40 1 6 Börsenblatt f. d. Dtschu. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. 88, 16. April 1921- Otlo vielLoI Die ^ukerstedunZ des ^dendiändes Dis adsnälLnälseDs Kultur als ^uKÜuss äss planetariseDsn WoltZstüDls Kut^vicMuuA uuct ^ui<uutt egen Spenglers „Untergang des Abendlandes" macht sich eine immer stärker werdende Auflehnung fühlbar, s vor allem gegen seine pessimistische Schlußfolgerung und die psychologische Gefahr, die in ihr liegt und die darin gipfelt, daß die latente Hoffnungslosigkeit weiter Kreise gerade der Gebildeten in Spenglers Werk die metaphysische Begründung findet. Diese Gefahr zu bannen ist nur möglich, wenn Spenglers Scdluß- folgerungen emkräftigt werden, wenn es gelingt, seine Trugschlüffe nachzuweisen und ihre Quelle aufzudeckm. Steht der Autor insofern voll und ganz, wenn auch völlig unabhänglg, auf dem Boden Spenglers, als auch er die Kulturen als wertende und unter gewissen Bedingungen vergehende Organismen erkennt, so wächst er gewaltig über Spengler hinaus, indem er die Raumoorstellung als Grundlage der Kulturen überwindet und den Sinn unserer Kultur als Streben nach Auslösung des Endlichen im Unendlichen erlebt. Gerade in dem Versuch, unsere Kultur auS der Naumvorstellung heraus zu erklären, aus dem Willen dcS Abendlandes, den unendlichen Raum in Fesseln zu legen, liegt die tiefere Ursache für Spenglers Fehlschlüsse, die auf dieser Grundlage zwangsläufig im Toten, Mechanischen und schließlich in der Weltvcrzweiflung endigen müssen. Diesen Grundirrium erkennen, heißt Spenglers Pessimismus überwinden. So führt denn auch Dickeis Erkenntnis vom wahren Wesen abend ländischer Kultur zu lichtfroheren Höhen, von denen der Blick hinauSgreift in die Zeit, in der sich unsere Kullur vollendet, ehe sic in einem langen glückgesegncten Lebensabend allmählich zur Zivilisation erstarrt. Für ihn ist die Geschichte de« vergangenen Jahrhunderts und das heutige Weltgeschehen nur verständlich als unbewußter Kamps der abendländischen Kultur gegen die aufgezwungenen starren Formen der römischen und jüdischen Zivili sation. Seine Ausführungen sind geeignet, unserem wissenschaftlichen Denken völlig neue Bahnen zu eröffnen. Für unser Vaterland, vor allem für die Entwirrung der derzeitigen politischen Lage hängt alles davon ab, daß diese Erkenntnis Gemeingut des ganzen BvtkeS wird, damit die nächste Zukunft, die — wie der Verlauf der abendländischen SchicksalSlinic zeigt — das Schicksal Europas entscheidet, es gerüstet findet.