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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1918
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1918-07-31
- Erscheinungsdatum
- 31.07.1918
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- Zeitungen
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1918
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Erjcheioi wecStSglich. Für MilAlieticr des Dörlenver-ein» iShrlick §ei^ch2f?sstelle^oder^Z^Äack^bei Dostü^er-woijur-.g innerhalb ^deo^ Deutschen Reiches. «rlichrm^t^edor »2 oder deren Rau^ 50 -Pfennige, '/,' ^ 52^M.^ für INchtnritgiieder 80 p^.. S4 M., 120 M. Beilagen werden Redaktioneller Teil. Lehr- und Wanderjahre. Jugenderinnerungen eines alten Buchhändlers. (Schluß zu Nr. 174.) Das waren Feierstunden. Sie waren schön und erquickend, aber die Hauptsache und eigentliche Lebenserfüllung war und blieb die Arbeit. Sie war reichlich, aber es ging fröhlich dabei zu. Es wurde viel gelacht im Geschäft. Schon die Morgen stunde begann fröhlich. Alle Wiener Zeitungen von dazumal lieferten ihre Blätter als Freiexemplare an das Haus Gerold. So nahm jeder früh sein Leibblalt oder auch mehrere zur Hand, las wohl auch Lustiges vor. Nur wenn es gar zu lange dauerte, rief Demuih: »Bitt' um die Zeitungen« und kam mit einem Stoß Arbeit. Es wird Zeit, daß ich jetzt der beiden Herren gedenke, die recht eigentlich die Seele des Geroldschen Sortiments waren: Hugo Pauli und Theodor Demuth. Es war allen bekannt, daß sie einmal an Stelle der Brüder Gerold das schöne Geschäft fort- setzcn würden. Beide waren innige Freunde und ergänzten sich in ihren besonderen Eigenschaften prachtvoll, in- und für einan der lebend. Pauli leitete das lebhafte Geschäft mit ausländi scher Literatur. Er beherrschte die italienische, französische, eng lische Sprache in Wort und Schrift vollkommen. Er war eine sehr ansprechende Erscheinung, eine elegante Figur, von feinsten Manieren. Er hatte viel Sarkasmus und Humor und eine sehr gewandte Feder. Als Gehilfe in Kissingen hat er bet Carl B. Lorck in Leipzig das hübsche Bändchen: »Eine Badereise des Kaiser Nikolaus« erscheinen lassen. Wem es einmal in die Hände fällt, lese es ja. Als Gatte einer seinen, lieben Frau, als Vater rei zender Kinder lebte er ein äußerst glückliches Familienleben. Samstags nachmittags im Sommer machte er sich frei und genoß dieses Glück in einer schönen Sommerfrische. Sein Sohn, ihm Ähnlich in jeder Art, hat das Geschäft bekanntlich bis 1914 geführt. Pauli hatte seinen Adjutanten in Herrn Devrient, einem ebenso gewandten sprachkundigen Mann, der später in St. Peters burg ein großes Verlagsgeschäft unternahm und Wohl noch heute führt. Ich gehörte zu Demuths Adjutanten. Theodor Demuth stammte aus guter Leipziger Familie. War Pauli ein hübscher, so war Demuih ein bildschöner Mann. Er hielt viel auf fesche, elegante Kleidung, und wenn er das Geschäft verließ, versäumte er nie, einen Blick in den Spiegel zu werfen, seinem wohlgepflegten Bart und dem Haar den letzten genialen Strich zu geben, seinen Hut etwas schief aufzusctzen und fröh lich summend abzuziehen. Demuth war der geborene Sortimen ter. Gute literarische von Haus aus erworbene und immer ge pflegte Bildung, ein sicheres Urteil sowie ein geradezu phäno menales Gedächtnis befähigten ihn hierzu. In leider nicht voll endeten Lebenserinnerungen, die seine Stieftochter nach seinem Tode 1901 mit Fortführung seines Lebens herausgegeben hat*), *> Theodor Demuth. Sein Leben und sein Wirken. Nach seinen eigenen Aufzeichnungen. Mit einem Anhang von seiner Tochter. Weih nachten IMS. Druck von Carl Marqnart in Leipzig, Gr. 8°. 87 S. erzählt er sehr ausführlich, wie ihn eine ausgesprochene Nei gung zum Buchhandel geführt und wie er mit Ernst und Über legung die Arbeiten des Sortiments- und Kommissionsgeschäfts erfaßte und so sich zum Meister ausbildete. Ich kenne kein zwei tes Buch, das für den strebsamen, werdenden Buchhändler gleich interessant und belehrend zu lesen wäre. Es ist schade, daß es nur für die Freunde gedruckt wurde. Mit besonderem Eifer betrieb Demuth die Ansichtsversen- dungcn, wobei ich helfen und viel lernen konnte. Mit sicherem Blick wußte er für jeden und jeden Fall das besonders Geeignete zu finden. Nur an wirkliche Bücherkäufer ließ er Ansichtssen dungen gehen, der Erfolg war daher sehr gut. Sein Gedächt nis, das jedes einmal eingesehene Buch mit Verleger und Preis ' für immer sesthielt, ersparte es ihm, Versendungslisten zu füh- ! rcn, er wußte dennoch, was noch zu bedenken und wcks nachzu- bestcllen sei. Er bediente nur ihm persönlich bekannte Kunden, diese aber so ausgezeichnet, daß sie gern immer wiederkamen. Famos verstand er es auch, zu anhaltende lästige Schwätzer los« zuwcrdcn. Und wie viel interessante Menschen besuchten doch das Geschäft, manche jeden Tag! So unter anderen der bekannte j Gelehrte und Hofbibliotheksdirektor v. Karajan. Mit ihm be- ! gann der Tag. Er las erst gemütlich seine Zeitung, dann kramie er seine literarischen Erfahrungen aus, kleine interessante Funde in alten und neuen Büchern und ähnliches. Er arbeitete au seiner Biographie des Paters Abraham a Sancta Clara, über den er immer aus Zeitquellcn Neues fand. Das Bildnis Abra hams, das er uns vorlegte, frappierte mich wegen der stellen weise ganz auffallenden Ähnlichkeit mit Goethe, und einmal darauf hingewicsen, fanden es auch andere. Regelmäßig er scheinende Kunden waren auch der berühmte Germanist Pfeiffer, die Kunstgelehrten v. Lützow, Eitelberger, der Kupferstecher Ja- l cobi, die Architekten Siccardsburg und van der Nüll. Über die beiden letzteren zirkulierte das hübsche G'stanzerl: »Siccards- ' bürg und van der Nüll haben allezwa koan Stüll. Griechisch, ! gotisch, Renaissance, das ist denen alles ans. Dö zwoa!« Auch Emil Kuh, der Biograph Hebbels, kam oft, während sich ! Hebbel leider nicht sehen ließ. Die Freundschaft mit Kuh wurde > durch folgenden Vorfall sehr getrübt: Hirzel hatte das bekannte erotische Gedicht: »Das Tagebuch« von Goethe drucken lassen, natürlich nur für einen kleinen Kreis ihm genau bekannter In teressenten, deren jeder versprechen mußte, es streng geheim zu s halten. Er hatte auch an Demuth ein Exemplar gesandt. Die- l ser gab es niemand zu lesen, sprach aber zu Kuh davon. Der ^ ruhte nun nicht, sondern drangsalierte und quälte Demuth so ! lange, bis er es ihm in die Hand gab: »Aber Sie setzen sich hicr- ! her und lesen cs schnell. Sonst weiter nichts«. Das tat Kuh und ging davon. Am andern Tag kam er wieder und quälte wieder, ihn das Gedicht noch einmal lesen zu lassen, und so ein drittes Mal. Nach kurzer Zeit fiel es auf, daß in literarischen Kreisen mehrere das Gedicht kannten, endlich erschien es gedruckt. Was hatte Kuh getan? Er war von Demuths Pult weg ins nächste Kaffeehaus gelaufen und hatte dort das doch lange Gedicht sogleich 461»
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