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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.03.1921
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- 1921-03-14
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- 14.03.1921
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Redaktioneller Teil. 61, 14. März 1921. warten sein! jedenfalls ist der Buchhandel nicht in der Lage. Löhne zu zahlen, wie es ein Teil der Dresdner Grobindustriellen tun zu können scheint. Was öden in bezug auf den Ladenpreis gesagt wurde, trifft «uch für die Valutaordnung zu; auch in dieser Frage gehen die Meinungen weit auseinander; doch scheint eine völlige Auf hebung derselben weder im allgemein-volkswirtschaftlichen, noch im besonderen Interesse des Verlags wie des Sortiments zu liegen. Hoffentlich klären sich die Verhältnisse bis zur Kantate versammlung ebenfalls und ergeben eine allgemein anerkannte Lösung. Nach wie vor wird es Aufgabe des Dresdner Buchhandels sein, an seinem bescheidenen Teile beizutragen zur Erhaltung der kulturellen Aufgaben des deutschen Buches, das dazu berufen ist, dem Materialismus der Zeit enlgegenzuarbeiten und die idealen Güter der Nation zu bewahren. Wir haben zu unserem Berufe das felsenfeste Vertrauen, daß er für seine Glieder nicht mehr in Anspruch nimmt, als zur Ausrechterhaltung ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung unbedingt erfor derlich ist, und sich auch jetzt noch als das fühlt, was er seit langen Jahren gewesen ist: das Bindeglied zwischen Wissen schaft, Literatur und Kunst in einein geistig strebsamen Volks tum. Möge man dem Buchhandel das Seine lassen, mögen Negierungen und Volksvertreter dessen eingedenk sein, daß di« weit überwiegend« Zahl der deutschen Buchhändler nicht die Aussicht auf raschen und mühelosen Gewinn zu ihrem gewiß nicht leichte» Beruf geführt hat, sondern die Liebe zum Buch und das Streben, ihm ihre Kraft zu widmen. Solchen Männern soll man das Leben vergönnen und nicht versuchen, ihnen, wie das vielfach geschieht, di« Existenz zu erschweren. Der Buch handel ist ein eigenartiges Gewächs am Baume der Volks wirtschaft und läßt sich nicht schematisieren und reglementieren; er ist auf jeden Fall zuallerletzt reif zur Sozialisierung. Die Preisgestaltung im Buchhandel. Von «mck. ree. xol. G. A. D e l b a n c o. Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Bücherpreise mit der Steigerung der Kosten für die gesamte Lebenshaltung nicht glei chen Schritt gehalten haben. Ebenso sicher ist es, daß das Publikum nicht geneigt ist, dieses Faktum anzuerkennen. Wäh rend die Erhöhung der Lebensmittelprcis« wohl noch grösstes Mißfallen, aber längst kein Staunen mehr erregt, hört man in Buchhandlungen immer wieder Vorwürfe über die Verteue rung der Bücher. Den Ursachen hierfür nachzugehen, dürfte loh nend sein und vielleicht auch gewisse Folgerungen für die Zukunft ergeben. Genaue und zuverlässige Angaben über die allgemeine Preis steigerung sind schwer erhältlich. Zum Teil beruht dies auf technischen Schwierigkeiten, die sich der statistischen Ermittelung des sehr relativen Begriffs »allgemeine Lebenshaltung« entgegen stellen; zum Teil ist dies jedoch auch zurückzufllhren aus die etwas vernachlässigte Stellung, die die praktische Statistik in Deutschland einnahm. Nach groben Schätzungen wird man aber Wohl behaupten dürfen, daß die Kosten für Lebensmittel um ca. 13—1500"/» gegenüber 1914, Kosten für Bekleidung um ca. 18—20007» gegenüber 1914, Kosten für Heizung und Beleuchtung um ca. 14—15007» gegen über 1914, Kosten für Wohnung um ca. 30—357» gegenüber 1914, Kosten für Bücher um ca. 6—7007° gegenüber 1914, Kosten für Eisenbahn und Post um ca. 4—500"/» gegenüber 1914 gestiegen sind. Man kann hieraus nicht ohne weiteres den Durch schnitt ziehen und diesen als allgemeine Verteuerungsziffer für die gesamte Lebenshaltung ansehen. Denn abgesehen davon, daß wichtige Ausgabeposten eines normalen Haushalts unberück sichtigt sind (Steuern, Schulgeld usw.), bilden obig« und andere Posten je einen sehr ungleichen Anteil am Ausgabenetat einer Durchschnittsfamilie. Ferner ist bei der Feststellung der allge meinen Verteuerungsziffer zu beachten, daß alle Deutschen, deren Etat hierfür in Frage kommt, sich auch heute noch groß« Ein schränkungen auserlegen. Diese Einschränkungen werden lange andauein und ergeben sich notwendig aus der Verarmung, in ! die uns der Krieg und seine Folgen gebracht haben; das wird in immer weiteren Kreisen erkannt. Unter Berücksichtigung dieser ! Verarmung wird man Wohl schätzen dürfen, das die allgemeinen Lebenshaltungskosten sich um 900—1000"^ erhöht haben. Es mutz daraus hingewiesen werden, daß diese Ziffer, die also ein aus das 9—lüfache erhöhtes Einkommen für notwendig erachtet, für !viel« ein »Soll-Etat« ist. Daß der »Ist-Etat«, das wirkliche Einkommen, bei ausschlaggebenden Kreisen nicht so hoch gesüegen ist, das ist leider nur zu gewiß. Die Betrachtung der einzelnen Arten von Lebensbedürf nissen, die oben aufgesllhrt sind, sowie ihre verschieden hohen Teuerungsziffern zeigen sofort, daß hier verschiedene Ursachen am Werke sein müssen. Eine einzige Ursache hätte zweifellos bet allen Arten eine gleichmäßige Verteuerung herbeifllhren müssen. Die vielgenannte Geldentwertung kann also nicht in Frage kam- men. überhaupt ist zu bemerken, daß die Geldentwertung ja nur konstatiert und gemessen werden -kann an der Verteuerung der Lebenshaltung. Sie kann also keine Erklärung der Verteuerung sein, sondern nur deren Ausdruck. Die Papiergeld-Vermehrung ist schon ein besserer Erklärungsgrund, aber sicher nicht der ein zige. Denn auch sie müßte ja alle Waren und Dienste gleichmäßig verteuert haben. Selbst wenn man aus der obigen Zusammen stellung die künstlich niedrig gehaltenen Gattungen der Woh- nungskosten (gesetzlicher Zwang!) und der Eisenbahn- und Porto preise (Defizit dieser Behörden — Notcnpresse zur Deckung!) ausscheidet, so bleiben noch große Unterschiede zwischen den rest- lichen Posten bestehen. Diese Unterschiede wird man nur er klären können durch die verschieden-große Dringlichkeit der Nach frage und die verschieden-große Knappheit im Angebot derselben. Zweifellos spielen auch die Herstellungskosten eine große Rolle, z. B. bei Textilwaren aus importierten Rohstoffen wegen des schlechten Valutastandes, und auch bei importierten Lebensmit teln — sicher aber nicht bei einheimischen Lebensmitteln. Mögen auch in der inländischen Landwirlschaft die Löhne, Kosten für Dünger, Maschinen, Bauten usw. gestiegen sein — eine Verteuerung der Produkte um das 13—löfach« ist dadurch auf keinen Fall gerechtfertigt. Aber die Preisbildung richtet sich eben nicht nach der Höhe der Herstellungskosten allein, sondern die Dringlichkeit der Nachfrage und die Knappheit des Angebots wirken stärker, und sie wirken ausschließlich, sobald die betref fenden Produzenten eine Art von Monopolstellung einnehmen und außerdem ihre Produkte zu den dringendsten Lebensbedürfnissen gehören, also gekauft werden müssen. So allein erklärt sich die exorbitante und sehr bald nach Kriegsausbruch einsetzendc Erhöhung der Lebensmittelpreise. Und aus dem Zurückbleiben der Herstellungskosten hinter den immer mehr erhöhten Preisen erklären sich die »schönen« Gewinne der Landwirt«, die dadurch, was oft übersehen zu werden scheint, nicht gerade sehr weit ent fernt von Kriegs- und Nachkriegsgewinnlern zu klassifizieren sind. Andererseits beweist aber die Tatsache, daß diese großen Ge winne von der Landwirlschaft erzielt werden konnten — trotz Zwangswirtschaft und Appells an den Patriotismus —, daß wirtschaftliches Handeln manchmal stärker ist als moralisches, und daß wirtschaftliche Regeln sich durchsetzen, auch entgegen staatlichen Gesetzen! Diese Erscheinung sollte Sozialisten, die alles Heil von bureaukrattscher Leitung erwarten, zu denken geben! Aus diesen Ausführungen mehr allgemeiner Art werden wir manches entnehmen können zur Beantwortung der Frage, warum die Bücherpreise nicht in demselben Matze gestiegen sind wie andere Dinge. Man beliebt oft, den Verleger als Typus des Monopolisten hinzustelle», weil ihm das Gesetz den ausschließ lichen Verkauf eines von ihm erworbenen Buches sichert. Da sollte man meinen, er hätte als »typischer Monopolist« die Geld entwertung vollkommen wettmachen können durch Erhöhung der Bücherpreise bis zu einem Punkte, der der allgemeinen Ver- tcuerungsziffer (wir haben das 9—lOfache der Friedenspreise dafür angenommen) entspricht. Daß er das nicht tat, ist der beste Beweis dafür, daß die juristisch unzweifelhaft »typische i Stellung des Verlegers als Monopolisten« wirtschaftlich nur eine sehr bedingte Bedeutung hat. (Aus dieser Erscheinung dürsten
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