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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-09-27
- Erscheinungsdatum
- 27.09.1915
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- Deutsch
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^»ist^cr Dszugvprsä lmOaiMg^edstb^itrag ^ingelchlostea.oder^deren^aum kostet 30-Pf. L^ei'etgenen L?nz * "— ' — -' — ^ ^ ie 3dMar»N Mitglieder für die Seile 10 -Pt. r 3S M." 8 itglieder für die Zeile 10 -Vf., fllr >/. 6. 32 M. statt 3v -22«.. . berweiiuag 2 für6.1? M. statt IS M. Stellengesuche werden mit 10-Pf. pro rr . S -ch . . , »itglieder tm N Seile berechnet. — 2u dem illustriortcn^ell: für Mitglieder ^ j?hrNch?^Nach ^dem^Nus^and ^olgt ^iefermag Z* 2?aUm 15 M.^/s. 26 M*. ^6-^50M.° für Nichts N A r llber L^p^ig oder dur^ Kreuzband, an Nichtmit^lieder in N mi^lieder 40 -Pf.. 32 M.. SO^M-, 100 ^M.^ Deilagen werden N Nr. 224. UHMuMÄMrstMe'üW'ö'erM Leipzig, Montag den 27. September 1915, 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil Die Erziehung zum Buch. Die Frage, was geschehen müßte, um dte Erziehung des Publikums zum Buch zu fördern, mag jeden einzelnen Autor schon j beschäftigt haben; das Börsenblatt stellt sie jetzt direkt auf die 1 durch den Krieg geschaffene Lage des Büchermarktes, Natur-! gemäß formt sich bei dem Autor das Problem Wohl meist um in die Frage: Wie könnte man den Geschmack des Publikums ver-j bessern? Wir müssen zugeben, daß die Kriegszeit hierzu nicht viel getan hat. Sie fegte keineswegs das Oberflächliche und Banale fort; es blüht vielleicht noch üppiger weiter, als vorher. Sagen wir es ruhig, wir lesen (außer dem Guten, das man ja immer in der Stille zu finden weiß) jetzt schauderhafte Ge dichte und eine trübselige Prosa, Ich kenne die Menschen nicht, deren Gemüt davon bewegt wird, wenn sie in irgendeinem Ge dicht eines der Barden, die täglich zwei Gesänge über den Krieg schreiben, lesen, daß ein General einen, drei oder fünf Söhne verliert, sodann zum Sektglas greift: »Seine Stimme klingt hei ser, es lebe der Kaiser!« Man denke das Gedicht einmal um, seine phrasenhafte Krampfartigkeit ganz zu fühlen: ein Herrscher verlöre einen Sohn: er ruft in Schmerz gebannt, das Sektglas in der Hand, es leb' das Vaterland! Derartige Gedichte starren uns aus allen Zeitschriften mit Massenauflagen entgegen. Auch im Kriegsbuch für 1 hören wir Hymnen aus das Glas Sekt! Das Wappenzeichen der Ber liner Bourgeoisie und ihrer Bedichter, Sollen wir solchen — Poesien, Schöpfungen und menschlichen Dokumenten eine noch größere Verbreitung wünschen, als sie schon haben? Und sollte es wirklich sein, daß diese Erzeugnisse die ge heimnisvolle Macht besitzen, gleicherweise den Primitiven und den Banalen zu erfreuen, so müssen wir eben sagen, daß in diesen Produkten ihnen das Zeitgemäße (jetzt der Krieg) ebenso flach zu recht gemacht ist, wie es vor ein, zwei Jahren das damals Zeit gemäße war — meinetwegen das Theater, der Flirt, das Kino, das selige Tauentzienstratzengirl, der edle Gent, der Sport usw, usw. Daß der Soldat, dem Lektüre das ferngerückte normale Leben ersetzt, durch diese Zeit zum Buch erzogen wird, ist nicht zu glau ben, Dem Soldaten ist jetzt das Buch ein Konsumartikel, wie etwa die Schokolade, die er früher Wohl kaum je in diesen heutigen Massen vertilgt hat. Das Buch konkurriert jetzt im Preis mit der Pfennigziga rette, dem illustrierten Straßenjournal, dem Fahrpreis der elek trischen Bahn, dem 50-Pfennig-Bazar usw. Das Buch, früher ein Kind langer Wahl, des Bedenkens, der Auslese, auch des Geldaufwandes, ist ein Schleuderpreisartikel geworden — ist nicht mehr neu, d, h, interessant, wenn es vor einem halben Jahr er schien — ist Gassenware, Sollen weiterhin die Gedichte von gefaßten Generalen, soll jeder sentimentalisch-flache Bericht aus diesem Krieg noch zu Hunderttausenden gedruckt, durch Plakate, durch immer unerhörtere Billigkeit verbreitet, propagiert werden? Und glaubt man fer ner, der Massenvertrieb von guten Büchern zu Pfennigpreisen erziehe zum Buch? Massenkonsum verursacht immer Über sättigung, I Das erste, zweite, dritte Päckchen Ansichtskarten wohltätiger j Verbände haben wir gerne genommen — beim zehnten, zwölften, fünfzehnten würden wir auch noch den Gewinn bezahlen, den die Unternehmung hat, wenn wir nur die Karten, die oft ganz hübsch sind, nicht mehr besitzen müßten. Die »Erziehung« zum Buch, wie sie jetzt gehandhabt wird in der Massenüberschwemmung mit dem lächerlich billigen Buch, wird zur Folge haben, daß bald alle guten, kleinen Bllchecsamm- lungen zum gesunden Preis als teuer abgelehnt werden, man nur noch die Produkte der größten Firmen kauft — und daß endlich aus Übersättigung eine Abwehr vom Gedruckten überhaupt eintritt. Ich möchte es auf das äußerste bezweifeln, daß fünfzig wahl los zusammengenommene, weil so billige 50 ^-Bände, selbst bei gutem Inhalt, ineiner Hand auch nur im entferntesten die Wir kung ausüben, die fünf oder zehn nach einem Urteil gewählte vollständige Bücher haben können. Das billige Buch verfällt dem Eintagsschicksal der Zeitung, es spielt weiter keine Nolle, wenn es gelesen ist. Simpelste Psychologie: das Leichterworbene, das Billige Pflegen wir nicht so sehr zu schätzen. Das billige Buch wird den Buchhandel diskreditieren, das Buch entwerten. Es wird noch völlig das Buch zum gesun den Preis, der auch fllr den Autor gerecht ist, der den Verleger nicht nötigt, nur nach dem Modegeschmack zu handeln, ver drängen. Es erschiene mir als eine Selbstrettung des deutschen Ver- lagsbuchhandels, daß er Maßnahmen gegen das Buch zu Schleu derpreisen träfe. Der deutsche Verlagsbuchhandel muß doch die Gefahr er kennen, die für ihn in den einzelnen großen Firmen liegt, die auf Grund größten Kapitals Verkaufspreise machen, die eine kleinere Firma nicht mehr bieten kann, Soll es dahin kommen, daß Deutschland in ein Paar Jahren sechs oder zehn Massenverleger hat, die den persönlichen Ver leger aufgesogen, erdrückt haben? Es ist mit den kleinen Ver legern etwa wie mit den deutschen Kleinstaaten — sie geben Farbe, Charakter, Nuancen — sie können das Persönliche, Eigenartige noch mehr Pflegen, Die kleineren Verleger setzen vielleicht auch noch eine Ehre darein, ein Buch zu bringen, das Qualitäten, aber keine Markterfolge besitzt. Es wird zu diesem Weihnachtsfest nicht an Bücherkäufern fehlen. Es werden unübersehbare Pakete mit Büchern zu zehn, zwanzig, fünfzig Pfennig und 300 Seiten für eine Mark ins Feld gehen. Es wird auch der Kritiker nicht fehlen, der noch imstande ist, das dürftigste Produkt der Kriegs-Novellistik mit Keller und C.'F, Meyer zu vergleichen — und es wird nicht an Rezensenten man geln, die die furchtbarste »Kriegslyrik« mindestens Kömers Gebet vor der Schlacht gleichstellen, nur. daß noch goldener, derber oder köstlicher Humor, (fast W, Büschs würdig) das heutige Produkt auszeichnet!! Ich glaube nicht, daß der deutsche Buchhandel den Massen vertrieb noch erhöhen kann. Seine Aufgabe in der Erziehung zum Buch wäre meines Erachtens eine andere: 1, die Wiedereinsetzung gesunder Preise; 2, die Erziehung des gebildeten Mittelstandes zum Buch, 1309
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