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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1927
- Strukturtyp
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- 1927-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1927
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- Deutsch
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210, 8. Sept«mber 1927, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. könnte einmal ein ebenso im Interesse des Verlages liegender Anfang gemacht werden, das Sortiment besonders in der Provinz wieder aus «ine gesündere Grundlage zu stellen. Möchten endlich einmal diese Forderungen im Interesse der Erhaltung eines leistungsfähigen Sortiments ein offenes Ohr bei dem Schulbuchverlag finden. Auch hier wäre die Schaffung einer Stammliste ein praktischer Weg zum Ziele einer fruchtbringen den Verständigung, Aus diesen Gedankengängen ergibt sich von selbst -die Über leitung zu der Frage der Einschränkung oder Erweiterung des Buchhändleradreßbuches, einer Frage, die in ihrer Bedeutung viel zu wenig gewürdigt wird und die doch zuletzt in ihrer Auswirkung fast alle buchhändlerischen Probleme berührt. Auch sie steht im Zeichen des scharfen Gegensatzes zwischen Verlag und Sortiment. Der Verlag glaubt seine Interessen in einer größtmöglichen ENveiterung, in einer Zusammenfassung vieler buchhändlerischer Betriebe, das Sortiment in einer Einschränkung dieser Betriebe in einer Stammrolle am besten zu wahren. Wir geben gerne zu, daß ein nicht unerheblicher Teil des Buchver lages, vom Zeitschriftenverlage ganz zu schweigen, nur auf einer sehr breiten Basis mit Aussicht aus Erfolg zu arbeiten vermag, während ein anderer Teil des Verlages immer wieder -die Forde rung erhebt nach möglichster Einschränkung und sich dort mit -den Interessen des Sortiments berührt. Aus dieser Situation ließe sich doch unseres Erachtens ein guter Weg zur Verstän digung finden, der beiden Teilen gerecht wird und der im Buch händleradreßbuch den regulären Buchhandel scharf abgrenzt nach Maßgabe seiner Zugehörigkeit zu einer Stammrolle, Die dort verzeichneten Sortimenter hätten Anspruch auf einen Vorzugs rabatt der betreffenden Verlegergruppe. Wir könnten uns gut -denken, daß auch neben dem wissenschaftlichen Verlage und dem Schulbncherverlage die Gruppe der sogenannten Kulturverleger durch Kennzeichnung der Sortimentsfirmen im Adreßbuch "das reguläre Sortiment von den nur Bücherversorgern zu trennen vermöchte. Wie weit das beim schönwissenschaftlichen Verlage dem Romanverleger möglich ist, ohne Gefährdung seiner Inter essen, müßte Sache eingehender Erörterung sein, denn hier würde besonders die Frage -der Barsortiments- und Grosfist-enlieferun-g die Trennung des regulären Sortiments von den Auchbuchhänd lern erschweren. Die im kaiserlichen Österreich eingeführte Kon- zessionspslicht des Buchhandels ist auch von dem republikanischen Bolksstaat und den republikanischen Nachfolgestaaten beibehal ten worden, woraus hervorgeht, daß sie nicht einfach mit dem Schlagwort Reaktion abzutun ist und in ihrer Auswirkung nach -der wirtschaftlichen wie kulturellen -Seite ihre wohl-begründete Bedeutung hat. Wenn auch vorläufig kaum Aussicht besteht, einen Konzessionszwang des Buchhandels in Deutschland zu schaf fen, -so könnte doch ein Schutzd-amm errichtet werden gegen die Überflutung des regulären Sortiments, -eine Art Konzesfionie- rung, die wir -selbst in der Hand haben durch Einrichtung von Stammrollen. Notwendig wäre cs, daß die Richtlinien -für Aufnahme in -das Adreßbuch einer Revision im Sinne einer Verschärfung der Aufnahmebedingungen unterzogen werden. Es ist kaum zu glau ben, welche Betriebe nach Umfang und Art eine Vertretung in Leipzig finden und um Aufnahme in das Adreßbuch nachsuchen. Wir mußten kürzlich eine Firma abweisen, die im wesentlichen Matevialwarenhandlung und Kleintierschlächterei betreibt. Bedauerlich ist es, daß Fragen von -dieser Bedeutung nicht aus die Tagesordnung der diesjährigen Her -b st v e r s a m m - lung der -Kreis- und Orts vereine gestellt wurden. Uns will es scheinen, daß man zurzeit dort geflissentlich alle Fragen -ausschaltet, bei denen starke Gegensätze zwischen Verlag und Sortiment hervortret-en -könnten. Mit einer Verkleisterung dieser Gegensätze ist uns nicht gedient. Wenn wir weiterkommen wollen, müssen, wir den Mut haben, die Dinge -anzufassen, und zwar nicht in Ausschüssen hinter geschlossenen Türen, sondern zunächst einmal vor dem Plenum einer größeren Öffentlichkeit, Die Herbsttagungen verlieren in dem Maße an Bedeutung und Interesse, als sie derartige lebenswichtige Fragen des Buch handels von -der Erörterung ausschliehen. Unser Verbandsvor stand begäbe sich eines wesentlichen Rechtes und schränkte seine eigene Bedeutung immer mehr ein, wenn er -sich in -der Fest setzung der Tagesordnung der Herbstversammlung von irgend einer Seite beeinflussen ließe. Wir begrüßen es an sich, daß aus der Herbstversammlung di« -Bedeutung -des Ladenpreises einmal von einer hervorragen den Persönlichkeit des deutschen Buchhandels -behandelt -wird; wir bedauern -nur, -daß es so weit gekommen -ist im deutschen Buch handel, daß allen Ernstes diese Bedeutung unterstrichen werden muß. Mit Aushebung des Ladenpreises reißen wir -die letzten Dämme nieder und geben dem Buchhandel auf der ganzen Linie -dem freien Handel preis. Mit einer äußeren Ent fesselung legen wir ihm innerlich viel stärkere Ketten an, unter -deren Last er wirtschaftlich zusammenbrechen muß und aushören wird, seine kulturellen Ausgaben zu erfüllen. Wir stellen ihn dadurch vielmehr unter die Schwankungen -der Konjunktur des Gesamthandels, ohne Rücksicht darauf, daß er in seinen völlig veränderten Absatzmöglichkeiten infolge seiner eigenartigen Struktur sich nicht -dem Gesamthandel anzupa-ssen vermag. Es ist naiv, zu glauben, dadurch eine Verbilligung des Buches zu erreichen. Wir sehen eine nicht geringe Gefahr darin, durch Aufrollung dieser Frage, die keine Frage sein sollte, den Fragen komplex im Buchhandel zu erweitern. Sind wir denn mit unserm Latein zu Ende? Worin liegt -denn die Schwäche des Buchhandels, woher wird er -immer mehr zum Spielball der Begehrlichkeit von außen, warum duldet er an seinem Körper die Parasiten des Vereins- und Beamtenhandels und ähnlicher Ge bilde, warum nehmen wir nicht energisch Stellung gegen die Konkurrenz der öffentlichen Betriebe und die Wirtschostsbetäti- gung der öffentlichen Hand? Weil sich der Buchhandel selber fesselt durch die immer größere Vertiefung der Gegensätze seiner beiden Hauptgruppen, >vcil er -sich dieser Fesselung nicht ent ziehen will und darum nicht kann. Der gute und ernstliche Wille, einmal im eigenen Hause reinen Tisch zu machen, ließe viele Fragen, mit denen wir uns quälen, verschwinden und zu ge ringerer Bedeutung zusammenschrumpfen. Wir wissen wohl: -»Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen«. Aber ohne Idealismus, ohne starken Glauben an eine Sache, -ohne diese Triebkräfte ist noch keine Sache zum guten Ende geführt worden. Me Erörterung der Aushebung des Ladenpreises aus der Her-bstversammlung ist ein Zug schwächlicher Resignation im Antlitz des Buchhandels, Was nützt di« ganze Arbeit einer äußeren Neuorgani sation, wenn sie aufgebaut ist auf denselben Gegensätzlichkeiten wie -die alte? Ohne -innere Erneuerung keine äußere. Wir -ver schieben nur die Kulissen und geben -dasselbe Schauspiel, wir fürchten fast, daß wir auf dieser neuen Grundlage nur noch mehr einem unfruchtbaren Parlamentarismus Tür und Tor öffnen, von dem wir auf der letzten Kantateversammlung ein beschämen des -Beispiel hatten. Wir sehen die Gefahr weniger -in der Ge fährdung und Ausschaltung der -Kreisvereine. Wenn sie es an Haupt und Gliedern nicht vermochten, in den letzten Jahren be stimmend in die Entwicklung einzugreifen und neue Ziele zu stecken, so geht daraus hervor, daß eine Umschichtung der Ver hältnisse vor sich gegangen ist, die sie bis zu einem gewissen Grad« zwangsläufig ausschaltet. Die Kreisvcre-ine schalten sich auch nach vollzogener Neuorganisation aber in dem Maße -selber aus, als sie darauf verzichten, ihren Einfluß bestimmend zur Geltung zu bringen. Es gilt hier neuen Wein in alte Schläuche zu gießen. Auch die ideell eingestellten Bestrebungen für Ausbil dung unseres Nachwuchses finden in der augenblick lichen Lage des Buchhandels ihre starken Hemmungen, -vor -allen Dingen hcrvorgeruf-en -durch -den aus dem -Sortiment ruhenden schweren wirtschaftlichen Druck, Ganz -abgesehen davon, daß viele junge intelligente Kräfte wieder abwand-ern, weil sie im Buchhandel eine ihrer Befähigung nicht entsprechende wirtschaftlich gesicherte Zukunft erblicken können, gestattet die notlvendigc Einschränkung -des Personal- stan-d-es auch in den meisten Fällen nicht, die zur weiteren Aus bildung nötige Zeit zu opfern. Wir sind ja nach wie vor der Meinung, daß der Schwerpunkt aller Ausbildung einzig und I0S3
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