Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1920
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- 1920-09-11
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Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 205, 11. September 192V. Kurs der Mark hängt aber nicht mehr davon ab, sondern wird entscheidend dadurch beeinflußt, daß ungeheure Mengen unge deckter Markbeträge im Ausland schwimmen, und daß auch das Ausland bereits über große Markguthaben bzw. Markwerte im Inland verfügt. Damit ist die deutsche Valuta der Spekulation ausgeliefert. Es geht anderen Ländern ebenso. Eine Stabili sierung der internationalen Wechselkurse, woran der gesamte Welt handel das größte Interesse hat, wird nur im Wege inter nationaler Vereinbarung möglich sein, wenn man nicht Zeit hat, den einmal von selber im Wege der Gewöhnung eintrelen- den Ausgleich abzuwarten. Solange das aber nicht erreicht ist, müssen wir nicht nur mit jenem Unterschied zwischen der inländischen und ausländischen Kaufkraft der Papiermark rechnen, sondern vor allem auch mit den ständigen Schwankungen ihres internationalen Kurses. Solange bleibt aber auch das Problem der besonderen Auslandpreis« bestehen. Denn nach Ländern, in denen die Mark eine höhere Kaufkraft hat, kann schließlich jeder Export zu den Jnlandpreisen unmöglich werden, weil sie zu teuer sind; nach Ländern, in denen die Papiermark eine geringere Kaufkraft hat, bedeutet Export zu Jnlandpreisen Verschleuderung, der man zu begegnen hat unter Ausnutzung der in der Valuta entwertung liegenden Exportprämienmöglichkeit. Die volkswirtschaftliche und kaufmännische Notwendigkeit besonderer Auslandprcise danach zugegeben, kann nun die be sondere Frage, wie sie im einzelnen zu gestalten seien, erörtert werden. Dabei mag der Kürze halber die an sich nicht minder wichtige Seile, wie nämlich im Interesse der Absatzsicherung die Auslandpreise im Verkehr mit unlervalutigen Ländern zu be handeln wären, unberücksichtigt und die Erörterung auf die zu erhöhenden Auslandpreise im Verkehr mit übervalutigen Ländern beschränkt bleiben. Die Reichsbank hat die Faklurierungsfrage im wesentlichen stets vom Standpunkt der Devisenbeschaffung beurteilt. Dafür muß unsere Ausfuhr allerdings auch in erster Linie benutzt werden. Sie muß der Bezahlung unserer Ein fuhr dienstbar bleiben. Es darf nicht lediglich ihre Aufgabe sein, der Aussaugung der vielfach nur durch Steuerflucht ins Ausland gebrachten Papiermarkmengen zu dienen. Demgemäß ist in den meisten Außcnhandelsneben stellen bis vor kurzem Fakturierung in ausländi scher Währung Bedingung für die Ausfuhr bewilligung gewesen. Die Reichsbank ihrerseits war ver pflichtet, die so entstehenden Devisen aufzunchmen. Im Juni ist hier ein Wandel eingetreten, für den vielerlei Gründe mitge sprochen habe». Seit langem sind Bestrebungen im Gange, den Teviscnterminhandel wieder allgemein zu ermöglichen und das Devisengeschäft nicht mehr auf die Reichsbank und einen kleinen Kreis ihr allgeschlossener Großbanken zu beschränken. Die Reichz- bank kam dem entgegen, da sie im großen und ganzen ihr Ziel, sich über den direkten Reichsbedarf hinaus ein sogenanntes »Fett polster- zur Ausgleichung allzu wilder Kursschwankungen zu schassen, erreicht hat und von der Verpflichtung zur unterschieds losen Ausnahme aller Devisen loskommen wollte. Nachdem näm lich die Valuten von Frankreich, Italien und Belgien ebenfalls in den Strudel der Entwertung und demgemäß der unberechen baren Schwankungen hineingerissen worden sind, kann ein vor sichtig rechnendes Bankinstitut kein Jnteresse mehr an der Er werbung derartiger, unsicherer Devisen haben. Die Reichsbank hat daher beim Reichswirtschaftsministerium beantragt, die Vor schrift, allgemein in Auslandwährung zu fakturieren und dis Valuta an sie abzufllhren, in den Ausfuhrformularen zu strei chen. Nach Ländern mit unterwerltger <nicht stabiler) Valuta wie Belgien, Frankreich und Italien hat die Rcichsbank Faktu rierung in Markwährung empfohlen. Sie steht aber auch jetzt noch auf dem Standpunkt, daß die Fakturierung in ausländischer Währung beim Export nach Ländern mit hochwertiger (stabiler) Valuta, hauptsächlich also nach den nordischen Ländern, Holland, der Schweiz und den Vereinigten Staaten von Nordamerika un- bedingt vorzuziehen ist, überläßt nur die Festsetzung der Fak turierung künftig den einzelnen Verbandsgruppen. Diese halten aus eigenem Entschluß in der Mehrzahl nach wie vor an der IVS1 Fakturierung in ausländischer Währung fest. Inzwischen hat die rückläufige Entwicklung der letzten Zelt bereits Zweifel laut werden lassen, ob nicht die ganze Reform schon wieder überholt sei. Der Bedarf an fremden Devisen seitens der Reichsdank bleibt dauernd sehr groß und kann jeden Augenblick wieder noch bedeutend steigen, wenn unter den Nachwirkungen von Spa und etwaiger weiterer Ereignisse die Ausfuhr zurückgehen, die Ein fuhr aber größer werden muß. Die Tendenz des Antrags ging auch wohl überhaupt nur dahin, daß sich die Neichsbank mehl Bewegungsfreiheit sichern und das Risiko des Devisengeschäfts teilweise auf weitere Banlkreise abwälzen wollte. Die Ände rung ist von vornherein nur »bis auf weiteres- eingeführt, also jederzeit widerruflich. In der Praxis dürfte daher alles beim alten bleiben. Was die Wirkung der Reichsbankpoliiik be trifft, so sind ihre Erfolge nicht zu verkennen. Die Exportindustrie ist dabei nicht schlecht gefahren, zumal da die Neichsbank ja durch Übernahme und Diskontierung der Auslandsorderungen das Kursrisiko auf ihre Schultern nimmt. Mitzstände sind na türlich nicht ausgeblieben. Die Industrie hat z. B. vielfach auch von inländischen Zwischenhändlern und Exporteuren Zah- lung in fremder Währung gefordert. Mit Recht ist das als Mißbrauch abgelehnt worden. Überhaupt sind die Exporthändler allgemein Gegner der Fakturierung in fremder Währung, da ihnen dabei wegen des Kursrisikos eine zu geringe Gewinn spanne bleibt. Freilich könnten sie ja ebenfalls das Kursrisiko durch Verkauf der .Devisen an die Reichsbank stets abdecken. Wie aber die Industrie sonst abschneidet, zeigt wohl am besten ein Bericht des Reichsbevollmächtigten vr. Reichert in den Mit teilungen der Außenhandelsnebenslelle für Eisen- und Stahler- zeugnisse. Dort heißt es: -In der Anpassung an die Weltmarktpreise spielt nun die Frage eine große Rolle, ob man bei der Ausfuhr nach den Unterpariländern besser lut, Verkäufe in deutscher Mark oder in der jeweiligen ausländischen Währung zu tätigen. Wir haben in unserer Autzenhandelsstell« und Zentralstelle seit dem Herbst 1915 den Verkäufen in ausländischer Valuta das Wort geredet und stehen auch noch heute auf dem Standpunkte, daß man stets die bessere Valuta zugrunde legen soll, weil dadurch das an sich ja nicht geringe Risiko der Ausfuhrgeschäfte nicht so sehr vergrößert wird, als wenn man es auf einer schlechten Valuta aufbaut. Welch« überaus günstigen Erfolge diese unsere Va lutapolitik gezeitigt hat, mag folgende Übersicht zeigen, welche einen Unterschied macht in den Kilodurchschnitlserlösen derjeni gen Geschäfte, die nach Unterpariländern in deutscher Mark oder in ausländischer Währung abgeschlossen worden sind: (folgen die Zahlen). In Berücksichtigung dieser Zahlen sowie der Ge wichtsmengen kann man nun schätzen, daß wir durch unsere Va lutapolitik in den Monaten seit November vorigen Jahres der deutschen Volkswirtschaft ungefähr 700 bis 800 Millionen Mark höhere Erlöse zugefllhrt haben, als es bei Abschlüssen in deut scher Währung möglich gewesen wäre. Da wir aber diese Va lutapolitik schon lange verfolgen, können wir Wohl behaupten, daß wir allein seit der Revolution etwa eine Milliarde Mark Mehrerlös für unsere Volkswirtschaft erzielt haben.« In diesen Ausführungen tritt zugleich der tiefere Sinn der Fakturierung in fremder Währung für den Handel in Erscheinung. Die Frage darf nicht unter dem Gesichtspunkte der Erzielung höchstmöglicher Preise und Gewinne im Einzelfall betrachtet werden, sondern nach ihrer Dauerwirkung. Der Gewinn, der im Laufe der Zeit ins gesamt erreicht wird, ist, wie in dem angeführten Bericht er kennbar ist, im Grunde der Stabilisierung der Preise und der Paralysierung der Schwankungen des deutschen Kurses durch Be nutzung der besseren Valuta zu danken. Das ist das eigentliche Ziel und der wahre Wert der Maßnahme. Es mag uns hart ankommen, eingestehen zu müssen, daß stabile Preise im inter nationalen Verkehr in der deutschen Mark nicht mehr ausgedrückt werden können. Über die Tatsache kommen wir aber nicht hin weg. Die Frage der Devisenbeschaffung, also der Standpunkt der Reichsbank, brauchte für den Handel nicht maßgebend zu
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