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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.02.1921
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- 1921-02-11
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- 11.02.1921
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35, II. Februar 1921. Redaktioneller Teil. wisse Selbständigkeit und Verfllgungsfreiheit gesichert hätte, deren Ablehnung mir aber bei meiner Kennuus unserer beiderseitigen Charaktere wahrscheinlich erschien. Tatsächlich verzichtete Sieoeck daraufhin aus meine nochmalige Mitarbeit, und zwar mit der von mir erwarteten Begründung, daß unser gutes Einvernehmen voraussichtlich besser gewahrt sei, wenn wir von einander un abhängig blieben. Die Folge hat uns beiden rechtgegeben; ein zwar nicht regelmäßiger, aber doch niemals ganz unterbrochener Briefwechsel, der sich auch auf nichtbuchhändlerische Gebiete, Fra gen des öffentlichen Lebens und persönliche Verhältnisse aus dehnte, legt dafür Zeugnis ab. So war der Name Paul Siebeck — außer dem des nun ebenfalls schon lange unter dem grünen Rasen ruhenden Elwin Paetel - meine wertvollste Unterstützung, als ich am l. April 1993 endgültig den Schritt zu meiner allerdings so ganz anders als I89l gearteten geschäftlichen Selbständigkeit wagte. Nach dem ich fast zwei Jahrzehnte hindurch fast nur empfangen hatte, durste ich im November 1909 endlich auch geben: ich wurde von Siebeck nach Tübingen berufen, um in mehrtägiger Arbeit Rat schläge zur Vereinfachung der gar zu umfangreich und verwickelt gewordenen Mohr-Lauppschen Buchhaltung zu erteilen. Als dann 1914 der große Krieg ausbrach, das damals 36 Köpfe zählende Geschäslspersonal durch Einziehung von acht wehrhaften Män nern auf wenig über zwei Drittel zusammenschmolz und unter den Zurückbleibenden später mehrere schwer erkrankten, hatte ich die Freude, im Frühjahr 1915 nochmals als Helfer ent springen zu können, diesmal, da ich mir Frühlingsserien dazu machen konnte, sogar für mehrere Wochen. Während dieses meines letzten Zusammenarbeitens mit dem verehrten Manne hatte ich auch die bereits erwähnte Gelegenheit, sein Buchhal tungswerk, an das er damals di« letzte Feile legte, vollständig durchzuarbeiten. Abschnittweise wurde dabei alles gründlich durchgesprochen: nicht immer deckten sich unsere Ansichten, aber auch jeder abweichenden Auffassung, wenn sie sich ausreichend begründen ließ, brachte er sachliches Verständnis entgegen. So ging es uns auch in der Beurteilung der damals alle deutschen Herzen aufwühlenden Ereignisse und Aussichten des furchtbaren deutschen Daseinskampfes und der mit ihnen in un löslichem Zusammenhang stehenden politischen Fragen. Ihm selbst war sein dritter hoffnungsvoller Sohn vr. pdil. Robert Siebeck bereits am 3. September I9l4 auf dem Felde der Ehre gefallen. Über die Wege zu einer größeren deutschen Zukunft, die wir damals alle mit Recht durch unseren unaufhaltsamen Siegeslauf für gesichert halten durften, bestanden ebenfalls er hebliche Meinungsverschiedenheiten. Siebcck meinte, wir betrach teten die Dinge durch »verschieden« Brillen», aber über das Ziel gelangten wir stets zu restloser Einigkeit, über die Mittel wenigstens insoweit, als wir alle äußeren Maßregeln für wert los hielten, solange nicht die sittlich« Erneuerung von .innen heraus wirksam würde. Der Geschäftsbetrieb wurde 1915 in der Hauptsache nach denselben bewährten Grundsätzen gchandhabt wie 1899—93, nur die Arbeitszeit war gegen damals nicht unerheblich verkürzt, und das Verhältnis zwischen Chef und Personal hatte sich mehr patriarchalisch gestaltet. Aber der große Zug prägte sich trotz oder gerade wegen der erschwerten Krtegsvcrhältnisse noch deut licher erkennbar aus, und die straffe, im besten Wortsinn »preu ßische» und wie vor 25 Jahren ganz ohne »Strafen» aufrecht erhaltene Ordnung, Pünktlichkeit, Pflichttreue und Hingabe aller an die gemeinsame Aufgabe waren zu eng mit der Persönlichkeit Sisbecks verwachsen, als daß hierin sich irgendetwas Wesent liches verändert haben konnte. Der furchtbare Zusammenbruch aller deutschen Hoffnungen nach den verhängnisvollen Novembertagen 1918 zeitigte noch einen ernsthaften brieflichen Meinungsaustausch mit ähnlichem Inhalt und Ergebnis wie die persönlichen Aussprachen 1915. Mein letzter Gruß, selbst eine Todesnachricht vom 2l. November 1920, sollte ihn nicht mehr erreichen. Das häusliche und gesellige Leben Sicbecks wickelte sich trotz der örtlichen Nähe — auch ein Zeichen seiner Ordnungsliebe - völlig außerhalb der Geschäftsräume ob. Wohl griff der Verlag in das Privatleben über, umgekehrt aber wurde klar geschieden. Ich kann mich nicht besinnen, ernen der Söhne, solange sie noch nicht im Verlage mit tätig waren, geschweige denn die Gattin Swbecks, jemals in den Mohrschen Arbeilsräumen gesehen zu haben. Und doch hat die ihrem Gatten geistig ebenbürtige Frau Thekla Siebeck geb. Länderer an allen geschäftlichen Plänen und Sorgen teilgenommen und aus die verlegerische Tätigkeit Siebecks starken Einfluß ausgeübt. Den Angestellten des Verlages aber blieb dieses Zusammenwirken des Ehepaares verborgen. Aller dings war ich schon als Mohrscher Gehilfe und später mehrfach bei gelegentlichen Durchreisebesuchen in Freiburg und Tübingen, ferner 1999 und 1915 Tisch- und Hausgast der Familie, konnte auch beobachten, daß der Hausvater Siebcck dieselbe Ver ehrung genoß wie der Verleger und Geschäftsmann. Aber eine nähere Schilderung des Sieveckschen Familienlebens muß doch einem anderen Vorbehalten bleiben, der dauernd oder doch län gere Zeit an ihm teilgenommen hat. Noch schwieriger ist es, der Wirksamkeit Paul Siebecks als Verlegers mit wenigen Worten gerecht zu werden. Was er in 43 Jahren ununterbrochener Arbeit geschaffen hat, ist schon seinem äußeren Umfange nach fast unübersehbar. Ten inneren Wert und die geistige Bedeutung dieses Lebenswerkes voll zu erfassen und richtig zu würdigen, ist aber eigentlich nur imstande, wer selbst die von Siebeck gepflegten Wissenschaften übersieht und be herrscht. Da ich über dies« umfassenden Kenntnisse nicht verfüge, so muß ich mich auch hier auf den Versuch beschränken, di« lei tenden Grundsätze herauszuschälcn, soweit sie mir aus eigener Beobachtung und aus den mir vorliegenden umsangreichen Kata logen erkennbar geworden sind. Paul Siebeck liebte es zwar, sich in erster Linie als Ge schäftsmann zu bezeichnen, und daß er in der Tat ein guter Geschäftsmann war, beweisen seine zutage liegenden äußeren Erfolge. Aber das »Geldverdienen« war ihm nicht Selbstzweck, auch nicht Mittel zum Zweck persönlichen Wohllebens, sondern nur die selbstverständliche Voraussetzung, um seine höheren Ziele erreichen zu können. Das Ziel aber war, den Mohrschen und später Lauppschen Verlag zu einem starken Träger wissenschaft licher Arbeit und damit des deutschen geistigen Lebens zu ent wickeln. Dazu mußte naturgemäß der Verlag selbst lebenssähig sein und bleiben, denn bekanntlich sind sehr viele, oft gerade dis unentbehrlichsten und wertvollsten wissenschaftlichen Mono graphien auf einen so engen Abnehmerkreis beschränkt, daß sie ihre meist erheblichen Kosten nicht aufbringen, sondern Zuschüsse erfordern. Ilm solche Zuschüsse leisten zu können, muß der wis senschaftliche Veileger auch »Brotartikel- haben, und diese zu finden, das ist seine Kunst. Er darf nicht warten, bis ihm angcboten wird, was er braucht, sondern er mutz erkennen, was gebraucht wird, und sich danach die geeigneten Autoren suchen. In diesem guten Sinne war Siebeck ein moderner Verleger; nahezu sein ganzer Verlag verdankte sein Entstehen seiner per sönlichen Anregung. Das gilt in erster Linie von den großen Sammelwerken, von denen nur folgende genannt seien: »Das öffentliche Recht der Gegenwart», Fortsetzung des (jetzt veralteteni »Handbuchs des öffentlichen Rechts» mit nicht weniger als 56 Mitarbeitern in allen Kulturländern; »Stengels Wörterbuch des deutschen Verwaltungsrechts» in 5 Bänden und 3 Ergänzungsbänden; 2. Auflage in 3 Bänden; »Kurzer Handkommentar» und das umfangreichere »Handbuch zum Neuen Testament» mit zusammen 18 Mit arbeitern ; »Grundriß der theologischen Wissenschaften- mit fast 39, »Sammlung theologischer Lehrbücher» mit 12 Mitarbeitern; »Religionsgeschichtltche Volksbücher» in mehr als 199 Heften. »Die Religion in Geschichte und Gegenwart-, ein Handwörter buch in 5 Bänden; »Grundriß der Sozialökonomik», noch im Erscheinen begriffen. Außer den Hauptarbeitsgebieten des Mohrschen Verlages, den Rechts- und Staatswissenschaften und der protestantischen Theologie widmete sich Siebeck der altklassischen und neueren Philologie, der Geschichte, Philosophie und neuerdings in stei le?
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