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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1921
- Strukturtyp
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- 1921-04-11
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1921
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 83. ll. April l92l. stehenden Schwierigkeiten hinzu, daß Deutschland jeden Waren» verkehr, mit Ausnahme von Büchern, nach Polen gesperrt hat. daß Polen über Bücher eine scharfe Zensur ausübt, wodurch manches Buch konfisziert wird, und daß durch die politische Spannung, die zwischen beiden Staaten besteht, die Stellung des deutschen Buchhändlers noch schwieriger wird. Trotzdem muß ich bestätigen, daß mir bet den verschiedenen Verhandlungen mit den Behörden, sei es als Vorsteher der Kaufmannschaft oder als Vertreter der deutschen Bevölkerung oder in anderer Eigen- schaft, jederzeit Verständnis cntgcgengcbracht und Unterstützrmg zuteil wurde. Durch die neuen politischen Verhältnisse werde ich jetzt oft an die Worte erinnert, die ich O.-M. I9IS tu der gemütlichen Sonnabend-Tafelrunde in ÄckerlcinS Keller sprach. Ich ahnte damals noch nicht, daß unsere deutsche Stadt auch den Polen zugeteilt werden würde, ich hatte aber Verständnis für die Lage der Buchhändler aus den Gebieten des Westens, die auch von Deutschland obgetrennt waren, und trat mit warmen Worterk für sie ein. Meine Anregung wurde damals mit großer Be geisterung ausgenommen, und es wurde mit verhältnismäßig großen Bütteln eine besondere Unterstützungskasse gegründet. Wir wollen keine Unterstützung, wir bitten nur um Ver ständnis für unsere unverschuldete schwierige Lage und Anpassen an unsere veränderten wirtschaftlichen Verhältnisse. Es wird oft darauf hingewiesen, daß der deutsche Buch handel von idealen ZieKn geleitet wird. Hier kann er seinen Idealismus beweisen, indem er in seinen Kreisen das Ver ständnis für unfern schweren wirtschaftlichen Kampf während der kommenden Übergangsjahre fördert. Wenn es heißt, daß der Buchhändler der Pionier des Geistes- und Kulturlebens ist, dann kann man diese Behauptung bei dem Buchhändler in den abge tretenen Gebieten nicht, wie in vielen Fällen, als Phrase, son dern als Tatsache bezeichnen. Leider haben viel«, obwohl keine zwingende Notwendigkeit vorlag, ihre alte Heimat fluchtartig ver lassen. Wir, die wir hier zurückgeblieben sind, wissen, daß wir unsere ganze Persönlichkeit einsctzen müssen, um unseren Kindern und Kindeskindern das bestehende Geistes- und Kulturleben zu erhalten. Wie ernst dieses Streben ist, geht auch schon daraus hervor, daß sich dem neu gegründeten »Verband der Buchhändler in Polen- bereits gegen 1VV Buchhändler, die deutsche Bücher vertreiben wollen, angeschlossen haben. Möge dieser Zusammen schluß zum Gedeihen des Buchhandels und zur Hebung des Geistes- und Kulturlebens beitragen, möge aber auch der Buch- Händler in Deutschland den hiesigen neuen wirtschaftlichen Ver hältnissen Verständnis und Unterstützung cntgegenbringen und uns unfern Existenzkampf durch kleinliche Maßnahmen nicht noch mehr erschweren. Graudenz, Ende März 1921. Arnold Kriedte. Jeitungs- und Jeitschristenvertrieb in den deutschen Seebädern. Von Wilhelm Heidelberg. Der Absatz von Zeitungen und Zeitschriften nach Len Seebädern weist gewisse Unterschiede gegenüber dem Vertrieb in den binnenländi schen Kurorten aus. Das Leben und Treiben an der See hat einen anderen Zuschnitt. Hier findet man nicht die zahlreichen Schwerkran- ken, auf die man in Wiesbaden, Nauheim, Kissingcn, Neuenahr, Aachen und anderen groben Heilbädern auf Schritt und Tritt stößt, hier findet man auch nicht die unermüdlichen Wanderer und Touristen, für die der Kurort oft nur das Standquartier bildet, hierher kommt man auch sel tener in der Absicht, mit einer Kur den benutz anspruchsvoller künstle rischer Darbietungen zu verbinden. Während in den Kurorten die ge naue Durchführung einer für das Heilbad charakteristischen Kur bei sehr vielen Besuchern die Jnnehaltung einer bestimmten Tageseinteilung bedingt, lebt man an der See hierin ungebundener. Für die Heilbäder ist das Frühausstehcn, die »Brnnnenpromcnade«, die Erledigung von Geländekuren, der Gebrauch zeitbcanspruchender Bäder usw. zwangs- mäßig oder freiwillig geübte Pflicht. Die Brunncnpromenade beginnt oft schon um 7 oder 7X> Uhr früh. Alles ist dann an den Quellen ver sammele Damit setzt die Nachfrage nach Lesestoff ein. Die meist recht nahe gelegenen Buchhandlungen des Ortes sind schon geöffnet, die be sonderen Zeitungsverbaufsstcllcn sind im Betrieb und die fliegenden 500 . Zeitungshändler müssen zur Stelle sein. Entsprechend der Zusammen setzung der Kurgäste, die meist aus ganz Deutschland und — wenigstens bis zum Kriegsbeginn — auö dem Auslande zur Wiedererlangung ihrer Gesundheit gerade dieses eine bestimmte Heilbad aussuchcn, ist der gebotene Lesestoff außerordentlich mannigfaltig. Man findet alle großen deutschen Tageszeitungen, alle namhaften illustrierten Zeit schriften, dazu die wichtigsten Blätter des Auslandes, die in den großen Weltbildern manchmal einen sehr starken Absatz fanden. Z. B. wurden von der russischen Zeitung »Sijetsch« in Bad Homburg während der Hauptbesuchszeit jeden Morgen an den Quellen 30V bis 500 Stück ab gesetzt. Diese Zahl wurde nur von 1—2 deutschen Zeitungen über troffen, obwohl die Zahl der deutschen Kurgäste bei gleicher Lescfreu- digteit einen bedeutend höheren Absatz ermöglicht hätte. Hier ist natür lich zu berücksichtigen, daß die vornehm und behaglich ausgcstatteten Lesesäle der Kurhäuser und der großen Hotels den Gasten kostenlos Gelegenheit zu ausgiebiger Lektüre bieten. Nach der Brunnenpcome- nade, die allerdings durch Nachzügler immer noch etwas im Gang bleibt, liegt der Zeitungsabsatz meist still bis zum Nachmittagskonzerr. Bet und nach diesem lebt er nochmals kräftig aus, ohne indessen im allgemeinen den Umfang des Markenverkaufs zu erreichen. Der Abcnd- vertauf bringt noch einiges, aber auch er ist hauptsächlich auf eine oder zwei Tageszeitungen, die ihre neuesten Ausgabe:, auf den Markt wer fen, zngespitzt. Sehr stark pflegt der Absatz hierbei nicht zu sein. Zleim Abcndkurkonzert, durch Kolportage in einigen Gastwirtschaften und Kaffeehäusern ist einiges unterzubringen. Die besseren Hotels lassen aber den Kolporteur äußerst selten hinein. Dem Charakter des Kur ortes als Heilbad entspricht es denn auch, daß um 8 oder 0 Uhr dieser Vertrieb sein Ende für den Tag findet. Dieser in allen binnenländischen Kurorten ziemlich gleichmäßige Zuschnitt der Lebensführung läßt es als sehr wichtig für alle Tages zeitungen und auch im gewissen Sinne für die Unterhaltungsblätter erscheinen, ob sie zu einer wenigstens einigermaßen passenden Zeit in den Tagesplan der Kurgäste hineinkommen. Das ist manchmal von größerem Einfluß als die Art und Güte des angebotenen Lesestoffes. Kommen z. B. die Abendausgaben nicht rechtzeitig genug für den Früh- vcrkaus des nächsten Tages heran, so bleibt ein großer Teil unverkäuf lich. Schon Zngvcrspätungen von ^4 Stunde lassen das manchmal recht deutlich in Erscheinung treten. Hat sich der Kurgast an die Er- ledigung seines weiteren Tagesprogramms herangcmacht, dann ist er für dep Zeitungsvcrkauf nur noch schwer zu fassen. Cr liest dann so zwischendurch in den Lesesälen der Kurhäuser und Gaststätten. Das Kaufbcdürfnis vermindert sich dadurch vielleicht überhaupt für die Dauer seines Kuraufenthaltes. Meistens treffen aber infolge der vor handenen Nachtschncllzugsverbindungen die schwerer verkäuflichen Abendausgaben frühzeitig genug ein. Die großen Heilbäder haben ja in der Regel überallhin sehr gute Zugverbindnngen. Für die Morgen ausgaben bedeutet der umfangreichere Lesestoff eine große Unter stützung. Wichtig ist eS auch für sie, daß der ortsübliche Kurplan sie nicht, der Aktualität vorzeitig beraubt. Die Zuführung erfolgt aber auch bei ihnen meist durch wichtige Schnellzüge, deren Ankunftszeit dem Kurleben mehr oder minder angepaßt ist. Das Geschäft zersplit tert sich natürlich mehr, da die Kurgäste nach dem üblichen gemein samen Beginn des Tagesprogramms für den anschließenden Teil deS Tages ihre Conderprogramme erledigen. An der See liegen die Verhältnisse nun in mancher Beziehung anders. Zunächst ist es an der See heilige Überlieferung, lange in den Tag hinein zu schlafen. Vor 9 Uhr morgens trifft man nur ganz ver einzelt Leute am Strande. Zu dieser Zeit sitzt man erst beim Früh stück. Ein oder zwei größere Tageszeitungen haben die Hotels oder Pensionen meistens auch an der See abonniert, wenn man auch das reichliche Angebot der Kurortchotels an Lesestoff hier fast nirgends findet. Die Einnahme des Frühstücks erfolgt meistens recht gemächlich, so daß man ruhig abwarten kann, bis die Zeitung frei wird. Die Seeluft regt nicht gerade zum Lesen von Tageszeitungen mit ihrem Gemisch von schlechten und minder schlechten Nachrichten an. Wer den Kurszettel des Abendblattes genau studieren will, wird sich meist eine Nummer kaufen. Die anderen lesen, wie gesagt, vielleicht beim Früh stück, viele schenken sich die Lektüre ganz, manche fragen die Lesenden obenhin ans, einige kaufen sich auch ihr Blatt — aber im ganzen ist die Nachfrage nach den Abendausgaben recht mäßig. Hat man nach der gewohnten Einteilung sein Bad erledigt, dann halten schon eher Ver schiedene Ausschau nach Lesestoff. Liegen die Morgenausgaben bereits vor, so finden diese wohl Aufmerksamkeit. Und nun erhebt sich fast überall ein von beiden Seiten mit großer Schärfe geführter Kampf: Die Verkäufer wollen die Morgenausgabe nur mit der noch unverkauft üaliegendcn Abendausgalu! zusammen abgeben, die Käufer dagegen wollen nur die Morgenausgabe nehmen. Sind sich die Verkaufsstellen eines Seebades hierin einig, so daß ein »Abspringen« eines Kunden nicht in Frage kommt, so bleibt den Gästen nichts weiter übrig, als sich zu fügen. D'*. Verkäufer suchen natürlich den Unwillen der Gäste von
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