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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.04.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-04-21
- Erscheinungsdatum
- 21.04.1920
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- Deutsch
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- Saxonica
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rs 85, 21. April 1920. Redaktioneller Teil. «Irsnrblatt f. k. Dtsch». Über die Sozialtsterungsbcstrebungcn im Buchhandel sei hier nur soviel gesagt, daß sich mehr und mehr die Einsicht durch« ringt, er sei zur Sozialisierung Wohl kaum ein Zweig des Er werbslebens so wenig geeignet wie der Buchhandel. Die Fülle von Bestrebungen, die der Sprachgebrauch des Alltags unter diesem Schlagwort zusammensaßt, läßt sich unmöglich im Rah men unseres Geschäftsberichts auch nur streifen. Auf jeden Fall ist unsere gesamte Wirtschaft von den letzten Zielen des Sozialis mus weiter entfernt als je. Die Bestrebungen des Staates, den Schulbuchverlag in eigene Verwaltung zu nehmen, sind vielfach als das Drohmiltel benutzt worden, um Vorzugspreise für Schulbücher zu erreichen. Die gegen ein staatliches Schulbuchmonopol zu erhebenden Be denken sind in der Denkschrift des Herrn Hosrat vr. Ehlermann- Dresdcn »Das Staatsmonopol für Schulbücher« (erschienen 1919 bei Vandenhocck L Ruprecht in Güttingen) so eingehend er örtert worden, daß wir hier nur der Hoffnung Raum geben möch ten, der Staat werde sich schon im Interesse der Erhaltung und Ausnutzung vorhandener Werte von solchen Bestrebungen fern halten, die ihm in rechnerisch-wirtschaftlicher Beziehung die bit tersten Enttäuschungen bereiten würden. Über die Wirkungen des Betriebsrätegesetzes ist zurzeit noch kein Urteil möglich. Unserer Ansicht nach kann nicht zweifelhaft sein, daß der gesamte Buchhandel unter den Z 67 dieses Gesetzes fällt. Wir werden hierzu noch im Börsenblatt Stellung nehmen. Wenn das Bctriebsrälegesetz den richtigen Weg zu einer Verstän digung und Annäherung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnch-' mcrn weist und wenn es auf beiden Seiten mit dem Willen, dem grotzen Ganzen zu dienen, und mit dem Geiste der Versöhnung angewendet wird, so ist es ebenso wie die Reichsarbeitsgemein schaft für das Papierfach als eine Tat zu begrüßen. Letztere, in Berlin auf paritätischer Grundlage errichtet, trägt hoffentlich ebenfalls dazu bet, die unselige Kluft zwischen Menschen, die als Mitarbeiter aufeinander angewiesen sind, nach Möglichkeit zu Überdrücken. War die einzelnen Gruppen des Buchhandels anlangt, so mutz hier auf die Berichte der fachlichen und örtlichen Vereine Bezug genommen werden. Rur auf einige uns besonders be deutsam erscheinende Vorkommnisse und Shmplome des Berichts jahres sei in folgendem hingewiesen. Die fortgesetzte Steigerung aller Frachten und Porti, des Verpackungsmaterials und vor allem der Arbeitslöhne bedeutete eine Gefährdung des gesamten Verkehrs über Leipzig, die wieder holt den Gegenstand eingehender Erörterungen gebildet hat. Im Anschluß an den im Sommer des vergangenen Jahres ausge brochenen Streik in Leipzig wurde eine LOköpsige Kommission eingesetzt, die eingehendere Beratungen über etwaige Schutzmaß nahmen zugunsten des Leipziger Platzes gepflogen hat. Es hat sich hierbei herausgestellt, daß eine weitere Steigerung der Spesen im Kommissionsvcrkehr unausbleiblich ist, und es herrschte die Meinung vor, daß der Verkehr über Leipzig trotzdem wirtschaft licher sei als der unmittelbare Bezug. Wir sind in dieser Mei nung durch wiederholte Prüfungen des Sachverhalts bestärkt worden und glauben, dem deutschen Buchhandel die Beibehal tung dieser Zentralisierung aufs wärmste empfehlen zu sollen. Es steht zu befürchten, daß andernfalls der gesamte Leipziger Zwischenbuchhandel zusammenbricht, daß sich aber schließlich doch eine rationelle Zusammenfassung des Büchcrbezugs der bisheri gen Art als vorteilhafter herausstellt und daß dann unter un nötiger Vergeudung deutschen Volksvermögens die Grundlagen neu geschossen werden müßten, die eine voreilige Abwanderung von Leipzig zum Einsturz gebracht hätte. Dies gilt auch von dem Barsortiment, dem einige Verleger nicht die Bezugsbedingun gen einräumen, die es für seine Lebensfähigkeit nötig zu haben glaubt. Auch hier bedarf es einer verantwortungsvollen Prü fung jedes einzelnen Verlegers, ob er nicht doch einen Weg fin det, der berechtigten Wünschen des Barsortimeuts entgegenkommt, damit er sich nicht dem Vorwurf aussetzt, sich an dem Zugrunde gehen einer solchen jahrzehntelang bewährten großhändterischen Vertriebsstelle mitschuldig gemacht zu haben. Die im Sortiment hervortretenden Neigungen zu gemein samem Zusammenschluß haben im vergangenen Jahr weitere Erfolge gezeitigt. Vor allem haben sich für Zeitschriften an zahl reichen Orten gemeinsame Vertricbsstelten gegründet, und auch die sonstigen in der Würzburger Tagung des Verbandes der Kreis- und Ortsveceine vorgeschlagenen Anregungen sind vielfach in die Tat umgeseyt worden und lassen das erfreuliche Bemühen erkennen, Spesen zu ersparen und den an sich mit besonders hohen Geschäftsunkosten be lasteten Sortimentsbetricb so rationell wie möglich zu gestal ten. Auch hier sind Einzelangaben erst möglich, wenn bestimmt« Erfahrungen gesammelt sind. Die Abwälzung der Verpaüungsspesen auf dar Sortiment nahm einen immer größeren Umfang an. Es muß hierbei dem Verlag zugute gehalten werden, daß in der Tat die Bestimmun gen unserer Verkehrsordnung, wonach eine solche Belastung regelmäßig nicht zulässig ist, durch die wirtschaftlichen Verhält nisse überholt sind. Andererseits muß aber der Verlag sich selbst verständlich auf die Berechnung der tatsächlich verauslagten Un kosten beschränken und das Sortiment für die hierdutch ent stehenden Mehrlasten in irgend einer Weise schadlos halten. Den oben bedingt zugestandenen günstigen Umsatzziffern steht eben allenthalben eine dauernde Steigerung aller Her- stellungs- und Handlungsunkosten gegenüber, die ihrerseits in un gleich stärkerem Maße gewachsen sind, als der Umsatz selbst. Es ist daher ein Trugschluß, daß der Buchhandel in der Erhöhung des Umsatzes einen Ausgleich für seine erhöhten Geschäftsspesen gefunden hat — dies träfe nur zu, wenn Umsatz und Spesen in einem annähernd gleichen Verhältnis gewachsen sein würden. Das ist jedoch nicht der Fall. Zum Beweis müssen wir uns darauf beschränken, nur beispielsweise die anhaltende ungeheure Steigerung der Papier-, Buchdrucker-, Klischee- und der Buch binderpreise aufzuführen. Um nur einige Zahlen zu geben: Die Papierpreise sind von 1914—1919 auf das ISfache und mehr gestiegen, ohne daß damit der Höhepunkt auch nur annähernd erreicht gewesen wäre. Der Preis des Kilogramms holzfreien Papiers belief sich vor dem Kriege auf V.4V Ende 1919 aus 6.—, seitdem auf 18.— und mehr. Die Kosten für Satz und Druck betragen das Sfache, für Klischees das 7—lyfache, für Buchbinderarbeiten das lOfache. In ähnlicher Weise sind alle sonstigen Unkosten gewachsen und — was besonders schwer wiegt — ständig weiter in sprunghafter Steigerung begriffen, sodatz es für den Verleger beinahe ein Ding der Unmöglichkeit ist, auch nur einigermaßen zuverlässig den Ladenpreis seiner Neuerschei nungen zu kalkulieren. Die Verarmung unseres Volkes kommt zunächst in seiner Geldentwertung zum Ausdruck, und mit der Geldentwertung geht eine Höherbewertung wirklicher wirtschaftlicher Güter, also die Preissteigerung Hand in Hand. Die sich hieraus wieder er gebende Gehalts- und Lohnbewegung ist natürlich solange eine Schraube ohne Ende, als nicht eine Vermehrung realer wirt schaftlicher Güter eintritt. Die realen wirtschaftlichen Güter sind aber wiederum nur durch intensive Arbeit zu beschaffen, und die intensive Arbeit setzt ihrerseits das Vorhandensein bestimmter wirtschaftlicher Güter schon darum voraus, weil ein unterernähr tes Volk nicht arbeitsfähig sein kann. Dieser cü-eulos vlliosus, der unsere Wirtschaft kennzeichnet, darf nicht dazu verleiten, über die Gehalts, und Lohnforderungen der Arbeitnehmer, so drückend und erdrückend sie auch für den Betrieb sein mögen, den Stab zu brechen. Das Streben jedes einzelnen Arbeitnehmers, in seinen Einkommensverhältnissen nicht an letzter Stelle zu stehen, ist verständlich, verwerflich aber sind alle auf Verkürzung der Ar beitszeit gerichteten Bestrebungen zu einer Zeit, wo uns mir vermehrte Arbeit vor dem Untergang retten kann. rir
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