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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1921
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- 1921-11-26
- Erscheinungsdatum
- 26.11.1921
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X: 276, 26. November IS2l. Redaktioneller Teil. dem angeeigneten fremden Werke die Forderungen, denen eine Übersetzung, je nachdem, von der Jnlerlinearversion bis zur Um- biidung, genügen soll. Womit auch gesagt ist, daß eine gute Über setzung keine bestellte Arbeit sein kann, sie muß aus dem freund schaftlichen Umgänge mit dem Werke, das weiter- und wieder- gegeden wurde, hervorgehen. Auch dafür ist die Mahnsche Properz- Nachdichtung ein neuer Beweis. Der Verlag hat der vierten Auf lage ein sehr ansehnliches Buchgewand gegeben. Der reinliche zweifarbige Druck der Spamerschen Buchdruckerei steht auf dem kräftigen Bütten vortrefflich. Ein »Luxus«, der nicht ganz gleich gültig ist. Denn die Verse eines Dichters, einer Dichtung, die nicht verschlungen, sondern genossen werden sollen, ge winnen für den Leser manches aus der anschaulichen, sinnlichen Wirkung, in der sie sich ihm zeigen. Ein weit auszudehnender Vergleich zwischen Epigraphik und Typographie liegt hier nahe. Die Ausstattung bereichern sechzehn Lichtdrucke nach antiken Kunstdenkmälern aus der ungefähren Zeit des Properz. Diese Art einer dokumentierenden Illustration dürfte für einen antiken Klassiker immer vorzuziehen sein, weil sie am echtesten und ehe sten den Übergang vermittelt, der den Leser in die untergegan gen« Welt versetzt. Leicht ist es aber jedenfalls nicht, die doku mentierende Illustration zu verwerten. In dem angezeigten Bande wird die archäologische Treue gewahrt, die Bilder erschei nen auf eingesetzten Tafeln. Man hätte sie umzeichnen lassen können, um sie besser mit dem Buchdruck auszugleichen. Dann wäre aber wieder, und zwar erheblich, ihre Richtigkeit, die ihre Auswahl bedingte, verwischt worden. Man sieht, alles auf ein mal läßt sich bisweilen auch durch die llberlegteste Buchgestaltung nicht erreichen. Neuerdings sind ein paar antike Autoren auch modern illustriert worden, eine reine Freude lassen diese Bücher selbst da, wo sie sonstige künstlerische Qualitäten haben, nicht auf- kommen, wenigstens soweit ich sie kenne. Deshalb ist eine Aus nahme besonders rühmend hervorzuheben: HomersOdyssee. Übersetzt von Johann Heinrich Voß. Mit 24 Ori ginallithographien und Buchschmuck von Alois Kolb. Frankfurter Verlags-Anstalt A.-G., 1920. Der Künstler hat ein innerlicher Verhältnis zu der alten, ewig jungen Dichtung und das Vermögen, es sich und anderen auszu- deuten. Dabei kommt dann etwas einheitlich Geschlossenes zu stande, stilistisch und technisch werden die notwendigen Grenzen gewahrt. Wie es denn überhaupt ein Vorzug von Alois Kolb ist, und das ist heute bei einem Buchkünstler ein Vorzug, daß er nur Bücher illustriert, die seiner Eigenart, seiner herben Strenge ent sprechen, die etwas von seinem heroischen, monumentalen, pathe tischen Stil haben. Das gibt allen von ihm geschmückten Büchern ihren Rang. Der Verlust, den das deutsche Buchbild und die deutsche Buchkunst dadurch erlitten haben, daß nur gelegentlich Klinger und Greiner sich ihnen widmeten, hat den von Klingers Amor und Psyche-Illustrationen bezeichnten Ausgangspunkt einer Entwicklung auch der Illustrationen zum monumentalen Stil, der typographisch viel weiter ausreifte, isoliert. Daß vielleicht von ihm her der überall versuchte Zusammenschluß der Illustration und der Typographie rasch auf einen Höhepunkt ge führt hätte, erweist Der Sonnengesang des heiligen Franziskus. (Übertragung von Franz Bren tano.) Leipzig, Friedrich Dehne, 1920. Ich weiß nicht, ob dieser in der Leipziger Akademie unter der Lei tung Walter Tiemanns gedruckte Band mit den Radie rungen von Alois Kolb heute schon zu den begehrten Stücken der Buchkunstsammlungen gehört. Aber ich wage die Behaup tung, daß man ihn noch einmal hoch schätzen wird. Denn er ist ein Hauptrepräsentant in der eben bezeichneten, sich nicht entfalten den Entwicklungsleihe. Dem Chalkographen, dem ganz und gar in Kupfer gestochenen Buche, zeigt er wesensverwandte Züge. Doch das ist keine Widerlegung seiner überzeugenden Wucht, zu mal da die meisten heutigen Buchbildkünstler viel mehr aus dem Buche herausstreben als in das Buch hinein. Aber man sollte mit nur theoretischen Bedenken trotzdem keinem Künstler den Weg verlegen wollen, gelegentlich gelingt der In tuition oder dem — Zufall ein Buch, das selbst ein Muster ist, ohne für andere Bücher eins aufstellen zu können. Das gilt von dem Bande, der die glänzenden Blätter, dieWaltherKlemm zum Robinson Crusoe lithographierte, mit einem deut schen Auszuge des Defoeschen Werkes zusammenschloß. (Leip zig, Friedrich Dehne, 1919.) Der Verlag selbst hielt die Anordnung des Satzgebildes nicht für völlig geglückt, und dessen Prüfung nach den Regeln der Typographie läßt solchem Urteil zu stimmen. Wenn man aber den Band an einer Stelle öffnet, an der Bildseite und Textseite sich gegenllberstehen, erkennt man nicht ohne einiges Erstaunen (für die Gesamtwirkung des aufgeschla genen Buches, also nach der Vorschrift von William Morris), daß die Lösung der schwierigen Aufgabe, die Tonwerte von Flach- und Hochdruck zusammenzustimmen, doch nahezu gelang. Hierzu soll kein breitgründiger ästhetischer und technischer Kommentar versucht werden, das Beispiel möchte nur daraus Hinweisen, daß: auch bei der Betrachtung und Beurteilung von Buchkunstwerken — für die der Buchhändler seinem Kundenkreise gegenüber die eigene begründete Meinung haben muß, wenn anders er nicht in die Zwickmühle geraten will, aus einem, sagen wir einmal sehr abwechslungsreichen Lager jeden Band, den er gerade in die Hand nimmt, als die entscheidende Buchkunsterfllllung empfeh len zu sollen — nicht zu vergessen sein wird, daß Fehler ihre Vor züge haben können und umgekehrt. Man sollte nicht von »dem« Jdealbuch, sondern immer nur von »einem- Jdealbuch reden. All zu vielseitig sind die Anforderungen, die an die Bücher gestellt werden, als daß sie ein für allemal durch die Anwendung »der« Jdealbuchgestaltung sich lösen ließen. Und allzuviel läßt sich auch aus einem Buche herauslesen, als daß man mit der beliebten Wendung von »dem» kongenialen Illustrator eine einigermaßen erhebliche Aussage machen könnte. Der »Zerbrochene Krug« ist von Menzel in unvergleichlicher Weise illustriert worden. Ist deshalb Kleists kongenialer Illustrator Menzel? Wenn wir von einer Buchstimmung reden, reden wir von der Empfindung der uns ansprechenden Gefühlswerte, die letzten Endes unmeßbar und unwägbar sind. (Was die Psychologie zeigte, indessen der »gesunde Menschenverstand- sich hierauf seinen Vers machte: Ge schmäcker sind gar sehr verschieden, Und allen recht tun ist gar schwer, Denn was den einen stellt zufrieden, Darüber schimpft der andre sehr — einen Vers, auf den mancher bedrängte Buch händler hin und wieder in seinem Laden gern verweisen würde.) Dadurch, daß sie in die moderne Empfindungssphäre hineinrück ten, sind manche längst in den Literaturgeschichten begraben ge wesene Dichter wieder lebendig geworden. Die moderne ner vöse Stimmung einer berühmten Novelle spiegeln vortrefflich die sechs Radierungen von Heinrich Heuser für Heinrich v. Klei st s Marquise von O . . . (Leipzig, Verlag vonF riedrich Dehne, 1921) Wider, ohne daß doch, dank der buchgewerblich vorzüglichen Ausführung des vornehmen Bandes» irgendein Modernisieren störte. Es ist ein seinabgestimmtes, stilles Buch, dem der Buchfreund sich gern zuwendet. Buchmoden wechseln. Das Autorporträt, ein Zeugnis des erwachenden Persönlichkeitsstolzes in den Epochen des Humanis mus und der Renaissance, ist bald beliebt gewesen, bald nicht. Der gegenwärtigen Geschmacksrichtung scheint es zu widerstreben, und es hat ja im allgemeinen auch für einen Verfasser manches Pein liche, selbst sein Bildnisdenkmal als Ruhmeszeichen seinem Werke voranzustellen. Da ist dann, besonders in Frankreich, die Samm lersitte entstanden, Bildnisse, womöglich mit eigenhändigen Un terschriften, den Büchern einzufügen. Ästhetisch und bibliogra phisch läßt sich manches gegen diese, wie gegen jede andere Extra illustration sagen. Aber schließlich ist es doch ganz hübsch, ein derartiges Autogramm und Porträt in einem Bande, der sie rechtfertigt, zu haben, auch wenn sie eigentlich nicht hineinge hören. In solchem Zusammenhangs seien die Bildnisblätter hervorragender Persönlichkeiten, die der Verlag Friedrich Dehne, Leipzig, herausgibt, bet der Erwähnung seiner Buchberöffentlichungen nicht vergessen. Er selbst hat an eine derartige Verwendung dieser Blätter, die in ihren Vorzugsaus- gaben die eben genannten Bedingungen einer Verbindung von Bildnis und Unterschrift erfüllen. Wohl kaum gedacht, Bild« und Blattgröße sind sür die meisten Formate ungeeignet. Das läßt sich immerhin leicht ändern, und vielleicht finden auch diessrart das Buch und die Originalgraphik sich zusammen- Womit nicht der maßlosen Übertreibung einer Buchmode das Wort geredet 1711
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