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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.04.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-04-01
- Erscheinungsdatum
- 01.04.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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bald sie sich haben, sind sie so glücklich, daß sie das im Börsen blatt des Deutschen Buchhandels öffentlich anzeigen. Dann schweigen sie für die Öffentlichkeit. Bis sie wieder anzeigen, daß sie sich getrennt haben oder bis kurz vor der Pleite der Kommittent dem Kommissionär ganz rührend dafür dairkt, daß er ihm einen Dummen gesucht hat, der die alte Firma in der bisherigen bewährten Weise weiterführen wird und den Herren Verlegern zur Eröffnung eines Kontos wärmstens empfohlen werden kann. Der Festtag des Kommissionärs ist der Donnerstag. An diesem Tage entladet sich über ihn die gesamte Hochflut der Bü cher, Zeitschriften und Rundschreiben, die er austragen oder ver schicken soll. Sobald ihm nachgewiesen wird, daß er die Sen dung auch nur eine Viertelstunde zu spät zur Post gebracht hat, ist er den Kommittenten los, denn jeder andere Kommissionär ist stets zuverlässiger und pünktlicher. Daher freut er sich auch die ganze Woche lang immer auf den Donnerstag. Die Beschäftigung des Kommissionärs ist eine so vielseitige, fast unergründliche, das; sich verhältnismäßig nur wenige Buch händler diesem Fach widmen. Doch die behaupten dann wieder, daß es immer noch zuviel seien, und daß der Bedarf an Bind faden und Packmaterial wesentlich eingeschränkt werden könnte, wenn der andere ihm seine Kommittenten abtreten würde. Der andere will nur nicht einschcn, warum gerade er derjenige wel cher sein soll. 3. Der Sortimenter. Der Sortimenter ist der Mann, dessen Geschäftsräume die Unwissenheit oft einen »Buchladen« nennt. Worüber er in höchsten Zorn gerät, da er den Buchhandel sowohl beim Ver leger als auch beim Kommissionär gründlich gelernt hat und als gebildeter Manu sicher nicht für einen Apotheker den Ausdruck »Medtzinladen« gebrauchen würde. Wer mit ihm geistige Ge meinschaft halten will, muß sich au den schönen Namen Sorti menter gewöhnen oder sich mindestens einprägen, daß es Buch handlung heißt. Der Sortimenter ist der fabelhafteste Mensch von der Welt. Er ist der einzige, der die Frage: »Bitte, hören Sic mal, ist dies Buch auch wirklich gut?« in jedem Falle sofort und über zeugungstreu mit »Ja« beantwortet. Da er die Erfahrung gemacht hat, daß dies Buch auch genommen wird, wenn er die täglich hundertmal wiederkehrende Frage mit »Nein« erledigt, so lächelt er nur, sobald man ihn be wundert, daß er all die vielen Bücher gelesen habe. Zu lesen braucht er nicht, denn das besorgt für ihn die Kundschaft, die nichts anderes verlangt, als daß er zu ihrem Geschmack begeistert »Ja« sagt. Der Sortimenter steht dem Herzen der Bücherliebhaber näher als der Kommissionär und der Verleger. Nachdem es gelungen ist, die deutsche Literatur zu entdecken, weil die Lebcrwürste und Torten knapp geworden sind, hat mancher Leser engere Bezie hungen zu seinem Buchhändler angcknüpft und ihn dabei schätzen gelernt. Er stellt nicht mehr die Dutzendsrage, ob das Buch, das er trotz ja oder nein unbedingt doch kaufen will, auch wirklich gut sei, sondern er verrät dem Sortimenter, in welcher Art nnd zu welchem Preise er ein Buch sucht. Dabei hat er die noch überraschendere Entdeckung gemacht, daß der Buchhändler auch wirklich liest und nicht vor dem Genuß seiner Ware ein unerklär liches Grauen empfindet. Bei dieser neueren Kanfart entwickelt sich zwischen Sortimenter und Käufer ein nahezu freund schaftliches Verhältnis; der gewinnende Teil ist dabei der Leser, denn dem Sortimenter kann es meist ganz gleichgültig sein, welches Buch er verkauft. Der Sortimenter hat noch andere gewinnende Eigenschaften. Er zählt zu den größten Menschenkennern. Er sieht es beinahe jedem an der Nasenspitze an, welches Buch für ihn paßt. So bald man nur den Mund auflun will, weiß der richtige Sorti menter mindestens schon, was für einen nicht Paßt. Da auf ihn das Angebot sämtlicher Verleger einstürmt, die täglich 4 bis 6 Romane, 3 Römcrdramen, 2 Lustspiele nnd einige Dutzend Gedichtbände lesen müssen, sämtlicher Verleger, die in Schul büchern, Wissenschaft oder Landkarten Absatz suchen, sämt licher Verleger, die in Klassikern, Memoiren, Briefwechseln, Reisehandbüchern, Zeitschriften, Luxusausgaben ihr Heil ver suchen, kann er unmöglich Zeit zum Essen und Schlafen finden, wenn er nicht ab und zu mal auf das Lesen eines dieser Bücher verzichtet. Was drinsteht, weiß er trotzdem. Er erinnert sich genau der Worte, mit denen der Verleger das Buch angepriesen hat nnd er weiß durch Vergleiche und Erfahrung, wie weit den Angaben dieses Verlegers zu trauen ist. Sein Gedächtnis gleicht einer Mammutschublade mit Millionen kleiner Fächer, in denen die Gedanken all der Leute, die irgendwann und irgend wo mal etwas geschrieben haben, aufgespeichert sind. Sobald man seinen Rat hören will, öffnet er lächelnd ohne jede Anstren gung das passende Fach und trifft bei seiner Menschenkenntnis stets das Richtige. Wer dem Sortimenter das Geistige nicht gönnen will und ihn zu den Kaufleuten rechnet, dem ist nicht zu helfen. Wenig stens solange nicht, als er keine Gelegenheit hat, in die Geheim nisse der Buchführung eines genialen Sortimenters einzudrin gen. Wo andere ein Dutzend Hauptbücher brauchen, genügt diesem Gedächtniskünstler die halbe Rückseite eines Verleger zirkulars, das deshalb für diese Zwecke meist unbedruckt bleibt. Eine besondere Abart des Sortimenters ist der Antiquar. Ist er trotz dieses Namens neu, dann erfreut er die Schuljugend damit, daß er ihnen nach und nach den Bücherschrank des Vaters leeren hilft und möglichst schnell andere Bücherschränke zu billig sten Preisen füllt. Ist er wirklich alt, dann hat er auch die Gewohnheit des Alters, sich von seinen Schätzen nicht trennen zu können. Jeder, der ihm etwas abkaufen will, ist sein persönlicher Feind, und richtig Wohl fühlt er sich nur, wenn am Abend alle seine Bücher wieder einen Tag älter geworden sind. Nein als Mensch betrachtet, hat der Sortimenter eine fast unnatürliche Eigenheit. Sobald er verheiratet ist, fühlt er gegen Ende April das dringende Bedürfnis, den ersten Maien sonntag in Leipzig zu verbringen. Er rüstet sich dazu reichlich mit baren Geldmitteln aus und macht seiner Ehehälfte klar, dgß der Kantatesonntag vom lieben Gott eigens für die Buch händler bestimmt sei, damit sie alle zusammen singen und fröh lich seien. Das Singen scheint nach und nach aus der Mode gekommen zu sein, für das Fröhlichsein sorgt jedoch der Leip ziger Kantate-Festausschuß heute noch, auch wenn der berühm teste Kantatebesucher — der Heidelberger PetterS, der in seiner eigenen, zum Klingelbeutel umgewandeltcn Hose mit nie ermü dendem Eifer Geld für den unterstützungsverein sammelte — in den Buchhändlcrhimmel versammelt worden ist. — — Aus meiner Untersuchung ergibt sich hoffentlich unstreitig, daß die Buchhändler — der Verleger, der Kommissionär und der Sortimenter, samt denen, die bei ihnen arbeiten und auf die ich meine weitere Untersuchung auszudehnen gedenke — tat- süchlick zu den Menschen gerechnet werden dürfen, und daß nur die Unklarheit ihrer Titel ihnen bisher die verdiente Würdigung vorenthiclt. Vom Wirken und Werden niederdeutscher Dichter und Künstler, die ihre Werke in der »Niederdeutschen Bücherei« und in Richard Hermes Verlag. Hamburg, erscheinen lassen. KI.-8». 32 S. Hamburg, Richard Hermes Verlag. Das obige Verlagsvcrzeichnis. sucht sein Publikum im ganzen niederdeutschen Sprachgebiet und unter den Freunden niederdeutscher Sinnes- und Mundart. Die angewandten Mittel weichen in mancher Beziehung vom Herkömmlichen ab, erscheine» aber dafür, wie das u>eist der Fall ist, desto zweckmäßiger und wirkungsvoller, sodaß cs gerechtfertigt sein dürfte, sich kurz mit ihnen an dieser Stelle zu be schäftigen. Über dem VerlagSsiguet auf der ersten llmschlagscitc steht der Spruch: »baue Wcrtmartc für gute niederdeutsche Bücher--. Wer also von den Lesern noch nicht weist waS ein BcrlagSzcichcn zu be deuten hat (wie viele mögen achtlos darüber hinweggehcnl), der fin det die Erklärung an erster Stelle. Hat ihm ein Werk unter diesem Zeichen Freude und Genuß gebracht und begegnet er dem Signet irgendwo wieder, so weiß er sofort, was er von dem Werke nnd des sen Verleger zu halten hat. Es wird also der Versuch gemacht, die Verlagsmarkc, deren Deutung bisher dem Leser überlassen
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