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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1920
- Strukturtyp
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- 1920-02-20
- Erscheinungsdatum
- 20.02.1920
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 4L, 20. Februar 1920. Der Valuta-Ausgleich gemätz z 4 stellt in Prozenten abgerundet den Unterschied zwischen den höchsten Tageskursen der vergangenen Woche und den für das betreffende Land festgesetzten Umrechnungskursen dar. Er ist beim Verkauf an Buchhändler und Wiederverkäufer des Auslands auf die deutschen Nettopreise, bei Verkäufen an das Publikum im Auslande auf die deutschen Ladenpreise aufzuschlagen. Lelzlcrmfalls tritt zu der Endsumme gcmäjz 8 6 noch der Tcucrnngszuschlag von 20°/o hinzu. Zur Papiernot. Von Hans Petersen. Es gibt drei Möglichkelten, aus der Papiernot herauszu- kommen: 1. Wir lassen alles gehen, wie es geht. Der Preis für das Druckpapier wird dann in wenigen Jahren so hoch sein, daß das Buch noch mehr als jetzt zu den Luxus- gegenständen gehört, die sich nur die sehr Wohlhabenden leisten können. Wenn ein Neclamheft tO oder 20 ^ kostet, geht der Absatz natürlich ganz bedeutend zurück; denn das Einkommen des weitaus größten Teils der Bevölkerung steigt nicht entsprechend den ständig wachsenden Kosten für den Lebensunterhalt. Wir kommen dann auf diese Weise zu einem Ausgleich zwischen An gebot und Nachfrage. Die Fortführung einer grossen Anzahl Verlags- und Sortimenlsbuchhandlungen wird unter diesen Um stände» natürlich unmöglich. 2. Wir müssen die Produktion heben. Diese Möglichkeit hängt nur in beschränktem Matze von uns ab; denn die Papicrproduktion ist in der Hauptsache eine Kohlenfrage. Nach einer kürzlich«, Mitteilung des Reichskommissars für die Kohlen- vertcilung ist »die Versorgung der Papierfabriken mit Kohlen trostlos und mit einer Besserung in der nächsten Zeit auch nicht zu rechnen«. Meiner Meinung nach werden wir mit einer ins Gewicht fallenden Besserung der Kohlenversorgung über haupt nicht rechnen können. Solange der Friedensvertrag von Versailles in Kraft ist — und vorläufig besteht nicht die geringste Aussicht, ihn zu mildern —, steht uns nur ein Drittel der Fricdenskohlenmenge zur Verfügung. Wie soll es möglich sein, mit dieser Kohlcnmenge unsere Industrie so fortzufllhren, wie es vor dem Kriege der Fall war? Es mag möglich sein, die Kohlenförderung zu heben, gewitz! Sic aber so gewaltig zu verbessern, daß der Industrie wieder jede gewünschte Kohlen menge zur Verfügung steht, ist doch Wohl völlig ausgeschlossen. 3. Wir müssen den Papierverbrauch so re geln, daß, trotz der gewaltig gesunkenen Pro duktion, Angebot und Nachfrage sich einiger matz c» a u s g l e i ch e n. Die »Wirtschaftsstelle für das deutsche Zeitungsgcwerbe« hat es nicht verstanden, diesen Ausgleich dnrchzufnhrc». Sie hat immer viel mehr Papier bewilligt, als die Fabriken liefern konnten. Wir haben es bei dieser Me thode jetzt glücklich auf den 12fachen Friedenspreis gebracht. Wenn wir die Augen zumachen und so »weiterwursteln«, werden wir sicher noch Verschiedenes erleben. Wollen wir dagegen einen allmählichen Abbau der Preise erreichen, so müssen wir unsere gesamte Industrie so umstellen, daß von dem Rest der uns gebliebenen Kohlen und Rohstoffen der denkbar günstigste Gebrauch zum Nutzen der Allgemeinheit gemacht wird. Wir müssen also den Papierverbrauchcrn, die von dem Papier den für die Allgemeinheit ungünstigsten Ge brauch gemacht haben, den Brotkorb höher hängen. Die Leute nun, die mit dem Papier nach wie vor geradezu wüsten, sind die deutschen Zeitungsverleger. Ich will im Nachfolgenden an eini gen Beispielen beweisen, in welch sinnloser Weise mit dem für uns Buch- und Zeitschriftenverlcger so wichtigen Papier seitens der Zeitungsverleger gewirtschaflet wird. Angenommen, Frau Schulze sucht ein »Mädchen für Alles«. Zn diesem Zwecke gibt sie eine Anzeige in der gelesensten Zeitung der Stadt — Auflage, sagen wir: 150 000 — auf. Es melden sich auf diese Anzeige hin 3 Mädchen (viel gerechnet!). Die An zeige ist also I49 997mal umsonst gedruckt worden. Sie ist 149 097 Personen ins Haus geschickt worden, die nicht das ge ringste Interesse daran haben, daß Frau Schulze ein Mädchen 170 sucht. Junggesellen, junge Eheleute, biedere Schlächtermeister, alte Jungfern, sie alle erhalten diese Anzeige mit ihrer Zeitung zugesandt, ob sie wollen oder nicht. Nun sind in derselben Zei tung noch mehr Anzeigen von Hausfrauen, die ein Mädchen suchen. Sagen wir, wenig gerechnet, noch 19, das wären also zusammen 20 Anzeigen. In ganz Deutschland gäbe cs, nehmen wir ferner an, nur 200 Zeitungen, die derartige Anzeigen in größerer Anzahl veröffentlichen. Das würde also 4000 An zeigen täglich, bei einer durchschnittlichen Auflage von nur 50 000 demnach 200 Millionen gedruckte Anzeigen täglich ans- machen. Nehmen wir nun ferner an, 50 Anzeigen wögen 1 Gramm, so brauchten wir 4000 dg Druckpapier täglich, oder, 300 Werk tage gerechnet, 1 200 000 Vs Druckpapier jährlich, nur um den Hausfrauen, die Dienstmädchen suchen, solche zu verschaffen. Welch« Papierverschwendung! Welche Kohlenmengen, welch' ungeheure Summe deutschen Volksvermögens, welche Mühe und 1 Arbeit Netzen sich ersparen, wenn die Hausfrauen gezwungen > wären, derartige Gesuche einem örtlichen Zentralnachweis anzu- ! melden, wo gleichzeitig die stellensuchenden Dienstmädchen ihre Adresse niederlegten! Die Zeitungen enthalten aber noch andere Stellen-Anzeigen, so z. B. für Tippfräulein und Verkäuferinnen, für Handlungs gehilfen und Reisende, Anzeigen über Geschäfts- und Hausver käufe, Wohnungs- und Heiratsgesuche und vieles mehr. Es ! ist wohl nicht zuviel gesagt, wenn ich behaupte, daß wir 5 oder lg Millionen Kilogramm Druckpapier jährlich sparen, bzw. für nützlichere Zwecke verwende» könnten, wenn wir die bereits über all bestehenden Vermitlluugsbureaus, vielleicht unter städtischer Aufsicht, weiter ausbauten und dadurch die papierverschlingenden »Kleinen Anzeigen« zum grössten Teil überflüssig machten. Das mit Bezug auf die Anzeigen des Arbeits- und Ehe- marktcs, von Geschäfts- und Hausverkäusen, Wohnungsgesuchen usw. Gesagte läßt sich mit gleichem Recht auch auf viele andere Rubriken des Anzeigenteils unserer Tageszeitungen anwenden. Ganz besonders kraß und noch verurteilswerter ist jedoch der Unfug, der mit denjenigen Anzeigen getrieben wird, die sich mit den Familieucreignissen unserer Mitbürger befassen. Ist cs wirklich nötig, daß den 150 000 Lesern einer Großstadtzeitung mitgeteilt wird, daß Frau Lehmann ihrem Manne einen »stram men Jungen« geboren, oder »unser lieber Bub ein herziges, munteres Schwesterlein bekommen hat«? Soll sich wirklich die ganz Stadt darüber freuen (oder ärgern?),Haß Fräulein Amanda Piepenbrink sich verlobt hat? Und erst die Todesanzeigen! Kürzlich enthielten zwei Nummern einer Berliner Zeitung nicht weniger als 10 verschiedene Anzeigen im Gesamtumfnng von etwa einer ganzen Seite, die das Ableben eines bekannten Groß industriellen bekannt machten. Die Anzeigen, in denen auch das Bedauern über den Verlust dieses Mannes ausgedcückt wurde, rührten von der Familie, seiner Direktion, seiner Beamtenschaft, den Aufsichtsräten verschiedener Gesellschaften, den Vorständen von Vereinen usw. her. Andere Länder, in denen das öffent liche Leben gewiß keine kleinere Rolle spielt als bei uns, wie England und Frankreich, kennen diese Art von Publizität über haupt nicht. Der Tod des bedeutendsten Mannes, der geliebtesten Frau nimmt dort im AnzeigenteildenRaum von 2 oder 3 Zeilen ein. Wenn wir uns vor dem Kriege den Luxus dieses Zugeständnisses an unsere Eitelkeit leisten konnten, so ist cs jetzt an der Zeit, im Interesse der Papierersparung auf einfachere Sitten zurückzukommen.
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