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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1920
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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>ii 74, 8. April 1920, Redaktioneller Teil. I, Geschichtliches über die Farbe im Kleide desBuches, ^ Wer je frühmittelalterliche prunkvolle, aus Edelmetall zise- lierle und mit bunifarbenen Ganz« und Halbedelsteinen, Elsen beinreliefs und Perlmutter besetzte Buchdeckel sah, wird Be wunderung vor dem hochentwickelten Geschmack der Goldschmiede jener Zeit empfunden haben. Er wird zweifellos von der oft mals bestechenden Pracht und Farbigkeit dieser Metallarbeilen entzückt gewesen fein, und doch wird er den Vertretern der spä teren eigentlichen Buchbindekunst eine um vieles liefere Achtung zollen müssen. Die Werke der Jean Grolier, Jakob Krause, Le Gascon, Clovis Eve, Bozerian u, a, zwingen uns weit mehr Bewunderung ab, denn diese Meister verstanden es, ihre Ein bände nicht allein durch die reiche Fülle der Ornamente, sondern auch durch die wohlberechnete, seinempfundene Farbenwahl zu Werken echter Einbandkultur, ja zu Kunstwerken zu stempeln. Mit ihnen wetteiferten die Meister mancher Klosterbuchbindereien, Wie sehr man sich des Reizes der Farbe bediente, das möge die Beschreibung einiger Typen echter Buchbindekunst zeigen. Um die Zeit der Erfindung der Buchdruckerkunst herrschten Weiße Schweinslederdände und solche aus glattem oder marmoriertem braunen, auch schwarzen Kalbleder vor, die von den Meistern der Buchbindezunft, oftmals echten Werkkünstlern, mit Hilfe von Stempeln und Platten mit Blind-, Gold- oder Silberpres« jung versehen wurden. Das Bücherliebhabcn, die Freude am schönen Buche, ließ im Verein mit der Künstlerschaft des Hand- buchbindsrs im 15, und 16. Jahrhundert nicht nur einzelne persönliche Wertstücke, sondern ein wahrhaftes Kunstgewerbe er stehen: das Zeitalter des handvergoldeten Maroquin- bandes, Maroquin (Ziegenleder aus Marokko, der Le vante usw.) und Saffian (Ziegenleder aus Südafrika), die sich leicht und prächtig färben, ebenso bedrucken und prägen ließen, erfreuten sich allgemeiner Bevorzugung, Die Einbindekunst des 15. und 16, Jahrhunderts steht vollkommen unter dem Zeichen dieser braunen, roten, schwarzen, grünen, auch blauen Maroquin bände, durch Blindpressung, Hand- oder Plattenvergoldung, Wachsfarben- oder Silbermosaik verziert, Lyoneserbände mit verschlungenem Bandwerk und Arabesken in rot-blau- schwarzer Farbenmosaik, kunstvolle farbenfreudige Einbände im Stile Ä I« laokare (Fanfaren-Stil) von der Hand Eves oder solche im L e G a s c o n s S t i l, mit feinen goldenen öder bun ten Blattmustern, Spiralen und Bandwerk geschmückt, mit Leder mosaik, Mittclstücken in farbigen Lederauflagen u, a, schließen sich an. Ihnen folgen bunte Seidenbände mit ornamentaler Silber- oder farbiger Seidenstickerei, Pergamentbände mit ausgeschnittenen Schilden, Wappen u, dgl,, mit farbiger Seide unterlegt; das 16, Jahrhundert bringt ziselierte Silbereinbände mit durchbrochenem, getriebenem (oft ver goldetem) Silberbelag auf dünkclrotem oder blauem Samt, mit Wappen oder Bildchen in buntester Emaille-Arbeit, lebhaft ge färbte Maroquinbände, reich im Fächerstil des späteren >7. Jahrhunderts vergoldet, schwarze, rote, grüne Saffian bände mit Handvergoldung und Stcinmosaik, d, h, die Fleu- rons und Eckstllcke bestehen aus grünen, rosa« und andcrsfarbenen Halbedelsteinen, mit Goldfiligran eingefaßt usw. Ich erinnere an die seltenen Strohbände, schwarze Leinenbände, die mit Strohmosaik geschmückt sind, an die herrlichen zitronen farbigen, dnnkclvioletten oder granatfarbenen Gaizzledcrbändc von Bozörian, an gemalte Seiden-, Pergament- und Samtbändc, mit Blumen tapctenartig geschmückt, wie solche neben den buntfarbigen Bänden im K a t h e d r a l - S t i l (An fang des 19, Jahrhunderts) entstanden, und hoffe, damit in wenigen Sätzen dargelegt zu haben, wie stark das farbige Mo ment die Gestaltung der Prachtstücke deutscher, italienischer und französischer Buchbindeknnst bestimmte. Daß dabei die Farbe gewissen W e r t s ch w a n k u » g e n unterlag, die zeitweilig entweder in Farbenarmut, Farben- müdigkcit, ja Farbcnflucht, andernteils jedoch in Farbenfreudtg- keit, Farbenrausch, ja Farbenwildheit ihren Ausdruck fand, sei nebenbei erwähnt. 2, Die Farbe als Schmuck mittel. Daß in den weitaus meisten Fällen in der Einbandkunst die Farbe als Schmuckmitlel dient, liegt klar zutage. Das Ver langen nach einem schönen Buchäußeren ließ die Buchbinder zu nächst auf den Gedanken kommen, die an und für sich unan- sehnlichen Einbandstofse zu färben und diesen farbigen Reiz noch durch Bedrucken, Prägen, Anbringen von Lederauflage» usw, zu erhöhen. Das.Einflechten von Monogrammen,, Wappen, Medaillonbitdchen usw, stellt eine willkommene Bereicherung der farbigen Gesamtwirkung des Buchdeckels dar. Der Maschinen band mit den buntfarbigen Ornament- und Schriftlompösilionen verfolgt das gleiche Ziel, nämlich die Schmückung" des Buch deckels, wennschon er sich anderer Mittel bedient. Anders ist das buntfarbige Deckelbild zu werten;.cs bringt Wohl auch Far ben, doch wirken diese nicht als Schmuckelcment des Buchein bandes, sondern solch ein Bildausschnitt läßt uns geradezu ver gessen, daß wir einen Buchdeckel vor uns haben. Der ein- oder buntfarbige Einband mit Schriftaufdruck oder aufgeklebicmSchild- verdient in weit höherem Maße unsere Beachmng, weil hier mit den Farben viel bewußter umgegangen wird, und weil man ihnen dabei Funktionen zuteilt, die mit der ursprünglichen Zweck bestimmung als Schmuckfarbc keineswegs erfüllt sind. Man über trägt der Farbe zugleich die Aufgabe, als Schutz-, Symbol- oder Wcrbefarbe zu wirken. Die Verwendung einer glatten farbigen Fläche wird selten die erhoffte Schmuckwirlung' Hervorrufen, man wird Rücken und Ecken gern andersfarbig wählen, beides sorgsam aufeinander abstimmen, zu geflockten, gesprenkelten Far ben greifen und schließlich das Buntpapier, das entweder einen bestimmten Farbcnklang zeigen oder unter Zurllckdrängung der Begleitfarbcn eine farbige Gcundstimmung anstreben wird, be vorzugen, Man wird sich der Farbe als Schmuckmittel be dienen, wo Schmuck erwünscht oder geboten ist, man wird auf den Reiz der Farbe verzichten, wo Schmuck weder durch den Inhalt noch durch die Bedürfnisse des Lesers besagter Bücher gerechtfertigt ist. Immer aber wird man dessen eingedenk sein, daß die Farbe in unvergleichlichem Matze geeignet ist, den Buch einband zu schmücken, 3. Fie Farbe als Kennzeichen, Der Prunkband, Liebhaberband, kurz das schöne Buch be darf der Farbe, um seinem Gewände ein entsprechendes schönes Aussehen zu verleihen. Das Kleid des Gebrauchsbandes ist un scheinbar, cs hat andere-Funktionen zn erfüllen: es muß vor allem praktisch sein. Viel gebrauchte Lehrbücher wird man nicht in empfindliche, hell und lebhaft getönte farbige Papiere bin den, man wird hingegen wolkige, flockige, nicht leicht unansehn lich werdende Einbandstoffe benutzen, stumpfe braune, graue, grüne Farben bevorzugen und sich der Farbe als Kennzeichen, als Unterschcidungsmittel bedienen. Das Gebrauchsbuch muß leicht kenntlich sein, es hat sich augenfällig von anderen Büchern zu unterscheiden. Solche Kennzeichnungen durch Farben trage» gewisse Vorteile in sich, die nicht zu unterschätzen sind und von einzelnen Verlegern für bestimmte Sammelwerke benutzt werden (vgl, »Gelbe Reihenbände« von S, Fischer Verlag, »Die Blauen Bücher« voll Langewiesche, die »Feldgrauen Bände« von Die- derjchs, usw,). Oft bildet eine bestimmte Farbe die Grundfarbe für eine Serie Bände, die sich dann lediglich durch verschieden farbige Etiketten von einander unterscheiden, ' Auch einzelne Schriftsteller lieben eine durch Farben ausgcdrückte Kennzeich nung ihrer Werke (z, B, Löns: »Mein blaues Buch«, »Mein braunes Buch«, »Mein buntes Buch«), 4, Die Farbe als Symbol, Die Wahl einer bestimmten Farbe für Buch- oder Zeitschrif teneinbände erfolgt freilich in vielen Fällen aus anderen Er wägungen heraus, die nicht rein äußerlicher Natur sind, die vielmehr in engem Zusammenhang mit dem Werke selbst stehen und der Farbe damit eine unendlich tiefere und edlere Auf gabe zuerteilen, ich meine die Farbe als Symbol, Daß die Farbe des Buchdeckels und der Titel des Werkes, sofern derselbe auto matisch den Gedanken an eine bestimmte Farbe auslöst oder gar eine solche nennt, eine übcreinstimn«ng zeigen müssen, ist bei nahe selbstverständlich, Bücher mit dem Titel »Der Zukunft 3IS
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