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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.11.1920
- Strukturtyp
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- Band
- 1920-11-22
- Erscheinungsdatum
- 22.11.1920
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. .77- 283, 22. wvcmbcr zwischen Herstellungswert und Verkaufspreis erst jüngst ge druckter Bücher ein übermäßiger Unterschied festzuslellen ist, gegen Hersteller und Verkäufer gerichtlich etngeschritten werden könnte. Der Korreferent ErnstSchulte-Strathaus (Irschen hausen), Herausgeber der »Bücherstube», ergänzte sinngemäß die Ausführungen des Vorredners, setzte auseinander, wie die Liebe zum schönen Buch im Laufe der Jahre immer weitere Kreise gezogen und dadurch unsere Wirtschaft befruchtet habe, allen Gewerben, die mit der Buchherstellung irgendwie im Zusammen hang stehen, Anstoß zu neuem Leben gab, die Kauflust und Freude am Besitz förderte und ungeahnten Aufschwung in ma terieller und ästhetischer Hinsicht im Gefolge hatte. Wenn heute gegen überflüssigen Luxus Stellung genommen werde, so ist dem entgegenzuhalten, daß die Bibliophilie kein überflüssiger Luxus ist, da ihre Unterdrückung eine Erschwerung jener Be strebungen bedeuten würde, die gerade gegenwärtig mit allen nur möglichen Mitteln gestärkt werden sollten. Allerdings machen sich vielfach geschäftliche Betätigungen spekulativer Art geltend und fügen dadurch unberechenbaren Schaden zu. Das zweite Thema der Tagesordnung behandelte Martin Breslauer (Berlin), der über »Die Preissteigerung im deutschen Antiquariat« sprach. Er bemerkte ein leitend, daß die Erörterung dieses heute so aktuellen Gebietes ungeheuren Schwierigkeiten begegnet, da man gleichzeitig nach Mitteln suchen müßte, um der Teuerung abzuhelfen. Forschung und Antiquariat sind aufeinander angewiesen; die Not des einen Teiles drückt den andern. Die wirtschaftlichen Erschütterungen der Zeitläufte haben es mit sich gebracht, daß der Antiquar heute von Vorgängen abhängig ist, die außerhalb seines Machtbereichs liegen. Hier macht sich zuerst der Einfluß der Preise der neueren oder im Verlag noch erhältlichen Bücher auf die Preise im Anti quariat geltend. Tenn der Verkäufer wird beim Verkauf an den Antiquar nicht nur auf den höheren Neupreis Hinweisen, sondern auch aus Fricdensqualitäteu des alten Exemplars. Da- her wird der Antiquar von voruberein einen Preis zahlen und verlangen müssen, der den Friedenspreis übertrifft, mitunter kann aber auch die bessere Friedcnsqualität einen höheren Preis herbeiführen, als der Kriegsneripreis beträgt. Referent meint also, daß die allgemeinen wirtschaftlichen Vorgänge und Zu stände die Preisbildung beeinflussen. Dasselbe gilt für viele Werke aus der Friedenszeit, die noch beim Verleger erhältlich sind, deren Verkaufspreis aber infolge der erhöhten Betriebs kosten um IM bis 2087» vom Verleger gesteigert wurde. Die große Preissteigerung der Muster- und Vorzugsdrucke im Antiquariat rührt von der Auktion Hehmel (1917) her. die we gen der zahlreichen persönlichen Beziehungen Hehmels ein großes Interesse hervorgerufen hatte. Nicht der absolute Wert war für die Preisbildung entscheidend, sondern die Herkunft aus HeymelS Besitz. Der Grund für das weitere Anwachsen der Preise im Anti quariat war die Verteuerung aller Lebensverhältnisse und Be triebskosten, die Verschlechterung der Valuta und die Einfüh rung der Luxussteuer. Das Entstehen neuer Auchantiquare, für die die einmal ircpndwo erzielten Preise und nicht die innere Berechtigung maßgebend waren, trug weiter zur Verteuerung der Preise bei, und schließlich hamsterten Privatsvekulanten die gro ßen volkstümlichen Sammelwerke, wie Brehms Tierleben, die Konversationslexika und die vielbändigen Weltgeschichten. Von großem Einfluß auf die Preisgestaltung ist ferner die Möglichkeit einer ausreichenden Warenbeschaffung. Referent er kennt als einziges Mittel zur Bekämpfung des Ausverkaufs des deutschen antiquarischen Buches den Valutaaufschlag, d. h. einen mäßigen Ausgleich zwischen der ungünstigen deutschen Valuta und der günstigeren der valutakröftigeren Staaten. Zusammenfassend gelangte Referent zu folgenden Vor schlägen: ' /7 1. Die Einführung eines von anderer Seite vorgeschlagenen Welthandelspreises ist zu verwerfen, denn der Kursstand der Währung in den anderen Ländern steht in ganz verschiedenem Verhältnis zur eignen, »nd die Berechnung dieses sogenannten I4N2 Welthandelspreises würde auf ungeheure Schwierigkeiten stoßen. 2. Zum Schutze der deutschen Wissenschaft und Volksbil dung, zum Schutz gegen den Ausverkauf der diese Gebiete be treffenden Literatur sei ein Auslandaufschlag von 1507», in ausländischer Währung ausgedrückt, fcstzusetzen. 3. Dieser Aufschlag solle nur bei denjenigen antiquarischen Büchern erhoben werden, die in Deutschland hergestellt und wissenschaftliche und Volksbildungsmitiel sind. 4. Der Aufschlag dürfe keiner gesetzlichen Regelung un terliegen, weil dieser bet der Sonderart des Antiquariats unwirksam und durch die freie Preisbildung im Antiquariat zu umgehen ist. 5. Die Vereinigungen der Antiquare werden baldigst über die Höhe des Valuta-Ausschlags beraten und empfehlen ihren Mitgliedern dessen gleichmäßige Einführung. Über »Die Berechtigung des schönen Buches in der Gegenwart» sprach sodann Professor vr. Jean L 0 ubier, Kustos der Bibliothek des Kunstgewerbemuseums in Berlin. Er erblickt gerade in der gegenwärtigen Zeit im schönen Buche ein Ablenkung vom Elend des Alltags, das unser einge- schläfertes ästhetisches Empfinden wieder aufweckt. Wenn es heute zum Erzeugnis eines nie geahnten kostspieligen Verfah rens geworden ist, so hat es, in der Hand des richtigen Freundes angelangt, alle guten Geister wieder geweckt, deren wir heute mehr bedürfen als je. Es wird immer der freien Selbstbestim mung des Menschen Vorbehalten bleiben, wie er sein Geld los- werden will, und die Opfer, die er auf diesem Altar niederlegt, werden ihn von der Fessel des Materiellen lösen, »nd in der warmen Atmosphäre des schönen Buches wird sich der Mensch geborgener fühlen als in der Hingabe an flüchtige Genüsse, die heute auch nur mit großen Kosten erreichbar sind. Der Einwand, daß durch die Herstellung kostbarer Drucke den nötigen Büchern, wie Schulbüchern, wissenschaftlichen Werken, der guten Unter- Haltung?- und Bildungsliteratur das Material entzogen werde, läßt sich nicht aufrechterhalten, denn es handelt sich um Material, wie diese cs nicht gebrauchen können, um beste, teure Papiere und wertvolle Einbandstoffs, die leichter erhältlich sind als die einfachen und billigen Sorten, bei denen der Mangel am größten ist. Der Mitberichterstatter Rudolf G. Bin ding (Buch- schlag), Schöpfer bewunderungswürdiger und unsagbar tiefer Gedichte, bot feinsinnige Gedanken, die jeden wahren Bücher freund im Innersten angehen.*) Er hält die Frage nach Be rechtigung des schönen Buches für müßig. Man könnte genau so erörtern, ob in unserer Zeit die schöne Frau oder die schöne Blume ihre Berechtigung habe. Unsere Zeit ballt ihre Kräfte zusammen in Ungestalt und fragt in allem nach wirtschaftlicher Berechtigung. Solange wir den Fluch dieses Antichrist? nicht zerreißen können, bleibt unsere Sehnsucht Wakm. Würde uns eine andere Wahrheit erwachsen, würde das üble und Schlechte verschwinden, wenn das schöne Buch verschwände, wie viele es fordern? Der Sinn des schönen Buches liegt nicht in seiner Kostbarkeit; keine Ziffer bestimmt seinen Wert, denn wir freuen nns auch des billigen schönen Buches. Man denke an die Druqulin-Drucke, an manche Ausgaben der Insel-Bücherei. Schönheit verpflichtet: wir verlangen auch den Wert einer gei stigen und voetischen Schöpfung. Fanfarentönige Aufmachung allein tut's nicht. Dar Buch, die kostbarste Hülle menschlicher Gedanken, muß Glück bringen, muß seinem Besitzer verhelfen, besser und schöner zu weiden. Kaiser Maximilian ließ sein Gebetbuch in einem kost baren Pergamentdruck Herstellen, dann von Dürer mit Handzeich nungen schmücken und es in Schönbeit binden. Er gebrauchte es täglich, fand darin Erbauung. Ein Kunstwerk so auf sich zu bezieben, es derartig in Sein und Tun aufzunehmen, ist aller dings selten jemand gegeben. Das ist auch unnötig. Aber Ent- oxton-o lesen will, lasse sich Ant.-Kat. Nr. SL non ckdmnnd Ntener in Berlin (Potsdamer Str. 28) kommen. Dort ist das Referat vollständig abgcbrnck«
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