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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.04.1920
- Strukturtyp
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- 1920-04-03
- Erscheinungsdatum
- 03.04.1920
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- Deutsch
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^ 71, 3. April 1920. Redaktioneller Teil. ins inländische Zollgebiet, sondern erst mit dem Erwerb seitens eines im Inlands Ansässigen. Solange mithin ein Erwerb des Eigentums seitens einer solchen Person nicht staltgefunden hat, ist die Sleuerpflicht noch nicht cingeireien. Zum Erlaß betr. Lehrbücher für Geschichte. Besprechung der Förmlichen Anfrage der Abgeord neten Dr. Boelitz und Genossen in der Verfassung gebenden Preußischen Laudesversammlung, 118. Sitzung vom 21. Februar 1920. (Fortsetzung zu Nr. 64, 65 u. 69.) Vizepräsident Or. v. Kries: Das Wort hat der Abgeord nete Nippel. Nippel, Abgeordneter (D.-nat. V.-P.): Meine Damen und Her ren, wir haben in der 28. Sitzung am 2. Juni hier die Krage des Schuld üchermonopols behandelt, und damals hat die Erklä rung des -Herrn Ministers ergeben, daß er von dem ihm an und für sich sympathischen Gedanken zurückgetrctcn ist. Er hat damals darauf hingcwiescn, daß in seinem Ministerium eine Kommission mit Vor arbeiten zur Prüfung der Lehrbuchfrage beschäftigt sei, deren Resultat vielleicht zu einer späteren Zeit hier dem Hause unterbreitet werden würde. Später ist dann bei der Beratung des Kultusetats die Frage des Schulbüchermoiiopols und der Nevision der Geschichtslehrbücher wieder angeschnitten morden; aber es ist auch da keine befriedigende Erklärung seitens des Ministeriums erfolgt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese Unsicherheit des mini steriellen Wollcns eine Beuu r uhig u n g in den weitesten inter essierten Kreisen hervorgcrufeu hat. Immer wieder taucht auch hier das Gespenst der Sozialisierung, der Monopolisierung der Schul- und Lehrbücher auf, die doch nichts anderes >inö als eine Monopolisierung, Schematisierung und Bureaukrati- s i e r u u g d e s G c i st e s. Jetzt kommt der Erlaß des Herrn Ministers vom 6. Dezember 1919, der nach meiner Auffassung nur ein weiterer Schritt zu dem Ziel der Monopolisierung des Lehrbuches überhaupt ist. Auch die Erklärung des Herrn Negicrungsvertrcters vom 6 d. M., daß eine Kommission bestellt ist, die die Frage der künftigen Gestaltung der Geschichtslchrbücher erörtern und sich dann darüber äußern soll, zeigt uns, daß ernsthaft der Gedanke erwogen wird, ein Staatslehr- buch, also ein monopolisiertes Lehrbuch, herauszugeben. Aber wir wollen zunächst einmal das Ergebnis dieser Kommission ab- marten. Meine Damen und Herren, auch meine Freunde stehen der Re form der G e s ch i ch t s b ü ch e r freundlich gegenüber, und wenn vcn anderer Seite schon hcrvorgehobcn worden ist, daß es durchaus ange bracht sei, den kulturgeschichtlichen Stoff zu vermehren und gegenüber dem kriegsgeschichtlichen Stoff mehr in den Vordergrund zu stellen, so schließen auch wir uns dem an. Auch wir sind damit einverstanden, wenn in den Lehrbüchern, in den Lesebüchern, in den Geschichtsbüchern, in denen leider nur zu oft — was ja wohl nicht bestritten wird — ein unangenehmer, übertriebener P e r s o n e n k u l t u 8 getrieven wird, der mit einer wahren Heldcnvcrehrung, die wir wünschen und die für ein j e.d e s Volk notwendig ist, nichts gemein hat, die Reform einsetzt. Auch sind wir der Auffas sung, das; die neuere Geschichte, die Umwälzung und die Re formen im Schulbuch zu beachten und zu berücksichtigen sind. Ich glaube, das sind Selbstverständlichkeiten, über die in diesem Hause Dif ferenzen nicht bestehen, und ich will auch zugebcu, daß das Lehrbuch, be sonders das Lesebuch der Vergangenheit manche Fehler hat. Aber — ich schließe mich der Ausführung des letzten Herrn Vorredners durchaus an —: wir haben begründetcBefürchtung,öaß man jetzt aus einem Extrem in das andere fällt. (Sehr richtig bei der Dcutschnationalcn Volkspartei) Wir wünschen keine einseitige Parteidarstellung in dem Lehrbuch der Geschichte, und ich wundere mich und bcdaure zugleich, baß ein so vornehmer Vertreter des Zentrums wie der Abgeordnete Wildermann diese Gelegenheit benutzt hat, um in einer Polemik, die ein wenig an den Haaren herbeigezogen war, (sehr richtig! rechts — Unruhe im Zentrum) gegen die Deutschnationalc Volkspartci zu polemisieren, weil einmal in irgendeinem Gesellcnvcrcinsblättchen, das uns allen sicherlich unbe kannt ist, irgendeine nicht liebevolle Äußerung gestanden hat, oder weil irgendwo ein Vcrsammlungsrcdner etwas gesagt hat, was dem Zentrum oder der katholischen Bevölkerung vielleicht nicht ganz angenehm ist. Was das nun mit dem Lehrbuch, in i t den Lesebüchern, mit den Lehrmitteln zu tun haben soll, ist mir nicht ganz klar. Ich glaube doch nicht, daß diese Dinge nun in ein Lehrbuch hinein sollen, daß das auch nur von irgendeinem Menschen ge fordert wird, daß auch wohl in diesem Hause keiner ist, der da wünscht, daß diese Entgleisungen oder daß dieser Geist in das Lehrbuch der Ge schichte hineiukommcn soll. Meine Damen und Herren, wohin soll cs kommen, wenn wir jede Gelegenheit, passend oder unpassend, benutzen, um uns hier gegenseitig in dieser Weise das Leben zu erschweren. Ich glaube, es gibt auch in der Frage der Lehrbücher höhere Momente, die uns auch in dieser Frage auf einem Boden vereinigen können. (Zuruf bei der Sozialdemokratischen Partei) — Meine Damen und Herren, auf den Zuruf von links: »Das sollten Sic auch draußen tun!« — kann ich nur erwidern, daß ich in meinem Leben noch nichts anderes getan habe. Aber wohin soll cs kommen, wenn die dcutschnationale Frakt.ion auf die Ausführungen des Herrn Kollegen vom Zentrum nun in gleichen! Tone antwortete, (sehr richtig! bei der Dcutschnationaleu Volkspartei) wenn wir die Befürchtung aussprechen wollten, daß nun alles das, waA über die evangelische Bevölkerung, über die evange lische Kirche, über die Reformation schon einmal Unange nehmes, für uns Verletzendes und Beleidigendes ge sagt worden ist, nun gar in ein Lehrbuch der Geschichte kommen sollte, weil das Zentrum hier in einem hervorragen den Mitglied des Kultusministeriums mit ver tre ten, ist ? Wohin soll es kommen, wenn ich sagen wollte, was kürzlich in einem Z c n t r u m s b l a t t stand und was sicherlich nicht die Auffassung der Herren im Hause ist, daß die Katholiken, die Mitglieder der D e u t s ch n a t i o n a l e u Volkspartci sind, keine Katholiken sind? (hört, hört! rechts) Wohin soll es führen, wenn wir uns mit solchen Entgleisungen gegenseitig das Leben schwer machen? Wenn da, um noch ein Bei spiel zu geben, von einem schlesischen Zeutrumsblatt in Schweidnitz geschrieben wird: die D e u t s ch n a t i o n a l e Volkspartei ist keine christliche Partei, sie ist eine einseitige Ver treterin materialistischer Interessen? (Sehr richtig! bei der Sozialdemokratischen Partei) Ich glaube nicht, daß auch nur ein vernünftiger Zentrumsmann je auf die Idee kommen wird, derartiges in ein Lehrbuch zu bringen. Meine Herren, die Polemik des Herrn Kollegen Wildermann war also wirklich bei den Haaren herbeigezogen. (Sehr richtig! bei der Deutschnationalen Volkspartei) Ich will aber noch ausdrücklich erklären: der Zuruf des Herrn Kol legen Budjuhn bei der Rede des Herrn Kollegen Gronowski, in der er uns den Kulturkampf vorführte: »Das ist so lange her!«, hat nach meiner Auffassung nichts anderes bedeuten können als: das ist, Gott sei Dank, so lange her und wird sich hoffent lich nie wiederholen können. Das ist unser Wunsch und Wille. Ich bin der Überzeugung des Essener Zentrumsblattes, der »Essener V o l k s ze i t u n g«, die kürzlich geschrieben hat: wenn ein neuer Kulturkampf kommt, dann wird der Ab geordnete Adolph Hoffmann der Generalfcldmar- schall dieses Kulturkampfes sein. Es ist meine feste Über zeugung, daß dieser Kulturkampf sich nicht nur gegen die katho lische Kirche, sondern auch gegen die evangelische Kirche, gegen das Christentum überhaupt richten wird. Daun wird, wenn nichts anderes, die Not der Zeit alle ernstgläubi gen Protestanten zusammenführcn. Das möchte ich wünschen. Etwas anderes hat, glaube ich, Herr Kollege Budjuhn nicht sagen wollen. Ich hätte gewünscht, daß dieser unangenehme Einschlag, den der Zentrumsredner leider hineingcbracht hat, bei der Behandlung des Geschichtsbuches unterblieben wäre. — Diese kurzen Ausführungen habe ich ohne Bitterkeit und ohne damit eine neue Polemik herbeifüh ren zu wollen, gemacht, um zu zeigen, daß wir nicht alles geduldig hinnehmcn können und wollen. Wir sind schließlich gezwungen, ln der selben Tonart und mit denselben Waffen zu antworten, um nicht den falschen Schein zu erwecken, als wären wir hier nur immer die Kar nickel. Die Herren vom Zentrum sollten an ihre eigene Brust schlagen und einmal vor ihrer eigenen Tür kehren. Das wird uns allen dienlich sein; dann werden wir uns auch besser verstehen. Wir wol len das unsere dazu tun. Nach dieser kleinen Abschweifung lassen Sie mich zu dem eigent lichen Gegenstände der Interpellation zurückkehrcn. Wir wünschen natürlich ebenso wie der Redner des Zentrums und der Redner der Demokratischen Partei, daß das Lehrbuch der Ge schichte sich von einseitiger P a r t e i d a r ste l l u n g frei has ten muß. Die Geschichte muß von einer höheren Warte öargestcllt werden. Aber sie darf auch nicht so objektiv, so neutral sein, daß sie schließlich, wie der Herr Vorredner cs mit treffenden Worten geschildert hat, ein blutleeres Gebilde wird, an dem kein Mensch sich erwärmen kann. Die Herren von der äußersten Linken und auch die Herren von der Mehrheitssozialöemvkratie geben 2»9
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