch-Thüringische Buchhändler-Verband unter der Leitung einsichtsvoller Männer auch'weiterhin seinen Platz als einer der größten und einflußreichsten Kreis-Vereine innerhalb des deut schen Buchhandels behaupten und an der Lösung der diesem zu gewiesenen Aufgaben tätigen und glücklichen Anteil nehmen können. (Der Bericht über die Jlmenauer Verbandsversammlung folgt in nächster Rummer.) Bloch, vr. Werner, und Heinz Muffig: Da» reine Deutsch des Kaufmanns. Ein Buch Wider das Kauf mannsdeutsch mit Beispielen und Erläuterungen veralte ter und neuzeittger Schreibweise. 8°. 292 S. Berlin 1921, Verlag von Richard Oesler. Ladenpreis geb.-/k20. Wieviel Bücher gibt es wohl über das »Reine Deutsch», das »Rich tige Deutsch«, das »Gute Deutsch», das »Kaufmannsdeutsch» <d. h. also über das schlechte Deutsch) und wie sie sich sonst benennen mögen! Ihre Zahl ist unendlich, fast wie die der »Leitfaden», »Lehrbücher», »Grund risse» usw. der Doppelten Buchführung. Kein Fachmann glaubt an die sen beiden Kragen vorübergehen zu dürfen, kaum ein Neuling wider steht der Versuchung, sich an ihnen die fachschrtststcllerischcn Sporen zu verdienen. Und dennoch besitzen wir darüber manch gutes, brauchbares Buch. Zu diese» gehört zweifellos das vorliegende. Nicht weil eS wesentlich Neues bringt; wer könnte dies auch aus einem dermaßen ab gegrasten Gebiete? Das »Wie» steht hier im Vordergründe bei der Beurteilung des Gebotenen, nicht das »Was», Die Versasser wandeln neue Wege, abseits der alten ausgetretenen. Ei» frischer Hauch um weht ihre Ausführungen von Ansang bis Ende. Nicht schulmeisterhaft trocken und lehrhaft, sondern geistvoll witzig wird mit dem Kausmanns- deutsch abgerechnet. Das nimmt von vornherein für das Buch ein. Gleich auf der ersten Seite etwas ganz Neues, fast Unerhörtes. »Sprungbrett» steht da. Das soll »Vorwort» heißen. Nicht übel! Also die Eigenart ist es, die das Buch aus dem Wust der anderen hervor hebt. Bisweilen geht diese Eigenart freilich etwas wett, doch davon später. Der Wert des Buches wird jedenfalls dadurch nicht beeinträch tigt. Die Verfasser kennen ihr Gebiet genau; ein reicher Schatz von Erfahrungen und Anschauungsstoss steht ihnen zur Versitzung. Sie nützen ihn weidlich aus. Nicht so, daß sie dem Lernenden, dem Werden den ein Bündel »Musterbriese» vorschlltten und es ihm überlassen, sich damit schlecht und recht abzusinden. Nein! Denken soll der Leser, wägend prüfen und sich entscheiden lernen. An Anregungen und an Betätigungsmöglichkcitcn mangelt es nicht. Schon im ersten Teile nicht, der allgemeine Betrachtungen über den kaufmännischen Brief wechsel enthält und eine ganz kurz gefaßte Grammatik. Aber beileibe keine im landläufigen Sinne mit »Regeln» zum »Lernen», sondern eine Leben atmende mit Beispielen, Beispielen und wieder Beispielen. Fal sches und Richtiges gegcnllbergestellt. Etwa so: »Das libersctzungsrccht ins Englische bleibt Vorbehalten« — »Das Recht der Übersetzung ins Englische bleibt Vorbehalten». Wie sagt man? Lieber Buchhändler leser, hast Du Dich immer richtig ausgedrllckt? O wieviel Gedanken losigkeiten werden doch tagtäglich auch von Gebildeten ausgesprochen und geschrieben! Die Verfasser legen schonungslos den Finger daraus. — Tann kommt der zweite Hauptteil, der eigentliche kausmännische Briefwechsel, wiederum in Beispielen und Gegenbeispielen. Jene, die verwerflichen, sind in halbfetter Fraktur gesetzt und werden Satz siir Satz ohne Erbarmen zerpflückt. Danii folgt meist das Gegenbeispiel in magerer Antiqua. Und hier muß allerdings gesagt werden, daß die Verfasser nicht selten reichlich weit gehen in bezug auf Eigenart der Ausdrucksweise. Mancher Brief mutet an wie eine geistvolle »Plauderei »uterin Strich« lFeuilletonskizze, verdeutscht nach Engel, Entwclschung) Man nehme als Beispiel den »humorvollen Umzugsbries» aus Seite 83: »Berlin W. 8, Nollendorsplatz 9. Dort wohnen wir jetzt. In der Rosenstraße gefiel es uns nicht mehr. Es wurde »ns zu eng«. Und so weiter in dieser leichten, fast leichtfertigen Sprache. Die folgende »Be nachrichtigung vom Hinschciden des Generaldirektors <ei eil ein Dop- pelsremdwortl)» ist dagegen, besonders im Beginn episch breit und zu schleppend gehalten. Es soll ohne weiteres zugegeben werden, daß ein Unterschied besteht zwischen einem Umzugsbries, der zugleich bestimmt ist, werbend zu wirken, und einer Todesanzeige sdle übrigens in diesem Falle auch wirbt).Zugegeben fei auch, daß sich dieser Unterschied im sprach lichen Ausdruck widerspiegeln muß. Aber zuviel ist zuviel. Man schreibt und liest kanfmännische Briefe nicht um des ästhetischen Genusses willen. Ob der nüchtern denkende Kaufmann je an dieser Art Stil wird Gefallen finden können? Oder an Verdeutschungen wie »fernmündlich» für tele phonisch (Seite 224) und »vorbcwerten» für diskontieren (Seite 189) ? Die angeführten Beispiele ließen sich übrigens vermehren, doch der denkende Leser soll selbst prüfen und urteilen und da bei nicht vergessen, daß ein Buch nur dann als wirklich gut im höhe ren Sinne des Wortes bezeichnet werden darf, wenn es gelegentlich auch Widerspruch auslöst. Außerdem soll der Bespreckier bei einem Werk I48l
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