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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1919
- Strukturtyp
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- 1919-04-07
- Erscheinungsdatum
- 07.04.1919
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 67, 7, April l919. wurde, gedankenlos und böswillig, trug mit di« Schuld au der Zer- mitrbung unseres Volkes, Jede, auch di« notgedrungen,! Preissteige rung wurde und wird »och heute leichthin als Wucher bezeichnet. Und schliesslich ist es soweit gekommen, das, jeder Produzent, Handwerker, Kaufmann von den erbosten Konsumenten als Wucherer bezeichnet wurde, Konsument, — wer ist übrigens nicht Konsument? Der Bauer nannte den Krämer einen Wucherer, aber auch der Großhändler den Fabrikanten, der Kleinhändler den Großhändler, der Kausmann den Handwerker, — sobald einer vom anderen was tattscn mußte. Jeder wälzte die Schuld der Teuerung auf den an dern ab, Co kam cs schließlich, daß der Handels- und Kcwcrbcstaud durch seine unbedachte Abwehr selbst nicht unwesentlich zu den, Ver ruf beitrug, i» den er größtenteils unverdient gekommen ist. Denn das kaufende Publikum wies, gleich gedankenlos wie jene, aus den Umstand hin, daß die Verkäufer selbst sich gegenseitig des Wuchers zeihen, und betrachtete dies als unumstößlichen Beweis für seinen Vorwurf und für die Schädlichkeit des Zwischenhandels überhaupt. Der Unmut gegen die »Wucherer», gegen die mit und ohne Gänsefüß chen, stieg von Tag zu Tag und lieferte den fremden und ciuhclmischcu Umstürzlern den besten Nährboden für ihre Drachcnsaat, Der Teufel hatte leichtes Spiel, da zu wenig Hände sich rührten, sei» Unkraut anszusaten. Daß wir seit fast 5 Jahren von aller Zufuhr von außen abge- schnittcn sind, baß dieser Zustand und die unaufhörlich tätige Notcn- prcsse die Kaufkraft des Geldes bis auf ein Drittel und Viertel sei nes Wertes sinken ließ, das wurde nicht beachtet, wollte man nicht beachten, daraus wurde sowohl in der Öffentlichkeit, wie vom Bauer, Hersteller, Kausmann viel zu wenig hingcivicscn. Das Schlagwort Wucher hat so schließlich alles überwuchert und, gleich viele» Schlag- wortcn während des Kriegs und jetzt in der Revolution, leider alles ruhige Denke», alle Vernunft begraben. Wie bei fast allen ander» Artikeln ist das auch bei der Postkarte der Fall, Wie viele Postkartcnhändler wissen denn etwas von der Herstellung des Artikels, den sie jahraus, jahrein verkaufen? Wie viele von ihnen wissen, daß Deutschland vor den, Kriege die halbe Welt mit Ansichts- und Künstlerpostkartcn versehen hat? Daß nur dieser Umstand cs gestattete, einen großen Teil der Karten in Niescn- auflagcn zu drucken und dadurch so billig hcrzustcllen, daß der Jn- laudshandcl sic zu Bagatellpreisen bekam? Der Absatzkrcis ist aber jetzt ganz aus das Inland beschränkt. Die Vorräte sind ausgebraucht. Im Inland selbst ist der Bcbars, seit der große Feldpostvcrkehr mit den unter Massen Stehenden aus- gehört hat, auf ein Minimum gesunken, und große Teile Deutschlands, wie auch die Länder der ehemaligen habsburgischcn Monarchie sind von uns abgeschnitten, der Handel mit den wenigen benachbarten ncntralen Ländern ist unterbunden. Es könne» deshalb nur noch kleine Auflagen gedruckt werden. Das allein schon verteuert die .Kar ten ungemein. Die Originale sind teurer geworden, weil auch die Künstler mit den früheren Preisen nicht mehr auskommen. Die Pa- pierpreise sind um 4V(>, die Truckprcise um 240, die Klischeckostcu um MU Prozent gestiegen, die Gehälter des Personals, die Reise- und Propagandaspescn, das Packmaterial, die Frachten und Postverscn- duug, alles, alles ist teurer geworden. Große Guthaben in de» besetzte» und von nns abgeschnittenen Provinzen und Länder» sind nicht cinzu- treiben und verlieren durch Kursverlust und Zinsen-Entgang an Wert, Wieviele davon ganz verloren sein werden, weiß niemand zu sagen. Der Kredit wird immer mehr beschränkt, das Geld immer rarer, das Geschäft von Tag zu Tag unsicherer. Wer will da noch von Wucher reden, wenn eine Kiinstlerkarte, die früher den Klein händlern S und K Pfg. gekostet hat, jetzt von diesen zu 12 und IS Pfg, bezahlt werden muß? Wenn man bedenkt, daß, wie oben gesagt, der Wert des Geldes auf ein Drittel und Viertel gesunken ist, dann wird man finden, daß es gedankenloser Blödsinn ist, wenn man diese verhältnismäßig geringe Verteuerung der Postkarte eine wucherische nennt. Gute Karten iverden bei den steigenden Löhnen sicher noch teurer werden. Das ist der Segen des Krieges, der Blockade, der Revolution, keineswegs aber die Schuld der Postkarten- Jndustrie. Earl Andelfinger, Deutsche Kriegskartc», — Nur wenig bekannt geworden sind die großartigen Leistungen, die das deutsche Heer während des Krieges aus dem Gebiete des Kartenwesens vollbracht hat. Nach Mitteilungen von Professor Albrccht Pcnck, die die »Natnrwissenschastcn» sJullus Springer in Berlins wiebergcbcn, waren an diesen Leistungen zwei Behörden beteiligt: daheim die kartographische Abteilung der Landes aufnahme, im Felde die einzelnen Kcldvcrmessungsabteilungc», Jene schuf namentlich Karlen, die ans bereits vorliegenden deutschen Arbei ten beruhen, sowie solche für entlegene Kriegsschauplätze durch Ver arbeitung der besten vorliegende» Quellen, Dieser Arbeit entstammen die große» llbersichlskarle» einzelner Kriegsschauplätze, die In den 238 Handel gekommen sind, daun aber auch eine für de» Dienst bestimmte große Opcratlonskartc, Die Stelle schuf scrner Karten von Mesopo tamien, Persien und Palästina bis zum Sinai Herab, von Finnland bis zur Murmauküste, Die Feldoermessungsabteilnngen au den ein zelne» Fronten stellte» Frontkarten her, teils ans dem Wege der topo- graphischen Aufnahmen in den von uns besetzten Gebieten, teils außerhalb dieser ans photogrammetrischem Wege, sowie namentlich auf Grund von Fliegerausnahmcn, Auf diesem Wege haben wir sür den Norden und Osten Frankreichs vom Meere bis zur Schweizer Grenze, sür die russische Front von Livland bis zur Ukraine herab, so wie für das südliche Mazedonien Fronlkarte» im Maßstabe 1:25VUÜ erhalten, ans Grund deren sür besonders wichtige Gebiete Vergrübe» rangen auf 1:1vl>üll und selbst ans 1:8Mll hergestellt worden sind, über lvov verschiedene Frontkarten 1:2S l>vl> sind hergestellt worden, und nicht schätzen läßt sich die Zahl der im Felde gedruckten Exemplare, die gewöhnlich für die Kampshandlungen mit den: Aufdrucke der beiderseitigen Stellungen versehen wurden, Bon der Landesaufnahme ist bekannt, daß sic den Druck von 273 Millionen Blatt vcranlaßtc, wovon sic 15Ü bis 10l> Millionen selbst druckte, N, K, Die französische Akademie der Wissenschaften hat kürzlich durch einstimmigen Beschluß ihrer Mitglieder folgende Erklärung abgegeben- »Die Akademie ist der Ansicht, daß persönliche Beziehungen zwi- scheu den Gelehrten der beiden kriegführenden Gruppen unmöglich sind, solange keine Genugtuung für die von Deutschland begangenen Verbrechen, die es aus dem Schoße der Menschheit verbannt haben, geleistet ist. Die Zcntralmächte werden durch einen Artikel des Frie- densvcrtrages gezwungen werden, sich aus den internationale» wissen- schastlichen Gesellschaften streichen zu lassen , , , Neue wissenschaft liche Gesellschaften werden nur von den Verbündeten, gegebenenfalls unter Beteiligung der Neutralen, ins Leben gcrusc»,» Ein ähnlicher Beschluß soll, wie das »öourirak cko Vsnövs« mit nuverhehltcr Genugtuung verrät, auch von der medizinischen Akademie gefaßt werdcnj die große Mehrzahl der übrigen wissenschaftlichen Ge sellschaften und Vereinigungen wird sich ihm anschließen. Das hindert indes die zurzeit in Uniform steckenden französischen Gelehrten nicht, sich in de» badischen Anilin- und Sodafabriken »ach Möglichkeit »mzusehe» und ihnen ihre Fabrikationsgeheimnisse abzn lauschen. Bund der freien Künste in Berlin. — Dem »Leipziger Tage blatt« wird geschrieben: Endlich ist, »ach langem Mühen, das seit Jahren angcstrebte Ziel erreicht worden. Zur Gründung eines »Bundes der freien Künste« haben sich die wichtigsten Berussorgani- sationc», und zwar insgesamt 22 Verbände und Vereinigungen schöpferisch tätiger Künstler der drei Gruppen: Bildende Künste, Schrifttum und Tonkunst znsammengefundcn und eine Satzung an genommen, Ziel und Ausgaben des Bundes erhellen aus folgenden Stellen der Satzung: Zweck des Bundes ist, in das geistige Lebe» des Volkes fördernd ciuzugrcise» sowie die gemeinsamen kulturellen, so zialen und wirtschaftlichen Interessen der Bcrussgenossen wahrzuneh- mcn und im öffentlichen Leben zur Geltung zu bringen. Weiter heißt cs: Der Bund stellt sich insbesondere folgende Aufgaben: 1, Förde rung der Kunst im Volksleben, — 2, Geltendmachung der staatsbür gerlichen Rechte, — 8, Wahrung der Berufsinteressen, — Vorläufig umsaßt der Bund nur Berliner Verbände und Vereinigungen, weil cs in Anbetracht der Zeit- und Verkchrsvcrhältnissc undurchführbar war, Vertreter ähnlicher Organisationen zu den langwierigen Vor arbeiten hcrauzuzichcn. Der Bund hofft jedoch auf schnellen An schluß und kräftige Mitarbeit der gleichgeartetcn Vereinigungen und Verbände in Großdcutschland, um so seine Ziele voll verwirklichen zu könne», wie er auch eine Kartellierung mit verwandte» Organisa tionen, z, B, denen der Presse, mit großer Freude begrüßen würde Abschaffung des Telephon-Abonnements? — Eine ebenso sonder bare wie rückschrittliche »Reform« soll vom Ncichspostamt geplant sein. Das Telephon-Abonnement soll abgcschafft werden und statt dessen der S Psennigtaris sür jedes Gespräch zur Einführung gelangen. AIS Begründung für diese eigentümliche und wenig kausmännische Maßnahme dient im allgemeinen die Behauptung, daß das Telephon weit über Gebühr in Anspruch genommen und daß überhaupt zu viel durch das Telephon gesprochen werde. Besser wäre eS wohl, genügend Kräfte zur Bedienung des Telephons eiuzustellen und dafür zu sorgen, baß die Reform des TclcphonwcseuS mehr nach großen Ge sichtspunkten und weniger mit kleinliche» Maßnahmen und Verärge rung des Publikums durchgeflihrt wird. Sitzung des Tarisansschnsses der Deutschen Buchdrucker, — Die wilden Lohnbewegungen, die Notwendigkeit, die Organisation der Tarifgeineinschaft den Anforderungen der Zeit mehr anznpaffen, unk>
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