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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.11.1926
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- 1926-11-15
- Erscheinungsdatum
- 15.11.1926
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wollten, denn neben den Einheimischen sind nach dem Krieg die Ausländer ein immer stärkeres Kontingent der Boernerschen Auk tionen geworden, da auch für sie diese Versteigerungen ein Er eignis auf dem Markt für Graphik sind und die Resultate preis- bildend wirken. Für alte Graphik ist Deutschland in mancher Be ziehung ein günstigeres Absatzfeld als das Ausland, was sich auch in Boerners Katalogen spiegelt, da nicht nur die umfänglichen Dnbletten-Schätze der Albertina in Wien, sondern auch mehrfach Dubletten des Britischen Museums in London in Leipzig versteigert wurden. So steht der jetzige Ches des Hauses, Herr Hans Boerner, als der typische Repräsentant seines Faches da, dem der kunst liebende Sammler wie der Museumsdirektor ein ungemindertes Zutrauen entgegenbringen, da beide wissen, daß Boernersche An gaben verläßlich sind. Und hier wirkt nun auch die Persönlichkeit Boerners mit. Man fühlt sich nicht nur als Käufer, sondern, und ist es auch häufig, als Gast im Kreise, den Boerner zu versammeln pflegt. So sei es einen« ehemaligen fleißigen Besucher der Boernerschen Auktionen gestattet, des 109jährigen Jubeltages des Geschäftes freudig zu gedenken und dem Inhaber seinen herzlichen Glückwunsch für das nächste Säkulnm darzubringcn. Max Ziegert. Die Familie Alantsee. Von Carl Junker. Am Beginn des 16. Jahrhunderts wirkten in Wien die Brüder Alantsee, die den damaligen Buchhandel der ganzen Welt beherrschten und deren vcrlegerische Größe und Bedeutung erst mehr als dreieinhalb Jahrhunderte später in Wien annähernd wiedergesehen wurde, zu einer Zeit allerdings, wo man nicht mehr von dem größten Buchhändler in der Welt sprechen konnte, son dern nur mehr von den größten die Rede sein konnte. Die Geschichte dieser ersten hervorragenden Wiener Buch- händlersamilie war bisher nur zum Teil bekannt; was man wußte, war vielfach falsch und ungenau. Erst eine Reihe neuer For schungen, das Zusammenfügen verschiedener Angaben aus zerstreu ten Publikationen und Quellenschriften ergibt ein jetzt fast ganz klares Bild. Die Familie stammt aus Schongau in Oberbayern. Sie betrieb vorzeiten wohl die Fischerei. Der Alant ist nämlich eine Karpscnart, und einen Fisch führten die Alantsee später auch in ihrem Wappen. Die ältesten, urkundlich Nachweisbaren dieses Namens sind zwei Studenten der Universität Erfurt und ein Michel, der 1476 in Basel als Gehilfe des Buchhändlers Richel genannt wird und später in Leipzig — nachweisbar bis 1484 — tätig war"). Dieser Michel, oder vielleicht sein Bruder Johann, Magister in Schongau, hatte sechs Söhne, von denen einer ein gelehrter Karthäuser war, der auch als Schriftsteller vorkommt, während zwei andre sich dem Buchhandel widmeten"). Leonhardt, der ältere, war zuerst in Augsburg bedienstet und übersisdelte zu End« des 15. Jahrhunderts nach Wien, der kaiserlichen Residenz, wo damals die berühmtesten Humanisten lehrten und das «in glanzvolles geistiges Zentrum war. Er kam gerade zurecht, um an der Wiege des Buchhandels in Wien zu stehen, denn 1482 erst wurde hier zum erstenmal Gillenbergs Kunst ausgeübt'), 1492 ließ sich hier der erste Drucker ständig nieder, und ein Jahr vorher begegnen 'wir hier zum erstenmal neben den Handschristenhändlern einem eigentlichen Buchhändler, Buchführer'). >) Archiv f. Geschichte d. dtsch. Buchhandels. Herausgegeben vom Börsenverein zu Leipzig. Bd. V, XI u. XII. Ansbes.: H a r I m an n - F ra n z e n s hu lb : Geschlcchter- buch der Wiener Evbbttrger, Heft 1 knicht mehr erschienen), S. IS u. 14, nur vorher in den Mitteilungen der k. k. Zcntratkomnnssion zur Er haltung u. Erforschung der Baubenkmale. Suppl.-Bd. II. Wien 1874. — Kerner: B er mann, Biogr. Lexikon, 1. Lieferung (nicht mehr erschienen), S. 100. — Camesina und Feil in den Berichten und Mitthcilungcn des Altertumsvercincs Wien III. 237; VIII. Anhang, Pag. OII; XI. 258. 2KÜ. — Uhlirz Im Zentralblatt f. Bibliotheks wesen IX. Leipzig 1892. ") Denis, Wiens Buchdrucker-Geschichte. Wien 1782. — Mayer, I)r. A.: Buchbruckergeschichte Wiens. ') Jnsbes.: Kirchhofs, Beiträge z. Geschichte des Buchhandels. — Geich, d. Stadt Wien herausgeg. ». Altertumsverein. Bd. III, S. K2L sf. Sk Noch im Jahre 1500 erwarb Leonhcwdt Alantsee das Wiener Bürgerrecht'), und er dürste auch seinerseits anfangs hauptsächlich mit Handschriften und Pergament gehandelt haben. Sein erstes Berlagswerk tvar eine Grammatik von Nikolaus Perotti, die 1505 von Peter Lichtenstein in Venedig gedruckt wurde. Auch spätere Schriften ließ er oft in Venedig, Augsburg, Basel, Tübingen, Hagenau, Nürnberg und Straßburg Herstellen, wohin er und sein Bruder häufig reisten, um auch fremde Berlagsarlikel, insbeson dere Aldinen, zu kaufen"). Das erste von Leonhardt Alantsee in Wien gedruckte Buch waren die Werke des Claudius in einer Ausgabe von Camerino, die — ein stattlicher Quartband — 1510 die Pressen von Victor und Singricner verließen, die sich in eben diesem Jahr neben dem ersten uns namentlich bekannten Wiener Drucker Winterburger, der übrigens später auch von den Alantsees oft beschäftigt wurde, in Wien niedergelassen hatten. Schon drei Jahre nach Leonhardts Übersiedlung nach Wien kam auch sein jüngerer Bruder Lucas hierher. Dieser hatte eine sehr sorgfältige wissenschaftliche Erziehung genossen, hatte an der Universität in Basel studiert und setzte vorerst seine Studien noch an der Wiener artistischen Fakultät fort, wo er 1502 immatrikuliert wurde. Bon 1505 bis 1517 sinken sich Verlagswerke nnt der Firma Leonhardt und Lucas Alants« und ihrem schönen Bcrlegerzeichen, daneben aber von 1508 bis 1515 auch solchp von Leonhardt allein, während der Name Lucas Alants« allein nur in den Jahren 1518 bis 1522 vorkommt. Während ihr nächster Konkurrent, der hervorragende Buch händler Rynmann in Augsburg, fast ausschließlich mittelalterliche gelehrte Literakur, scholastisch-theologische Werke pflegte, huldigten die Brüder Alants« dem neuen frischen Geist, der die Gelehrten welt durchwehte, widmeten dem neuerwachenden klassischen Stu dium mit großem, wachsendem Erfolge ihre Dienste. Wir kennen weit mehr als hundert Schriften, die in ihrem Verlag erschienen; neben Grammatiken, Breviarien, Missalien finden wir Ausgaben von Aristoteles, Florus, Sallust, Cicero, Ovid, Plinius, Virgil, aber auch Schriften von Erasmus und den Wiener Gelehrten Ccltes und Penerbach. Alle diese Ausgaben zeichnen sich durch besondere Korrektheit und schönen Druck aus und rangen vielfach mit den Drucken des berühmten Venezianers Aldus Mauritius um die Palme. Auch die Auflagen waren für die damalig« Zeit sehr hoch; von einer Sallust-Ausgabe wissen wir, daß sie in tausend Exemplaren erschien. Leonhardt und seine Frau Margarete hatten 1510 das Haus gekauft, in dem sich ihr Laden befand. Es stand gegenüber dem Riescntor der Stephanskirche an der alten Brandstatt, dort, wo jetzt die Jasomirgottstraße zieht. Martin Stainpeis erwähnt diesen Laden und erzählt, daß sich in demselben auch — «ine Rari tät zu jener Zeit — das Bild eines Rhinozeros befand. Aus andern Quellen") wissen wir, daß er ein Treffpunkt der Gelehrten der Wiener Hochschule war, die sich damals noch im Stubcnviertel und nächst der Jesuitcnkirche befand. Leonhardt besaß auch ein Anwesen in Weißenkirchen in der Wachau"), war nicht nur ein reicher, sondern auch sehr angesehener Mann und gehörte seit 1502 der Gottesleichnamsbruderschast an. Er starb am 7. Januar 1518. Denis, der gelehrte erste Darsteller der Geschichte der Wiener Buchdruckerkunst, kannte noch Leonhardts Testament und die Inschrift auf seinem Grab am Stcphansfriedhof, die leider heute beide verschollen sind. Leonhardt hatte keine Kinder und hinterließ sein bedeutendes Vermögen seinem Bruder Lucas und seiner Frau, die sich freilich bald über seinen Tod getröstet zu haben scheint, da sie schon 1520, als sie mit ihrem Schwager zu sammen das ererbte Hans verkaufte"), als Frau Mendelstainerin °> Hartmann-Kranzenshuld I. c. ") Kirchhofs l. c., insöes. S. SS—87. "> In verschiedenen weiteren Bearbeitungen der Gemeinde der Stadt Wien, tnsbes. v. Schimmer, Bern« an n, Kralik, Weist usw. ") Die Ailantsecs besaßen vorübergehend den »Daissenboser Hof« in Weistenkirchen, worüber sich noch manches im dortigen guigeordneten Archiv finden soll, wie ich einer freundlichen Mitteilung des Herrn Staatsarchivars vr. K a l t c n b r u n n e r in Wie» entnehme. °) Gewchrblicher der Stadt Wien im Stadl-Archiv insb. b!. S. 559. 581. k. 10V.
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