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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1919
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- 1919-04-07
- Erscheinungsdatum
- 07.04.1919
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Redaktioneller Teil. ^ 67, 7. April 1918. Der deutsch-österreichische Veriagsbuchhandel. Von vr. JohannesEckardt -München. Über den deutsch-österreichischen Verlagsbuchhandel wurde im Laufe der Jahre schon manche Debatte geführt. Die Frage, deren tieferen historischen Gründe bisher zu wenig dargelegt wurden, scheint gerade jetzt, wo sich die staatliche Annäherung Deutschlands und Deutschöstcrreichs zu immer festeren Formen entwickelt, aktuell zu sein. Ich habe sie in einer Arbeit »Vom deutschen Veriagsbuchhandel« in der literarischen Monatsschrift »Der Gral« (Verlagsanstalt Tyrolia, G. m. b. H., JnnSbruck- Wten-München) behandelt und möchte an dieser Stelle die dies bezüglichen Ausführungen herausgreifen, da sie die Leser des Börsenblattes besonders interessieren dürsten. Eine auch nur flüchtige Beobachtung zeigt, daß der deutsche Veriagsbuchhandel zu einem wesentliche» Großteil von Werken österreichischer Autoren lebt. Erinnern wir uns der nahen Ver gangenheit! die Werke Anzengrubers, Marie von Ebner-Eschen- bachs, Ferdinand von Saars erschienen in Deutschland. Gehen wir noch weiter zurück! Österreichs größter Dichter, Franz Grill parzer, war bis zum Ablauf der Schutzfrist für seine Werke nur durch Cotta in Stuttgart zu beziehen. Seither gibt es eine Reihe tüchtiger Ausgaben seiner Werke. Österreich selbst hat cs über eine Auswahl und den Erfolg Sauers, eine Monn- mcntal-Ausgabe zu ermöglichen, noch nicht hinausgcbracht. So geht es aber auch mit Raimund, mit Nestroy, mit Nürnberger, mit I. I. David u. a. Auch die wissenschaftliche Arbeit Österreichs fand zu einem wesentlichen Großteil erst von Deutschland ihren Verlagsweg. Carl M. Danzer stellt mit Recht fest i »Der österreichische Histo riker Helsert veröffentlichte die kaum übersehbare Reihe seiner Werke bei Herder in Freiburg (Breisgan). Heinrich Frtedjung erscheint bei Cotta. In der Volkswirtschaftslehre spielt die Wirker Uhiüe eine bahnbrechende, führende Rolle; aber die Werke dieser Wiener Schule, die Arbeiten von Mengen, Phi- tippovich, Böhm-Bawerk erscheinen bei Fischer in Jena, bei Duncker L Humblot, überall, nur nicht in Wien«. Lenken wir unseren Blick aus die Gegenwart, in der Auto ren wie -um von den Werken gelehrter Art abzusehen — Peter Rosegger, Enrica von Handel-Mazzctti, Rudolf Hans Bartsch, Richard Schaukal, Artur Schnitzler, Ottokar Kcrnstock, Eugenie delle Grazie, Ginzkey, Karl Schönhcrr, Emil Ertl, Her mann Bahr, Hugo von Hofmannsthal, Wassermann, Hart, Werfel, Meyrink, Walter von Molo — um aufs Geratewohl einige Beispiele herauszugreifen — ihre Bücher, die von Tausenden ge kauft werden, dem reichsdeutschen Verlagsbuchhandcl anvcr- trauen. Vielleicht ist diese Tatsache noch gar nicht so bewußt ge worden. Sie gewinnt an Bedeutung, wenn wir sie volkswirt schaftlich bewerten, vr. Guido Glück hat sie einmal mit folgen den Zahlen konkreter ins Licht gestellt: »Nehmen wir an, einer unserer am meisten gelesenen Schriftsteller (Bartsch, Schönherr z. B.) setzt im Jahre 59 000 Bände aller seiner marktgängigen Bücher ab. Sie stellen einen Handelswert von 250 000 -kt dar. Die Hälfte von ihnen (das ist Wohl anzunehmen) wird in Österreich gekauft, das heißt: Österreich zahlt an den reichs deutschen Verleger, wenn wir die dreißig Prozent für den öster reichischen Buchhändler, die ja im Lande bleiben, abziehen, ./k 87 500.—. Da der österreichische Schriftsteller 20"/» Honorar bezieht, in diesem Falle 50000.—, ergibt sich ein Unterschied von -ck 37 500.— zu unseren Ungunsten. Der reichsdeutsche Handel (Verlag und Buchhandel) beschäftigt Druckerei, Papierfabrik, Buchbinderei, exportiert Ware, macht sein Geschäft, während Österreich in diesem Fall »bloß« das Gei stige beigestellt hat und — draufzahlt! Dieses schlechte Geschäft machen wir aber mit allen unseren bekannten Schriftstellern, die ihren reichsdeutschen Verlag haben«. Und nun nehme man die Summen, die dem österreichischen Veriagsbuchhandel jährlich gewonnen werden könnten, wenn man nicht nur den Umsatz eines der gelesensten Autoren be rücksichtigt, sondern versuchen würde, den der gesamten öster- 234 reichischen Schriftsteller, deren Bücher in Deutschland verlegt' werden, zu verrechnen! Der niedcrösterreichische Gewerbevcr- ein stellte 1913 fest, daß Österreich für Bücher u. dgl. an Deutsch land jährlich fast 70 Millionen Kronen zahlt. Wie Danzer er wähnt, bezog Österreich im Jahre 1912 z. B. für etwa 22 Mil lionen Marl Bücher aus Deutschland, dazu für weitere 10 Mil lionen Mart Musiknoten, Ansichtskarten, Farbendruckbilder u. dgl. Carl M. Danzer wies im Frühjahr 1915 in einem klugen und anregenden Vortrage im »Wissenschaftlichen Klub« in Wien daraus hin, daß in Österreich Wohl der ungarische, der tsche chische, der polnische, der kroatische und serbische, sogar der ruthenische und slovenische Verlagsbuchhandel auf einer ver hältnismäßig geradezu erstaunlichen Höhe standen, der heimische deutsche Buchhandel aber, der naturgemäß wichtigste von allein angesichts der Stellung des deutschen Bevölkernngstciles inner halb der Monarchie, angesichts der deutschen Armeesprache, des Einflusses der deutschen Literatur auch auf die obersten Klassen aller anderen Rationen des Reiches und endlich angesichts der unbestreitbaren Tatsache, daß unsere deutsche Bücherproduktion doch die einzige heimische Literatur erzeugt, die auch im übrigen Europa unsere Auffassungen vertreten kann, von verschwinden der Bedeutung ist. Es hat nicht an Versuchen gefehlt, einen großen österreichi schen Verlag zu schaffen und die österreichischen Autoren durch ihn der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zu einem Groß teil fehlte diesen Versuchen aber jene geschäftliche Rührigkeit, die den reichsdeutschen Verlagsbuchhandel auszeichnet. Es lag wenig System in der Arbeit österreichisch-deutscher Verleger. Die Herstellung ließ viel zu wünschen übrig; die Ausstattung blieb hinter der, wie sie Deutschlands Firmen boten, zurück, was vor allem deshalb befremdete, weil doch Wien und durch Wien Österreich im Kunstgewerbe einen internationalen Ruf hatten. Die alten Firmen kamen vielfach über die veraltete Aorm des Buchschmucks nicht hinaus und ignorierten den kultivierteren Geschmack der Gegenwart. Und so beachtete man ihre Werke nicht, mochten sie noch so tüchtig sein: »sie sahen eben nichts gleich«. Dabei soll erklärend nicht vergessen werden, daß die Drnckkosten, die Preise für Pa pier, für Buchbinderarbciten, für Maschinen — weil Öster reich industriell vielfach noch nicht die Höhe Deutschlands er reichte — in Österreich teurer sind als in Deutschland. Es niuß allerdings auch daran erinnert werden, daß viele Druk- kereien und Kunstdruckbetriebe Österreichs vielfach zumindest denen Deutschlands nicht nachstehen. Carl M. Danzer erinnert daran: die bedeutendste Kunstzeitschrift Englands »The Studio« hat die Klischees für ihre Bilder zum Großteil bei Angerer L Göschl in Wien Herstellen lassen; die Wiener Hof- und Staats druckerei ist für gewisse exotische Sätze (in asiatischen Sprachen), die einzig^ Firma auf dem ganzen Kontinent. Es fehlte eben an der zielsicheren und opferbereiten Werbe arbeit. Nicht zuletzt hat das Sortiment bei dieser Lage der Dinge den österreichischen Verlagswerken wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Auch die Presse, selbst in Österreich, behandelte sic stiefmütterlich. So konnte sich kein wirklich bedeutender österreichischer Ver lag entwickeln. Dabei soll nicht verschwiegen werden, daß einige dieser Verlagsversuche wirklich auch großzügig ans Werk gin gen, und daß Spezialgebiete — Theologie, Medizin, Jus — auch in Österreich tüchtige Fachverlage fanden. Man darf den österreichischen Autoren im allgemeinen auch nicht den Vorwurf machen, sie hätten für diese Bemühungen kein Verständnis gehabt und sich ferngehaltcn., Tatsache bleibt jedenfalls, daß bisher eigentlich alle Versuche, einen großen österreichischen Verlag zu schaffen, mit schweren Geldverlusten scheiterten. Die angedeuteten Gründe mögen dies zum Teil erklären. Aber sie lösen die eigentliche Frage doch nicht ganz. Der Hauptgrund scheint ein historischer zu sein. In Deutsch land finden wir schon im >8. Jahrhundert bedeutende Verlags gründungen : Cotta in Stuttgart, Nicolai in Berlin n. a. Selbst in den Duodezfürstentümein taten sich Verleger auf, die all-
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