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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.05.1886
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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schätzen wissen, da wird allein schon diese wirtschaftliche Seite des Vorganges genügen, »in ihn uns in das rechte bedeutungsvolle Licht zu rücken. Der Buchhandel aber hat durch seine Eigenartigkeit noch eine ganz besondere Bedeutung für uns; als Bindeglied zwischen der wirtschaftlichen und geistigen Thätigkeit eines Volkes ist er ganz be sonders Bedingung wie Erzeugnis der Gesundheit des gesamten Volkes; wie das Herz das Blut sammelt und wieder ausströmt, so sammelt er aus dem gesamten Volkskörper das geistige Blut und führt es wieder hinaus und verästelt es in die einzelnen Zweige und Schichten des Volkes; er bietet dem geistig Schaffenden die Erlösung aus seiner Vereinzelung und gewährt ihm das Mittel, zu seinem Volke zu reden; er wiederum legt dem Gelehrten wie dem Beamten, dem Arzte, dem Schulmanne, dem Techniker, dem Kaufmanne, und allen Ständen das Buch ans den Tisch, das sie zur Aus- und Fort bildung in ihrem Berufe brauchen, er spendet geistige Erholung und Erquickung dem, der nach des Tages Geschäften ihre Last und ihre Gedanken abstreifcn und sich in einer anderen Gedankenwelt erheben und erfrischen will; er drückt jedem das Zeitungsblatt in die Hand, das ihn einfügt in die Kette menschlichen Verbandes und ihn ein führt in das Kämpfen und Ringen, in das Thun und Treiben aller Völker. So steht der Buchhandel vor uns da als eine geistige Macht, von der wir fast zu jeder Stunde des Tages uns abhängig fühlen, von deren Thätigkeit das geistige Wohlbefinden aller abhängt, wie kaum von einem anderen Berufszweige, und darum ist das Haus, das seiner Entwicklung, seinem Gedeihen gewidmet ist, uns ein Werk von hoher Bedeutung für unser gesamtes Volk und alle die, welche teil nehmen an dem geistigen Leben unseres Volkes. Je höher wir aber die Bedeutung des Werkes nach seinem Zwecke stellen, um so mehr freuen wir uns auch der Kraft, durch welche das Werk ersteht: es ist die Kraft genossenschaftlicher Eintracht, durch welche der deutsche Buchhandel in sich verbunden ist. O wenn sie an dieser Stelle zugegen sein könnten, alle die Männer, die das Werk friedlicher Ordnung im deutschen Buchhandel gegründet, gehegt und gepflegt und mit ihrcni Geiste erfüllt haben, wenn sie hier schauen könnten, wie ihr Werk die zu eng gewordene äußere Form sprengen und eine neue sich geben will, wie würden sie des Segens, der auf ihrem Schaffen geruht hat, sich freuen. Ich fühle mich aber ihnen ver bunden, wenn ich dem Manne, der soeben zu uns gesprochen hat, die Hand drücke und ihm sage: Du hast das Werk Deiner Vor gänger mit hohem Sinne und weitem Blicke fortgesetzt, Du hast mit Thatkraft und Einsicht die vorhandenen Kräfte zu gemeinsamer That geführt, und Dir vor allem dankt es der Deutsche Buchhandel, das deutsche Volk, daß dieses Werk entsteht. Möge diese Kraft genossenschaftlichen Verbandes auch in dem neuen Hause walten und sich mehren, möge das Werk, das aus ihr hervorgegangen ist, auch wieder dazu beitragen, sie zusammenzuhalten und über manche Ele mente der Auslösung glücklich hinwegzuführen. Wir schätzen diese Kraft aber nicht bloß um der äußeren Zeichen ihrer Bethätigung willen, sondern mehr noch um ihrer Be deutung willen für das innere Leben des Buchhandels. Je höher wir denselben im geistigen Leben unseres Volkes stellen, um so größer müssen wir auch die Gefahren schätzen, welche ein auf falschen Wegen gehender Buchhandel haben muß. Der Buchhandel kann die geistige Richtung eines Volkes nicht bestimmen, er ist von ihr abhängig, wie jedes einzelne Glied; aber er kann viel thun, indem er die gesunden Elemente stärkt und Pflegt; er kann viel schaden, indem er den verderblichen Neigungen schmeichelt und sie für sich auszubeuten sucht. Keine Gesetze sind im stände, diese Tendenzen zu regeln und zu lenken; um so höher müssen wir die geistigen Kräfte anschlagen, welche in einem so machtvollen genossen schaftlichen Verbände, wie in dem des deutschen Buchhandels ruhen, die geistigen Kräfte der Sitte, der genossenschaftlichen Achtung und Zucht. Möge der Geist, der diesem Verbände durch Männer ein gehaucht worden ist, die alle Zeit zu den Besten unseres Volkes werden gerechnet werden, der Geist, der ihm bis auf diese Stunde glücklich erhalten geblieben ist, auch in dem neuen Hause die gleiche innere und veredelnde Kraft ausüben, wie bisher; das wird eine bedeutsame Thatsache für unser ganzes Volksleben sein; darum Gruß und Heil der Kraft, aus welcher dieses Werk ersteht, und in welcher es wachsen und bleiben soll. Für uns in Leipzig aber hat das Werk noch eine ganz beson dere Bedeutung durch den Boden, in welchen es gegründet wird. Man würde uns ja mit Recht den Vorwurf machen können, daß wir die Wichtigkeit des Buchhandels und der mit ihm verbun denen Gewerbe für unsere Stadt nicht genügend würdigen, wenn wir der Freude darüber nicht lauten Ausdruck geben wollten, daß der Grundstein des neuen Hauses, welches den Sammelpunkt des deutschen Buchhandels bilden soll, in den Boden unserer Stadt ge senkt wird. Alles, was ich von der wirtschaftlichen und geistigen Bedeutung des Buchhandels gesagt habe, das gilt ja für unsere Stadt in allererster Linie, wir dürfen in erster Reihe die Früchte genießen, unsere Stadt darf sich als die Warte fühlen, auf welcher der deutsche Buchhandel sein weithin leuchtendes Banner auf gepflanzt hat. Und wenn der veränderte Zug wirtschaftlicher Ent wicklung in manchen Gebieten uns ungünstig gewesen, hier ist ein großes und wichtiges Gebiet, wo neben den wirtschaftlichen Gesetzen auch die menschliche Treue ein Wort sprechen darf, und daß diese Treue uns bewahrt worden ist auch bei der neuen Entwicklung, welche der Verein genommen hat, das ist es, was uns mit gerechter Freude und gerechtem Stolze erfüllt. Möge dieser Geist treuer freundschaftlicher Gesinnung auch in das neue Haus einziehen! Wie hoch wir diese Gesinnung anschlagen und wie wir sie er widern, dafür haben Rat und Stadtverordnete Zeugnis abgelegt, indem sie diesen Bauplatz dem neuen Werke gewidmet haben, und ich glaube versichern zu dürfen, daß nicht nur so lange ich die Ehre haben werde, an der Spitze dieses Gemeinwesens zu stehen, sondern auch in den folgenden Geschlechtern die Organe der Vertretung unserer Stadt hocherfreut sein werden, wenn die Beziehungen unserer Stadt zum deutschen Buchhandel die gleich innigen sein werden, wie sie es jetzt glücklicherweise sind, und daß sie eine ihrer vornehmsten Aufgaben darin erblicken werden, diese Beziehungen zu erhalten und zu kräftigen und das Gedeihen des deutschen Buch handels und der ihm verbundenen Gewerbe nach ihren Kräften zu fördern. Darum Heil und Gruß dem Werke als einem solchen, welches die Treue in unfern Boden senkt und welches mit Gottes Hilfe ein neues Band der Treue zwischen dem deutschen Buchhandel und der Stadt Leipzig werden soll. Gottes Segen möge auf diesem Werke ruhen, auf dem Zweck, dem es gewidmet, auf der Kraft, aus welcher es entsprungen, und auf dem Boden, in welchen es gegründet ist. Die zündende Rede dankbar erfassend erhob sich stürmischer nicht enden wollender Beifall, in welchen die Menge draußen mit einstimmte. Herr Vorsteher Kröner eilte dem gefeierten Redner, dem treuen und bewährten Freunde des Buchhandels ent gegen, drückte ihm dankend und tiefbewegt die Hand und geleitete ihn in das Zelt zurück. Dann aber schritt der Herr Vorsteher, vom gesamten Vorstande geleitet, zum Grundstein herunter, nahm aus den Händen des Herrn Rost jun. das Faksimile der in der Drngulin- ! schen Offizin in drei Farben auf Pergament gedruckten Urkunde ent gegen und verlas den Inhalt derselben. Er kantet:
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