Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.06.1921
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1921-06-10
- Erscheinungsdatum
- 10.06.1921
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19210610
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192106107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19210610
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1921
- Monat1921-06
- Tag1921-06-10
- Monat1921-06
- Jahr1921
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
133, 10. Juni 1921. Redakttoneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 2. Die Schönheit derBuchschr ist. Die Schrift im allgemeinen und die Buchschrift im beson deren ist vielfach ein Mittel zur Ausprägung künstlerischer An schauungen gewesen, daher gcsiattci vornehmlich die Buchschris! Rückschlüsse aus den Siilansdruck einer ganzen Zeit. Ihre for male Gestaltung ist durch Technik und Werkzeug (Schreibgerät, Pinsel, Grifsel, Messer, Stichel), durch die Persönlichkeit des Schassenden, durch Vorbilder, Anschauungen, Traditionen, Fort schritte und Hemmungen gegeben, oft ist die Buchschrift beredter Zeuge einer reichen und reifen Kunstübung. Und weil eine be stimmte Buchschrist in ihrer historischen Formensprache Stil produkt ist, so wird sie kaum in eine andere Zeit passen, es sei denn, daß sie auf diese zugeschnitten würde. Deshalb kann sich auch der in solchen Dingen fein Empfindende des Eindrucks nicht erwehren, daß heute so stark bevorzugte Schriften, wie z. B. die Didot-Antiqua, gar nicht zu unserer Zeit passen. Erfreu« licherweise gibt es Schriftgießereien, die in geradezu feinsinniger Weise den Wandlungen des Formenausdrucks beim Neuguß alter Schriften Rechnung tragen. Um ein Beispiel zu bringen, ver weise ich auf die »Altschwabacher Werkschrift« der Schriftgießerei Benjamin Krebs Nachf., Frank- furt am Main, eine Schrift, die unter Zugrundelegung der > Original-Schwadacher« des 17. Jahrhunderts in einer Weise neugeschnitten wurde, die geradezu Bewunderung erregt. Eine vergleichende Gegenüberstellung des Garmond-Grades der alten »Original-Schwabacher- nach Original-Matrizen aus dem 17. Jahrhundert mit dem Neuschnitt aus dem Jahre 1918 läßt er kennen, in welch behutsamer und erfolgreicher Weise eine der artige Umarbeitung erfolgen kann und wie es oftmals bloß eines Ausgleichens bedarf, um die künstlerischen Qualitäten einer alten Buchschrift unter Wahrung ihrer Eigenart erheblich zu steigern. Unzweifelhaft besitzt man heule im allgemeinen mehr Verständnis für die Werte einer Schrift als vor zwei oder drei Jahrzehnten. Und wenn heute infolge der Nöte der Zeit selbst Klassiker und andere inhaltlich wertvolle Bücher in sehr alltäglichen Typen, ja teilweise von alten abgenutzten Stereotypplatten unter Um ständen auf rauhes Papier gedruckt werden, so trägt man doch auch andernteils wieder in ganz ersichtlichem Maße dem Wunsche nach edlen Typen Rechnung. Während zahlreiche moderne Künstlerschriften in den größe ren Graden schärfere Akzente durch Schnörkel, Zierelemente usw. zeigen, muß eine gute Buchschrift durch Ruhe und ein Vermeiden des Schnörkelhaften sich auszeichnen. Bei möglichster Anmut der Buchstabenbilder soll vornehmlich eine rhythmische Verteilung der schwarzen und Weißen Massen festzustellen und die Schrift weder durch zu große Glätte, noch durch zu starke Bewegtheiten gekennzeichnet sein. Daß der mehr oder minder große Schönheitswert einer Buch schrift bereits durch Spationieren mit Papierspänen gefährdet und durch starkes Sperren zunichte gemacht werden kann, leuchtet ein; auch zu große Wortzwischenräume, nicht zuletzt zu kleine und zu große Zeilenzwischenräume nehmen den Schriften Cha rakter und Schönheit. Und wie oft wird in dieser Hinsicht ge sündigt! Dies ist um so bedauerlicher und befremdlicher, als gerade unsere Zeit überaus reich an Eliteleistungen auf dem Ge biete der Schriftgestaltung ist. Ich will es vermeiden, an dieser Stelle Werturteile über unsere Künstlerschriften abzugeben, möchte jedoch feststellen, daß wir eine ganze Reihe sehr produk tiver Künstler besitzen, die mit ihrem Schriftschaffen unsere Schriftkultur wieder zur Höhe jener des 18. Jahrhunderts em porgerissen haben. 3. Die Größe der Buchschrift. Die bestimmenden Faktoren im Hinblick auf die Größe der Buchschrist sind Buchformat, Umfang des Textes und Beschaffenheit desBücherpapiers. Daß ein großer Buchformat, vielleicht die Monumentalausgabe eines Werkes, eine große Type geradezu fordert, leuchtet ein, und daß in einem solchen Falle das Spezifische im Charakter dieser Schrift be sonders Wohl beobachtet sein will, ist ebenfalls offensichtlich. Man muß nämlich bedenken, daß der Formenausdruck einer Schrift in einem größeren Grade stärker in die Erscheinung tritt i als im kleineren. Es ergeben sich die schreiendsten Widersprüche, wenn die Riesenseiten eines Monumentalwerkes etwa in Korpus« I Fraktur, vielleicht auch noch in einem mageren Schnitte gedruckt sind; eher erträgt man noch das Umgekehrte, obgleich auch in ! einem solchen Falle die gegenseitige organische Bedingtheit fehlt. Besondere Aufmerksamkeit fordert sodann die Beschaffenheit des Papiers. Ein gelbliches oder bräunliches, geripptes Bütten fordert naturgemäß beim nämlichen Format eine größere und ! kräftigere Schrift als ein glattes, bllltenweißes Papier. Der > Verleger wird natürlich nie ohne Zwang eine größere (wenn ^ auch schönere) Type wählen, weil eine solche ein Buch erheblich im Umfange vergrößert, damit verteuert und die Absatzsähigkeit ! zu vermindern vermag. Aber man hüte sich vor übertriebener . Sparsamkeit. Zu kleine Typen und ungenügende Zeilenzwischen- ^äume sind oft die Hauptgründe für ein unharmonisches Buch- gebildc. Den besten Aufschluß geben in solchen Fragen Probe seiten, bei denen man die Zeilenzwischenräume in den üblichen Grenzen variiert und damit Vergleichsmöglichkeiten schasst. Es ! gibt Druckereien, besonders solche, die viel für Verleger arbeiten, die geeignete Schriftprobenbücher mit Buchseiten ausgeben. Eins der schönsten und brauchbarsten Probenbücher dieser Art für ^ Werkschriften brachte vor etwa Jahresfrist die B u ch d r u ck e r e! C. G. Naumann, Leipzig, unter dem Titel »Schriften für das schöne Buch« heraus. 4. Buchschrist und Buchinhalt. Wenn wir die Buchschrift in ihren Beziehungen zum Buche betrachten und besonders die Höhepunkte der Buchschöpfung einer genauen Betrachtung unterziehen, so finden wir, daß nicht allein das Ornament, sondern die mit diesem in engem Zusammenhang stehende Schrift in ihren Ausdrucksformen dem Geistesleben der Menschen jeweils angepaßt und damit stetigem Wechsel unter worfen gewesen ist. Je fruchtbarer nun eine Zeit in schöpfe rischer Hinsicht ist, desto reicher wird auch die Schriftenproduktiorr sein. War nun der fast unübersehbare Schriftenreichtum, den die Druckwerke des 15. Jahrhunderts offenbaren, auf das Bestreben der Drucker zurückzufllhren, »die Vorbilder der Handschriften gleichwertig zu ersetzen, die Schönschriften ihrer Zeit aus dem Felde zu schlagen, zu zeigen, daß die Kunst des neuen Schreibens der alten Form nicht nachzustehen brauche« <vr. Schottenloher), so ist der noch weit größere Schriftenreichtum unserer Zeit als Ausdruck einer über alle Maßen großen Schaffensfreude unserer Künstler, einer Unternehmungslust unserer Schriftgießereien, einem edlen Wettstreit zuzuschreiben. Und aus diesem Füllhorn braucht der Verleger nur auszusuchen, d i e Type auszuwählen, die für sein Werk die geeignetste ist, und die Schrift in ein näheres Verhältnis zum Inhalt zu bringen. Ich komme damit zum eigentlichen Hauptthema des vorliegenden Artikels und schneide zugleich eine Frage an, deren Beantwortung oft zu leicht genommen wird und die von seiten des Buchherausgebers und Verlegers einer entscheidenden Umorientierung bedarf. Sieht man eine Anzahl Schriften nebeneinander, so bemerkt man nicht allein die Buntheit der Formen, sondern zugleich eine ungemein starke Unterschiedlichkeit im Charakter, im Stimmungsausdruck. Daraus ergibt sich aber die Möglichkeit, sich der Schrift (so wie dies auf dem Gebiete der Akzidenzgestaltung bereits weitest gehend geschieht) als stimmunggebenden Faktors zu bedienen, in ihr also geradezu ein illusionsförderndes Mittel zu sehen. Es ist eine durchaus berechtigte Forderung, Wesensverwandtschaften zwischen der dargestellten Materie und dem Träger des Buchinhalts, nämlich der Schrift, zu suchen und damit eine bewußte Steigerung der dichterischen Leistungen her- beizuführen. Daß solch eine Schriftauslese nicht ohne Fühlung nahme mit dem Autor erfolgen darf, liegt auf der Hand. Daß es hierbei nicht ohne Zugeständnisse abgeht, ja daß sich zuweilen geradezu Konflikte ergeben <z. B. bei Novellensammlungen), das darf jedoch nicht als Grund angesehen werden, einer so berech tigten Forderung, wie jener der Anpassung der Schrift an den Inhalt, nicht zu entsprechen. Man denke sich ein Werk aus der Zeit der Reformation, ein Buch der Kampfstimmung und de» Ringens um ein neues Menschenrecht in einer eleganten Kursiv 7S5
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder