Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.01.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-01-13
- Erscheinungsdatum
- 13.01.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19200113
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192001137
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19200113
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
- Monat1920-01
- Tag1920-01-13
- Monat1920-01
- Jahr1920
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. .Xi g, 13. Januar 1920. Erste plawnische Liebeserlebnisse melden sich: Jean Paul, Mat- lhisson, Tasso» Besreites Jerusalem, Goethes Jaust erfüllen die Gedanken- und Empfindungswell des Jünglings. Der Siebzehn jährige stellt in Abschriften zum erstenmal seine Verse zusammen, und da finden sich schon kleine Meisterstücke wie »Rosenkissen- und das berühmte »Allmitgcfühl«, das bereits voliendeie Poesie darstellt. Der junge Student Lingg, der am 20. Oktober 1837 nach München aufbricht, »um den philosophischen Kurs zu machen«, ist sich bewusst, daß er einer höheren Ausgabe zu dienen hat als andere Menschen. In München findet Lingg schnell seinen Kreis, teils durch die Beziehungen des Vaters, teils durch eigene Liebhaberei. Wider den Wunsch der Eltern läßt er sich in die Verbindung der Schwaben aufnehmen; Fechtboden, ausgiebige literarische Be strebungen, Kneipfreuden, Burschenlieder füllen seine Tage aus. Auch manche Sorge um das leidige Geld, mit dem er nicht um- zugchen versteht. Nachdem er sein adsoluwrium ptülosopliicun, aber zur Zeit bestanden, entscheidet er sich nach schwerem Kampf für die Medizin als Fachstudium. Je länger er sich nun darein vertieft, desto größere Freude findet er daran. DSUinger, Schneider, Ringseis, Wilhelm, Braun und Schubert werden seine Lehrer in München. Jetzt knüpft sich schon eine Beziehung für das Leben, die ihm viel Glück, aber auch viel Sorge und Kampfes not bringen soll. Er lernt in dem Haus«, in dem er wohnt, die Tochter eines Forstaussehers, Scraphine Lang, kennen und lieben. Die Liebe erfüllt sein ganzes nächstes Lebensjahrzehnt. Vorerst freilich erfahren die Eltern noch nichts von der Neigung, die ihn nach Italien begleitet, seiner Dichtung Inhalt bildet. Noch mitten im Studium tauchen größere Pläne auf: eine Tragödie »Catilina« und ein Schauspiel »Berthold Schwarz« werden szenenweise unter dem Beifall der Freunde geschaffen. Von Lindau aus wird scharf gegen seine literarischen Neigungen angekämpft, die ihn aber immer stärker beherrschen und in einen Gegensatz zu den Menschen bringen. Lingg fühlt sich in seinem Werte unterschätzt und entwickelt eine immer größere Scheu im Verkehr mit Bekannten und Freunden. Sei» Verhältnis zu Seraphine vermehrt dieses Mißverhältnis zwischen Auftreten und Selbstbcwutztsein noch. Die Neigung zu Seraphine ist mitt lerweile den Eltern auch bekanntgeworden; erste Widerwärtig keiten melden sich. Sie werden gewichtiger, als 1841 Linggs Vater stirbt und Mutter und Tante nach München kommen. Nun wird energisch das Studium zu Ende geführt: am 4. Juni 1843 der vr. weck, summa eum taucks erworben. Freiburger und Ber liner Semester, sowie ein paar Monate in Prag vollenden die Ausbildung als Arzt. Er entschließt sich für die Militärarzt laufbahn und wird im Mai 1846 als Unterarzt in Augsburg angestellt, wo er sich langsam in seinen Beruf etnlebt. Schwer lastete auf ihm, daß er als Dichter noch immer nicht zur Wirkung kam. Ein Versuch, 1840 seine Gedichte zu Cotta zu bringen, war fehlgeschlagen, 1844 sah er sich im Morgcnblait zum erstenmal gedruckt. Aber lange Jahre, schwere innere see lische Erschütterungen sollten noch vorllbergehen, ehe er seinem inneren Beruf nachgehen konnte. 1847 starb seine Mutier. Nach deren ihm unersetzlichen Verluste konnte nur eine fünfwöchige Jtalienfahrt ihn wieder erheben. Diese Jtaliensahrt begründete die Hauptrichtung seines Lebens: seine Verehrung und Liebe zur Antike, zur klassischen Schönheit, seine Jtalomanie. Allent halben tauchten ihm die Gesichte zur »Völkerwanderung« auf; schon formte sich Szene um Szene, »den Kopf voll Erinnerungen an die großen und schönen Völker, die einst hier sich unsterblich machten«, lind außerdem wuchs Gedicht nach Gedicht aus seinem Innern empor, darunter schon die berühmtesten seiner Verse, seiner Balladen. Das Jahr 1848 ging nicht ohne Einfluß auf Linggs Denk weise und Enrpsinden vorüber. Er stand auf der Seite der Männer, die für Recht und Freiheit ihre Stimme erhoben, und kam dadurch in Gegensatz zu seiner Stellung als Militärarzt. Er ward nach Straubing versetzt und kam dann mit seinem Bataillon, das an die Stelle anderer gegen die Aufständischen kämpfenden Bataillone Garnisondienst übernehmen mußte, nach Würzburg, Aschaffenburg, Sigmaringen, Passau, Donauwörth »sw. bis in den Juli 1840 hinein. In diesen Monaten arbeitete 3» er schon vielfach an der »Völkerwanderung«. Die Ereignisse der Revolution, zugleich das eigene Unbefriedigtsein mit seinem Leben, sein unglückliches Verhältnis zu Scraphine wirkten so aus ihn ein, daß eine vollständige Gemütszerrüttung eintrat: infolge seiner republikanischen Gesinnung glaubt« er sich aus Leben und Tod verfolgt und entfloh. Er wurde ausgegrtsfen und in «ine Heilanstalt (Winnenthal bei Cannstatt) gebracht, wo Lenau schon in den Tagen seiner geistigen Umnachiung gelebt hatte und wo er bis zum Frühjahr 18S0 weilte. Genesung ward ihm erst, als er bei Seraphine in Füssen Zuflucht fand, die nach mancherlei Demütigungen und Erniedrigungen im Einverständnis der Familie mit der Heirat der beiden sich Liebenden abschioß. Seine Milttärarztlaufbahn fand freilich ihr Ende. Lingg kehrte nach München zurück. Und nun war es, als sollten alle Hindernisse auf einmal schwinden. Er verkehrte viel in literarischen Kreisen. Sein Talent fand Freunde, Gönner: Geibel erkannte den Eigenwert seiner Produktion, ward zum Helfer, Freund und Lehrer, und sorgte dafür, daß Cotta die Gedichte mit einer Vorrede aus seiner Feder annahm Als Oster» 1854 die »Gedichte- erschienen, war Linggs Name Plötzlich mit Ruhmesglanz umflossen. »Dodona«, »Salamis«, »Der römische Triumphgesang«, »Das Lied der Städte«, »Der schwarze Tod«, »Mycerin«, »Immer leiser wird mein Schlum mer«, »In meine Heimat kam ich wieder», und Proben aus der »Völkerwanderung« enthüllten der Welt der Gebildeten sein be- deutendes Talent. Da zudem noch verlautete, der Dichter lede^ in dürftigen Verhältnissen, so wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, Lingg «in Jahresgehalt vom König Max zu verschaffen. Es gelang. Und nun ward am 3. August 1854 die Hochzeit ge feiert und nach kurzem Mietwohnungs-Intermezzo der kleine Haushalt in einem Häuschen angesiedelt, wo mit vier Knaben und einem Mädchen im Lause der Jahre ein reiches und reines Glück erblühte. Fünfzig volle Jahre hat Lingg hier in dem unter seinem Namen in München bekannten Häuschen gewirkt. Seinen ärzt lichen Beruf hat er nur 1870/71 im Dienste des Roten Kreuzes noch einmal ausgeübt. Sonst lebte er ausschließlich seinem dich terischen Schaffen und dem Kreise seiner Freunde. Als das Jahrgehalt des Königs Max versiegte, sprang die Schillerstifiung ein, sodatz Lingg zu den wenigen Dichtern gehörte, die bet be scheidenen Verhältnissen ohne eigentliche Nahrungssorgen durch das Leben gegangen sind und stets nur das zu schaffen brauchten, was ihr Inneres ihnen gebot. Einen gleichen Erfolg wie die ersten »Gedichte«, die cs bis zu sieben Auflagen brachten, haben die späteren Bände: »Der Gedichte zweiter Band« (Stuttgart 1868 s3. Ausl. 1874s), »V a t e r l ä n ü i s che Balladen und Gesänge« (Stuttgart 1870), »Zeitge- dtchte« (Berlin 1870), nicht mehr erlebt. Als die drei Bände des großen Epos der »Völkerwanderung- von 1866 bis 1868 <2. Ausl., Volksausgabe, 1892) erschienen waren, hatte Lingg seine Hauptkraft ausgeströmt. Die kleinen epischen Dichtungen »Dunkle Gewalten« (Stuttgart 1872), die Dramen »C a - tilina« (München 1864), »Die Walküren« (München 1865), »Violante« (ebenda 1871), »Besiegung der Cholera« (München 1873), der »D o ge C a n d i a n o« (Stutt gart 1873), »Berthold Schwarz« (das. 1874), »Ma ral d a« (1877 das.), »Högnis letzte Heerfahrt« (Mün chen 1884), »Clhtia« (ebda. 1883), »Die Frauen Sa- lonas« (München 1887), »Die Bregenzer Klause. (1887) — sämtlich unter dem Titel »Dramatische Dich tungen« (Stuttgart 1897—1899) vereint —, konnten mit den neuen Gedichten »Schlußsteine« (Berlin, G. Grote'sche Ver lagsbuchhandlung 1878), »Lyrisches« (Teschen 1885), »Jahresringe- (Teschen 1889), und »Schlußrhyth- men« (Stuttgart, Cotta 1901) doch nur erweisen, daß Lingg ein feiner Lyriker und eigenartiger Balladcndichter war, nicht aber ein Dramatiker oder Epiker großen Stils. Auch aus er zählerischem Gebiete gelang Lingg kein Werk, das über das hohe Niveau seiner Schule hinausragtc: die »Byzantinischen Novellen« (Berlin 1881, jetzt in Auswahl bei Reclam), »VonWaldundSee« (Berlin 1883), »Furchen« (Teschen i >889) enlhalten manch seines und selbständiges Stück, obne aber
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder