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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1921
- Strukturtyp
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- 1921-07-07
- Erscheinungsdatum
- 07.07.1921
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- Deutsch
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M 156, 7, Juli 1921. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Wenn zur Ausschüttung kommen 210 000 — 120 OVO.- .7i Aktien - Gesellschaft: Kiirperschnstssteuer Kapitalertragsteuer Einkommensteuer rund insgesamt 8 escllschast m. b. H.: Körpcrschastssteuer Kapitalcrtragsteucr Einkommensteuer insgesamt 90 000.— 90 000.— 21 000.— ./i 12 000.— 36 000.— 11 550.— ../i 147 000.— 113 5SU.— so 000.— 90 000.— ./i .// 57 300.— IS oso — ../i 147 300 — .« 109 050.— ,/i Die Offene Handelsgesellschaft zahlt an Einkommensteuer 97800.— der Einzelkaufmann 136 600.— Auch nach dieser Steuererhöhung bleibt die oben geäußerte Meinung, daß in Zukunft die juristische Gesellschaftsform für Unternehmungen gewisse Vorzüge hat, bestehen, wenn diese auch in steuerlicher Beziehung nicht mehr so stark in Erscheinung treten, wie dies bisher der Fall war. Um aber völlig klar sehen zu können, müssen erst die endgültigen Beschlüsse über die vorgeschlagene Änderung des Körperschaftssteuergesetzes abgewartet werden. Aus einem deutschen Buchladen. Von Hans Müller*). Von Außenstehenden werden wir Buchhändler oft gefragt: »Ver kaufen Sie bei den entsetzlich hohen Preisen überhaupt noch Bücher?« Und immer lautet die Antwort: »Aber gewiß, denn die Bücher sind ja gar nicht so unerschwinglich teuer«. Freilich, die Zeiten des glänzen den Geschäftsgangs sind auch im Buchhandel vorläufig vorüber. Einen Absatz wie in den Jahren 1919 und wohl auch noch 1920 werden wir nicht wiederbekommen, es waren ja anch beispiellos gute Jahre fiir den Buchhandel. Heute sieht es schon wesentlich anders ans. Die Herstellungspreise stiegen sprunghaft, und man konnte es bei den einzelnen Werken ver folgen, wie von Auflage zu Auflage der Preis erhöht wurde. Die na türliche Folge war ein Rückgang der Absatzziffern, und es geht heute vielen Firmen geschäftlich sehr schlecht. Und dennoch, wir lassen uns nicht nnterkriegen und wollen anch unter ungünstigen Umständen unsere Aufgabe treu erfüllen, der Mittlev zu sein zwischen dem Volk und sei nen geistigen Gütern. Wie geht es nun zu in der Buchhandlung einer deutschen Provinz stadt, wer kauft und was wird verkauft? Der Schreiber dieser Zeilen ist in Westfalen in einer Buchhandlung tätig und möchte einige Aus schnitte aus der Tagesarbeit geben, die wohl typisch sind für das Leben in vielen ähnlichen Buchhandlungen. An der Hauptstraße liegt unser Buchladen, noch im gleichen alten Gebäude, wo ihn vor fast 100 Jahren zwei wagemutige junge Buch händler gründeten, deren später hinzngekommener Verlag heute Welt ruf besitzt. Aber unsere Hauptstraße ist keine Leipziger oder Friedrich straße, wenn auch hier die Autos und Straßenbahnwagen nicht fehlen. Der Vorübergehende sieht von einem Geschäft immer zuerst die Auslagen, und besonders beim Buchladen geben sie ein bezeichnendes Bild von der Eigenart des betreffenden Geschäfts. Da liegen in dein einen Schaufenster die Broschüren und wissenschaftlichen Abhandlungen, die theologischen und pädagogischen Werke, Bücher über Zeitfragen und Zeitschriften. In dem anderen Fenster herrscht die schöne Literatur vor, der gute Roman, das schmale Novellenbändchen, Gedichtsammlun gen und kleinere Kunstwerke. Neben Altem und Bekanntem natürlich immer viel Neues und Neuestes, nur die übermodernen Sachen fehlen, noch ist hier kein Boden dafür vorhanden. Es ist für den richtigen Buchhändler immer eine ganz besondere Freude, wenn er Bücher aus dem Schaufenster verkauft. Er sieht dann, daß er das Publikum richtig eingeschätzt hat und seine Überlegung, mit der er die Auslage zusammcnstellte, nicht falsch war. Vom frühen Morgen bis znm späten Abend geht die Laöentiir. Aber der Hanptverkchr hat seine ganz bestimmten Zeiten, die je nach dem Ort und der Art des Geschäfts verschieden sind. Bei uns sind es die Mittags- und Spätnachmittagsstundcn; mittags ist die Zeit der Schuljugend, vom kleinen barfüßigen Sechsjährigen bis zum Oberpri *) Mit Genehmigung des Verfassers entnahmen wir dieses Stim mungsbild der Unterhaltungsbeilage der »Deutschen Zeitung« vom 19. Juni. Red. maner, der oft schon einen ausgesprochenen literarischen Geschmack hat. Schuljugend zu bedienen macht viel Mühe, aber auch viel Spaß. Kamen da jüngst drei Kerlchen und vollführten mit Töpfen und Löffeln einen Heidenspektakel, während die gewünschten Bücher hervorgesucht werden Auf die Frage, was sie denn mit dem Eßgeschirr wollten, ruft der eine, ein kleiner Bengel: »Wir sind die Quäkers!« Recht lebhaft ist cs um die Zeit des Schulanfangs, wenn die Nenversetzten den Laden füllen und nutunter recht temperamentvoll ihre Schulbücher verlangen. Das ist ein Geschiebe und Gedränge, und man wünscht sich vier Hände und vier Beine, um alle Wünsche schnell zu befriedigen. Aber das ist gerade am schönsten, wenn es Arbeit in Hülle nnd Fülle gibt. Mit Freude stellt man fest, daß die Stapel von Lesebüchern, Logarithmentafeln nnd Atlanten langsam abnehmcn, das beste Zeichen, daß die Voransarbeit von Monaten sich lohnte. Das kaufende Publikum weiß oft gar nicht, wieviel Sorge, Bemühung und Kleinarbeit gerade beim Schulbücher geschäft ist, denn fims zurückgebliebene Lesebücher machen oft den Ge winn an einer ganzen Sendung zunichte. Ein ganz anderes Bild am Spätnachmittag. Tann kommen die Käufer, die suchen und mit Bedacht wählen. Hier ist die beste Gelegen heit, die Wünsche des Publikums kennen zu lernen und sich mit seinen Anliegen vertraut zu machen. Man lernt die verschiedensten Menschen kennen, ein jeder stellt andere Ansprüche an das Lager nnd den Bedie nenden, und ein jeder ist interessant. Da sind die Lehrer, die immer nach pädagogischen Neuheiten verlangen und dafür oft erstaunlich viel Geld ausgebcn, die älteren Damen mit ihrer Vorliebe für Familien geschichten, jüngere Leute, die gern Abhandlungen über volkswirtschaft liche und soziale Fragen kaufen, und noch viele andere, mit tausend Fragen und Wünschen, die man so gern erfüllt. Die seltsamsten Wünsche werden ausgesprochen. Einmal kam zu mir ein Neichswehr- soldat und forderte: »Wat Scheenes für uff Stallwachc zu lesen.- Hoffentlich haben ihm die Humoresken von Thoma, die ich ihm gab, die langweilige Stallwache gut vertrieben. Die alten Kunden und ihren Geschmack kennt man bald, weiß auch schnell für sie das Nichtige zu finden. Natürlich sind es oft die gleichen Bücher, die man verkauft, und es ist nicht immer leicht, Neuheiten ein- znfiihren. Rosmers »König« wird zum Beispiel ständig verlangt, ob nur aus Sensationslust, bleibe dahingestellt. Von den meistgelesenen Dichtern nenne ich noch C. Flaischlen, G. Fock, L. Finckh und vor allen Dingen Hermann Löns, dessen Werke ständig verlangt werden. Doch wird ge rade, was Beliebtheit einzelner Dichter anbctrifft, jeder Buchhändler verschiedene Erfahrungen machen. Jüngere Leute beiderlei Geschlechts fordern immer wieder Werke von W. Flex und besonders den »Wande rer zwischen beiden Welten«, ein Zeichen, wie sehr Flex uns jungen Menschen ans der Seele gesprochen hat. In der wissenschaftlichen Literatur sind es ganz besondere Gruppen und Werke, die stark gekauft werden. Im Vordergrund steht noch immer Spenglers »Untergang des Abendlandes«, das nur leider bis zum Herbst vergriffen ist. Keyserlingsche und Steinersche Schriften werden gleichfalls stark gekauft, ebenso wie die Werke über die Verjüngungs methode und für und gegen Einstein. Aus der großen Zahl der Jugendschriften wird ein Buch besonders bevorzugt, Luckners »Seeteufel«, das in der Tat ein ganz prächtiges Jugendbuch ist. Gott sei Dank, trotz vielem wertlosen Zeug erscheinen noch immer gute und schöne Bücher. Wie oft hört man von den besten Kunden Worte des Bedauerns, daß sie sich diese oder jene Neuerscheinung nicht anschaffen können, aber die Preisfrage spielt hier eben eine zu große Nolle. Und doch ist man immer wieder erstaunt und erfreut, wenn man sieht, daß auch Angehörige der notleidenden Schichten unter Ver zicht ans anderes sich Bücher kaufen. Schieber und Neureiche aber bleiben im allgemeinen dem Buch- ladcn fern, denn die Gefahr ist doch zu groß, d-ast man seine Un bildung zeigt. So bringt der Arbeitstag eines Buchhändlers, der wohl nie nur acht Stunden beträgt, viel Abwechslung und Freude, aber auch Arger. Noch lange nach Ladenschluß brennen die Lampen über den Pulten, innerer Dienst hält uns fest, es wird abgerechnet, neu bestellt und der Schriftverkehr erledigt. Zinn Schluß geht der eine oder der andere wohl noch an die Regale und sucht sich Neuigkeiten heraus, die er zu Hause lesen und verarbeiten will, um ans dem laufenden zu bleiben Dann wird auch die letzte Lampe ausgeschaltet, der Schlüssel abgegeben, und mit einem tiefen Aufatmen grüßt man die frische Abendluft, die von den Bergen her durch Gaffen und Straßen weht. Feierabend! Und man geht mit dem stolzen Gefühl nach Hanse, daß man seine Pflicht getan hat in einem Beruf, der durch die großen Aufgaben, die in ihm liegen, doch sicher einer der schönsten Berufe ist. S71
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