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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1917
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- 1917-09-15
- Erscheinungsdatum
- 15.09.1917
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- Deutsch
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Pik 216, 15. September 1917. Redaktioneller Teil. in dem Zeitraum einer Woche zu Gehör gebracht, neben Liedern an zwei Abenden seine Kammermusik-Kompositionen, dann in der Hofoper sein »Armer Heinrich«, »Die Rose vom Liebez- garten« und endlich als Krönung der ganzen Veranstaltung sein neuestes Werk: »Palestrina«. ES ist nicht meine Aufgabe, die einzelnen Werke kritisch zu beleuchten, wer sich außer -durch Hören über Psitzner nnter- richten will, findet ausführliche Besprechungen in den Musik zeitungen (Signale Nr. 26, Allgemeine Musikzeitung Nr. 23, 25, 28, Neue Musikzeitung Heft 19/20), es sei auch besonders auf die kleine Schrift von Itr. Walter Riezler, Hans Psitzner und die deutsche Bühne (München, R. Piper L Co.) hingewiesen. Roch einige Worte über Psitzners Palestrina. Das Text buch stammt von Psitzner selbst, es ist — vielleicht unbewußt — eine Bekenntnisdichtung, das hohe Lied des göttlichen, geistigen Schaffens. In Anlehnung an die Legende, die sich »m Palc- strinas N!s8L kapae Llareelli gebildet hat, schildert der Dichter, wie Palestrina nach dem Tode seiner Gattin weltabgewandt, unproduktiv für sich lebend von dem Kardinal Carlo Bvrromco beauftragt wird, eine Messe zu schreiben, um durch diese kund zutun, daß schöne Musik auch in kirchlich strengem Sinne ohne jede moderne Ausschreitung möglich sei. Palestrina lehnt, ganz seinem Schmerze ergebet!, den ehrenvollen Auftrag ab; der Kardinal, der sich dem Papste gegenüber für das neue Werk und seine Güte verbürgt hat, damit die Musik nicht, wie beab sichtigt, ganz aus der Kirche verbannt werde, glaubt, Palestrina durch Gefängnishaft zum Schassen zwingen zu können. Bevor der Haftbefehl überbracht und ausgeführl ist, sind Palestrina, der in seinem Gemach allein verblieben, die Seelen der ab geschiedenen Meister erschienen. Sie gemahnen den eben noch in Schmerz versunkenen, der Kunst abgewandten Palestrina an das unerbittliche »Muß« des Schaffenden, und nun folgt eine wundervolle Szene, die Walter Riezler in seiner obenerwähnten Schrift wie folgt schildert: »Von den Schauern der Einsamkeit umfangen, ruft Palestrina in der höchsten und schwersten Not, die jemals einen Menschen bedrängte, laut nach oben. Und diesem Ruf antwortet die Stimme eines Engels, der neben Palestrina, ihm unsichtbar, aus dem Dunkel auftaucht: ,Kyrie eleison!' Unbewußt und in Entrücktheit ergreift Palestrina die Feder, singt und schreibt ,Kyrie eleison'. Ein zweiter, dritter und immer mehr Engel erscheinen und singen die Messe, die verklärte Lukrezia ruft dem Gatten Worte der Liebe zu — Pale strina schreibt und singt in höchster Begeisterung und Ent rücktheit. Die Engel füllen schließlich die ganze Bühne, die Glorie des Himmels wird sichtbar — mit dem ,vona nodis paeem' verblassen die Erscheinungen, Palestrina sinkt erschöpft in Schlaf, und mit dem Licht des Morgens dringt der Klang der Kirchenglocken Noms mächtig und mächtiger in das Zim mer«. Dieses eine Motiv hat Wohl Psitzner zunächst zu dem Stoffe hingezogen. Das andere erhellt aus dem zweiten Akt, der in Trient auf dem Konzil spielt und, im schroffen Gegensatz zu dem ersten, für den oberflächlich Hörenden wie ein Fremdkörper wirkt. Das ist aber nur scheinbar (nach Paul Ehlers Kritik in der Kölnischen Zeitung), in Wahrheit ist dieser Akt in die Idee der Handlung vollkommen eingesügt; es galt den unversöhn lichen Gegensatz zwischen den Welten der Kunst und der welt lichen Macht zu zeigen. Psitzner wollte dartun, daß die Kunst unabhängig von allen äußeren Gewalten lebt, daß die Bestim mung des Genies die Einsamkeit ist, daß das G^nie nur den eigenen Gesetzen gehorcht, ob die Welt ihm Verachtung oder Ruhm zollt, ob sie es in den Kerker wirft oder ihm Hosianna zuruft: das Genie bleibt einsam, sein Inneres hat nichts ge meinsam mit der Fülle der äußeren Erscheinungen. So auch der Schluß, der dritte Akt des Werkes, der den Sieg der Kunst über alle Gewalten zeigt, wo die Jünger der Messe, der Papst, der in Reue zerknirschte Borromeo und das Volk, jeder auf seine Art, dem Meister huldigen, der mit freundlichem Gleichmut alles über sich ergehen läßt, sich schließlich an seine kleine Hausorgel flüchtet, um sich wieder in seine Einsamkeit zu ver senken. Es ist ein Bekenntniswerk. Psitzner hat gewagt, den Akt geistiger Empfängnis, Qual und Wonne geistigen Schaffens in den Mittelpunkt seiner Handlung zu stellen, einer Handlung, die ohne jedes Liebesmotiv, selbst in Neben-Episoden, unbekümmert um die Forderungen des großen Publikums, eigene Wege wan delt, die schwere Ansorderungen an die Hörer stellt, aber den ernsten Suchenden in Wort und Ton auch wundervolle neue Schätze erschließt. Wer irgend Gelegenheit hat, versäume nicht, das Werk zu hören. Im Anschluß an meinen letzten Artikel: »Eine neue deutsche Nationalhymne« möchte ich noch erwähnen, daß (wie ich nach träglich erfahre) P. Georg Gast zu dem alten Wortlaut: »Heil Dir im Siegerkranz« eine neue deutsche Weise geschrieben hat (Verlag Otto Dietrich, Leipzig), die von ernsten Musikern, wie Professor Schreck, Straube usw., günstig beurteilt wird. Ob sie berufen ist, die Volkshymne zu werden, bleibt abzuwarten. Durch die Zeitungen geht ferner die Notiz, daß auch »Deutsch land, Deutschland über alles« nicht nur in Deutschland und Österreich, sondern mit verschiedenen Texten als Choral und als Vaterlandslied von Schweizern, Franzosen, Italienern und selbst von Engländern gesungen wird! Paul Ollcndorff. Kleine Mitteilungen. Jubiläen. — Am 15. September 1917 kann die I. A. Mayer'- sche Buchhandlung (G. S ch w i e n i n g) in Aachen auf ein lOOjähriges Bestehen zurückblicken. Die Buchhandlung wurde am 15. September 1817 durch Jacob An- ton Mayer gegründet, der mit der Intendantur der bayerischen Trup pen auf dem Wege nach Waterloo nach Aachen gekommen war und das Geschäft am sogenannten Kvlbert eröffnete. Unmittelbar nach der Fremdherrschaft hatten I. Baumhauer und Eremer. ohne sich als Buchhändler in den Anzeigen zu bezeichnen, infolge Verbindung mit mehreren ansehnlichen Buchhandlungen eine Bücher-Niederlage in Aachen errichtet, in der Bücher aus allen Fächern, Musikalien, Land karten, Kupferstiche und dergleichen käuflich waren. Wahrscheinlich unter Übernahme dieses Bücherlagers gründete I. A. Mayer im Sep tember 1817 zu Aachen die erste Buchhandlung, die einen regel mäßigen Verkehr mit Leipzig unterhielt. 1833 wurde das Geschäft in das vom Besitzer der Firma angetanste, im Mittelpunkt des Aache ner Badewesens gelegene Patrizierhans Büchel 43 verlegt, wo es sich heute noch befindet. Welche Bedeutung das Geschäft schon in den ersten Jahren seines Bestehens hatte, geht aus einem Bericht der Dresdner Abendzeitung in Nr. 303, Jahrgang 1824, hervor, in dem es u. a. heißt: »Zu den besonderen Vorzügen Aachens, welche diese Stadt erst seit der neueren Zeit besitzt, gehört die sehr gut eingerichtete Buchhand lung des Herrn I. A. Mayer, die nicht bloß als Sortimentshandlung die hiesige Gegend in allen Artikeln zu den Leipziger Preisen ver sorgt, sondern sich auch durch Selbstverlag schon rühmlich bekannt ge macht hat. Die Buchhandlung hat zugleich Lesezirkel der besten deut schen Journale veranstaltet, und eine gut gewählte Leihbibliothek von mehr als 3000 Bänden eingerichtet.« Außer dem Sortiment, dem Knnstgeschäft und dem Musikalienhandcl pflegte die Firma auch den Verlag, war lange Jahre Herausgeberin der Aachener Zeitung und veröffentlichte u. a. eine große Reihe von Geschichts- und anderen Me moiren, viele Übersetzungen, wie Bulwer, Marryat, Lever nsw., die später in den Besitz von Ed. H. Mayer in Cöln, einem Sohne des Gründers, übergingen. Am 26. Dezember 1857 starb der Gründer der Firma, und die Witwe Fanny Mayer geb. Fenst setzte das Geschäft in Gemeinschaft mit ihrem Sohne Curl fort. Frau Mayer war schon seit längerer Zeit die Seele des Geschäfts gewesen und eine ungemein rührige und geistig gebildete Dame, die es verstand, ihr Haus zum Mittelpunkt des geistigen Lebens Aachens zu machen. So befindet sich im Besitz des heutigen Besitzers der Firma ein Poesie-Albuin, in dem sich die Be sucher des Mayerschen Hauses verewigt haben, mit Beiträgen von Geibel, Mendclssohn-Bartholdy, I. Moschelcs, Berthold Anerbach, Gottfried Kinkel u. a. Nach ihrem Tode ging das Geschäft an ihren Sohn Carl Mayer über, der es in den von seinen Eltern gegebenen Bahnen bis 1888 weiterfiihrte. Ihm folgte im Besitz Gustav Schwic- ning, der 1004 Herrn Max Berger als Teilhaber anfnahm. Herr Ber ger, ein Sohn der Buchhändlcrstadt Leipzig, in der er von 1883 bis 1886 bei Friedr. Ludwig Herbig seine Lehre bestanden hat, trat am 1. Sep tember 1886 als Gehilfe in die Jubelsirma ein, deren Alleinbesitzer er nunmehr seit 1015 ist. Herr Berger erfreut sich in Kollegenkreisen großer Wertschätzung, er ist Vorstandsmitglied des Aachener Buch- 109'
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