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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.04.1919
- Strukturtyp
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- 1919-04-01
- Erscheinungsdatum
- 01.04.1919
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- Deutsch
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Vortrag ^ 65 457.43 Vom Personal der Firma Asher L Co., Berlin Emil Kupfer für Februar 1.— Philipp Rath ., „ 2.50 Grete Jacobson „ „ 2.— Heöwig Schaffer i. H. Herm. Meusser, Berlin „ „ 1.— Konsul Vohsen i. Fa. Dietrich Reimer, Berlin „ „ 20.— Th. Groth t. Fa. I. M. Groth, Elmshorn „ „ 10.— Trcwendt L Granier (Alfr. Preuß), Breslau „ „ 6.— Sa. 65 499.93 Allen Spendern herzlichen Dank! Berlin, den 28. Februar 1919. W. 35, Potsdamerstr. 41a. Max Schotte, Schatzmeister. Die Buchhändler*). Rücksichtslos betrachtet von Horst Schüttler. Über die Gattung derjenigen, die mit Büchern handeln, herrscht noch solche Unklarheit, daß ich auf Grund eingehender naturwissenschaftlicher Untersuchungen folgendes über sie be kannt geben möchte: 1. Der Verleger. Er muß unbedingt zu den Menschen gerechnet werden, auch wenn sein Wirkungskreis nicht so klar umschrieben ist wie der des Bierverlegers. Manchmal verlegt er Schulbücher, Wissen schaft, Musikalien oder Landkarten, meist verlegt er jedoch Dich ter. Je nachdem, wie er dem einzelnen Dichter^antwortet, zählt der Verleger zu den feinsten Köpfen und großartigsten Menschen, oder zu den ausgemachtesten rückständigsten Trotteln. Da er oft antworten muß, füllt seine Beschreibung ein ganzes Schimpf wörterlexikon. Detlev von Liliencron nannte seinen Verleger mit Vorliebe noch Strauchritter oder brutalen Blutsauger, spä tere Dichter sind mit ihren bezeichnenden Ausdrücken weniger zurückhaltend geworden. Hat jemand mit einem Buche Erfolg, so ist er klüger gewesen als sein Verleger; bleibt der Erfolg aus, so ist der Verleger der Dumme, der die Sache ganz falsch angefaßt hat. Nur wenn der Verleger unentwegt und ohne Unterbrechung die unverkäuflichsten und dicksten Bücher in kost spieliger Ausstattung herausbringt, hat er Aussicht, zu den be liebten Durchschnittsmenschen zu zählen, vor denen man den Hut abnimmt. Dann ist es sehr angenehm, Verleger zu sein. Deshalb werden manchmal Söhne reicher Eltern von weniger bemittelten Dichtern zu Verlegern ernannt und halten das auch ohne jede buchhändlerische Vorkenntnisse solange aus, bis sie den Rest ihres Vermögens lieber im Pferdesport zusetzen. Es darf nicht verschwiegen werden, daß der Verleger nach der Ansicht einiger genauerer Kenner ein merkwürdig ideal ver anlagter Mensch sein soll, der die Werke der Dichter mit wohl wollender Sachlichkeit prüft und sich von Herzen freut, wenn er ein Talent entdeckt, das er ans Licht ziehen und durch liebevoll ausgestattete Buchausgaben mit allen Kräften fördern kann. Diese Ansicht teilen jedoch nur ein Paar Schriftsteller, die von dem Werte der Dichtkunst nichts verstehen. Der Verleger hat auch seinen Zweck in der Natur. Er ist dazu da, Geld herauszurücken. Dabei stellt sich meist heraus, daß er nicht rechnen kann. Er schlägt verzweifelt die Hände überm Kopf zusammen, weil er es nicht fertigbekommt, auf 1000 Umsatz mindestens 3000 Honorar herauszuwirtschaf- *) Wir geben Horst Schüttlers rücksichtslose Betrachtungen, die wir durch unsere Pressekorrespondenz an Zeitungen und Zeitschriften versenden werden, an dieser Stelle wieder, in der Erwartung, daß sie auch dem Kachnranne eine vergnügte Viertelstunde bereiten werden. Red. len. Oft ist er sogar so unzurechnungsfähig, daß er die Zahlung von Vorschuß verweigert, obgleich der Dichter ihm haarklein vorrechnet, daß sein Genie unbezahlbar ist. Die Tätigkeit des Verlegers besteht in der angenehmen Lek türe von täglich 4—6 Roman-Manuskripten, 3 Römerdramen, 2 Lustspielen und einigen Dutzend Gedichtbänden. Da man be fürchten könnte, daß er die Annehmlichkeit unterschätzt, wird ihm in langen Geleitbriefen ausgemalt, welchen Hochgenuß er beim Lesen unbedingt zu empfinden hat. Damen gehen oft so weit, daß sie gleich selbst mitkommen, um zuzusehen, welchen Eindruck sie bei näherer Bekanntschaft mit ihren Liebesszenen ausüben. Der Verleger soll als Staatsbürger und als Auftraggeber der Druckereien und Buchbindereien Geld verdienen. Hierfür steht ihm in ausgiebigstem Maße die Versendung von Freiexem plaren zur Verfügung. Er hat die Freude, täglich einen ganzen Stoß solcher Bestellungen auf seinem Schreibtische vorzufinden. Um ihm die Arbeit zu erleichtern, sind diese Bestellkarten meist gedruckt und nur der Name des kostenlos verlangten Buches ist ausgefüllt; zur weiteren Erleichterung und Portoersparnis wer den oft auch ganze Reihen seiner Verlagswerke gleich aus ein mal verlangt. Natürlich gebunden, — für broschierte Freiexem plare wird Annahme verweigert! Als Gegenleistung erntet er dann eine Kritik, in der ihm vor den Lesern von Posemuckel nachgewiesen wird, daß er wieder mal ein gänzlich wertloses Buch herausgebracht hat. Oder er feiert ein Wiedersehen mit dem Freiexemplar bei einem fliegenden Händler, wo es zum halben Preise angeboten wird. Zur Vervollständigung des Charakterbildes sei noch er wähnt, daß es auch Verleger gibt, auf die all das Vorstehende nicht zutrifft. Sie antworten gleichmäßig äußerst feinsinnig und würdigen von Anfang an jeden, der mal gedruckt werden möchte, als Genie. Im Gegensatz zu den nüchternen Verlegern, die von Honorar, Auflage, Einband und Satzspiegel schreiben, werfen sie mit Leuten, Genie, Lorbeer usw. freigebig um sich. Ihr Brief kann in der Familie herumgezeigt werden, denn sie bezeichnen es als Verbrechen am deutschen Geiste, wenn die Druckkosten für dieses Meisterwerk dem Verleger nicht umgehend eingesandt werden. Da die Dummen nie alle werden, hat dieser sehr geehrte Herr schrecklich viel zu tun, was sich am besten zeigt, wenn er nach Erhalt des Geldes sein einnehmendes Wesen aufgibt und für weiteren Briefwechsel keine Zeit mehr findet. Bei den Juristen besteht die Ansicht, daß für diese Auch-Verleger die Bezeichnung Strauchritter und Blutsauger zutreffen könnte. 2. Der Kommissionär. Er ist nicht der Mensch mit der roten Mütze und einer Nummer dran, der vor dem Bahnhöfe wartet. Sonst aber be faßt er sich mit allen Aufträgen, die man ihm gibt. Daher ist auch die Beschaffung von Bindfaden und Packmaterial seine ständige Sorge. Bei Erschaffung der Welt war er als Binde glied zwischen Verleger und Sortimentsbuchhändler gedacht, er hat sich jedoch als so brauchbar und geschickt erwiesen, daß seine Tätigkeit inzwischen auf alles Erreichbare ausgedehnt wurde. Sobald an einem Stammtische in Hinterpommern die Frage auf taucht, wo man am günstigsten ein Katzenfell verkauft, oder wie die neueste Apfelsorte sich bewährt hat, sagt der Buchhändler des Ortes schmunzelnd: »Das werden wir sehr bald wissen,, meine Herren, da frage ich einfach bei meinem Kommissionär an!« Sogar als Heiratsvermittler ist er schon in Anspruch ge nommen worden. Auch als Briefmarkensammler erfreut er sich allgemeiner Wertschätzung, überhaupt hat er es sehr mit der Post zu tun: er kennt alle Tarife des In- und Auslandes und ärgert sich wütend, wenn er eine Fünfpfennigmaxke entdeckt, wo eine Dreipfennigmarke genügt hätte. Er behauptet, in dieser Kenntnis läge sein ganzer Verdienst. Wie schon der Titel verrät, ist der Kommissionär eine ur- deutsche Einrichtung. Deshalb nennt er seine Auftraggeber auch nicht Kunden, sondern Kommittenten. Diese Anszeichnung bringt es mit sich, daß wiederum auch die kleinste Buchhandlung danach strebt, einen Kommissionär zu haben, während dem Kom missionär vorgeworfen wird, Kommittenten zu fangen. So--
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