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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1921
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- 1921-09-14
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- 14.09.1921
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Das jetzt fiinfuiidzwaiizigjährige Wirken von Eugen Diederichs ^ Übersicht man das Schaffen der ersten drei Jahre des Vertanes, ist ein anschauliches, überzeugendes Beispiel für die Kraft der Per-, in denen noch die erste schöne große Novalis-Ausgabe, Werke von sönlichkeit im Verlagswesen. Dieser Verleger, der im Malatestatcmpel K. M ü l l e r - R a st a t t, I. H. Fischbcck, H. Hesse, H. Voigt- zu Rimini im August 1896 den Entschluß zu seinem Verlage ohne be- D i e d e r i ch s, Max Bruns, G. Gamper, Otto Falcken- sondere Verlagsidee — die viele VerlagSgrllnder für so wichtig halten ! berg, H. Salus, A. v. D r o st e - H ii l s h o f f, Georg Fuchs, und die so unwichtig ist, wenn nur schöpferische Kräfte am Werke teil-!M. Jacobs, R. Löwcnfeld, E. H. Schmitt, Peter Beh- haben faßte und ihn am 14. September 1896 mit Hilfe einer bc- reus, N. K a ß n c r, M. Marterstcig, E. Fr. Arnold, K. P. freundeten Buchhandlung der unter Ferdinand Fischers Leitung H a s s e, H. B ö t t g e r, E. D r i e s m a n s hervortraten, so verwirrt stehenden Loescherscheu Buchhandlung in F l v r e n z— in seinem Privat- die Fülle der bedeutsamen Namen und Bücher zuerst. Man findet den domizil Bellosguardo 4 als »Verlag für moderne B e st r e -1 einenden Mittelpunkt all dieser Verlagstätigkeit nicht so ohne weiteres, bungen in Literatur, S o z i a l w i s s e u s ch a f t, Natur- Und doch wird die Einheit dieses Buchschaffens sofort klar, wenn mau die Wissenschaft und Thcosophie« unter dem von E. N. Weiß in den Büchern waltenden inneren Kräfte auf die Person des Ver- gezeichneten Verlagswappen des Marzocco von Donatcllo. des Löwen- legers bezieht: die Kultur der Persönlichkeit ist das offen symbols von Florenz, mit der Ortsangabe Florenz und Leipzig grün- zugegebeue Gruudprogramm dieses Verlages. Die Kultur der Per- detc, war aus unruhevollcn Jugeudeutwicklnngen über die Landwirt-! sönlichkeit ist aber nicht gesehen als eine Aufstapelung von Konversa- schaft znm Sortimentsbuchhandel gekommen, hatte nun, ein Neunuud- ^ lionslexikonwissen, sondern als eine Erlebens- und Verarbeitungsmög- zwanzigjähriger, die eigentliche Lern- und Ausbildungszeit hinter sich lichkeit der werdenden Kräfte, der geistigen Strömungen und schöpfe- und schloß dies Entwicklungszeitaltcr mit einer großen Jtaliemvanderuug j rischen Bestrebungen. Aus diesem Erlebnisgesichtspunkte heraus wurde ab. Sie brachte aber nicht den Abschluß, sondern den Anfang für das ^ der Verlag in zwei bis drei Jahren am Jahrhundertende zur Sammel- Aufbltthen aller keimkräftigeu Fruchtbarkeiten in ihm. Die rätselhafte, stelle für alles Werdende und die Pflege aller schöpferischen Elemente Unruhe, die seit Nietzsche und dem Nembrandtdeutschen die Geister in aus dem Gebiete der Kultur. Nicht das kritische Element überwog, Deutschland gepackt hatte und der Beginn für die ethische und ästhe- sondern das positive der Sehnsucht, hinauszugelangen aus der Not des tische Wiedergeburt deutschen Kunstschaffens wurde, lebte auch in Eugen ^ heutigen Zivilisationschaos zu neuer wesenhafter Kultur. Diedcrlchs. Er folgte einem dunklen Drange, wenn er sich nun ent-j Dadurch, daß Diederichs diesen Kulturwillen und den bis dahin schloß, seinen mit dem väterlichen Erbe begonnenen kleinen Verlag in eroberten Kulturbesitz nicht nur programmatisch proklamierte, sondern den Dienst der neudeutschcu Kultur zu stellen. ' - -. — - . - - Das Glück war ihm hold. Schon die Verbindung mit dem jungen E. N. Weiß, den er als Sortimenter in Karlsruhe kennen gelernt durch die Tat bewies, eroberte er sich das Vertrauen aller schöpferischen Kreise in ganz kurzer Zeit. Äußerlich trat diese Tat auffallend in Er scheinung durch die Ausstattung der Dicderichsschen Bücher. Schon hatte und dessen erste Gedichte er jetzt als seine beiden ersten Verlags- der I. V. Cissarzsche Titel des Blumschen Werkes fiel auf. Nun werke herausbrachte, war segensvoll, weil die Buchausstattungsfrage ' - - - - .... durch Weiß Diederichs sofort nahegebracht wurde. Als Diederichs nun mit seinem nächsten, von ihm selbst angeregten Werke von Hans B lum »Die deutsche Revolution 1848/49« (1897) auch einen geschäftlichen Neuauflageersolg hatte, konnte sich sein Nnternehmungs- willc größeren Aufgaben zuwenden. Neben Weiß war es Avcna- rius, der Kunstwartherausgebcr, gewesen, der Diederichs die erste große Hilfe brachte. Schon das Vertrauen, das der Herausgeber der damals im vollen Aufstieg begriffenen Halbmonatsschrift dem jungen Verleger durch Überlassung seines noch 1896 erscheinenden Gedicht- üande§ »Lebe« erwies, gab Diederichs weiteren Ansporn. Er schrieb voll Mut an Wilhelm Bölsche und bat ihn um ein Werk; es kam zum Kontrakt über »Das Liebe Sieben in der Natur«, das Bölsche erst noch schreiben mußte. Das Buch erschien 1898; seinem Er folg hat Diederichs es allein zu verdanken, daß er mit seinen beschei denen Geldmitteln im Anfang nicht stecken blieb. Denn der Kunst- wart- und der durch Bölsche herangebrachtc Friedrichshage ner Kreis stellten sofort straffe Anforderungen an den jungen Verlag: von Avenarius erschienen die »Stimmen und Bilder«. »Wandern und Werden«, »Die Kinder von Wohldorf« (noch 1897), und Adolf Bartels. Earl Otto Erdmann, Earl Spitteler, Richard Batka, Karl Söhlc. Paul Schultze-Naum- burg, Leopold Weber aus dem Kunstwartkreise, Julius Hart, Bruno Wille, Heinrich Hart, G. Landauer, F. H olläud e r brachten sofort Essaysammlungcn und geschlossene Werke, die geistig wohl große Aufmerksamkeit erregten, geschäftlich aber nicht aber siegte der Qualitätswille von Diederichs auch innerhalb der seit > 1894 besonders lebendig gewordenen modernen Buchkunst, die insbe sondere von Albert Langen, München, und Schuster L Loeffler, Berlin, .damals vertreten wurde. Diederichs blieb nicht, wie jene, beim Äuße- j ren, beim Einband und Umschlag stehen, sondern er wandte seine ganze , Sorgfalt auch der I n n e u a u s st a t t u n g zu. Fidus, Pankok, I. V. Eissarz waren die ersten Mitarbeiter, denen sich in späteren Jahren Melchior Lechter, Heinrich Vogeler. Ehmcke, , Tie mann und andere bedeutende Buchkunstgewerblcr zugesellten. .Mit diesem Willen zur gleichen Qualität in der Außen- und Innen ausstattung verschaffte Diederichs seinen Büchern die Gestaltung, durch . die sic fortan in jedem Buchladen kenntlich waren. Die Tiederichsschen § Ausstattungsgrundsätze wurden mehr und mehr vorbildlich für den gc- . samten deutschen Verlagsbuchhandel, zumal da Diederichs aus zeitweise , übertriebener Jnuenschmuckausstattung zur Vereinfachung des Buch endes zurückkehrte. Diederichs ging damals auch aggressiv werbend , vor, als er 1899 den Verlag Eotta wegen der typographischen Ausstat tung von Bismarcks »Gedanken und Erinnerungen« augriff. Oder , wenn er seine O.M.-Fakturen mit besonderen Randleisten, Blockie- > rungszeichen und Sprüchen versah . . . Zur Jahrhundertwende konnte Eugen Diederichs seinen Verlag , als voll durchgesetzt anseheu. Seit dem Sommer 1898 hatte er seinen , Briefbogenkopf in »Verlag für moderne Bestrebungen in ^ schöner Literatur, Naturwissenschaft, sozialem , Deutschtum und deutscher Kulturgeschichte« umgcwan- dclt. Die Theosophic war gefallen; an ihrer Stelle sollte 1903 die ohne weiteres als Erfolg zu buchen waren. Diederichs ging aber da- deutsche Mystik durch Diederichs zu neuem Blühen erweckt werden, mals schon unbeirrbar seinen Weg weiter und setzte mit ganz erstaun-j Jetzt aber sah Diederichs sich als führenden Verlag der N e u r o m a n- iichcr Energie und noch nicht genügend gewürdigter eigener Mitarbeit tjk. die »die Welt als etwas Ganzes genießen und betrachten will, eine Lieblingsidec durch: die große Opfer erfordernde Sammlung der Indem sie das Weltbild wieder intuitiv faßt, überwindet sie die aus Monographien zurdcutschen K u l t u r g e s ch i ch t e«, deren zwölf Bänden von 1899 bis 1905 seine ganze Liebe gehörte: Georg Steinhaufen war ihr Herausgeber. Leider erfolglos, denn das breitere Publikum erkannte uiemal Sammlung, bei deren Bildzustrmmcustellung Diederichs sich ein seltenes Wissen über deutsches Volkstum erwarb. Mit all diesen ersten Verlagsschöpsungen ließ Diederichs, der seit dem 1. Juni 1897 in der Georgenstraße in Leipzig gegenüber dem Ge schäft von Hachmeister K Thal in einem Gar^onzimmer sein Geschäfts lokal ausgeschlagcu hatte und nach dem Erfolg von Blums Werk die Übersiedlung in eine zweizimmerige Gar^onwohnung in der Noßstraßc wagte, es sich aber noch nicht genug sein. Von früh bis spät mit feinem Mitarbeiter und Freunde Pöllnitz, der 1901 zum Jnselverlag ging, tätig, richtete er sein Hauptaugenmerk auf die Ausbreitung seiner Verlagstätigkcit innerhalb des ganzen modernen Kulturkreises. Er blieb nicht nur bei deutschen Autoren, sondern brachte schon 1898 I. P. Jacvbsens gesammelte Werke, 1899 Tolstois »Auferstehung«, 1900 Stendhals »Rot und Schwarz«: Tschechoffs »Ein be- der Verstandeskultur hervorgegangenen Erscheinungen des Materialis mus und Naturalismus«. Festwurzeluug in der deutschen Volkskraft. , da sie sich im 15. und 16. Jahrhundert am kräftigsten zeigte, Anknüpfung den uiicrschöpflichcn Wert dieser-durch Verinnerlichung an das Zeitalter der Paracelsus und Dürer, Be tonung der Sehnsucht der Seele zur Vervollkommnung nach Goethes Beispiel, Ausbildung des Menschen nach seinen Kräften und Anlagen zu beseelter praktischer Betätigung, Persönlichkeitskultur im tieferen Sinne des Wortes — das war das in voller Weiterentwicklung be griffene Programm des Verlages um 1900, der auf der Pariser Welt ausstellung die bronzene Medaille erhielt. Aus diesem Willen zur Wiedergeburt der Persönlichkeitskultur entwickelten sich damals die Schlagworte, mit denen Diederichs arbeitete: »N eue Renais sance«, »Cu t w i ck l u u g s g e s ch i ch t l i ch e Wcltauschau - u n g<, »N curomanti k«, bis Diederichs bewußt das Wort »Kultur in den Vordergrund stellte, zuerst »künstlerische Kultur«, seit 1903 »religiöse Kultur«. Mit diesen beiden Schlagworten ist der Weg angedeutet, den der .Verlag nun wcitergeht. Von der mehr ästhetischen Lebensauffassung kaunter Herr , Andersen, Gorki, Rossctti, Maeterlinck, Emerson, ^ zur innerlichen, von der formal-ethischen zur inhaltlich-keimendeu. Die Ruskiu traten hinzu und ergänzten die Persönlichkeitssehnsncht nach der, künstlerische Kultur wurde darum nicht weniger weiter bearbeitet, aber losmopolitischcu Seite hin. die religiöse, die innerliche Erneuerung, die mit Arthur Bonus' 1369
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