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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.04.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-04-29
- Erscheinungsdatum
- 29.04.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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93, 29. April 1920. Redaktioneller Teil. hinter uns liegt, desto teurer kam seine Herstellung zu stehen; desto höher muß zwangsweise sein Ladenpreis sein, und desto stärker wird der jetzt auf diese hohen Ladeirpreise erhobene Zuschlag von 207° nochmals verteuernd zur Wirkung kommen. Der Verleger hat aber bei Festsetzung seiner Ladenpreise nicht nur die Herstellungskosten zu berücksichtigen, er muß das eben falls steigende Honorar für den Verfasser mit hineinrechnen und ebenso seine gleichfalls stark gestiegenen allgemeinen Betriebs kosten. Alle diese Faktoren zusammen sind die Ursache, daß z. B. eins meiner Verlagswerke, vor wenigen Monaten noch hergestellt, gebunden »st 12.50 Ladenpreis kostete und die (vom Stehsatz!) abgezogenen neuen Auflagen gebunden jetzt »st 21.50 Ladenpreis kosten. Das Sortiment hat also beim Verkauf dieses Buches vor wenigen Wochen noch 207° von »st 12.50 — ^ 2.50 erhoben und erhebt jetzt 20"/» von »st 21.50 — »st 4.30. Wohl gemerkt: »st 4.30 lediglich als Zuschlag zu seinem durch die ungeheuer verteuerte Herstellung sowieso entsprechend gestie genen Rabatt. Die Frage ist nun, ob die allgemeinen Unkosten des Sortiments im gleichen Zeitraum im selben Verhältnis ge stiegen sind, wie beim Verlag die Herstellungskosten hinaufge gangen — nein: hinaufgeschncllt sind? Mit anderen Worten: ist der Zuschlag von 207» in seiner Wirkung in Mark und Pfennig nicht höher, als die Umstände ihn rechtfertigen können? In einigen Monaten wird ein vom Manuskript an neu her- gestelltes Werk, das zu Beginn des Jahres noch gebunden »ist 12.50 gekostet hätte, vielleicht gebunden »st 30.— kosten, und das Sortiment wird dann 207» von »st 30.— — »st K.— als Zuschlag zu seinem Brutto-Rabatt-Gewinn erheben, der ja durch die von den Verhältnissen erzwungene Höhe des Laden preises allein schon bedeutend gestiegen ist. Ich folge wiederum Herrn I)r. D., wenn ich jetzt darauf Hinweise, daß das Publi kum eines Tages anfangen wird, dem Sortiment nachzurechnen. Die Rechnung wird etwa so lauten: Ladenpreis geheftet »st 22.—, Nettopreis .... »st 14.70 Ladenpreis des Einbandes 8.—, Nettopreis . . »st 6 — Einkaufspreis des Sortiments »st 20.70 Verkaufspreis des Sortiments »st 30. l- 207° - . »st 36.— Brutto-Gewinn des Sortiments .st 15.30 Das Publikum kann sich sehr leicht einmal gegen so errechnete Gewinne in der Öffentlichkeit wehren, und es wird dabei um so mehr Eindruck machen, wenn es aus den Umstand hinweist, daß der V e r le g e r gewinn weit, sehr weit sogar hinter dem des »Zwischenhändlers- zurückbleibt. Das alte Schlagwort vom »verteuernden Zwischenhändler» würde in diesem Kampfe einen zahlenmäßig belegten recht gewichtigen Inhalt bekommen, und in weite Kreise des Publikums hinein würde das Verlangen ge tragen, Bücher unter Ausschaltung des Zwischenhändlers billiger kaufen zu können. Ein solches Verlangen würde um so stür mischer sein, als die durch die Herstellungskosten allein schon riesig verteuerten Ladeirpreise es dem Bücherkäufer zum fühl barsten Bedürfnis, zu einer Notwendigkeit machen, keine Mark mehr für ein Buch auszugeben, als ihm unbedingt er forderlich erscheint. Das hier angezogene Beispiel eines Buches, das vor Wochen noch »kt 12.50 kostete, jetzt »st 21.50 kostet und vielleicht sehr bald schon »kt 30.— kosten wird, halte im zweiten Kriegsjahr einen Ladenpreis von »st 6.— geheftet, »st 7.— gebunden. Das Publi kum würde daher auch folgende Rechnung anstelle«: Ladenpreis geheftet »st 6.—, Nettopreis »st 4.— Ladenpreis des Einbands »st 1.—, Nettopreis ... »st 0.75 Einkaufspreis des Sortiments ^7 .st 4.75 Verkaufspreis des Sortiments »st 7.— Brutto-Gewinn des Sortiments ^ »st 2.25 Und das Publikum würde die Frage stellen, ob die allgemeinen Unkosten des Sortimcntsbctriebs im Verhältnis 225:1530, also rund um das Siebenfache, wirklich und nachweisbar seit dem zweiten Kriegsjahre gestiegen sind. Ich frage nun die Herren vom Sortiment, ob sie glauben, einen solchen öffentlich verlangten Nachweis führen zu können. Ob sie dem gereizten Publikum (man denke an die Professor Bücher-Kämpfe!) die Überzeugung beibringen können, daß d 's Sortiment nicht der »verteuernde Zwischenhandel» ist. Aus eingeweihten Kreisen des Publikums wurde auch leicht der Hin weis darauf ersolgen, daß der Verlag mit einem relativ viel ge ringeren Brutto-Gewinn am einzelnen Buche wirtschaftet als früher, und daß der Verleger sich dabei bescheidet, weil er seine Auflagen viel rascher und müheloser verkauft als früher. Die Dinge liegen aber ganz ähnlich beim Sortiment, das, auch nach der Zahl der verkauften Bücher gerechnet, einen gegen früher wesentlich höheren und müheloseren Umsatz erzielt und trotz dem noch einen Zuschlag von 207» für sich extra erhebt. Man darf die Möglichkeit eines solchen Auflehnens der Bit« cherkäuser und dessen Folgen nicht unterschätzen. Und darum nochmals: mögen die Herren im Sortiment sehr ernstlich prüfen, ob sie glauben, in einer solchen Zcitungsfehde Sieger zu bleiben. Ich will den gewissenhaften Nachprüfungen der Herren Sorti- mentskollegen nicht vorgreifen, aber es scheint mir doch, daß das Sorlimentsgeschäst «in besonders gewinnbringendes Ge schäft sein muß, denn wie wäre es sonst zu verstehen, daß gerade jetzt so viele Sortimentsgehilsen zu den Unternehmern übergehen und sich selbständig machen, und daß überdies die Auchbuch handlungen wie Pilze aus dem Boden wachsen? Auch das ist ein wichtiger Gesichtspunkt: ein allzu großer und leichter Ver dienst beim Sorlimentsgeschäst muß eine allzu große Konkurrenz herbeiführen, und eines Tages hätten wir dann das klägliche Elend der Vielzuvielen. Mein Beispiel eines Buches, dessen erste Auflagen vor kurzem noch gebunden »st 12.50 kosteten, und das auf Grund neuer Her stellungspreise berechnet jetzt »kt 21.50 kostet, ist der Praxis ent nommen, und dabei ist folgendes lehrreich: eine Anzahl Sorti menter hat die aus Grund des vorhergegangenen Preises wäh rend des Vergriffenseins erfolgte Bestellung bei Ankündigung des Preises für die neuen Auflagen rückgängig gemacht mit der Begründung, der Preis sei zu teuer. Das muß dem Sorti- ment zu denken geben, wenn aus seinen eigenen Kreisen die An sicht laut wird, der nach neuesten Herstellungskosten berechnete Ladenpreis eines soeben (vom Stehsatz!) hergestellten Buches übersteige die Kaufkraft des Publikums. Hier tun sich Aus blicke auf von der unerfreulichsten Art, man sieht den von Herrn vr. D. vorausgeahnten Rückgang des Umsatzes bereits vor sich, und ich möchte mir die Frage an die betreffenden Herren Sorti menter erlauben, ob, vorläufig wenigstens, der Preis nicht eben um die 207» zu teuer ist, die das Sortiment als Zuschlag erhebt? Die Bücher werden durch Kohlenmangcl, Zellulose mangel, Leimmangel, Papier-, Pappdeckel- und Metallmangel, kurz durch die ganze unheimliche Verteuerung der Rohstoffe in Ver bindung mit den überall steigenden Arbeitslöhnen sowieso so teuer, daß das Publikum sie eines Tages nicht mehr kaufen wird. Der Verleger, der über der Kalkulation einer neuen Auflage brütet und dabei findet, daß er bei seinem zuerst geplanten Ladenpreise von »st 15.— nicht bestehen kann, fürchtet nun, daß ein zu teurer Preis ihm sein Buch unverkäuflich mache. Er überlegt besorgt, ob er als Ladenpreis »st 18.— statt »st 15.— ansetzen solle. Aber sofort muß er folgende Rechnung anstellen: Von diesen »st 3.— Ladenpreis gehen ihm ab: für den Verfasser mindestens 107» — 30 H, für den Sortimenter mindestens 33(47» — »st 1.—, zu sammen »st 1.30; bleiben ihm »st 1.70. Er rechnet und rechnet und findet, daß diese »st 1.70 ihm auch noch nicht zu einer wirt schaftlich gesunden Kalkulation verhelfen. Also Ladenpreis »st 19.— ! Um »st 4.— mehr statt nur um .-st 3.—. Von diesen »st 4.— bleiben ihm dann nach diesen Abzügen »st 2.27. Dabei kann er seine Rechnung gerade noch finden. Aber nun drückt ihn die Höhe des Ladenpreises. Neunzehn Mark — wird das Publi kum so viel anlegen? Und dann fällt ihm erschreckend ein: die 207» Zuschlag kommen ja auch noch hinzu, er hat ja den Laden preis eigentlich gar nicht — im Hinblick auf das Publikum — um »st 4.— über die zuerst geplanten .F 15.— hinaufgesetzt, son dern um »st 4.80, und der wirkliche Preis im Laden des Sorti ments ist gar nicht »st 19.—, sondern »st 22.80. Beinahe »st 23.— IIS
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