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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.06.1920
- Strukturtyp
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- 1920-06-09
- Erscheinungsdatum
- 09.06.1920
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- Deutsch
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X° 124, 9. Juni 1920. Redaktioneller Teil. vöNenvlalt f. b. Dllchv. BuckibaLde! der Preise, hat, so unangenehm sie für die davon Betroffenen vielfach war, doch den einen unbestreitbaren Erfolg gehabt, daß sie ziemlich genauen Einblick in die tatsächlichen wirt schaftlichen Verhältnisse gewährte und damit auch zu einer wertvollen Kontrolle der Zuverlässigkeit der einzelnen für Preis bemessungen und Preisbeurteilungen zugrunde zu legenden Methoden bot; einige dieser Erfahrungen sollen hier im Inter esse der späteren Verhandlungen zwischen Sortimentern und Verlegern wiedergegeben werden, denn es erscheint volkswirt schaftlich viel zweckmäßiger, solche Fragen nicht durch Macht verhältnisse zu entscheiden, sondern aufbauend auf der Er- kenntnis der tatsächlichen Lage der wirtschaftlichen Verhältnisse. Herr Lutz argumentiert mit Zahlen. Er rechnet, daß der Sortimenter bei einem Fricdensladenpreisc von 6 für ein Buch 2 25 ^ Bruttogewinn erzielte und im anderen Falle beim Kricgspreise einschließlich des Teuerungsznschlages 15 30 H und er sagt, man vergleiche diese beiden Zu schläge miteinander, um zu sehen, wie ungerechtfertigt der 20prozcntige Teuerungszuschlag sei. Unausgesprochen kommt darin die Anschauung zum Ausdruck, daß die Leistung des Sortimenters in einem Falle nur so groß sei wie im anderen. Die Gegenseite kann aber sofort darauf erwidern, daß der Bruttogewinn ja nur um etwa das 6'/-fache gestiegen sei und damit die Steigerung weit hinter dem bleibe, was täglich allenthalben zu beobachten sei. Der Brotpreis ist von 50 ^ auf 4 ^ 85 A also beinahe das Zehnfache, der Buttcrpreis von 1 20 ^ auf 18 ^ 75 H also fast das Achtzehnsache gestiegen. Eier kosteten früher 5 bis 10 ^ und heute 1 50 ^ bis 1 80 ^ das Stück, von Kohlen, Kleidung und anderem ganz zu schweigen. Diese Beweisführung ist bis zu einem gewissen Grade richtig; sie ist insofern aber falsch, als sie meist zu einer Überschätzung der tatsächlichen Kostensteigerungen führt. Es gibt nämlich eine ganze Reihe von Aufwendungen, welche nicht oder nur ganz unwesentlich gestiegen sind; dazu gehören die Miete, die Verzinsung des Anlagekapitals, Ab schreibungen ufw. Die Verhältnisse in dieser Hinsicht liegen natürlich bei den einzelnen Erwcrbszweigen ganz verschieden. Kapitalverzinsung und Abschreibung spielen in der Hauptsache bei Jndustrieunternehmungen eine Rolle, hier aber unter Um ständen eine sehr erhebliche. Es hat sich oft gezeigt, daß industrielle Unternehmer bei Pretsverhandlungen vorrechneten, daß einzelne Chemikalien, die sie für die Erzeugung brauchten, um 800 bis 1000 Prozent gestiegen sind, Gummidichtungen sehr teuer geworden sind, Schmieröl gewaltig gestiegen ist, und daß sie dem gegenüber nur eine Preiserhöhung ihrer Erzeugnisse um 100 —200°/^ beantragten. Prüfte man dann aber, welche Nolle die Materialien, für die diese enormen Matcrialpreissteigcrungcn mitgctcilt worden und zutreffend sind, im Fcrtigerzeugnis spielen, so zeigte sich, daß sie viel fach nur einen ganz kleinen Teil der Gesamtkostcn ausmachtcn, häufig sogar, wie z. B. Schmieröl, in der Kalkulation über haupt nicht erfaßbar sind, daß dagegen diejenigen Aufwen dungen, die überhaupt keinen Koslensteigerungen unterworfen sind, den Hauptteil ausmachten, wie beispielsweise Ab schreibungen und Zinsen. Das bedeutet, daß die Beurteilung der Preiserhöhung für ein Erzeugnis lediglich nach der Preis steigerung einzelner Materialien bzw. Kostenfaktorcn, die allgemein erkennbar sind, leicht zu falschen Bildern führt, vor allem dann, wenn man nicht weiß, aus welchen einzelnen Kostenfaktoren sich der absoluten Größe nach ein Preis zusammen, setzt. Eine solche Methode ist wertvoll und brauchbar für Köntroll- zwecke, sie dagegen für eine allgemeine Beurteilung zugrunde zulegen, muß man aus dem eben angedeuteten Grunde und aus der Erfahrung, die man mit dieser Methode im Kriege oft genug gemacht hat, verwerfen. Wie man sich bei solchen Schätzungen vergreift, haben die Sortimenter jetzt selbst gesehen. Im allgemeinen war man in Buchhändlerkreiscn der Ansicht, daß der Sortiments buchhandel im Durchschnitt mit 33Rabatt rechnen könnte, vgl. z. B. Dietze in seinem soeben erschienenen Buche, S. 85*>. "> Dietze, Die Preisbildung des deutschen Buchhandels im Lichte der Kriegsverordnungen. Berlin IVM. Man sagte: cs gibt verhältnismäßig nur wenige Werke, die mit 25"/o rabattiert werden, die meisten werden mit etwa 33 lb °/o gehandelt, Belletristik wird wesentlich höher rabattiert. Dazu kam dann zunächst der Teuerungszuschlag von 10°/^, sodaß dem Sortimenter vom Umsatz schätzungsweise ein Bruttonutzen von 39"/„ verbleiben mutzte. Die tatsächlich erzielten Bruttogewinne des Sortimentsbuchhandels blieben aber nach den bisherigen Feststellungen wesentlich unter diesen Sätzen. Zweifellos ist aber der Sortimenterbruttogewinn die Grundlage, auf der sich alle Verhandlungen über die Un zulänglichkeit von Teuerungszuschlägen und Verlegerrabatten aufbauen, und daher seine möglichst zutreffende Ermittlung von größter Wichtigkeit. Um festzustellen, welchen Bruttogewinn das Sortiment tatsächlich erzielt, hat kürzlich Herr Volckmar anläßlich amt licher Verhandlungen mit den Buchhändlern über die Frage des 20 prozentigen Teuerungsznschlags eine Zusammen stellung der Rabattsätze an Hand des Buchhändlerkatalogs gemacht. Er stellte seine Statistik in der Weise aus, daß er wegen des Umfanges des Buchhändlerkatalogs schlllsselmätzig je 5 Seiten auswählte und die Rabattsätze der auf diesen Seiten angeführten Werke ncbeneinanderstellte. Er kam bei feiner Statistik im Durchschnitt auf einen Satz von 29"/^. Auch diese Methode gibt einen Anhaltspunkt; es läßt sich ihr freilich entgegenhalten, daß sie möglicherweise doch in ihrem Ergebnis sehr neben die tatsächlichen Verhältnisse gegriffen hat. Es kann sein, daß sich unter diesen Werken vielleicht viele befinden, die entweder wissenschaftliche Werke oder ganz wenig gangbar sind. Herr Volckmar hat dann eine weitere Statistik ausgestellt, deren Zahlen man schon eher praktische Verwertbarkeit und Zuverlässigkeit zubilligen kann. Er hat nämlich aus seinem Barsortiment für eine Reihe von Ver lagsfirmen die von diesen tatsächlich gewährten Rabatte zu sammengestellt und kommt dann im Durchschnitt ebenfalls wieder auf etwa 29"/o- Die bei der ersten Methode be anstandeten Fehlerquellen sind hier, wenigstens was die prak tische Verwertbarkeit der Zahlen anlangt, vermieden. Legt man nämlich die tatsächlichen Bezüge zugrunde, wie es Herr Volckmar getan hat, so hat man damit diejenigen Werke er faßt, welche in der Hauptsache als gangbar in Betracht kom men, ist also nicht der Zufälligkeit des Greifens unkuranter Werke ausgesetzt, als wenn man beliebige Seiten des Buch- händlerkataloges aufschlägt. Ein vollständiges Bild gewährt diese Methode indessen anch noch nicht, denn der Sortimcnts- buchhändler vertreibt ja nicht nur Bücher, sondern zum min desten auch Zeitschriften, bei denen die Rabattverhältnisse anders liegen. Dazu kommt, daß die Notstandsordnung ja auch eine Reihe von Beziehern des Sortimentsbuchhandels von dem Teuerungszuschlag überhaupt befreit hält, beispiels weise staatliche Bibliotheken. Der Streit um den Tcucrungszuschlag dreht sich darum, daß die Sortimenter behaupten, sie brauchen den Zuschlag, um ihre gestiegenen Unkosten zu decken und ein Unternehmer- cinkommen zu erzielen, das den gesteigerten Lebenshaltungs kosten Rechnung trägt. Sie wollen also im Grunde nichts anderes als ihre Friedensbruttogewinne bzw. ihre Friedens reingewinne unter entsprechender Berücksichtigung der einge tretenen Teuerung und Geldentwertung. Daneben kommt dann noch gelegentlich die Forderung zum Ausdruck, daß der Sor timentsbuchhändler bisher ein zu bescheidenes Einkommen im Vergleich zu seiner als Qualitätsarbeit anzusprechenden Lei stung gehabt habe. Die Frage, wie weit das Einkommen des Sortimenters im Frieden ungerechtfertigt niedrig war und wie weit es zu erhöhen ist, um als angemessen zu gelten, kann einer späteren Untersuchung Vorbehalten bleiben. Hier soll davon ausgegangen werden, daß den Sortimentern die Er zielung irgendwelcher unangemessenen Gewinne ganz fern liegt, insbesondere daß sie zunächst nur erstreben, daß sie sich unter den gegenwärtigen Verhältnissen in ihrer wirtschaftlichen Lage nicht verschlechtern, d. h. ein den Friedensverhältnissen ent sprechendes Einkommen erzielen. Diesen Standpunkt hat auch b83
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