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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.04.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-04-14
- Erscheinungsdatum
- 14.04.1920
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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79, 14. April 1920. Redaktioneller Teil. ^Srsenblatt f. d. Dtschn. BuchhaUd^!. dürfe, sondern ihnen diese Begriffe klar zu machen habe. Ist das denn wirklich so schwer? Die einfachste praktische Regel scheint mir zu sein: Handelt es sich nicht, im Nebensatz, um das Bindewort daß, so schreibt man das.— Wer weitergehen will, lehre: Mit s schreibt man das als Artikel (das Weibfp als hinzeigendes Fürwort (das glaube ich) und als rückbezüg liches Fürwort (ein Kind, das (welches) spielt). — Wer Sinn für Reimklang hat, kann sich auch merken: Glas und das, Faß und daß, denn in guteHi Hochdeutsch spricht man den Artikel oder das Fürwort das weicher, als das Bindewort daß. Warum soll dies in der Schriftsprache nicht unterschiede» werden? Gerade die Lautier sollten den Unterschied erhalten und nicht zerstören wollen! Aber schließlich sind diese Sprachbegriffe ja zwar nützliche, aber im praktischen Leben nicht unentbehrliche Schulweisheit, die man ruhig wieder vergessen mag; man kann auch ohne sie richtig schreiben. Denn Sprachgefühl ist alles, Name ist Schall und Rauch; Sprachgefühl gibt aber nur die übring. Des Lehrers rote Tinte allein tut's nicht. Wer in der Schriftsprache sicher werden will, muß lesen, lesen, lesen; sonst lernt er's nie, eben sowenig wie einer durch Schweigen zum Redner wird. Oder versuche man es, statt mit dürren Begriffen und gräm lichem Ernst, doch mit dem Spaß in der Schulstube. Noch jetzt, nach sechzig Jahren, liegen mir die Genusregeln der lateinischen Grammatik des seligen Zumpt im Ohr, zum Beispiel: Ätasoulws gibt's auf SS ss, scksinss und «teplias . . . usw. Oder: Oss der Mund und OS, das Bei» müssen immer Kontra sein. Warum setzt sich nicht ein Kinderfreund unter den Lehrern, die über »nutzlose Qual« jammern und lieber die deutsche Schrift sprache statt sich selbst umkrempeln wollen, hin und macht Berschen wie unmaßgeblich dieses: D a s Kind, das das mit weichem s schreibt, das tut Gut- und Richtiges. Dagegen ist sehr wichtig es, daß daß erhält das scharfe tz. Noch einfacher ists, meine ich, mit Wider und wieder. Jenes bezeichnet eine Gegnerschaft, dieses etwas Zeitliches: Widersacher, Wiederkunft. Ist das so schwer zu begrei fen? Ganz von selbst geht's freilich nicht, aber der Herr Lehrer ist doch zum Lehren da. Zum Schlüsse noch etwas so wichtiges, daß es eigentlich an den Anfang gehört hätte. Außerhalb des Deutschen Reiches gibt's noch das größere Deutschland: viele, viele in aller Welt zerstreute Volksgenossen, unter ihnen mehrere Millionen, die erst durch den Schmachfrieden vom Vaterland soeben abgetrennt worden sind. Das ein zige Band, das alle Deutschen fortan eint, ist die durch die Schrift vermittelte deutsche Sprache. Will man dieses Band lösen, indem man die Schriftsprache im Reiche so verunstaltet, daß sie die der deut schen Schulbureaukratie nicht unterstehenden Ausländs deutschen nicht mehr lesen können? Daß cs für diese sinnlos wird, deutsche Zeitungen und Zeitschriften zu halten, deutsche Bücher zu kaufen? Ferner: Will man durchaus den anderen Völkern dgs Erlernen und Lesen der deutschen Sprache er schweren? Ob man darüber völkisch oder nur geschäftlich, handels politisch denkt: Der Wahn- und Widersinn ist so groß, daß man auf diese Fragen in Nord und Süd, West und Ost, oben und unten nur ein millionenfaches einmütiges Rein zu erwarten berechtigt wäre. Daß man an der Einmüftgkeit dieses Nein zu zweifeln Anlaß hat, daß solche Fragen überhaupt gestellt werden können, ist ein Zeichen, wie sehr wir Deutschen der Gegenwart von allen guten Geistern verlassen zu fein scheinen. Leipzig, Marienstraße 12, 12. April 1920. Wirtschaft. Von Heinrich P au st i a n-Hamburg. Nachdruck erlaubt. Gerade als ich heut« morgen aus der Haustür trat, be gegnete mir ein Mann, der einen Korb Eier unter dem Arme trug. Er fragte mich, ob ich Eier kaufen wolle, das Stück zu »kk 1.70. Ich wies ihn ab. »Wenn ich Eier kaufen will«, sagte ich ihm, »gehe ich in eins der zahlreichen Geschäfte, die sich hier in der Nähe befinden. Ich unterstütze keine Drohnen der deut schen Volkswirtschaft«, »Was heißt Drohnen?« entgegnete der Mann und blickte mich wütend an. »Ich Hab« die Eier auf ehrliche Weise er worben«. »Daran zweifle ich durchaus nicht«, sagte ich ihm. Aber hören Sie mal zu. Jetzt, wo es uns nach dem verlorenen Kriege so schlecht geht, ist» es äußerst wichtig, daß jeder Deutsche volkswirtschaftlich nützliche Arbeit leistet. Solche volks wirtschaftlich nützliche Arbeiten sind z. B. die Tätigkeit des Land manns, des Fabrikarbeiters, des Handwerkers, des Kaufmanns, des Lehrers, des Arztes usw. Vor allem wichtig ist, bei deckt allgemeinen Warenmangel, natürlich die Arbeit solcher Volks- genossen, die Waren hersiellen. Im Unterschied hierzu gibt" es nun leider sehr viele Leute, die nur erwerbs wirtschaftlich nützliche Arbeit leisten, d. h. solche Arbeit, die nur ihnen zum Vorteil gereicht, für die Allgemeinheit aber nicht den geringsten Nutzen hat. Hierzu gehören besonders die vielen Tausend über flüssiger Kaufleute, Agenten, Makler, Hausierer usw. Jede über flüssige Person im Handel, d. h. in der Waren Verteilung, bedeutet eine Belastung der Volkswirtschaft, «inen Verlust für den Wohlstand des gesamten Volkes. Ich sagte Ihnen nun schon, daß tzs hier in der Umgebung genug Geschäfte gibt, die mit Eiern handeln. Ihre Tätigkeit ist demnach überflüssig; Sie sind also «ine Drohne der deutschen Volkswirtschaft«. Der Mann machte ein immer ungemütlicheres Gesicht. Er schien weiteren Belehrungen nicht zugänglich. Ich bot ihm da her einen -guten Morgen» und trat auf die Straße hinaus. Hui ! da wirbelten die Straßenkehrer den Staub auf, daß es eine Art hatte. Früher wurde vor dem Fegen gesprengt; das ist jetzt zu teuer. Dafür waren aber jetzt sechs Feger angestellt, früher nur zwei. Die.Straßen müssen gefegt werden, natürlich. Aber das sollte mit so wenig Kosten wie möglich erfolgen. Ar beitslose auf diese Weise zu beschäftigen, ist ein Notbehelf, und dazu ein sehr schlechter; denn jeder nicht unbedingt notwendige Straßenkehrer bedeutet eine Belastung der Steuerzahler, der - kleinen ebensogut wie der großen. »Schönen guten Morgen, Herr Nachbar!« Mein Haus nachbar, der Zigarrenhändler von nebenan, der vor der Tür seines kleinen Geschäfts stand und sich von der Sonne bescheinen ließ, begrüßte mich. Ich erwiderte seinen Gruß. Bei mir dachte ich aber; Du bist auch einer, der nichts anderes tut, als unsere Volkswirtschaft zu belasten. Deine ganze Tätigkeit besteht darin, täglich zwanzig oder dreißig Kunden zu bedienen, eine Arbeit, die das nächstbelegene größere Geschäft ohne weiteres über nehmen könnte. Die Hälfte, nein, dreiviertel aller Zigarren geschäfte in Deutschland sind überflüssig und bedeuten eine Be lastung der Volkswirtschaft. Es ist wirklich nicht nötig, daß z. B. allein Berlin 4294 Zigarrcngeschäfte hat. Dagegen gibt es in Berlin nur 437 Sortimcntsbuchhandlungcn (lt. Verlegerlistc), 317 Apotheken und 182 Postämter. In Hamburg ist das Ver hältnis 2120:110:80:40. Wir haben also irr Hamburg rund 20mal so viel Zigarrcngeschäfte als Buchhandlungen; 5mal so viel wäre überreichlich genug, denn es ist Heller Wahnsinn, dem Publikum an allen Ecken und Enden Tabakfabrikate, die wir für teures Geld aus dem Ausland einführen müssen, geradezu auf z u d r ä n g e n. Ich gehe Wetter. Drüben auf der Straße stehen zwei Män ner in Feldgrau. Der eine verkauft Stiefelbänder, der andere, ein Kriegsbeschädigter, dreht eine Drehorgel. Was denken wobt die Vorübergehenden von diesem Paar? Ich nehme an. zzs
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