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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1921
- Strukturtyp
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- 1921-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1921
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- Deutsch
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Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 55. 7. März 1921. steller und Schriftleiter« und »Hotel Monopol-Metropole«, worin Was- ferzieher diesen unsinnigsten aller Gasthofnamcn geißelt. Damit kommen wir zu dem zweiten neuen Buche »Schlechtes Deutsch«*), mit dem Untertitel »Ter Kampf gegen das Falsche, Schwcrsällige, Geschmacklose und Undeutschc« in der deutschen Sprache, von wesentlich geringerem Umfang als das vorige — es hat nur 58 Seiten Text —, aber wenn äußerlich auch leicht und unscheinbar, so innerlich schwerwiegend und bedeutend. Denn es ist schon längst not wendig, daß dem schlechten Deutsch, dem man in unserem Vaterlande gegenwärtig leider allenthalben in Wort und Schrift begegnet, endlich einmal der Krieg in tatkräftiger Weise erklärt wird. Zur Eröffnung dieser Fehde ist das Wasserziehersche Bächlein ganz der richtige Leit faden. Es erscheint in zweiter, stark vermehrter und verbesserter Auf lage und bekämpft in 22 Abschnitten die zahlreichen Mißbräuche, üblen Angewohnheiten und Geschmacklosigkeiten, mit denen gedankenlose Sprecher unsere schöne Muttersprache verunstalten. Der Verfasser be spricht zunächst die einzelnen Wortarten und macht auf die Unebenheiten und Schwülstigketten bei ihrem Gebrauch aufmerksam. Dann behandelt er an der Hand von Beispielen den schlechten Satzbau, das falsch Ge dachte, Unlogische, doppelt Gesetzte, Schiefe, Übertriebene, Überflüssige, auch Kanzleistil und Kaufmannssprache, Fremdwörter und Modewörter usw. Ein besonderes Kapitel widmet er dem schrecklichen, geradezu epidemisch auftretenden Gebrauch von »nicht«, einer Unsitte, die! nicht scharf genug getadelt werden kann, denn es ist doch Unsinn, z. B. zu sagen: »Gestern ist mein Bruder aus Berlin gekommen, nicht?« Das Büchlein »Schlechtes Deutsch« scheint berufen, großen Nutzen zu stiften. In Büros, Kontoren, Kanzleien sollte es nicht fehlen. Das dritte Buch von I)r. Wasserziehcr, »Leben und Weben der Sprache«**), ist ebenfalls eine Neuauflage, und zwar schon die dritte in kurzer Zeit. Wesentlich umfangreicher als das vorige, trägt es seinen Titel mit Recht. Denn in seinen 40 einzelnen Aufsätzen wer den die verschiedensten Gebiete der deutschen Sprache in höchst an ziehender Weise behandelt, sodaß man den Eindruck der Bewegung ge heimnisvoller Gewalten und des »Lebens und Wcbens« gewinnt. Zahl reiche Fragen werden aufgeworfen und stets fesselnd und geistvoll beant wortet: »Warum verändert sich die Sprache?«, »Warum ist die deutsche Sprache so reich?«, »Was sind Grundbedeutungen?«, »Was heißt deutsch?«, »Warum schreiben wir keine Tonzeichen?«. Der Verfasser bedauert, daß wir keine Tonzeichen schreiben. Im allgemeinen, sagt er, bedarf unsere Sprache der Tonzeichen nicht, aber er zeigt an Beispielen, wie vorteilhaft die Einführung eines Akzents wäre bei Worten, wie: Thermometer, Hexinneter, Professor, Doktor, Major, Metäpher, Phä nomen, Mäzen, Berlin, Stettin, aber nicht Böcklin, sondern Vöcklin! Von der Mannigfaltigkeit des Inhalts des Buches legen noch die Über schriften Zeugnis ab: »Die Poesie der Sprache«, »Die Logik in der Sprache«, »Die Mode in der Sprache«, »Doppelgänger in der Sprache«, »Die Heimat der Jndogermancn«, »Müller und Schulze«, »Waldortc und Waldländcr«, »Verschollene Wörter«, »Ding und Sache«, »Kirche und Kapelle«, »Brunnen und Born« usw. In dem interessanten Kapitel »Sind Übersetzungen möglich?« kommt der Verfasser zu dem Schlüsse, daß wörtliche, genau deckende Übersetzungen aus einer fremden Sprache nicht möglich sind, nicht einmal aus dem Mittelhochdeutschen. Über setzungen können immer nur eine annähernde Wiedergabe sein. Kurz, auch dieses dritte Buch ist ein unerschöpflicher Quell der Belehrung und auch jedem Buchhändler zu empfehlen. 2. K. Klelnk Mitteilungen. Die Bekämpfung der Schundliteratur im Leipziger Stadtverord netensaal. — Das unheimliche Anwachsen der unzüchtigen Literatur seit der Revolution hat auch in Leipzig eine Eingabe der Lindenaucr Eltern räte an die Stadtverordneten gegen den Verkauf von Schund literatur an die Schuljugend veranlaßt. Uber diese Eingabe hatten die Leipziger Stadtverordneten am 2. März Beschluß zu fassen. Man verlangt, daß der Rat Schritte unternehmen soll, um den Verkauf von Schundliteratur an Schulkinder zu unterbinden, namentlich bei den Zeitungskiosken, die der Stadt gehören. In der Aussprache zeigte sich allseitige Übereinstimmung darin, daß man diesem Übel zu Leibe gehen müsse, wie man auch die schweren Gefahren, die in der Ver breitung der Schundliteratur unter der Jugend liegen, auf allen Seiten des Hauses betonte. Nach dem Berichte der »Leipziger Neuesten Nach richten« führten die einzelnen Redner ungefähr folgendes ans: *) Wasserziehcr, vr. Ernst: Schlechtes Deutsch. Der Kampf gegen das Falsche, Schwerfällige, Geschmacklose und Undeutsche. Zweite, vermehrte und verbesserte Auslage. Kl. 8°. 58 S. Ladenpreis ^ 5.—. **) W a s s e r z i e h e r, vr. Ernst: Leben und Weben der Sprache. Dritte, verbesserte Auflage. Kl. 8°. 280 S. Ladenpreis kart. ^ 17.—. geb. 20.—. 274 Der Schulausschuß beantragte, die Eingabe dem Rate zurBerück - sichtigung zu überweisen. Stadtv. Nölltg (Wirtsch. Bürger-Wahl-Ausschuß): Ich möchte die Anregung geben, daß aus den städtischen Verkaufsstellen (Zeitungs- Häuschen usw.) der Schund und Schmutz verschwindet. Der Rat sollte, soweit es ihm möglich ist, hier eingreifcn. Stadtv. Frey tag (U. S.): Bei einem Kinde im 7. Schuljahr wurde im Ranzen ein Schundroman »Dämon der Liebe« gefunden. Die Kapitalisten, die Niesenauflagcn von Schund auf den Markt werfen, sind schuld an der moralischen Vergiftung der Jugend. Diese erhält auch in der Schule Unbildung statt Bildung, Steine statt Brot vorgesetzt, zum Beispiel, wenn man ihr die Schöpfungsmärchen aus der Bibel erzählt. Die Macht der Behörden muß in den Dienst der Sache gestellt werden. Aus den Kiosken und öffentlichen Schaukästen in Durchgängen usw. mich der Schund verschwinden. Lehrerschaft und Elternschaft müssen Hand in Hand arbeiten bei der Bekämpfung der Schundliteratur. Stadtv. I)r. Jeremias (Deutschnatl.): Gegenwärtig liegt der Buch handel so darnieder, daß gute Literatur dem Schund nicht in wünschens werter Weise entgegengesetzt werden kann. Die Hersteller von Schund literatur verstanden cs, Papier von »hinten herum« zu bekommen. Tie kleinen Geschäftsleute sind schwer daran, es sollte deshalb alles daran- gesctzt werden, zu verhindern, daß die kleinen Geschäftsleute durch So- zialisierungsbestrebungcn immer mehr verprolctarisiert werden. Was die Schöpfungsmärchen der Bibel anbelangt, über die Stadtv. Frcytag wohl etwas schlecht unterrichtet ist, so haben gerade unsere größten Geister gesagt, daß diese ersten Seiten unserer Bibel alle Literatur der Welt aufwiegen. Ich bin gern bereit, Herrn Freytag darüber einmal, wenn er es wünscht, privaten Unterricht zu erteilen. Stadtv. Herz (Dem.): Es muß komisch berühren, wenn Stadtv. Freytag den Kapitalismus verantwortlich macht für die Schundliteratur. Neulich war er schon für die Bordelle verantwortlich. Das Sensations- bcdürfnis ist interfraktionell, es wird in allen Schichten der Bevölkerung gesündigt. Gerade die Märchen, ganz gleich, welcher Art sie sind, sind übrigens für die Erziehung der Jugend unbedingt nötig und segens reich, und insofern vertritt der Kollege Freytag eine recht eigenartige Anschauung. Stadtv. Kirmse (Wirtsch. Bttrger-Wahl-Aussch.): Zur Ehre des deutschen Buchhandels muß es gesagt werden, daß es nur ganz wenige, uns bekannte Firmen gibt, die Schundliteratur herausgebcn, daß hingegen der deutscheBuchhandeltmgroßenundganzenseineHand zur Herstellung von Schundliteratur nicht bietet. Die Eingabe wurde dem Rate zur Berücksichtigung überwies?«. Literarische Vereinigung »Exlibris« in Leipzig. — In diesem Mo nat finden wiederum zwei Vorträge im Lchrsaal der öffentlichen Buch- häntlerlchranstalt, Platostraße, abends 8 Uhr, statt, und zwar wird am Dienstag, den 8. März, Herr Haubold über »Richard Wag ners Parsifal« sprechen, dessen Vortrag ursprünglich auf den 25. März festgesetzt war. Mit Rücksicht auf den Feiertag (Karfreitag) und auf das kurz zuvor, am 10. März, stattfindende 4. Stiftungsfest im Gcscllschaftshans .Friedrichshallen« mußte der Vortrag auf das obenerwähnte Datum verlegt werden. Am 15. März wird Herr Kiß ling einen hochinteressanten wissenschaftlichen Vortrag über »Tie Überwindung der Kordilleren und deutschen Geist und deutsche Tech nik« mit zahlreichen wundervollen Lichtbildern halten. Dieser Vor trag ist der vorletzte dieses Winterhalbjahres. Der »Robinson«, Verein jüngerer Buchhändler zn Braonsch.veig feiert am 21. und 22. Mai d. I. sein 5 0 j ä h r i g e s B c st e h e n. Alle ehemaligen Mitglieder und Freunde des Vereins werden gebeten, ihre Anschrift möglichst umgehend Herrn Martin Lohrengel i. H. Fried r. View eg L Sohn in Braunschweig zukommen zu lassen. Gegen die Vertenernng der Post. — Der Bund deutscher Vereine deS Druckgewerbcs, Verlages und der Papicrverarbeitung hat folgende wohlbegründete Eingabe gegen die geplante Erhöhung der Post- und Telcgraphengcbühren an den Neichswirtschaftsrat gerichtet: Wir möchten nicht unterlassen, unser« ernsteste Warnung vor der beabsichtigten Erhöhung der Post- und Tclegraphengebühren zum Aus druck zu bringen! Der Wiederaufbau unseres Wirtschaftslebens ist nur bei stärkster Regsamkeit, bei vervielfachter Krastanstrengung unter äußerster Spar samkeit denkbar. Diese Regsamkeit wird sich insonderheit auch auf dem Gebiete des Gedankenaustausches im brieflichen und Fernsprech verkehr, in der kaufmännischen Werbetätigkeit usw. bestätigen müssen, wobei jedoch die Kosten dieser Tätigkeit ein bestimmtes Maß nicht überschreiten dürfen. Dieses Maß ist nach unserer Ansicht schon bei der letzten Erhöhung der Post- und Fernsprechgebühren weit über-
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