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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.01.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-01-14
- Erscheinungsdatum
- 14.01.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19200114
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192001143
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- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19200114
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
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516 BSr>«,bI-» ». L:,ch„. i.«ch-ar.i«. Fertige Büchet. Xi 10, 14. Januar 1820. />r ^/r Lc/-7//t6t- Vo^SLeitlloZ „Auua, du uugezShlies Ruueszimmer..." Bon fsieckrieU ^VuUe. Kurt Schwitters' Anna Blume, das tropfe Tier — das.ist die Geschichte. Verrückt — wir? Ja, so ver rückt, daß sie mich beinahe nach Dalldorf gebrackft bätte, obwohl ich nicht Kurt Schwitters heiße und Anna Blume nie ein tropfcs Tier genannt hätte, wenn ich nicht .. . Doch das ist eben die Geschichte. Manchmal komme ich auch in der Straßenbahn dazu, eine Zeitung zu lesen. Manchmal, d h. wenn ich zu fällig einen Wagen treffe, in dem nicht statt der fünf zig Stehplätze sechzig be—stellt sind. Und da las ich jüngst von Anna Blume, dem ungezählten Frauenzimmer. Ich war unhöflich gewesen, hatte, um lesen zu können, einem niedlichen Backfisch den Platz im Wagen vor der Nase weggeschnappt — woraus jeglicher schließen kann, daß ich kein Jüngling mehr bin, oder das Gegenteil — und bekam die Strafe. Anna Blume wurde meine Strafe. Es stand in einem Montagsblatt. Dichter ist, wie ge sagt: Kurt Schwitters. Dada. Ganz recht. Kurt Schwitters, dada, hat Liebesgedichte verzapft, eins an Anna Blnme. Er dichtet ihr — wörtlich — so stand in dem Blatt: „O du, Geliebte meiner siebenundzwanzig Sinne, ich liebe dir! — Du deiner dich dir, ich dir, du mir. — Wir. Das gehört (beiläufig) nicht hierher. Wer bist du, ungezähltes Frauenzimmer? Du bist — bist du? — Die Leute sagen, du wärest, — laß sie sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht. Du trägst den Hut auf deinen Füßen und nmnderst auf die Hände, auf den Händen wanderst du. Hallo, deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt. Rot liebe ich, Anna Blume, rot liebe ick dir! — Tu deiner dich dir, ich dir du mir. — Wn? Das gehört (beiläufig) in die kalte Glut. Rote Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute? Preisfrage: 1. Anna Blume hat ein Vogel. 3. Anna Blume ist rot. 3. Welche Farbe hat der Vogel? Blau ist die Farbe deines gelben Haares. Not ist das Girren deines grünen Vogels. Du schlichtesMädchen im Alltagskleid, du liebes grünes Tier, ich liebe dir! — Du deiner dich dir, ich dir, du mir, — Wir? Das gehört (beiläufig) in die Glutenkiste. Anna Blume! Anna, a-n-n-a, ich träufle deinen Namen. Dein Name tropft wie ein weiches Rindertalg. Weißt du es, Anna, weißt du es schon? Man kann dich auch von hinten lesen, und du, du Herrlichste von allen, du bist von hinten wie von vorne: „a-n-n-a". Rindertalg träufelt streicheln über meinen Rücken. Anna Blume, du tropfes Tier, ich liebe dir..." Verzeiht, ich muß eS noch einmal lesen. Ihr auch? Ich. du deiner, dir, dich — ihr? Ich lasse die tropfigen Worte noch einmal durch das dünnmaschige Sieb meines Hirns träufeln, wie weiches Rindertalg. Das Rinder talg — der Rindertalg — die Rindertalg? Doch das gehört in den Kochtopf. . . Die links neben mir wird unruhig, rückt von mir ab, oder tut wenigstens, als wollte sie abrücken; der rechts neben mir räuspert sich. Warum? Anna Blumes Geist schwebt durch den Wagen, ungezählt, mit gelbem Haar, dessen Farbe blau ist. den Hut auf den Füßen- Das Bilk» überwältigt mich; von diesem Augenblick an liebe ich Anna Blume. Ich? Du? Er? . . . Die vor mir stoßen einander in die Rippen und kichern. Warum? Der Wagen stößt auch, kreischt dazu. Meine siebenund- zwonzig Sinnen balgen sich. . Ich steige aus. Ein junges Mädchen, das mir auf der Straße begegnet, bleibt stehen, sieht mich fragend an. O du, Geliebie meiner sich inzwischen auf neun undzwanzig vermehrten Sinne, dich könnte ich lieben, wenn ich wüßte, daß du trovfig bist wie Anna Blume. Aber sie weicht entsetzt zurück — zwei kleine Jungen treten ihr ritterlich zur Seite: „Fräuelein, der is von Dalldorf ausgerissen " Ich lächle: „Bälger, eure weiße Seele hat eine dreckige Farbe!' Sie machen mir je eine lange Nase', dann kommen andere Leute dazu, einige zucken die Achseln — warum? Auch ein Hund ist dabei, em kleiner, feister Hund mit Stubsnose. Er knurrt mich on. „Köter, du mopsiges Vieh!" — Nrr! — ,dein Fett ist knurrende Margarine!' Da reißt er aus. Aber immer mehr Menschen treten heran, ein Glück, daß es nicht vor sechs Jahren war. ich hätte längst auf der Wache a> festen Doch lieber noch Wache als . . . Ich s. he s,e flüstern, eine Droschke Heranwinken, einer legt mir die Hand auf die Schulter: „Kommen S>e man! Wir fahren en blöken spazieren." Ich brülle ihn an: „Mansch, du liebes grünes Tier! deine rote Nase ist blau . . . ." Das war der Höhepunkt. Dann ging es bergab. Der Droschkenkutscher verlangte für die Fahrt nach Dall dorf 200 Em. „Eigentlich noch zu billig für so 'ne Last Blödsinn. „Sie begriffen, daß es noch mehr Verrückte in Berlin gibt, und l eßen mich loS Und ich schlug den Mantelkragen hoch und lief davon .. . Nach und nach kam ich zu imr. Die Mehrzahl meiner einunddreißig Sinne — soviele waren es in zwischen geworden — verließ mich. Ich erholte mich von Anna Blume, der ungezählten. mit den zersägten Kleidern, ich ließ ihren rotgirrenden, grünen Vogel von mir. Aber eine Kleinigkeit ist, glaube ich, doch zurück geblieben. Es war eben zu starker Tabak ILmris I I t kr« s. 7a«5e/rÄ L-/. ZS/40 ^ 2 >1 or«1» 2 ^1 t»sr 1-srl!« 11/10. SO Lx««»r»1srs «»II S08L- msr Ist «Iss »««L», «Iss «Iss grsOls «bslslls« SIs >»i»»Ot;I»t«lI «is«I «Ursl«1! SO Lxs«»i»Isrs «»II SO^> //Q/r/? o v e^
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