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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1878
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.05.1878
- Sprache
- Deutsch
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wenn eine solche Handlung mit einem guten Beispiele vorgeht, so, glauben wir, werden sicherlich auch bald andere, ein Gewicht in die Wagschale werfen könnende Handlungen, wie z. B. die der Herren Brockhaus, Engelmann, Klinkhardt, Hinrichs, Enslin, Springer, Flemming, Cotta, Schmidt L Spring re. rc. rc., mit dafür einstehen, daß die Sortimenter fernerhin nicht mehr, wie bisher, durch einzelne Handlungen, welche allen möglichen Nichtbuchhändlern in den ver schiedensten Gegenden die Rabatt- und sonstigen Geheimnisse des Buchhandels ausplaudern und sie dadurch veranlassen, nun auch noch Buchhändler zu werden und die schon überdies zu große Con- currenz im Sortimentsbuchhandel zu vermehren, geschädigt oder gänzlich ruinirt werden können. Die Redensarten, daß man, um die Volksbildung zu be fördern, jetzt in jedem kleinen Neste Buchhandlungen zu errichten suchen müsse, halten wir nur für Phrasen. Wir sehen ja leider, daß trotz aller Bestrebungen, Bildung überall hin zu verbreiten, ein großer Theil der Menschheit sich gar nicht fortbilden läßt, gar nicht sortbilden lassen will, und daß noch heutigen Tages, nachdem nun schon so lange an dem menschlichen Geschlechte herumgedrechselt ist, Rohheiten Vorkommen, die man gar nicht für möglich halten sollte, und wie solche kaum im Mittelalter vorgekommen sein können! — Daß man den Buchhandlungen in Leipzig ganz denselben Rabatt gibt wie den auswärtigen, die viele Kosten und Spesen für ihre Bücherbezüge haben, dagegen die in Leipzig befindlichen Alles kostenfrei bekommen können, ist sicherlich eine Abnormität, und es wäre nur gerecht, wenn von jetzt an diejenigen Leipziger Herren, welche dem Publicum 20 bis 30 U in Circularen und Katalogen freiwillig anbieten, stets bekannt gemacht würden und diesen dann von allen verbündeten Verlegern 159b Rabatt weniger gegeben werden müßten. Wenn Hr. Klasing der Meinung ist, daß derartige Herren, um den ihnen nun gekürzten Rabatt zu umgehen, künftighin auf Schleichwegen dennoch den vollen Rabatt sich würden verschaffen können, dadurch etwa, daß sie auf Berlangzetteln ihrer Com- mittenten die von ihnen selbst gebraucht werdenden Bücher be stellten und dann für sich behielten, so könnte man das zunächst wohl eigentlich keinem rechtlichen Manne zutrauen, denn, wir wollen es hier nur ganz glimpflich bezeichnen, es wäre eine Täuschung, ein arger Mißbrauch des Vertrauens. Sollten aber dennoch der artige Fälle Vorkommen, so glauben wir, daß dergleichen oft nicht zu vertuschen, sondern zu constatiren wären, und wenn dann ein jeder solcher Fall von dem düpirten Verleger sofort dem Staats anwalt zur Anzeige gebracht würde, so dürfte die Strafe für ein gefälschtes Document doch sicherlich derartig sein, daß sie für fernere Fälle abschrecken würde. — r. II. Von den seither veröffentlichten Reformvorschlägen zur Hebung des Sortimentshandels ist derjenige des Hrn. Klasing in Nr. 98 d. Bl., der Meinung des Einsenders nach, der praktischste und am leichtesten durchführbare, und fühlt sich Schreiber verpflichtet, dem Hrn. Klasing seine Hochachtung für das uneigennützige Vorgehen auszusprechen. In einer Universitätsstadt, wo Einsender dieser Zeilen lebt, hat man besonders Gelegenheit, zu bemerken, wie der größte Theil des literarischen Bedarfs jetzt ausschließlich von Leip zig bezogen wird. Die Herren Docenten lassen sich die Novitäten, die der Sortimenter direct per Post beziehen muß, zur Ansicht sen den, notiren sich die gewünschten Artikel und bestellen sie dann in Leipzig, wo dieselben ja 15 und 209b billiger zu haben sind. Im günstigsten Falle wird hie und da ein ausländisches Werk, das der Leipziger Buchhändler mit nicht so hohem Rabatt liefern kann, bei dem Ortssortimenter bestellt, und dann schließlich auch noch 10 9b Rabatt von dem angegebenen Ordinärpreise verlangt. Unter den Studirenden ist es natürlich auch allgemein bekannt, daß die Bücher von Leipzig viel billiger zu beziehen sind, als von der Ortsbuch handlung, und sind es daher auch nur sehr wenige, die sich mit dem hier gebotenen Rabatt von 10 9ü begnügen und ihren Bedarf an Ort und Stelle kaufen; vielmehr wenden sich ^ nach Leipzig und lassen sich ihre Compendien rc. von dort zusenden. Daß diese Zustände die Existenz des Sortimentsbuchhändlers sehr erschweren und das Ansehen des Buchhandels im Allgemeinen schädigen, ist schon mehrfach erörtert worden. Der einzig richtige Weg, um diesem Uebelstande so ziemlich abzuhelfen, ist jedenfalls der von Hrn. Klasing vorgezeichnete, und wäre nur zu wünschen, daß die größeren Verlagshandlungen den Vorschlag prüfen und die Initiative ergreifen wollten, denselben praktisch anzuwenden. Ein materieller Verlust wird denselben jedenfalls dadurch nicht entstehen, sondern der Provinzialsortimenter wird sich ganz besonders gerade für deren Verlagswerke interessiren und sich energischer für die be treffenden Novitäten verwenden können, als es jetzt geschieht, wo man bei vielen Kunden schon im voraus weiß, daß sie wieder Alles zurücksenden, um nachher das Brauchbare von Leipzig zu beziehen. Gegen die Schleuderet. Die gegenwärtigen Zustände im deutschen Buchhandel sind, wie schon vielfach an dieser Stelle erörtert, derart erschüttert, daß einzelne Theile desselben einer Reform durchaus bedürfen. Ehe man jedoch an eine Reform denkt, ist es nöthig, zuvor die Ursache der Mißstände näher zu betrachten. Diese Ursache ist unserer Mei nung nach nicht in zu langem Credit, sondern vielmehr hauptsächlich in der Schleuderei zu suchen. Der Sortimenter sendet einem Kunden alle einschlagenden Werke zur Ansicht; Pfennig-Stückchen werden allenfalls behalten, bei größeren Werken jedoch notirt dieser sich häufig bloß die Titel, sendet sie dem Sortimenter zurück und ver schreibt dieselben dann aus Leipzig, wo sie häufig billiger abgegeben werden, als der Nettopreis für den Sortimenter beträgt. Ist es zu billigen, daß dem Sortimenter auf diese Weise der Lohn seiner Mühe und Unkosten entzogen wird? Werden sich die Bücherkäufer nicht schließlich mehr und mehr nach Leipzig, resp. Berlin wenden, wo sie so bedeutend billiger kaufen? — Was muß aber die noth- wendige Folge hiervon sein? Der Sortimentsbuchhandel, dieses so eigenartige Gewebe, muß, wenn keine Vorkehrungen getroffen werden, zu Grunde gehen. Wer nun würde hierunter am meisten leiden? Zunächst zweifellos das Publicum, sodann sicherlich auch der Verleger! Es würden da eine Unzahl von Canälen dem Bücher absatz verschlossen werden. Kann denn je wieder das Publicum so direct mit neuen Erscheinungen bekannt gemacht werden, wie durch den rastlosen Sortimenter? Ist es überhaupt denkbar, daß irgend Jemand die Bedürfnisse des Publicums so genau kennt, wie jeder Sortimenter in seinem Wirkungskreise? Dies ist eben nicht möglich ; darum muß das Sortiment unbedingt erhalten werden, und dies kann nur geschehen durch Beseitigung der Schleuderei. Erst jüngst wurde die Ansicht ausgesprochen, man solle den Leipziger Sortimentern mit einem Aufschlag von 109b liefern! Würde dies denn wirklich der Schleuderei das Handwerk legen? Der Leipziger wahrscheinlich, vorausgesetzt, daß eine Täuschung der Kommissionäre nicht möglich (was kaum anzunehmen); würden aber die Berliner Handlungen dann nicht um so freiere Hand haben? Auch diese haben nur in wenigen Fällen Spesen und sind infolge dessen im Stande, hohen Rabatt zu gewähren. Und würde man auch für Berlin dasselbe wie in Leipzig durchführen, — könnten dann nicht die Stuttgarter Firmen zn schleudern beginnen, oder Firmen in unmittelbarer Nähe Leipzigs, die also die denkbar geringsten Spesen hätten? Es müßte mithin eine durchgreifendere Maßregel zur An wendung kommen.
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