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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1921
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- 1921-04-11
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1921
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- Deutsch
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W 83, II. April 1921. Redaktioneller Teil. Es handelt sich meist nur um ganz unbedeutende Beträge, die vielen schon gefährdet erscheinen, weil wir in Polen wohnen, während früher größere Kredite eingecäumt wurden. In vielen Fällen wird ein solches Mißverstehen der bestehenden Wirtschaft- lichcn Verhältnisse von seiten der hiesigen Buchhändler mit voll ständiger Einschränkung der früheren großen Bezüge beantwortet werden, wodurch dann beiden Teilen und auch dem Kultur- sorlschrttt nicht gedient ist. Ein Verstehen der gegenseitigen schwie rigen Lage, die der unglückselige Krieg geschaffen hat, ist ent schieden notwendig, denn auch wir verkennen nicht die schwierige finanzielle Lage vieler Verleger. Es muß jedoch auch von un seren deutschen Geschäftsfreunden verstanden werden, daß die wirtschaftlichen Nöte nur durch den plötzlichen politischen Um schwung entstanden sind. Diese schweren wirtschaftlichen Ver hältnisse werden sich bessern, denn es muß berücksichtigt werden, daß Polen ein junger Staat ist, in dem das gesamte Wirtschafts leben den veränderten Verhältnissen entsprechend neu aufgebaut werden muß. Wir sind der festen Überzeugung, daß es sich nur um vorübergehende Schwierigkeiten handelt, die überwunden werden müssen. Wir bitten daher in diesen schwierigen Zeiten nur um etwas Geduld; es liegt kein böser Wille vor, und wir wollen keine Verluste der Verleger und Lieferanten; wir zahlen gern die wenigen Prozente Zinsen, ehe wir gezwungen sind, durch plötzlichen Verkauf unserer Bankguthaben große Vermö gens-Verluste zu erleiden. Eine sofortige Zahlung ist in den meisten Fällen sowieso ausgeschlossen, denn zur Überweisung deutschen Geldes muß erst die Rechnung bei der zuständigen Behörde eingereicht werden. Auf Grund der erteilten Einfuhrerlaubnis wird bei der Devisen- Zentrale, die augenblicklich nur in Posen besteht, die Ausfuhr deutschen Geldes beantragt, und erst nach erteilter Genehmi gung, die allerdings ohne weiteres erfolgt, darf die Devisen bank das deutsche Geld nach Deutschland überweisen. Oft haben die Devisenbanken kein deutsches Guthaben; es muß dann die Zahlung bis zum Ankauf deutschen Geldes zurückgestellt werden. Die Bestimmungen einzelner Verleger, di« Beträge innerhalb vierzehn Tagen oder vier Wochen einzusenden, lassen sich daher in den meisten Fällen nicht durchführen. Der Hauptgrund in der Nichterfüllung dieser Bestimmungen liegt jedoch in der lang wierigen Beförderung der Sendungen. Ein Frachtballen ist oft ein viertel Jahr unterwegs; ein anderer Versand mit Ausnahme von Kreuzbändern ist aber nicht möglich, weil der Postpaket- Verkehr noch gesperrt ist. Der Versand mit Kreuzband ist schon deshalb sehr kostspielig, weil bei de» verschiedenen Kontrollen durch die Zollbehörden und Zensurslclleu viele Kreuzbänder ver loren gehen, selbst wenn sic eingeschrieben gesandt werden. Wir erhalten daher oft Mahnungen über Sendungen, die wir noch gar nicht erhalten haben, und wenn wir dann nicht sofort ant worten, weil jeder Brief nach Deutschland 10 polnische Mark kostet, dann werden Nachnahmen oder gar Klagen angedroht. Wie wenig diese Drohungen hier angebracht sind, darauf werde ich »och zurückkommen; ich werde erst die Vcrsandmöglichkciten be handeln. Die günstigste Beförderung größerer Sendungen ist der Frachtverkehr; dabei ist zu berücksichtigen, daß möglichst nur ein Ballen, bzw. eine Kiste gepackt wird, denn bei mehreren Pa keten und Kisten erhöhen sich die Kosten ganz bedeutend. Die Spesen für einen Ballen betragen jetzt schon gegen 1000 polnische Mark, ein kleines Paket von ungefähr 5 kg verursacht gegen 400 polnische Mark Spesen. Außerdem wird auf gebundene Bü cher, ungerahmte Bilder und Noten Zoll erhoben; für gerahmte Bilder ist jetzt die Einfuhr ganz gesperrt. Die Frachtsendungen müssen auf internationalem Frachtbrief franko bis zur Grenze direkt nach dem Empfungsort gesandt werden. Dadurch wer den die Spesen bei den deutschen und Polnischen Grenzspediteuren gespart. Diese Spcditeurspesen-Rechnungen wurden am Anfang von allen Kaufleuten mit Empörung ausgenommen; Beschwerden halfen nichts, sondern die Sendungen blieben bei Nichteinlösung liegen. Heute regen wir uns darüber nicht mehr auf; wir zahlen. Für fünf Kisten von Berlin bis Posen habe ich vor einigen Ta gen 20 000 ^ Spesen bezahlt; hierzu kommen noch die Spesen bis Graudenz und die Zollgebübren, die neuerdings von lOOO"„ Zuschlag aus l900°X> Zuschlag erhöht wurden. Der Postpaket- Verkehr zwischen Deutschland und Polen ist noch immer nicht eröffnet, trotzdem wird noch immer versucht, Postpaket« nach hier zu senden. Einzelne Postbeamte, die ebensowenig wie die Ab sender wissen, daß der betreffende Ort nicht mehr zu Deutsch land gehört, nehmen die Pakete an; nach einigen Tagen erhält der Absender das Paket zurück, und an uns werden dann oft un höfliche Anfragen gerichtet, warum die Annahme der mit Post paket gesandten Bücher verweigert wurde. Oft wurden die Sen dungen vom Konto nicht abgestrichen, und wir erhielten dann ganz energische Zahlungsaufforderungen. Wenn wir dann den Nachweis erbaten, daß die Sendungen auch wirklich abgesandt wurden, wiesen einzelne Firmen darauf hin, daß jede Sendung auf Gefahr des Empfängers ginge, und daß wir bezahlen müßten. Einzelne, auch große Firmen sind hierin sehr rücksichtslos vorge gangen und haben uns unfern schweren Wirtschaflskamps noch mehr verbittert. Es hat oft viele Korrespondenzen erfordert, um has Versehen aufzuklären, und jeder Brief nach Deutschland lostet 10 polnische Mark. Einigermaßen eilige Sendungen müssen infolge der schwie rigen Verkehrsverhällnisse mit Kreuzband bestellt werden. Leider wird dabet von vielen Verlegern nicht beachtet, daß nach den abgetretenen Gebieten Auslandkreuzbänder bis zu 2000 s gesandt werden können. Roch schwieriger als der Versand der Bücher von Deutsch land nach Polen ist die Rücksendung „Hch Deutschland. Hierfür mutz erst eine Erlaubnis der zuständigen Behörde «ingeholt wer den. Die Erlaubnis wird oft nur nach vielen Schwierigkeiten erteilt, weil verhindert weiden soll, daß unerlaubte Grenz- schiebungcn gemacht werden. Einige Firmen haben viele Wochen auf die Ausfuhrgenehmigung warten müssen, sodaß eine zeitige Remissioit in den meisten Fällen gar nicht möglich war. Auch in diesem Jahre muß mit einem späteren Eintreffen der Ostermeß- Remittenden in vielen Fällen gerechnet werden. Eine zeitige Zeitschriften-Remisston innerhalb des betreffenden Quartals war Wohl fast niemals möglich. Wegen der ungeheuren Spesen und der schwierigen Remission sollten daher keine unverlangten Sen dungen nach Polen gemacht werden. Aus den hohen Posttarif im Verkehr von Polen nach Deutsch land habe ich schon wiederholt hingewtesen. Die Korrespondenz muß daher auf das Mindestmaß beschränkt werden, um die großen Unkosten nicht noch mehr zu erhöhen. Ganz unnötige Unkosten werden uns oft von unseren Geschäftsfreunden durch zu hohes Frankieren der Sendungen verursacht. Ich möchte daher auf die wiederholten Hinweise meiner Kollegen aufmerksam machen, daß ln Deutschland nach den abgetretenen Gebieten die Jn- landportosätzc gelten. Ebenso wie jeder Postanweisungsverkehr ist auch der Nach- nahmevcrkchr zwischen Polen und Deutschland gesperrt; cs ist daher gar nicht möglich, Beträge mit Nachnahme zu erhebeir. Trotzdem wird es immer wieder von einigen Firmen versucht, und diese unnötigen Unkosten werden uns dann in Rechnung gesetzt. Ganz unvorteilhaft ist cs jedoch für den Gläubiger, füllige Beträge durch Tratte zu erheben oder einzuklagen, denn innerhalb Polens darf die deutsche Mark nur wie die polnische Mark gerechnet werden; für einen Betrag von 100 deutsch würde der Gläubiger auch nur 100-kk polnisch erhalten, das sind nach der heutigen Valuta 7 deutsche Mark. Dergleichen Zwangs maßnahmen sind jedoch ln den meisten Fällen nicht notwendig, denn die Firmen, die den wirtschaftlichen Kampf ausgenommen haben und sich den neuen Verhältnissen anpassen wollen, müssen finanziell gefestigt sein; alle andern haben bereits ihre Geschäfte verkauft oder stehen bereits vor der Übergabe. Es liegt bei den Firmen, die hier bleiben wollen, bei Zah. lungsverzögcrungen schon deshalb kein böser Wille vor, weil sie auch in Zukunft auf den Verkehr mit Deutschland angewiesen sind. Dieses Mißverstehen der hiesigen wirtschaftlichen Verhält nisse erschwert nur den Existenzkampf; dieser Existenzkampf ist für uns schon dadurch verschärft, daß infolge der hohen Spesen und der ungünstigen Valuta die Preise für deutsche Bücher ganz außerordentlich gestiegen sind und der Umsatz darin sehr zurück gegangen ist. Dann kommen noch die sonstigen augenblicklich be- 4S»
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