Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1927
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19270908
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192709082
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19270908
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1927
- Monat1927-09
- Tag1927-09-08
- Monat1927-09
- Jahr1927
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
>6 210, 8. September 1927. Redaktioneller Teil. meiner Tragweite, um einen Kulturfaktor in vollstem Sinne handelt. Die Schweiz im Verein mit Deutschland und Öster reich — und neuerlich mit Schweden, das von der fünfzig jährigen zur dreißigjährigen Schutzfrist zurückgegangen ist — hat bis heute in der Bemessung der Schutzfrist auf 30 Jahre 'den billigen Ausgleich zwischen den materiellen Interessen der Autoren «und den geistigen Ansprüchen der Allgemeinheit er blickt in der Meinung, daß die letzteren eine vermehrte Be schränkung nicht zulassen. Wir halten diese Ansicht fest und würden ein Abgehen vom gegenwärtigen Stande als einen kulturellen Rückschritt in hohem Grade bedauern». Jahresbericht des BuchhLndlerverbandes für das (ehem.) Königreich Sachsen für das Jahr 1926/27. Wenn die alten Römer dem Gott der Zeit, dem Gott des Jahres ein doppeltes, nach rückwärts und vorwärts gerichtetes Antlitz gaben — das nach rückwärts gerichtete -mit den ernsten Zü gen eines alten Mannes, das nach vorwärts blickende das eines Hosfnungsfrohen Jünglings —, fo lag in dieser Darstellung eine tiefe -Symbolik. Dort die abgeklärte, mit leiser Resignation ge paarte Erfahrung nach einer Zeitspanne tätigen Lebens in Kampf und Mühen, hier der mit froher Hoffnung gepaarte Wille zu neuem Leben und neuen Taten. Und in der engen, unlöslichen Verbundenheit und Abhängigkeit des einen von dem anderen das ewige Gesetz der Entwicklung. Auch ein Jahresbericht hat einen Januskops, auch ein Jahresbericht soll ein -Gesicht zeigen nach rückwärts und einen Ausblick geben in die Zukunft aus dem Entwicklungsgänge eines Jahres heraus. Man kann nun bei der Zeichnung eines Gesichtes mehr Wert aus -die äußeren llmrißlinien, auf die äußere Ähnlichkeit als auf den tieferen inneren-Ausdruck legen. Gestatten Sie Ihrem Vor stande, wenn er einmal abweichend von der Tradition der Jahresberichte Ihnen -eingangs nicht ein Bild der wirtschaft lichen Lage des Buchhandels auf dem Hintergrund« des allge meinen Wirtschaftslebens entwirft, sondern einmal den Versuch macht, das mehr geistige Antlitz des Buchhandels, mehr feinen inneren seelischen Ausdruck zu zeichnen, um auf diesem Hinter gründe -dann den Tätigkeitsbericht des Jahres erscheinen zu lassen. Lassen Sie uns -bei dieser Darstellung von einem Ereignis ausgehon, das ein grelles Schlaglicht wirft auf das Gesicht des Buchhandels, auf die tiefe Zerrissenheit seiner beiden Haupt gruppen, des Verlags und Sortiments. Wir meinen die be schämenden Vorgänge in der diesjährigen Kantate-Haupt versammlung. Mochten manche diese Vorgänge als «ine Sensation auswerten, wie Ausrufe und Pfiffe beim Auszug der Verleger ans dem Kantatesaale bewiesen. Für die Mehrzahl, wir nehmen an hüben sowohl wie drüben, für -die Mehrzahl, die mit warmer Liebe am Buchhandel hängt, war es ein tief schmerzliches Schauspiel, ein Spiegelbild -der Versumpfung unseres parlamenta rischen Lebens, ein Schauspiel, das hätte Halt machen sollen vor den Bildern der großen Männer, -die von den Wänden des ehr würdigen Saales hcrabblicken, Männer, die in erster Linie Buch händler waren und nicht Verleger, die das große Ganze im Auge hatten und sich bewußt waren der Verantwortung, die -sie jedem Teile des Buchhandels schuldig sind. Es geht nicht an und es darf nicht sein, daß Männer, die wir mit unserem höchsten Vertrauen beehren, die wir an die Spitze als Führer stellen, die im Börsenvereinsvorstande eine Einheit verkörpern sollen zum verständnisvollen Ausgleich der Gegensätze auf beiden Seiten, bei jeder Gelegenheit sagen können: wir spielen nicht mehr mit. Wenn die Notgemeinschaft, die in dieser schwersten Krisis des Buches und des Buchhandels uns alle zu einer geschlossenen Ein heit zusammenführen sollte, schon an der Spitze in die Brüche geht, wohin sollen wir -dann kommen. Wir haben im Buchhandel gewiß andere Aufgaben, als Regierungskrisenspielerei mit ge spreizter Wichtigtuerei zu inszenieren, von dieser, aus einem un fruchtbaren Parlamentarismus geborenen Erscheinung haben wir genug in unserem öffentlichen Loben und wünschen diese Metho den nicht auch in unserem Kantatesaale eingesührt zu sehen. Mochten -die nur aus der Not geborenen Anträge -der Gilde in einigen Punkten zu weit gehen — es lagen genügende Er klärungen der Antragsteller vor, daß sie nicht beabsichtigten, alte Rechte des Verlages anzutasten —, hier galt es, den Kernpunkt -der Anträge lebendig zu erfassen und zur Erörterung zu stellen und nicht eine lebenswichtige Frage auf das Gleis öder Ver sachlichung zu schieben. Rechte wachsen sich dann erst aus zu gesunder Wirkung, zu sittlicher Kraft, auch im Wirtschaftsleben, wenn -sie tief verwurzelt sind im Boden übernommener Ver pflichtungen, sonst erwächst aus ihren Triebkeimen Willkür. Ein großer, wir dürfen Wohl sagen der -größte Teil billig denkender Verleger verurteilte mit dem Sortiment den unseligen Schritt jener kleinen, aber starken Gruppe des wissenschaftlichen Ver lages, die -den Zeitpunkt -der schwersten Krisis des Buchhandels für geeignet hielt, die Streitaxt wieder auszugr-aben und ein gebildeter Phantome wegen aus ihrer Monopolstellung heraus ihr Recht in Willkür zu kehren. Wo blieben aber jene mit -dem Sortiment fühlenden und denkenden Verleger? Der Fraktions zwang, jene traurige und im tiefsten doch ganz undemokratische Blüte des demokratischen Parlamentarismus, verschloß ihnen den Mund und ließ sie -das äußerlich gutheißen, was sie innerlich ver urteilten, ließ -sie dort Verleger sein, wo sie Buchhändler sein sollten. Und dann das Resultat? Nach unendlicher Wortklau berei eine Verkleisterung, eine Verkleisterung -des tiefen Risses, die man schon den Abend vorher hätte haben -können, und die uns das beschämende Schauspiel in der Kantateversammlung er spart hätte. Wir sind es im Buchhandel längst gewöhnt, Ver handlungsergebnisse, die nach langen Streitereien in einem mehr oder weniger formalen Kompromiß münden, nicht zu überschätzen. Es blieb meistens beim alten. Wir haben auch -dieses Ergebnis nicht überschätzt, wir glaubten aber, daß wenigstens -der gute Wille -den Wechsel giriert hätte, den man dem Sortiment nach diesen stürmischen Vorgängen zur Beruhigung in die Hand drückte; wir glaubten, daß den an verantwortungsreicher Stelle stehenden Männern es wichtig genug hätte erscheinen müssen, an gesichts -der schweren Lage des Buchhandels nun sofort mit aller Kraft «inen Ausgleich zu versuchen zwischen den Gegensätzen, die die Kantate-Hauptversammlung in so erschreckender Weise ent hüllte. Es wäre dies für die Gesamtlage des Buchhandels un gleich wichtiger gewesen, als sich schützend vor das Recht -des Ver lages zu stellen, das kein billig denkender Sortimenter anzutasten gewillt ist, das aber solange nur ein formales Recht bleibt, so lange es nicht die sittliche Verpflichtung in sich verkörpert und offen anerkennt und in den Satzungen sestlegt, daß das Recht, den Ladenpreis sestzusetzen, auch die Pflicht in sich schließt, einen auskömmlichen Rabatt zu gewähren. Man verschanze sich nicht hinter -der Auffassung, daß dies« Frage ihre naturgemäße Er ledigung finden müsse durch Verhandlungen von Firma zu Firma. Wenn eine geschlossene Gruppe des wissenschaftlichen Verlages in einer schweren Notzeit des Buchhandels -durch Sen kung des Grundrabatts die vorhandene Krisis steigert, einen mühsam erkämpften Frieden zwischen Verlag und Sortiment zerstört, dann wird dadurch die Gesamtheit -des Buchhandels in Mitleidenschaft gezogen, -und die Sache wird zu einer allgemeinen Angelegenheit des Gesamtbuchhandels. Und hier erwarten wir die Einwirkung -der Männer, die in unserer Spitzenorganisation -den Einfluß besitzen, diesen Einfluß zur Geltung zu bringen. Wo bleibt die in Aussicht gestellte Stammliste des wissenschaft lichen Sortiments? Fast ein halbes Jahr ist verstrichen, die A. w. S., eine erfreuliche Gründung der letzten Kantatetagungen, hat längst -die Vorarbeiten dafür beendet. Das Sortiment wartet auf Einlösung des zu Kantate ausgestellten Wechsels. Ein präch tiges Buch von Herrn vr. Friedrich Oldenbourg unter dem Titel »Buch und Bildung--, ein Buch voll tiefer Gedanken, nimmt mit warmen Worten Stellung gegen -das Bestreben unserer Zeit, lebendige Fragen zu versachlichen. Ui« Rbockus, bio sulw, Herr vr. Oldenbourg! Auch auf wirtschaftlichem Gebiete können sich Ihre Gedanken fruchtbringend auswirken. Wir müssen nur ein mal -den ernsten Willen zeigen zu einer inneren Erneuerung, wir müssen einmal ansangen, die Mauer von -starren Prinzipien und- Prestigefragen, von Mißverstehen und übelwollen abzntragen, die Mauer, die Verlag und Sortiment trennt und die jeden 1091
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder