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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Börsenblatt f. d. Dkschn. Buchhandel. Redakttoneller Teil. 74, 8. April ISA). Morgenrot«, »Flüge im Abendrot« oder »Die purpurne Flut« können unmöglich in einen ausgesprochen grünen, blauen oder gelben Einband gebunden werden, wenn sich Verleger und Aütor nicht lächerlich machen wollen. Auch fordern »Die Weitzen Blätter« ebenso weitzc Umschläge wie »Die Blauen Bücher« blaue Buchdeckel. Da gewisse Farben symbolische Bedeutung besitzen (Blau — Glaube, Sehnsucht, Grün — Hoffnung, Not — Liebe, Freiheit, Weiß «« Reinheit, Unschuld, Schwarz - Tod, Trauer, usw.) und diese symbolische Bedeutung der Farben im Bewutztscin Weiler Kreise verwurzelt ist, kann die starke Betonung einer solchen Symbolsarbe gewisse Schlußfolge rungen auf den Inhalt eines Werkes auslösen; umgekehrt wer den bestimmte Tendenzen eines Werkes, einer Zeitschrift oder einer Sammlung die Wahl einer solchen Symbolsarbe erheischen. So kann das Ziel einer ganzen Sammlung, ja eines gesamten Verlags durch eine bestimmte Farbe schon äußerlich symbolisiert werden. Eine Zeitschrift »Romantik« wird das ewige deutsche Symbol »Die blaue Blume« der Sehnsucht durch eine blaue Umschlagsarbe zum Ausdruck bringen. Eine Zeitschrift, die scharfzüngig der liebcn'Zeitgenosscn Tun und Unterlassen geißelt und sich beispielsweise »Drache« nennt, wird eine giftig-grüne oder gelbe Farbe bevorzuge», für ein freiheitlich gesinntes Buch wird man roten Deckel wählen usw. Manche Farben werden damit geradezu typisch für ganze Verlagsunternehmen. So gibt »Der gelbe Verlag« »Das Helbe Blatt«, »Das gelbe Koch buch« u. a. heraus. Auch Partei- wie La »des färben werden als äußere Kennzeichen benutzt. Daher wird eine Sam- mclslktlc für schriftstellerische Werke badischen Gepräges gelb- rote, solche sächsischen Gepräges grün-weiße Farben be vorzugen usw. Ja, man kann noch Weiler gehen, und verschie dene feinsinnige Verleger haben diesen Weg schon beschritten: man stimmt die Farbe des Buchdeckels aus die Empfindungen ab, die der Inhalt eines Werkes im Leser hervorruft, drängt also schon durch den Anblick des mit Überlegung farbig gestalteten Umschlags das Empfinden des Lesers in bestimmte Bahnen. In diesem Streben erblicke ich das höchste Ziel einer farbigen Gestaltung des Buchdeckels, es durchgeistigt das rein Äußerliche, stimmt Form auf Inhalt ab und erhebt damit den Buchdeckel durch seine Farbe zu einem wesentlichen Teil des Ganzen. So bedeutet es einen Schritt weiter, echter Buchkultur entgegen, wenn man sich der zurzeit mit Recht so beliebten Künstlerbunt papiere bedient, um von vornherein das Empfinden des Lesers auf den Inhalt einzustellen, ihn vor dem Lesen auf das Kom mende vorzubereiten und nach erfolgter Lektüre mit dem Schlie ßen des Buches das Erlebnis in der Farbe des Buchdeckels noch mals klar ausgcdruckt zu finden. Ich möchte hier eine Stelle aus einem Artikel »Java-Kunst«') anführen, der zeigt, wie weit man in dieser Hinsicht gehen kann: »An Hand von verschiedenen Bänden wird systematisch gezeigt, wie der Künstler zu den Ent würfen und Farben gelangt. Ein Band, ,Der Vater' von Strind- berg, ein in gelbes Papier mit tiefbraunem Strahlen- und Wel- lcnmustcr gebundenes Buch, zeigt die erschütternde geniale Ver irrung des Dichters«, und.»Nicht zu vergessen wären Hauffs Märchen in einem in Azurblau gehaltenen Papier, aus dem wie aus geheimnisvoller Ferne ein märchenhaftes Morgenrot an mutig hervorleuchtet«. — Daß tatsächlich diese Batikpapiere starke seelische Eindrücke hervorzurufen vermögen, wird jeder Farbenempfängliche bestä tigen. Es sei nicht bestritten, daß manche dieser Papiere uns trotz ihrer Farbigkeit kalt lafsery-sie wissen uns nichts zu sagen, andere hingegen wirken so stark auf uns ein, daß sie Wohl geeignet sind, den Inhalt bestimmter Werke scharf und unzweideutig zu kennzeichnen. Man mag verschiedentlich diese Ansprüche an den farbigen Buchdeckel als zu weitgehend bezeichnen, wer jedoch im Buche eine inhaltlich wie formal in Einklang zu bringende Einheit erblickt, der wird der Farbe im Kleide des Buches er höhte Aufmerksamkeit scheirken müssen. Solche Papiere müssen entweder auf einen ruhigen, sanften oder lebhaften, farbig be stimmten oder lauten, schreienden Grundton eingestellt sein und je nach Zweck und Bestimmung ein diskretes Herausleuchten '*) »Messe und Qualität.-ätzest 7, S. WS. Sitz andersfarbiger Elemente oder geheimnisvolle Zurückhaltung, ge waltsames Unterbrechen des Grundtons durch kühne Farbslecken, Streifen, Linien, Punkte, Spritzer zeigen oder das Ringe» um die Vorherrschaft zwischen mehreren Farbflächcn zum Ausdruck bringen. Sie können je nach Art die gesamte Skala der Emp findungen in uns in Schwingung versetzen und Ruhe, Befrie digung oder Unruhe, Aufregung, Freude oder Leid, Schmerz, ja Verzweiflung erzeugen. Der echte Künstler vermag durch solche rein abstrakte Farbenkunst ungemein viel zu erreichen. Am besten und schärfsten fand ich solche Stimmungen in den Kllnstlerbuntpapieren der Kunsthandlung Victor von Zubern in Mainz ausgedrückt. Aus einzelnen dieser Papiere loderte mir wildes Begehren, Höllenbrand, Leidenschaft entgegen, ein anderes erfreute durch harmonisches Farbenspiel, ein drittes be unruhigte durch eine bis zum Farbcnrausch gesteigerte Farbig keit usw. 5. Die Farbe als Werbemittel. Wenn aber den Farben solch« Eigenschaften innewohnen, dann ist die Farbe als Werbemittel besser geeignet als alles andere. Und dieser der Farbe innewohnenden Werbekraft hat manches Buch seinen großen Absatz zu verdanken. Diesem Punkte trägt man vielfach bewußt Rechnung, besonders wenn ein Werk im Schaufenster die Aufmerksamkeit auf sich ziehen soll. Hier darf freilich der Wunsch nach erhöhter Absatzfähigkeit nicht immer das geeignetste Mittel in einer auffälligen Farbe des Buchdeckels scheu, weil sich vielleicht aus den weiter oben an- gegebenen Gründen solch eine lebhafte Farbe im Hinblick aus den Inhalt des Werkes von selbst verbietet. In solchen Fällen überträgt man die Aufgabe, durch Farbe die Aufmerksamkeit des Beschauers auf sich zu lenken, dem Rcklamestreifen (auf den ich in einer späteren Abhandlung näher eingehen werde). Eine geeignete Farbe oder Farbenzusammcnstellung zu wählen, die als Werbemittel wirkt, weil sie das Äußere des Buches geradezu blickanzichend macht, wird nicht schwer fallen, denn es gibt un gezählte Möglichkeiten dieser Art. Es sei aber darauf hinge wiesen, daß Werbekraft oder Werbewirksamkeit und Harmonie nicht selten grundverschieden in ihren Ursachen und Wirkungen sind. Aus diesem Grunde wird immer zu prüfen sein, ob nicht einer lauten, auffälligen Farbgebung eine maßvoll farbige, dabei harmonische vorzuziehen ist. Es ist hinlänglich bekannt, daß allzu starke Farbenfreudigkeit schließlich unerträglich wirkt und einem ein Buch unter Umständen gründlich verleiden kann. Und ein solches Ergebnis stünde mit dem Ziel, zu wahrhafter Buchkultur zu gelangen, in stärkstem Gegensatz. 8. Ästhetische und technische Fragen. Es scheint also doch, als ob der Farbe im Kleide des Buches nur mit Vorsicht die Aufgabe zugeteilt werden kann, als Re- klamemittel zu wirken, und daß ihr ureigenster Zweck, zu kenn- zeichnen, zu symbolisieren, zu schmücken, entschieden unserer er höhten Aufmerksamkeit bedarf. UnH da lehrt uns einiges über legen, ja beweist der Augenschein, daß tatsächlich nicht allein die Farbe des Buchrückens mit jener des Überzugstoffes in Ein klang gebracht werden muß, sondern Buchdeckel und Vorsatz, selbst Farbe des Buchdeckels und Farbe des Buchpapiers. Es zeigt sich zunächst überzeugend der Vorteil der Kontrastwirkung. Weiße Pcrgamentrückcn fordern dunkle, dunkle Rücken und Ecken Helle Überzugstoffe. Schwarz erhöht dabei die spezifische Wir kung jeden Farbtons, läßt alle Farben leuchtender, satter, tiefer und wärmer erscheinen, als sic in unmittelbarer Nachbarschaft des Weiß wirken würden. Weiß wirkt zwar festlich, kühlt aber alle Farben in der Temperatur etwas ab usw. Hier müssen konrplcmentäre Einflüsse, übcrstrahlung, Flächenwertigkcit u. a. mit Sorgfalt erwogen werden. Der grüne Lederrllcken wirkt am schönsten, wenn ein sorgsam abgesttmmtes Braun oder Rot zugleich verwendet wird. Ein Verleger, der Wert darauf legt, die Schönheit eines elfenbeinfarbenen Textpapiers offensichtlich zu machen, wird diese Wirkung durch einen blauen oder ins Blaue stechenden Buchdeckel zu erhöhen wissen, und so gibt es der Fragen viele zu erwägen. Der Bibliophile wird »och weiter gehen. Er wird die herrliche Farbe seines kostbaren Maroquin bandcs nicht durch farbtonvcrschiebende Einflüsse aufdringlick)er farbiger Nachbarbände ungünstig beeinflussen lasseir, er wird
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