Umschlag zu lZS. DienStag, den 22. Juni !920. Kollegen! Wer Mi« evangelischer Theologie zu tun ha«, muß sich sür die kommenden Zeilen diesen Hamen inerten, denn er birgt die Höherentwicklung sowohl der orthodosen wie liberalen Richtung in sich zu einer vereinigenden Vertiefung, der die Führer beider Richtungen mit größter Anteilnahme gegenüberstehen. Von den Schriften, di« ein ungeheures Aussehen erregen werden, erscheinen demnächst die zwei ersten: die beiden letzten habe ich vom seitherigen Schweizer Verleger (S. A. Bäschlin, Bern) siir Deutschland in meinen Verlag übernommen. Barth, K., Biblische Kragen, Ein sichten und Ausblicke. M. Vorths Dorirag geht weit über di« Art hinaus, die In der Theologie der letzten Jahrzehnte üblich war. Hier ist leine „historische" Betrachtung, keine „psychologische" Analyse, hier ist intuitive Schau. Darum wird diesem merk, würdigen Theologen seine Betrachtung ganz ohne weitere« zu einer gewaltigen Deutung «es Isenheimer Altars. Srünewalds Seist, der Mystik Innigkeit, Kierkegaards radikaler Ernst geben seinen Werken das Gepräge und bahnen einen neuen Weg in die Geheimnisse der Schrift. Barth, K., u. Thurneysen, E., Zur inneren Lage -es Christentums. M s - Wer sich gewöhnt hat, ein sür allemal in den schön abgeschloffenen Kategorien „positiv-liberal" zu denken, wird mit Entsetzen Barths Büchlein lesen. Hier geschieht nichts Geringeres, als daß Kranz Overbeck, des radikalen Rietzsche skeptifcher Krcund, zusammengeflellt wird mit Christoph Blumhard, dem gläubigen Apokaiyptiker von Bad Boll. „Sehr verschieden im Habitus, in der Terminologie, in der Vorstellungswelt, im Erlebnis, aber zusammengehörig in der Sache." Aus dieser Erkenntnis rust Barth zu entschiedenem Ausmerken aus Overbecks Bedenken, an denen die Theologie bisher in unverständlichem Schweigen vorbeiging. Theologie im bisherigen Sinne scheint ihm nicht mehr möglich, daß aber auch nicht die Skepsis das letzt« Wort haben wird, zeigen seine Aussührungen ebenso wie Thurneysens tiesgehende predigt. Barth, K., Oer Mmerbrief. M 2« - Karl Barths Römerbrics bedeutet ein völlig Reue«. Es ist unmöglich ihn nach den herkömmlichen Schkagworten «inzureihen. Er ist nicht „positiv", nicht „kritisch", nicht „konservativ", nicht „liberal". Aus der einen Seite knüpft er an die alten schwäbischen Pietisten an, aus der anderen findet man Lösung von neutestamentlichen Problemen, wie sie Albert Schweizer suchte. Darüber hinaus ist dag Buch eine gewaltige Botschaft vom biblischen Evangelium de« „lebendigen Soties", neu entdeckt von einem Manne der durch Blumhard und Kuiter Helle Augen dasür bekam. Und darin liegt seine besonder« Bedeutung. Barth, K., u. Thurneysen, E., Suchet Gott, so werdet ihr leben! « Chr.KaiserVerlag,München Verantwort!. Red. i. B.: Richard Albcrti. — Verla?.: DerVdrscnveretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlcrhauS, Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich tn LetyziR. — Adresse de> Redaktion und Expedition: Leipzig. Gerichtsweg 2ü tBuchhändlerhau-t.