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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.01.1920
- Strukturtyp
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- Band
- 1920-01-13
- Erscheinungsdatum
- 13.01.1920
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- Deutsch
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9, 13. Januar 1920. Redaktioneller Teil. Vi! ,-r.ökil i d. Tlschd. Buchhandel. schöpferisch zu wirken und dichterisch im höheren Sinne zu sein; es sind sorgfältige Arbeiten einer verantwortungsbewußten Schriftstellerkultur. Lingg hat auch zwei Anthologien: »Lie- besblüten aus Deutschlands Dichterhain« <Dlls- seldors 1869), und »Sk a i d en ge sä n ge«, ein Balladenbuch gemeinsam mit E. Gräfin Ballestrem zusammengestellt, ohne freilich so eigenartige Gebilde zu schassen, wie Slorm mit seiner Anthologie. In den siebziger und achtziger Jahren ward Lingg der Prologdichter für alle Feste, Feiern, Eröffnungen usw. der Zeit. Seine glänzende Formbehandlung und tönende Wort gewalt trafen immer den Ton der Festesbegeisterung und Feier-, kichkeit. Mel Ehre und Ruhm wurden dem Siebzigjährigen, dem Achtzigjährigen zuteil. Die persönliche Adelsverleihung blieb nicht aus. Alle diese Ehrungen konnten freilich nicht verbergen, daß Lingg seit Beginn der achtziger Jahre anfing, historisch zu werden. Die Moderne hob ihn aus dem Sattel. Als er 1905 starb, waren seine Werke vergessen, allzu sehr vergessen. Der größte Teil von ihnen ist gewiß nur noch literarhistorisch zu werten, insbesondere seine Dramen, Novellen und seine »Völker wanderung«, aber aus seinen Balladen und lyrischen Versen ließe sich ein Band zusammenstcllen, der dauerndes Leben behält. Lingg wurzelte persönlich und geistig durchaus in der-sogen. Münchner Schule, die von Platen und Eichendorfs herkam, in Geidel ihren Führer erhielt und sich mit Paul Heyse, Graf Schack, Julius Große, Badenstedt u. a. ihren Kreis, besonders in dem nach Linggs Anregung be nannten »Krokodil« schuf. Die Münchner Dichterschule, die nie als solche begründet wurde, sondern nur besonders durch den König Max ihren Sammelpunkt in München fand, war im Gegensatz zum »Jungen Deutschland« aus der Sehnsucht nach einer romanisch-klassizistischen Schönheit entstanden. Sie er hob das antike Schönheitsideal zur Norm und zum Matzstab. Formalismus, Akademismus waren ihre Folgen. Dazu eine Abkehr vom Leben und Erleben, die ihre Werke leer machte. Das I'art paar 1'art-Gesetz war hier schon wirksam: der Künstler, an den sich der Poet anschloß, setzte sich in Gegensatz zum Alltags menschen; Sammetröcke und Kalabreser charakterisieren die Schönheitsbediensteten, die immerhin das Verdienst haben, Mün chen damals Physiognomie und Prägung verliehen zu haben. Aus dem Anschauungsbezirk dieses Kreises erwuchs Linggs Dichtung. Wo seine Natur stark genug war, das Program matische der Münchener mit Glut und Leben zu füllen, gelang ihm manches hinreißende Gedicht. So weifen auch manche Partien der »Völkerwanderung« den Zug zur Größe, zu echtester Belebung vornehmster Geschichtsdichtung auf. Grandios war die Idee, die zugrunde lag, wie ja kein Mitglied der Münchner Schule arm an grandiosen Ideen war: der Kampf der alten untergehenden Welt mit einer neue», werden den sollte dargestellr werden. Die Fülle des Stoffes erdrückte freilich die Möglichkeit der Gestaltung: die Idee blieb, als einzige gruppierende Macht, zu schwach ohne menschliche» Mittel punkt. Einzelne Episoden haben ihn freilich. Sie sind dann ge lungene Prachtstücke, denn Lingg besitzt den Sinn für die ge heimen Zusammenhänge, Unterströmungen alles Geschehens auch in die Vergangenheit hinein. Die Formvollendung der Achtzeiler ist so groß, daß sie zuweilen in Glätte ausartet, die dazu verleitet, über den Inhalt hinwegzulesen. Lingg hat nie mit der Form in tieferem Sinne gerungen. Die Leichtigkeit seines Schaffensvermögens verführte bisweilen zu Schnellfertigkeit. Nur bisweilen, denn andererseits half die Eigenart der Münchner Schule, die sich für das Kunstwerk stets voll verantwortlich fühlte, meist dazu, nur das Beste zu geben. So ist es Lingg geglückt, in Liedern und Balladen Endgültiges zu formen. Er geht in elementarischere Tiefen als Geibel, überragt ihn an Plastik, Glanz und Charakterkraft, erreicht mächtige Stimmungen und weiß ge genständlich und geheimnisvoll zugleich zu wirken. Wo seine Anschauungskraft obsiegt, sein Ausdrucksvermögen konzen trierte Wucht erlangt, erscheinen bedeutende Dichtwerke. Be sonders als Lyriker wird Lingg durch die volksliednahe Schlicht heit, die magisch« Kraft seiner Natur, die Reinheit seines Empfindens immer bezaubern. Er war als Lyriker vor allem Melancholiker: das Leben versprach viel und hielt wenig; das Erleben des Phantasiemenschen in der Wirklichkeitswelt gab seiner Stimmung Farbe und Tonlage; hier erklang seine Seele in anmutsreicher Schwermut und nie versagender Schönheits liebe. Kieme MMctluiWv Jubiläum. - Aus ein övjähriges Bestehen lnn» Mitte Januar die Verlags- und Sortimeutsbuchhandlung C. A. Hager in Chem nitz zurlickbltckeu, die 1870 als Verlag von Bolksschriften gegründet wurde. Im Jahr« 1800 kam ein Lertimeni hinzu, und der Gründer halte die Freude, sein Werk wachse» und gedeihen zu sehen. Leider sollte er den Jubcltag seines Geschäfts nicht mehr erleben, am W. Juli v. I. rief der Tod den 81jährigen von seinem Arbeiisselde ab, das »nn von seinem Sohne, Herrn Leopold Hager, welker bebaut wird. Zum Verkehr mit Ser Nheinpsalz sogl. Nr. S). — Aus dem Reichspostminisierinm wird uns ilnterm 7. Januar geschrieben: Zur Verhütung von Zweifeln wird daraus hingeiviese», daß nach der Rheinpfalz Drucksachen allgemein in jeder Bersendungsform zuge- lassen sind, ausgenommen solche Druckerzeugnisse, deren Einfuhr in die Pfalz allgemein von der französische» Besatzungsbehörde »er boten ist. Mit dieser Einschränkung ist in der Psalz auch der Post bezug aller im unbesetzten Deutschland erscheinenden Zeitungen, Zeit schriften u. dgl. erlaubt. Eine Pflicht des Verlegers zur Einsendung von Belegstücken an die französische Besatzungsbehörde besteht für die Rheinpfalz nicht. »Stimmen von draußen.« — Die Firma K. I. Koehler, Leipzig, schreibt uns: In Nummer 4 des Börsenblattes von, 7. Januar befindet sich im »Redaktionellen Teil« ein Artikel »Stimmen von draußen, Plauderei von Bruno Conrad». In demselben ist die Firma K. K. Koehler in Leipzig wiederholt genannt, was in dieser Form unrichtig ist; den» unter dieser Bezeichnung besteht nur das Kommissionsge schäft der Firma K. F. Koehler, das keine Kataloge verschickt. Tie Versendung der angeführten Kataloge erfolgte von der Firma K. F. Koehlers Antiquarium. Ich lege Wert ans diese Feststellung und bitte, eine entsprechende Berichtigung zu veranlassen. PerlonalliMMw Jubiläum. — Auf eine 25jährige Tätigkeit bei der Firma H. Zim- mermann (Alb-Bote) konnte am 10. Januar 1920 der aus dem Buch handel hervorgegangene Schriftleiter Herr Walter Kirchberg in Waldshut zurückblicken. Er gehört zu den Mitgründern der Allge meinen Bereinigung Deutscher Buchhandlungs-Gehilfen und war von 1896—1919 Landesoorsitzender der Vereinigung Südbaden-Elsaß- Lothringen. Heinrich Lammasch -ft — Der Staatsrechtslehrer .Hofrat Prof. I)r. Heinrich Lammasch, letzter Ministerpräsident der österreich.-ungar. Monarchie, ist im Alter von fast 67 Jahren in Salzburg gestorben. Als wissenschaftlicher Delegierter Österreich-Ungarns an den beiden Haager Friedenskonferenzen, mehr aber noch als Mitglied des Haager Schieds gerichtes und Vorsitzender dieses internationalen Gerichtshofes in mehreren großen und verwickelten Streitfällen, ist Lammasch als einer der ersten lebenden Völkerrechtsjuristen bekannt geworden. Als Ge lehrter hat Lammasch seine Arbeit außer dem Völkerrecht in erster Linie dem Str^recht gewidmet. Von seinen Schriften führen wir an: »Recht det*Auslieferung wegen politischen Verbrechens« (1884), »Auslicferungspflicht und Asylrecht« (1887), »Grundriß des Straf rechts« (4. Ausl. 1911), »Die Fortbildung des Völkerrechts durch die Haager Konferenz« (1900), »Der österreichische Strafgesetzentwurf« (1913), »Die Schiedsgerichtsbarkeit« l1914). Außerdem schrieb L. während des Kriegs eine Reihe politischer Denkschriften, die nicht un wesentlich die Geschicke seines Vaterlandes beeinflußt haben. SvrechsM Umzeichnung alter Ladenpreis'' Von einem Musikalbnm kaufte ich eine größere Partie, die ich durch Inserate vertreiben wollte. Der Vertanfspreis des Albums wurde nun vor kurzem so erheblich erhöht, daß ich fürchten »nutz, das selbe nicht in dem Umfange absetzen zu können, wie ich es erwartete. Da die Bücher Kriegseinband haben, muß ich ans raschen Umsatz be dacht sein. Bin ich nun verpflichtet, die Musi talbums zu ben neuen höheren Preisen auszuzeichnen, selbst auf die Gefahr hin, daß mir die Bücher liegen bleiben- Und was werden meine Kunden sagen, die gestern noch ein Exem plar für 12 kauften und heute 3 mehr zahlen sollen? An einen 39
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