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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-04-07
- Erscheinungsdatum
- 07.04.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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x° 87, 7. April 1919. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dkschn. Buchhandel. Eine Lanze für Karl May. Von vr. jur. Euchar A l b r e ch t S ch m i d. 8°. 95 S. Radebeul b. Dresden, 1916, Karl - May - Verlag Fehsenfeld L Co. Geheftet Ladenpreis 2.50. In dieser ziemlich umfangreichen Broschüre findet der Leser das gesamte Material über die Karl May-Streitfrage vereinigt, die lange Zeit die Öffentlichkeit nnd anch die buchhündlerische Allgemeinheit beschäftigt hat. Die neuerliche Bewegung gegen den toten Reise schriststeller setzte bekanntlich mit einer im Aufträge von 1)r. Anton Bettelheim für das »Biographische Jahrbuch und Deutscher Nekro loge vo» l)r. Alfred Kleinbcrg verfaßten Biographie Karl Malis ein, die vom Verfasser dieser Schrift, dem Leiter des Karl-May-Verlages, lebhaft bekämpft wurde, weil sie Schmähungen nnd Unwahrheiten über den Menschen Karl May enthielt. Da die Darstellung juristisch anfechtbar und auch vom moralischen Standpunkte aus zu verurteilen war, konnte der Verleger des Biographischen Jahrbuches, I)r. de Grnyter, bei aller Wahrung der Interessen seiner Autoren nicht um hin, in wichtigen Punkten dagegen Stellung zu nehmen. Der Kampf »ahm leider unerfreuliche Formen an und endete, was die buchhänd lerische Seite der Angelegenheit betraf, mit der Niederlegung des Hcrausgeberamtcs durch I)r. Bettelheim und der Einstellung des Er scheinens des Biographischen Jahrbuches. Der Konflikt zog aber noch weitere Kreise, indem der Herausgeber des »Deutschen Willens«, Fer dinand Avcnarins, sich auf die Seite der Gegner Karl Mays stellte. Der Verbreitung der Mayschen Schriften hat der Kampf keinen Ab bruch getan, zumal da dem toten Schriftsteller in dem Verfasser ei» warmer Verteidiger erwachsen ist. Die Schrift unterrichtet aber nicht über den Streitfall allein,- sondern ist geeignet, vielen, deren Mei nung über Karl May noch nicht geklärt ist, zu einer gerechteren Beur teilung des Lebens fauch Vorlebens) nnd Wirkens dieser vielnmstrit- leneu Persönlichkeit zu verhelfen. - Kurt Loele. Kleine Mitteilungen. Aus Sudungarn wird uns unterm 28. Februar 1919 geschrieben: Bei den gegenwärtigen Verhältnissen in diesem durch Serben besetzten Gebiet, gehen weder von Ungarn (für uns, weil über der Demarka tionslinie liegend Ausland), geschweige denn von Deutschland irgendwelche Nachrichten, Zeitungen oder dgl. ein. Anch ist weder Ein- noch Ausfuhr möglich. Ich verdanke es lediglich der Liebens würdigkeit einer befreundete» Dame, die unerläßlich nach dem Alls land (Budapest) reisen muß, daß ich Ihnen diese Zeilen übermitteln kann. Cs wird gewiß von allgemeinem Interesse sowohl für die Ver leger als anch die Kommissionäre sein, zu erfahren, welche Verhältnisse hier herrschen. ' Unser Geld wurde abgestempclt und darf über die Demarkations linie hinaus nicht ausgcführt werden. Jeder Postverkehr (Briese, Pakete, Geldsendungen, Telegramme) über die Demarkationslinie-ist verboten. Infolgedessen liegt der Verkehr ganz brach, und da keine Einfuhr möglich, kein Reisen statthaft ist, sind die Geschäfte leer. Gestattet ist die Einfuhr von Büchern über Kunst, Literatur, Musik, Theater, Schöne Literatur (Romane, Gedichte, Theaterstücke), Geographie, ältere Geschichte (keine .Kriegsgeschichte), wissenschaftliche Werke: Medizin, Chemie, Physik, Technik, Popularia nsw. Deren Zu senduug ist aber nur in eingeschriebenen K r e u z bäuder n e r w ü n scht, da sie sonst unfehlbar verloren gehen. Verboten ist selbst ans diese Weise die Einfuhr sozialistischer Tendcnzwerkc, insbesondere auf den Krieg, Waffenstillstand, Frieden, Besetzung der einzelnen Länder bezüglicher Werke, Schriften über den Bolschewismus, Spartakisten usw. Ferner Kalender (wie Lahrer hinkender Bote oder ähnliche), die über vorjährige Kricgsereignisse be richten, sowie Karten oder Werke über Sprachen- rcsp. Ländercintci- Inug nach neuestem System (wie z. B. die Freytagscheu Völker- und Sprachenkarten). Es wäre angezeigt, in irgend einer Art dies im Börsenblatt zu publizieren, damit auch die zuständigen Behörden davon Notiz nehmen. Cs scheint nämlich, daß auch die deutsche Postbehörde nicht genügend unterrichtet ist. Hierher sind einfache und eingeschriebene Kreuzbän der (ohne Nachnahme) zulässig, selbstverständlich könne» »verbotene« Bücher auch gesandt werden, nur werden sic ohne weiteres von der Zensur beschlagnahmt. Dies gilt für ganz Südungarn. Vor einigen Tagen sahen wir blutenden Herzens zu, wie man ütltlN Offiziere und Mannschaften der Mackensen-Armee hier durch- schlepptc. Die Leute sollen zu Bergbauarbeitcn verwendet werden. Sie sind den Feinden hilflos ansgelicfert, wie wir! Der Postverkehr mit dem unbesetzten Deutschland. — Aus Rheydt bringt der »Düsseldorfer Generalanzeiger« vom 24. März folgende Zuschrift, die auch für unsere Leser von Interesse sein dürfte: Nach dem wir seit fast drei Wochen vergebens auf das Eintreffen der rechts rheinischen Post gewartet hatten, ohne den Grund erfahren zu können, haben wir uns persönlich an die belgische Zensurstellc in Neuß ge wandt. Dort erfuhren wir zu unserem Erstaunen, daß von seiten der Besatznngsbehörde eine Abstempelung der aus dem rechtsrheinischen Gebiet kommenden Briefschaften durchaus nicht verlangt wird. Die Handelskammer Neuß, au die wir uns ebenfalls um Aufklärung wandten, bestätigte uns dies. Die Maßnahme ist demnach ins Blaue hinein von den rechtsrheinischen Postbchörden getroffen worden, die. unbekümmert um den nicht zu ermessenden Schaden, der ans solchen Verkehrsstockungen der linksrheinischen Industrie erwächst, sämtliche hierher gerichteten Briefe, mit dem Stempel »Zurück, gesperrt« versehen, au die Absender znrückgeschickt haben. Man wundert sich jenseits des Rheines über die Loslösuugsbestrebungen der Rheinlande; unseres Erachtens aber haben die besetzten Rheinlaude, die augenblicklich un zählige Schwierigkeiten für das gesamte Deutschland zu ertragen haben, weit eher das Recht, sich über die Gleichgültigkeit zu wunder», mit der ihre Interessen von den rechtsrheinischen Behörden behandelt werden. Uber den Schaden, den eine drei Wochen lange Postsperre der diesseitigen Industrie zufügt, wird sich wohl jeder klar sein. Daß aber eine solche Sperre ohne Notwendigkeit verhängt wurde, nur weil man es drüben nicht der Mühe wert hielt, sich genügend zu unterrich ten, das übersteigt alle Begriffe. Verkehr mit Krain Küstenland. - Aus Lai b a ch wird uns unterm 6. März 1919 mitgetcilt, daß zurzeit keine Gelder in das Ausland versendet werden nnd auch dortige Bauten Uberschreibungen nicht besorgen tonnen. »Von deutschen Verlegern kommen tagtäglich Mah nungen, und es ist uns sehr unangenehm, daß wir sie nicht erledigen können. Wir zweifeln sogar, ob sich die Angelegenheit bis zur dies jährigen O.-M. regeln wird.« Aus Mainz schreibt »ns Herr Otto Brnsrc, Geschäftsführer der Firma Victor v. Zabern: Ich halte es für meine Pslicht, darauf hiuzuweisen, daß die Bestimmungen des Mainzer Po lizei-Amtes vom sl. Januar 1919 bctr. Büchereiufuhr schon andern Tags aufgehoben wurden, da es dem Ortsverein der Mainzer Buchhändler gelang, die französische Behörde von der Unansführbar- keit zu überzeugen. Die Anordnung erfolgte irrtümlich und wurde infolgedessen auch sofort widerrufen. Lediglich Bücher, die nach dem 1. Januar 1619 gedruckt wurden, dürfen nicht cingeführt werden. Doch ist auch hierin wieder eine Milderung erfolgt. Vorsicht im Verkehr mit dem Auslände! — Das Wolsf-Bnreau be zeichnet in einer Zuschrift an die deutsche Presse die Broschüre »Tie bol schewistische Verschwörung«, erschienen im »Freien Verlag« in Bern, als Fälschung. Unterstrichen wird diese Warnung durch Erklärungen, die die ser Tage Herr Scheidemann, die Nachrichtenabteilung des AnSw. Amtes, der große Gcneralstab, die Neichsbank und die Deutsche Bank abgegeben haben. Daraus ergibt sich die Stellungnahme des deutschen Buchhan dels von selbst. Wir benutzen jedoch diese Gelegenheit, um erneut dem Buchhandel Vorsicht gegenüber politischen Veröffentlichungen aus dem neutralen Auslände zu empfehlen. Wie uns von beachtenswerter Seite mltgcteilt wird, liegt auch-begrüudete Vermutung vor, daß sich Schweizer Firmen im Aufträge der Entente dazu hergebcu, die wirt schaftlichen Absichten Deutschlands auszuforschcn, indem sie an große deutsche Firmen, Handelskammer» und Wirtschastsvcrbände herau- trcten und ihnen ihre Vermittlungsdienste zur WieLLrauknüpfuug ihrer Exportverbindungen nach Entcnteländcrn anbieten. Es kann nur empfohlen werden, auf solche Schreiben neutraler Firmen, mit denen die Handelskammern, Verbände und Firmen bisher nicht in Ver bindung gestanden haben, nicht eher zu reagieren, als bis genaue Er kundigungen über dieselben bei der Gesandtschaft oder bei den zu ständigen Konsulaten, cingeholt worden sind. Im Zusammenhang damit wird auch insbesondere noch darauf hiugewicsen, daß diese Firmen sich bemühen, auch die neuesten deut schen Export- und F a b r i k a n t e u a d r c ß b ü ch e r zu erlan gen. Auch hier ist es notwendig, vor Lieferung an unbekannte Firmen im neutralen Auslande bei der Gesandtschaft oder den Konsulaten über die Besteller Erkundigungen cinzuziehen. Woher tommt's? - »Wucher!« Noch nie, solange wir Lebenden uns entsinnen können, ist dies Work mit mehr Recht und mit mehr Unrecht gebraucht worden als in den letztet« Jahren. Daß der Wucher schamlos überhand nahm, kein Verständiger wird cs bezweifeln. Ja, daß er eine Hauptursache des moralischen und damit des militärischen, politischen und wirtschaftlichen Zusam menbruchs unsres Deutschen Reiches gewesen ist, ist leider nur zu wahr. Aber auch der Mißbrauch, der mit diesem Worte getrieben 237
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