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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1879
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.09.1879
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- Deutsch
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213, 15. September. Nichtamtlicher Theil. 3637 liegen mehrere ansehnliche Arbeiten aus, als: das ölusoura kioktorinnllni in gr. Fol., Verlag von Caspar Fritsch. Das Werk gibt Gelegenheit, die damaligen Fractur- und Anti quaschriften unmittelbar mit einander zu vergleichen, da jede Seite eine Spalte Antiqua und nebenstehend eine Spalte Fractur enthält. Die Antiqua ist besonders schön und scharf, das Werk ist außerordentlich reich mit colorirten Kupfertaseln geschmückt. Ein interessanter Druck des älteren Breitkops's ist: „Historischer Schau platz von merkwürdigen Brücken". Fol. 1735. mit einer Menge von Kupsertafeln, darunter die Ansicht der Elbbrücke zu Dresden 2 Mtr. 10 Cm. lang. Anders als Breitkopf dachte G. I. Gösch e n, welch er ernsthaste Ver suche machte, die Fractur durch die Antiqua zu ersetzen. Er war nicht gelernter Buchdrucker und die Zunstgesetze gestatteten ihm nicht, eine Buchdruckerei anzulegen. Um eine Concession vom Kur fürsten zu erlangen, machte er geltend, daß er nur mit lateinischen Lettern nach Didot drucken wollte, und nur solche Artikel, die Andere nicht aussühren konnten. Sein Privilegium erhielt er 1793. Spater verlegte er, um aller Fesseln los zu werden, seine Druckerei nach Grimma. Göschen begann 1794 seine Pracht ausgabe von Wieland's Werken, 42 Bände in 4. zu einem Preise von 250 Thlr. Die Ausstattung ist eine prachtvolle, das Papier das seinste, Kupferstiche nach H.Ramberg schmücken das Werk, ohne daß das Ganze einen recht befriedigenden Eindruck macht. Im Jahre 1798 folgte eine ähnliche Ausgabe von Klopstock mit Stichen nach Schnorr von Carolsfeld, das Werk ist jedoch ohne Schluß geblieben. Selbst an die Alten dachte Göschen und lieferte 1806 „Ilomsri Opera" von Wolfs im großen Format mit Stichen von Schnorr. In dem Vorwort sagt der gelehrte Herausgeber zwar „cks externa spoois Kusus eckitionis pluribus «Leere nikit attiuet, ipsa pro ss loguatur", aber die Ausstattung Göschen's muß doch nicht laut genug an den Ge schmack des Publicums gesprochen haben, obwohl er seinerseits nichts gespart hatte. Die Ausgabe des Homer ist in jeder Weise splendid, der Druck ist gut, das Papier nach jetzigem Modeaus druck „hochsein"; eine Luxus-Ausgabe, aber trotzdem keine Pracht ausgabe, vorausgesetzt, daß man bei einer solchen das Recht hat, auch noch die Entfaltung typographischen Geschmackes zu ver langen. Die verwendete neue griechische Schrift ist eine charakter lose und macht einen fast peinlichen Eindruck, der Satz ist so unschön weitläufig, daß der starke Durchschuß zwischen den Linien, im Verein mit dem übermäßigen Ausschluß zwischen den Wörtern es dem Auge unmöglich macht, der Richtlinie zu folge». Es hat säst das Ansehen, als seien eine Anzahl Wörter regellos aus das Papier hingeworfen. Die Verwechslung von Ver schwendungsausgaben mit Prachtausgaben ist übrigens keine seltene. Viele der Prachtausgaben mit ihren enormen Formaten, pappenstarkem Velin, mehr als handbreiten Rändern, die in den typographischen Geschichten herumspuken, würden ost genug einer unbefangenen typographischen Kritik gegenüber einen schweren Stand haben. Wenn Göschen in der Zeit der Geschmacklosigkeit auch nicht Mustergültiges lieferte, so verdient sein Streben doch die höchste Anerkennung. Glücklicher als er war Karl Tauchnitz mit seinen Prachtausgaben. Ob er selbst ein ebenso prononcirter Freund der Antiqua war, wie Göschen, oder ob er nur durch seinen wissen schaftlichen Verlag naturgemäß aus diese geführt wurde, können wir nicht entscheiden. Seine vielen Anschaffungen von holländisch- gothischen Schriften deuten eher ans die Richtigkeit letzterer An nahme hin. Seine Ausgabe von Theokrit (1821) ist ein wirkliches Prachtwerk mit ihren schönen, kräftigen, griechischen Schristen auf das feinste Velinpapier gedruckt. Nicht minder schön ist die des „Oarnron Lrabionw 8ravisäckini Helousis" (1816). Der Originaltext ist im orientalischen Stil in Gold und bunten Farben gedruckt, zu rühmen ist auch die Kuhn'sche Hymne an König Friedrich August von Sachsen". Zu seinen bedeutend sten Leistungen gehören auch die arabische Ausgabe des Korans von Flügel, die Fürst'sche Umarbeitung der Buxtorf'sche» „Concordanz", die stereotypirten hebräischen Bibeln von Hahn. Bon den berühmten Stereotypausgaben der Klassiker läßt sich wohl voraussetzen, daß sie jedem Leser des Börsenblattes bekannt sind. Von anderen Leipziger Prachtwerken und merkwürdigen Drucken erwähnen wir noch C.L. Stieglitz, „Zeichnungen aus der schönen Baukunst", 1798, in Fol. (Voß L Co.). — W. G. Becker, „Augusteum", ein wirkliches Prachtwerk, sehr reich mit Kupfern illustrirt. Gedruckt von Göschen 1804. — G. Seyffarth, „Bei träge zur Kenntniß des alten Aegypten". Verlag von I. A. Barth, Druck von Friedr. Nies, der erste, der das Wagstück unternahm, Hieroglyphen mit beweglichen Typen zu drucken. Ein höchst interessanter Druck ist Seyssahrt's „Ruäimonts. Uisro- xlz-xkioos", 1826, Verlag von Barth, auf Pergament von Haak gedruckt. Eine lithographirtc Tafel darin hat die Länge von 4 Metern. Eine wahre typographische Musterleistung sind die „Minnesänger" von F. A. von der Hagen, für den Verlag von Joh. Ambr. Barth 1838 gedruckt von W. Haak, einem Buch drucker ersten Ranges, dessen plötzlicher Tod (1838) einer Wirk samkeit Grenze setzte, die für Leipzigs Typographie eine höchst sruchtbringende gewesen ist, und wahrscheinlich noch fruchtbringen der hätte werden können, da Haak hohe Ziele als Buchdrucker verfolgte und in seiner Verbindung mit I. I. Weber den rechte» Mann gefunden hatte, der als Verleger dieselben Ziele verfolgte, wie jener als Buchdrucker. Die sür Weber gelieferten Tableaux „Napoleon", „Friedrich der Große", „Kaiser Joseph", waren sür damalige Zeit seltene Leistungen. Wir sind hiermit zugleich an die Schlußsteine der histo rischen Ausstellung gelangt, die drei Jubelwerke: Falkenstein, „Geschichte der Buchdruckerkunst" (Druck und Verlag von B. G. Teubner); „Die Nibelungen" von Bcndemann und Hübner (Verlag von Otto und Georg Wigand, Druck von Brcitkops L Härtel); und die Kugler-Menzel'sche „GeschichteFriedrich des Großen" (Verlag von I. I. Weber, Druck von F. A. Brockhaus). Alle drei legen Zeugniß davon ab, daß Typographie und Holzschneidekunst im Jubeljahr sich von der Versunkenheit voll kommen erholt, wenn wir auch noch nicht sagen wollen, den Gipfelpunkt erreicht hatten, der vielleicht erst 10 Jahre später zu setzen ist, also gleich dem wirklichen, historisch begrün deten Jubeljahre. Bendemann's, Hübner's und Menzel's Werke werden neben einem „Theuerdank", einer Dürer'schen „Passion", und einem Holbein'sche» „Todtentanz" immer in würdiger Weise ihre Plätze in der typographischen Geschichte und in den typogra phischen Bibliotheken behaupten. Sind auch die vielen verschie denen Proben des Kunst- und Farbendruckes, welche in „Falken stein" zur Anwendung kommen, durch spätere Leistungen überholt, so zeigt das Buch doch, daß die Typographie im Jahre 1840 auch in allen Nebenzweigen kampsbercit dastand. Wir werden in unserm nächsten Artikel Gelegenheit haben zu prüfen, ob und wie Leipzig den Verpflichtungen, die ihm durch die Huldigung als Deutschlands erster Druckstadt am Jubelfeste 1840 auferlegt wurden, nachgekommen ist.*) *) Um nicht den Bericht über die Ausstellung der Druckarbeiten Leipzigs und des Ausstellmigsrayons zu unterbrechen, wird hier die allgemeine Musterausstellung älterer Drucke, Büchereinbände und Hand- zeichnungen übergangen, um bei anderer Gelegenheit aus sie zurückzu kommen. C. B. L.
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