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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1921
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- 1921-09-14
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1921
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gung des Eichungszeichens beurkundet. So gibt es die 3 Grund einheiten der mechanischen Matze, wonach der Raum mit Zenti metern, die Masse mit Gramm, die Zeit nach Stunden gemessen wird. Zahlreiche elektrische Matzeinheiten wären hier noch zu nennen usw. Und alle diese Maße dienen als Grundlagen exakter Berechnungen, Prüfungen, Werturteile usw., zugleich als ge eignete Vcrständigungsmittel im internationalen Verkehr. Hier zeigen sich Vorteile der Vereinheitlichung, der Normalisierung, die über alle Matzen groß sind. Will es da nicht merkwürdig erscheinen,' wenn ein großes Ge biet bisher allen Vereinheitlichungsbestrebungcn trotzte, oder, was naheliegender erscheint (und auch den tatsächlichen Verhält nissen entspricht), wenn alle dahin gerichteten Bemühungen aus Mangel an der unerläßlichen Vorbedingung zum Scheitern ge bracht wurden? Ist es nicht geradezu verwunderlich, daß sich Millionen und Abermillionen von Künstlern, Handwerkern, Indu striellen usw. mit einem Zustand abfanden, der ungezählte Er schwernisse, Mißverständnisse, materielle und Zeitverluste im Ge folge hatte? Woran lag es denn, daß tatsächlich alle Bemühungen, das Gebiet der Farbe zu meistern, zu ordnen, in ein System zu zwingen und damit ungeheure Erleichterungen zu schaffen, schei terten, scheitern mutzten trotz einer bewundernswert entwickelten Technik, ungeachtet aller wissenschaftlichen Methoden und Errun genschaften? Woran lag es eigentlich, daß auf dem Gebiete der Farbe Zustände herrschten, die tatsächlich nicht anders als »chao tisch« genannt werden dürfen? Diese Frage ist heute unschwer zu beantworten, nachdem mit einem Male schwierigste Fragen restlos beantwortet und Probleme auf das vollkommenste gelöst werden können, deren Beantwortung bzw. Lösung bislang nicht bloß von Farbenpraktikern, sondern sehr bestimmt auch von Far- benlheoretikern und Gelehrten als außer dem Bereiche der Mög lichkeit liegend bezeichnet worden waren: cs hatte an dem Man gel geeigneter Meßmethoden gelegen. Seitdem nun die Farbenmessung eine Ordnung der Farben nach Maß und Zahl gestattet und die messende Bestim mung den Grötzenbegrisf in die Farbenlehre eingesührt hat, er scheint mit einem Male auf dem bisher so verworrenen Gebiete der Farbe alles so einfach, klar, ja selbstverständlich, daß selbst komplizierte Probleme sich ohne weitere Schwierigkeiten lösen lassen. Darin liegt das Bahnbrechende der Ostwaldschen Lehre, daß sie, durch seltene Klarheit von dem organisatorischen Scharfsinn ihres Schöpfers zeugend, als einzige Farbenlehre die Messung der Farben bornimmt und damit die Grundlage für eine weitgehende Ordnung und Normung der Farben schafft. Und diese Ordnung ist bereits zum großen Teil von Geheimrat Ostwald selbst durch geführt, und es wird dauernd von ihm in seinem Laboratorium und in der von ihm begründeten »Werkstelle für Farbkunde, Dres den« (dem ersten Forschungsinstitut für Farbkunde überhaupt) an dieser Ordnung und ihrem Ausbau gearbeitet. Die Erfolge Ostwalds sind dabei von so weiten Kreisen vorbehaltlos aner kannt, die Auswirkungen seines Systems sind von so unabsehbarer Tragweite, daß man es völlig versteht, wenn das Ausland mit scheelen Augen, aber starkem Interesse dieses bedeutende Werk und seine Entwicklung verfolgt. Ostwald hat bekanntlich die Übersetzung seiner Bücher in Fremdsprachen untersagt und be gründete dies auf der Bayrischen Farbentagung in München im Februar 1921: »Sobald uns unsere internationalen Rechte wie dergegeben werden, erkenne ich den Anspruch des Auslandes auf die Jnternationalität der Wissenschaft wieder an«. Dabei scheint eines bereits sicher zu sein: dem Ostwaldschen System gehört die Zukunft, und zwar deshalb, weil die Exaktheit der Grundlage, auf die es sich stützt, die Übersichtlichkeit, Einfachheit und weitgehende Brauchbarkeit, die ihm innewohnen, alle anderen Farbsysteme um vieles übertreffen. Ebenso wie nun eine ganze Reihe europäischer und außereuropäischer Staaten durch die »Internationale Mcter- konvention« die internationale Durchführung und Vervollkomm nung des metrischen Systems gewährleistet, müßte das Farben system Ostwalds von einer internationalen Kommission überwacht und vervollkommnet werden. Seiner allgemeinen Einführung stünde nichts im Wege; durch die Hundertteilung des Farben kreises Paßt sich das Farbensvstem den übrigen Verhältnissen vor züglich an, den Längen-, Flächen- und Körpermaßen, die in De zimaleinteilung einen leicht übersichtlichen Zusammenhang zeigen. Sowohl die vorgenommene Ordnung als auch die Möglich kett exakter Messung der Farben gestatten es nunmehr, eine Nor mung der Farben vorzunehmen, doch, um es vorweg zu sagen - auch das hat Ostwald mit seinen 780 Farbnormen in den zwölf Hauptschnitten des »Farbkörpers- und den 28 Farbtonkreisen zum großen Teil schon besorgt. Betreffs des Normens im allgemeinen hat Ostwald folgende Definition ausgestellt: »Normen bedeutet, bei Erzeugung und Verwendung von Dingen an Stelle obwaltender Willkür eine sorgsam aufgestellte Gesetzmäßigkeit und Einheitlichkeit treten zu lassen zwecks Erzielung der bestmöglichen Wirkung mit geringst möglichem Aufwand von Zeit und Mitteln«. Die Aufgaben und Methoden der Farbcnnormaltsierung er geben sich beinahe von selbst, wenn man sich fragt, was bei der Farbe überhaupt genormt werden kann, und was bisher als Man gel beim Gebrauch oder bei der Beurteilung von Farben empsun- den wurde. Was kann bei der Farbe genormt werden, bzw. was ist unter Farbnormung zu verstehen? Aus der verwir renden Vielheit der ein bis zwei Millionen unterscheidbarer Far ben I. eine bestimmte mäßig große Zahl Farben auszusuchen, die für den Gebrauch in Schule und Handwerk, Gewerbe und In dustrie ausretcht, und die bei merklichen Unterschieden sowohl die unbunten (grauen) als auch die bunten Farben (also eine ausreichende Zahl Vollfarben, deren Abkömmlinge nach Schwarz und Weiß zu und deren Vermischungen) enthalten, und 2. diese Normsarben dann in einfacher, unmißverständlicher Weise zu be nennen, das heißt im allgemeinen Farben »normen«. Damit ist aber zunächst nur der Begriff »Farbe- als Empfindung und seine Bezeichnung genormt; dies bedeutet jedoch bereits einen riesigen Fortschritt gegen früher und jetzt. Ohne Notwendigkeit existieren ungezählte Gelb, Blau, Rot mit kaum sichtbaren Unterschieden. Die Willkür in den Farbbezeichnungen ist sodann derart groß, daß man gewiß ein und dieselbe Farbe in den verschiedensten Gewerben oder Techniken anders gekennzeichnet vorsindet. Die Normung der Farbe, die vom »Normenausschuß für die deutsche Industrie« unter Beihilfe der »Werkstelle für Farbkunde, Dres den« vorgenommen wird, dürfte hier unter stärkster Anlehnung an Ostwalds System bald zu greifbaren Erfolgen führen. Tatsäch lich ist das Ostwaldsche Farbshstem das einzige, das bereits so weit feste Fundamente geschaffen hat, daß der Aufbau und Weiter bau unbedenklich gewagt werden kann. Der vom »Normenausschuß für das graphische Gewerbe tatkräftig in die Hand genommenen Normung der Druckfarben hat die Farbcntommission des Normenausschusses in ihrer Sitzung am 26. Juli 1921 in einer Resolution folgendermaßen zugestimmt: »Die Farbenkommission des Normenausschusses für das graphische Gewerbe nimmt das System O st Wald für die Meßbarkeit der Farben als die einzige geeigneteGrundlagefürdiebeabsichtigteNor- mung der Druckfarben an. Sie ersucht den Normenaus- schuß für die deutsche Industrie, baldigst Normen aus dieser Grundlage unter Hinzuziehung aller interessierten Kreise hcrans- zugeben.« Es dürfte an dieser Stelle interessieren, zu hören, was ein bekannter Psycholog (Prof. Iw. pbil. st mecl. Willy Hcllpach, Karlsruhe) im »Tag« über Ostwalds Farbshstem ausführt; es heißt dort: »Und worauf es nun ihm ankommt, ist die Aufstellung eines objektiven, allgemein verbindlichen Normenshstems der Far ben von ebensolcher Strenge, wie das Normensystem der abend ländischen Musik es für die Töne ist, und die Begründung der Theorie und Praxis der Farbenharmonie (also der malerischen, malgewerblichen, särberischen und illustrativen Anwendung der Farben) auf dieses Normensystem. Ostwald will Ordnung in die Anarchie des Farbengebrauchs bringen und den Farbengebrauch an diese Ordnung binden, genau so wie unser musikalisches System die unübersehbare Zahl der Töne auf rund 9 Oktaven mit je 12 Stufen beschränkt hat und alle Gesetze der Tonschöpfung und ihrer Wiedergaben aus dieser Ordnung von rund 100 Tönen hergeleitet werden 130 7
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