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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1921
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- 1921-09-22
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- 22.09.1921
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vvrje»dletr f. d. Dtsch». vuchV-uU-el. Redaktioneller Teil. ld!» 222, 22. September 1921. Reue Bücher für Bücherliebhaber und Büchersammler. Von vr. G. A. E. Bogeng. II. <1 siehe Nr. LIL.j Wenn die Bemühungen um die Buchkunst in der Form der Liebhaberausgabe meist älteren Werken den Vorzug geben wollen, so liegt das durchaus nicht daran, daß diese Werke -frei« sind. Denn auch sie kosten, obschon nicht Autoren«, so doch Editoren honorar, und wer einigermaßen mit der Kalkulation dieser Drucke vertraut ist, weiß, daß neben ihren sonstigen Unkosten die Ver fasservergütung nicht besonders schwer ins Gewicht fällt. Die Bevorzugung der älteren Werke hat einen anderen Grund: Ihre anerkannte und erkannte, gesichertere geschichtliche Stellung läßt in ihnen leichter das monumentale Thema finden, das in der Absicht aller dieser Buchgestaltungen zu liegen scheint: man möchte bleibende Bücher dauernden Wertes gewinnen, und den eigenen Zeitgenossen gegenüber Hai man oft Zweifel. Das ist nun freilich insofern merkwürdig, als man dergleichen Zweifel für die Buch bildkünstler nicht hat. Aber immerhin, diese Zurückhaltung ist nicht allzusehr zu tadeln, sie schützt bei dem Durcheinander unse res gegenwärtigen Schrifttums vielleicht vor vielen Mißverständ nissen. Zu bedauern ist sie freilich auch, weil das Buchbild erst ganz und gar im Buche seiner Gegenwart künstlerisch ausreift. In früheren Jahrhunderten, deren Hemmungen durch historische Rücksichten nicht so stark waren, half man sich einfacher. Die Bibelillustrationen der deutschen Renaissance zeigten in einfacher Natürlichkeit die Umwelt ihres Druckjahres und -ortes, noch im Pariser Rokokobuch erschienen bestenfalls die Gestalten der Ver gangenheit in den Pariser Theaterkostümen des achtzehnten Jahr hunderts. Wir sind darin empfindlicher, wir wünschen die ge schichtliche Treue der äußeren Begleitumstände einer Darstellung, deren psychologische Treue wir doch nur aus unserem Zeitempfin den wahrnchmcn wollen. Darin liegt eine Erklärung für die un bekümmerte Auffassung, die nicht wenige Künstler in der Behand lung des Buchbildes haben. Und trotzdem auch ein Vorwurf. Denn die Illustration eines Werkes ist dessen Dienerin und nicht dessen Herrin. Sie mutz den Angaben eines Werkes nicht wider sprechen, sondern ihm wörtlich folgen. Sonst hört sie eben auf, eine Illustration zu sein, und wird eine, an und für sich natürlich durchaus berechtigte, Paraphrase, die aber den einem Buchbilde nun einmal gegebenen Rahmen sprengt. Die Aufgaben des Buchbildes, soweit sie die einer Illustra tion sind, wird am ehesten das Buchbild erfüllen, das einem Werke auch zeitlich zugehört. Damit ist natürlich noch nicht gesagt, daß es auch immer eine buchkünstlerische oder überhaupt eine künstlerische Erfüllung geben wird. Nur dieses ist gemeint, daß es allein schon dadurch dem Werke anwächst, weil es aus dem glei chen Zeitempfinden entstanden ist, weil es die äußeren Begleit umstände von dessen Darstellungen ebenfalls dem Leben nach erzählt und nicht retrospektiv nachempfindet. Allerdings, die Mei sterwerke des Welischrifttums wachsen mit den Jahrhunderten, sie ändern sich auch mit ihnen. Die Auslegung, die die Nachwelt einem klassischen Literaturstücke gibt, ist nicht immer die Betrach tungsweise, nach der es ursprünglich gerichtet war, die selbst sein Verfasser vertreten hätte. Das sind sehr verwickelte literaturpsh- chologische, literaturwissenschastliche Probleme.« Das Autoritäts dogma gibt den Klassikern ein Schwergewicht, man bewundert sie, auch wenn man sie nicht versteht. Einen sehr lehrreichen Beitrag zu diesem Kapitel geben die Lrotloa lliautiaa. übersetzt underklärtvonLudwigGurlitt. München, Georg Müller, 1921. Das von Poeschel L Trepte schön ge druckte Buch ist auch dem Nichtphilologen leicht zugänglich und ganz und gar dazu geeignet, der griechischen und römischen Lite ratur verständnisvolle Freunde zu werben — nicht seines Spezial« themas wegen, sondern weil es überhaupt darauf verweist, daß wir zuallererst die Alten selbst in ihrer Literatur anhören müssen und nicht das, was man nachträglich über sie vermerkte. Daß auch die klassische Philologie diesem Verfahren huldigt, versteht sich ja von selbst. Nur daß leider vielfach ihre Forschungen in 1406 einem so strengen Stil verharren, daß sie kaum dem Laien, dem berühmten »gebildeten Leser-, zugutekommen. Man muß Gur- litts Buch schon eine Ehrenrettung des großen Komikers nennen, lobschon mancher nun dem guten Plautus seiner »Unanständigkeit« wegen zürnen wird. Denn erst jetzt erscheint cs hinreichend er klärt, weshalb der bedeutendste lateinische Dramatiker seinen Landsleuten und Zeitgenossen als das Beispiel des urlateinischen Humors galt, weshalb ihn die Cicero und Varro überaus ver ehrten. Wo früher schwierige Konstruktionen zum Konjekturen scharfsinn verlockten, da wird nun vielfach der ursprüngliche Wort laut deutlich, sehr deutlich. Über die Einzelheiten wird es ja noch manche fachwissenschaftliche Auseinandersetzungen geben. Herr Gurlitt ist jedoch nicht mit einigen Proben zufrieden gewesen. Er hat den ganzen Plautus neu verdeutscht, und seine Verdeutschung wird in wenigen Wochen im P r o p y l ä e n-V e r la g, Ber lin, erscheinen. Sie dürfte die erste einigermaßen richtige Über setzung werden, die erste, die dem ehrlichen Römer den Kothurn nimmt, den ihm die dankbare Nachwelt verliehen hatte, und ihm seinen Soccus wieder zurückgibt. Auch das Buchbild, das ein Werk seiner Zeit illustriert, es bildlich erläutert, wird meist mehr die Neigung zur Heiterkeit als zum Tiefsinn entwickeln — ihm fehlt ja für die allerlei Ausdeu tungen die historische Perspektive —, um beim Gegenständlichen, das es näher sieht, verweilend zu beharren. Das kommt der inne ren Form, dem Gleichgewicht einer Buchgestaltung zugute. Wenn dann ein Schriftsteller und ein Zeichner zusammentressen, die zusammenpassen, entsteht ein Buch, das schlechthin stilecht wird und wirkt, heute, morgen und noch ein Jahrhundert später. Ein solches Buch ist Thomas Mann, Wälsungenblut. Mit SteindruckenvonTH. Th. Heine. Phantast, s-Ver- lag, München, 1921. Es gibt, als Beispiel der Anwendung der Buchkunst im Bereiche der deutschen Dichtung des letztverflosse nen Menschenalters überhaupt nur noch ein anderes Buch, mit dem sich dieses dem Range nach vergleichen läßt, Dehmels Gottesnacht in den Hundertdrucken. Um diesen Ver gleich auszuführen, ihn zu begründen, wären viele Seiten nötig. Aber er ist, ob man ihn nun ablehnt oder annimmt, lehrreich, und man möge ihn nachprüfen. Nur eins sei noch gesagt: auch dafür sind die beiden Bücher beispielgebend, daß Buchkunsthöchstleistun gen etwas Entstehendes und nicht etwas zu Errechnendes sind Allerdings, die erkennbaren, mechanischen Regeln der Typo graphie sollte man immer sorgfältig nachprüfen. Es ist ein wenig bedauerlich, daß um die Bilder dreier Bücher des Argonau tenkreises der Text allzu leicht herumgedruckt worden ist, ein Bedenken, das freilich noch für manches andere Buch zu er heben sein würde. Denn in ihnen erscheint ein Künstler, der auch für den Ausgleich zwischen Buchbild und Buchschmuck, für das Dekorative der Initialen und Vignettenkunstfertigkeit ein sehr feingestimmtes Empfinden hat. Die Art der Ausdrucksfähigkeit dieses Künstlers, sein Ringen um den Ausdruck wird manchem nicht behagen wollen, und wer die fertige Glätte liebt, den könnte er enttäuschen. Aber seiner Ausdruckskraft wird sich niemand ent ziehen wollen. Die brutale Dämonie, die Gemeinheit ihrer Naivi tät, in der ein großer russischer Dichter Alltagsgestalten durch ein wüstes Traumbild gleiten läßt, ist hier mit beängstigender Treue widergespiegelt worden. Auch für den Phhstognomen, für den Seelenforscher wird der Foliant sehr reizvoll sein, der den Titel trägt: Nikolaus Gogol, Der Unhold. Mit bicrund- siebzig,Lithographien von Walter Becker. Hei delberg, Richard Weitzbach, 1920. Ähnliches gilt für die Quartanten: JeanPaul, Diewunderbare Gesell schaft in der Neujahrsnacht. Mit 38 Lithogra phien von Walter Becker. Heidelberg, Richard Weitzbach, 1920, und Jean Paul, Rede des toten Ehrt st us vom Weltgebäudc herab, daß kein Gott sei. Mit 16 Lithographien von Walter Becker. Heidelberg, Richard Weitzbach, 1921. Es sind Bücher, in die hineinzusehen sich lohnt, Buchbilder, die packen. Gefälliger, leichter, erotisierend-ironisiercnd sind die 7 Radierungen von Martin E. Philipp für Heinrich Heine,DieBäder vonLucca. Heidelberg,Richard Weiß bach, 1921
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