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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1894
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1894
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- Deutsch
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108, 7. Mai 1894. Nichtamtlicher Teil. 2803 Nichtamtlicher Teil. Hugo Koehler 1°. Nemento woril Rasch und unerwartet und allen viel zu früh, ist in später Abendstunde Sonntag den 29. April ein Mann von uns geschieden, den wir noch lange Jahre in unserer Mitte zu haben gehofft hatten. Fast unglaublich schien es, als am Montag die Nachricht vom Tode Hugo Koehlers bekannt wurde. Hatten wir ihn doch noch acht Tage vorher in voller Manneskrast und Schaffensfreudigkeit unter uns gesehen! Ja, rasch tritt der Tod den Menschen an und greist unerbittlich ein in Glück und Frieden, Hoffnung und Freude. — — — Unter dem Eindruck solcher Gedanken stand ersichtlich die große Schar von Leidtragenden, welche sich gestern versammelt hatte, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Nahe und ferne Verwandte, persönliche und geschäftliche Freunde und nicht zuletzt eine große Anzahl der Berufsgenossen — sie alle waren gekommen, nicht um dem konventionellen Höflichkeitsgesetz Genüge zu leisten, sondern weil es ihnen ein Bedürfnis des Herzens war, dem teuren Familienmitgliede, dem treuen Freunde, dem lieben Kollegen das letzte Geleite zu geben Hugo Koehler, der jüngste der Söhne des 1872 ver storbenen, in weiten Kreisen des Buchhandels hochverehrten Franz Koehler, war durch den Willen seines Vaters berufen, die von diesem bereits 1847 begründete Firma K F. Koehler's Anti quarium zu übernehmen, welche unter der Leitung Adolf Ulms sich zu einer der hervorragendsten ihres Faches entwickelt hatte. Da letzterer als Teilhaber eintrat, so war die Gewähr eines ferneren Gedeihens gegeben, und voll und ganz hat der damals eben in sein zweiundzwanzigstes Lebensjahr eingetretene Koehler seinem erfahrenen Ratgeber und Socius Ulm, bis zu dessen Lebensende, Dank gewußt für seine unermüdliche und aufopfernde Fürsorge für das Wohl der Firma. ES wäre aber ein Irrtum, zu glauben, daß diese Zeit für ihn eine leichte war; seine warme, weiche Natur brachte es mit sich, daß er sich ganz den Ansichten des erfahrenen, älteren Freundes unterordnete; aber es liegt im Lauf der Welt, daß die jüngere Generation andere Anschauungen auch in geschäft lichen Fragen hat, und es ist nicht immer gut, wenn diese nicht zur Geltung kommen. Wohl mochte Hugo Koehler schon damals gewünscht haben, sein Geschäft auf andere Grundlagen zu stellen; aber derartige Pläne blieben unausgesprochen. Mit einem ge wissen Bangen sahen daher seine Freunde mit dem Tode Ulm's (1884) den Augenblick gekommen, wo er allein die Leitung über nehmen mußte. Aber er hat alle Befürchtungen Lügen gestraft: mit vorsichtiger, aber fester Hand ging er an eine Umgestaltung des Geschäfts. In richtiger Erkenntnis, daß sich die alten Formen des Antiquariatsbuchhandels in mancher Hinsicht über lebt hatten, suchte er neue auf, und mit entschiedenem Erfolg. Es ist nicht hier der Ort, auf einzelnes einzugehen — That- sache ist, daß die Firma K. F. Koehler's Antiquariuni heute mehr noch als früher als der ersten eine genannt wird. Es ist auch nicht der Ort hier, auf die persönlichen Ver hältnisse des Verstorbenen einzugehen, auf das, was er seiner Familie und seinem vertrauten Freundeskreise gewesen ist. Auch wer, nicht zu letztere» gehörig, nur geschäftlich mit ihm verkehrte, hatte oft genug Gelegenheit, den Zauber seines gemütvollen Humors zu empfinden. An dieser Stelle aber, in dem Fach blatte unseres Berufs, das der verstorbenen Berufsgenossen in erster Linie als solcher — als Buchhändler und als Kollegen — gedenken will, sei hier zum Schluß noch darauf hingewiesen, daß der Verstorbene auch hierin seinem verstorbenen Vater glich, daß er als eine der ersten geschäftlichen Tugenden wahre, vor nehme Kollegialität festhielt und treulich üble. Der Schreiber dieser Zeilen weiß, daß er gerade hierauf hervorragenden Wert legte; mit besonderer Genuglhuung sei daher auch an dieser Einundsechzigster Jahrgang. Stelle ausgesprochen: Hugo Koehler war uns allen ein treuer, guter Kollege, er war uns ein lieber Kollege. Am Himmelsahrtstage 1894. 0. II. Versammlung von Sortimentern am Freitag den 20. April 1894, nachmittags 4 Uhr, im Deutschen Buchhändlerhause zu Leipzig, zur Besprechung der Gründung eines Sortimenter-Bundes. (Schluß aus Nr. 101.) Der lebhaften Zustimmung der Versammlung zu dem Vor trage des Herrn Meißner gab der Vorsitzende, Herr Zeidler, Ausdruck, indem er Herrn Meißner in warmen Worten Dank aussprach. Herr Benno Goeritz-Braunschweig: Der Gedanke eines Sortimenterbundes berühre ihn sympathisch. Anderseits aber begeistere er sich gerne und sehe das Schöne und Ideale im Buchhändlerberufe gerade in dessen engem, freundschaftlichen Zusammenhalt aller ihm Angehörenden, wobei kein Unterschied zwischen Sortimenter und Verleger gemacht werde. Für Er- mannung und Ausraffung des Sortiments trete auch er ein; wenn aber das Sortiment durch den Verlag benachteiligt sei, so habe es in den Kreis- und Ortsvereinen, in denen die Sortimenter bei weitem das Uebergewicht hätten, eine so vorzügliche Organisation in sich selbst, wie es diese kaum besser wünschen könne. — Die Barbezüge seien allerdings bedeutend und könnten ein mäßiges Betriebskapital leicht bedrohen; aber ehe man ein Geschäft eröffne, müsse man sich doch auch über seine Mittel klar sein und alle Eventualitäten in Betracht gezogen haben. Große Barbezüge hätten anderseits doch auch den Vorteil, daß man seine Verpflichtungen um deren Betrag verringere, daß man den Stand des Geschäftes besser kontrollieren könne und in der Regel mit wesentlichem Vorteil einkause. — Betreffs des leider in Aufnahme gekommenen verminderten Rabatts bei Schulbüchern trete er der Ansicht des Herrn Meißner vollinhaltlich bei. Unter 25°/g sollte überhaupt kein Buch rabat- tiert werden, auch kein Schulbuch. Der Verleger müsse den Einband so kalkulieren, das er dem Sortimenter diese Be schränkung nicht aufzuerlegen brauche. Im Gegenteil sollte der Sortimenter für ein gebundenes Buch eigentlich einen höheren Rabatt beanspruchen dürfen als für ein ungebundenes; sein Risiko sei dabei erheblich vergrößert; denn ein gebundenes Buch sei viel leichter einer Beschädigung und daraus entspringender Unverkäuflichkeit ausgesetzt als ein ungebundenes Buch, bei dem sich ein Schaden meist leicht beseitigen lasse; auch lasteten größere Spesen in Folge des vermehrten Gewichtes daraufi — Betreffs der neuen veränderten Auflagen von Schulbüchern, die den Sortimentern häufig so empfindliche Verluste brächten, dürfe er aus den bekannten, im Börsenblatt mitgeteilten Erlaß des preußischen Kultusministers verweisen, von dem sicher eine weitgehende Besserung der herrschenden Zustände zu erwarten sei. — Der Gedanke eines Vereinsantiquariats sei ihm nicht unsympathisch; aber er glaube, daß dessen Erfolg doch nur ein mäßiger sein werde. Zweckmäßiger sei es vielleicht, wenn die Sortimenter einer Stadt oder eines Kreises sich zu gemeinsamer Verwertung der dem Einzelnen liegen gebliebenen Werke zu- sammenthäten, wie es sich anderseits auch empfehle, sich bei den Lagerbestellungeu zu Vereinen. — Gegen die loyal ausgesührte Verramschung ganzer Auflagen eines Werkes habe auch er nichts einzuwenden; nur müsse man eine solche Leiche doch erst erkalten lassen, ehe man sie begrabe, und nicht sofort, nachdem sich der Miß- 378
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