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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-01-09
- Erscheinungsdatum
- 09.01.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. ^ 6, 9. Januar 1920. verschleudert wird, hat doch die Gesamtheit, somit jeder von uns auch selbst n ieder aufzukommcn. Cs ist doch einfach unverantwortlich, wenn Waren, deren Herstellungspreis etwa v ./i beträgt, zum Preis von 1 Fr. verschleudert werden. München. I. F. Lehmann. 3m Dienste des Buches. Offener Brief an den G e s a m t b uch h a n d e l. Von dem Vorstände des Börsenvercins mit der Herausgabe eines Lesebuches für den deutschen Buchhandel beauftragt, habe ich mich mit meinem Freunde Hans Kcmpert, Prokuristen» im Hause H. Hacssel Verlag, Leipzig, zur gemeinsamen Durchführung dieser Arbeit zusam- mengetan. Ihr Zweck ist ein doppelter: nämlich einmal den Jung buchhandel durch dieses Lesebuch auf gros;e Vorbilder in unserem Be rufe hinzuweisen und ihm einen Einblick in die Entwicklung des Buch handels zu geben, damit die Freude am Beruf in ihm geweckt und er zum Vorwärtsstreben angesporut werde, zum andern aber dem Publi- tum zu zeigen, welche Bedeutung dem Buchhandel als dem Schatzbe- wahrcr und -Verwalter unserer Literatur zntommt. Die gegenwärtige Zeit läßt die Notwendigkeit, in diesen beiden Richtungen vorzugehen, besonders deutlich hcrvortreten. Denn während einerseits die ausschließliche Betonung materieller Interessen unseren Beruf immer mehr herabzudriicken und das rein Händlerische in den Vordergrund zu stellen droht, sind andererseits weite Kreise des Pu blikums nur allzu leicht geneigt, die Arbeit des Buchhandels zu unter schätzen, wie das nicht zuletzt aus den Bestrebungen hervorgeht, die So zialisierung auch auf den Buchhandel anszudehnen und die Persön lichkeit des EinzeluntcrnchmerS durch Kollektivarbeit oder ein Näte- syftem zu ersetzen. Demgegenüber zeigt die Geschichte des Buchhandels wie die Geschichte einzelner Firmen, daß Träger des Fortschritts immer nur Einzelne gewesen sind, jene, die, im tiefsten Sinne »berufen«, ihr bestes Können, ihre ganze Kraft an die Verwirklichung ihrer Ideen ge setzt und die Menschheit zu neuen Nsern gelockt haben. Sie sollen in folgedessen auch in dem Buch, das den Titel Im Dienste des Buches. Ein Lesebuch für den Buchhandel und alle, die ihn kennen lernen wollen, tragen soll, in; Vordergrund stehen, und zwar um so mehr, je mehr ihre Arbeit Dienst im vaterländischen Interesse ge wesen ist, wie das, um nur ein paar Namen zu nennen, bei Perthes, Cotta, Reimer, BrockhauS der Fall war. Demgemäß soll die nationale Note — ohne chauvinistischen Beigeschmack - stark in dem Buche an- Ningen, ein Mahnruf an den Buchhandel unserer Zeit, sich auf seine vaterländische Pflicht zu besinnen und seine Arbeit in den Dienst unse res Volkes zu stellen. Denn nicht um den Buchhandel als Geschäft, sondern als Beruf handelt es sich in dem Buche. Z^ewußt auf die Stärkung des Verantwortlichkeitsgefühls dev Buchhandels gegenüber der Allgemeinheit eingestellt, soll es an seinen! Teile den heute leider bestehenden Gegensatz zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in unse ren Reihen überwinden helfen, indem es wieder den Blick ans die uns allen gemeinsame Aufgabe lenkt, wie sie sich in dem Satze ausprägt: Wir Buchhändler haben alle eine große Mission, zur Bildung der Erde sind wir berufen. Es wäre nach unserem Dafürhalten ein Fehlgriff, den von dem Lesebuch« verfolgten Zweck durch Wiedergabe landläufiger Biographien oder ini Wege einer Darstellung seiner Organisation und Geschichte zu erstreben: weite Kreise — und der Zweck des Buches kann nur erreicht werden, wenn es deren Anteilnahme findet — gehen dabei nicht mit: sie wollen unterhalten sein und Belehrung allenfalls mit in den Kauf nehmen, wenn sie dafür durch die Form der Darbietung entschädigt werden. Ein Lesebuch muß daher, will es seinen Zweck erfüllen, les bar, d. h. unterhaltend sein, und zwar um so mehr, je bewußter es den bruchstückartigen Charakter seiner Zusammenstellung durch innere Geschlossenheit und Einheitlichkeit der Tendenz zu überwinden sucht. Deswegen muß das Augenmerk der Bearbeiter in erster Linie auf Vielseitigkeit gerichtet sein, darauf, denselben Zweck mit immer wechselnden Mitteln zu erstreben, um Eintönigkeit und Lange weile schon durch die Form der Darbietung aus dem Buche zu verban nen, dessen tiefere Absicht und innere Geschlossenheit sich gewissermaßen erst am Schlüsse dem Leser offenbaren sollen, wenn er rückschauend den Gesamteindruck in sich anfnimmt. Diese Vielseitigkeit und Buntheit ist auch deswegen geboten, um möglichst vielen verdienten Bcrufsgenos- sen und interessanten buchhändlerischen Zeitcrscheinungcn gerecht zu werden, gleichviel, ob es sich dabei um Sortiment oder Verlag, um Zu ziehungen zu Autoren oder zur Zeit handelt, ob als Mittel Briefe Dritter oder eigene Kundgebungen von Berufsgcnosscn: Lebenserinne- rnngen, Zeitschriftenaussätze, Briefe, Rundschreiben oder sonstige Aus- zcichnungcn in Betracht kommen. Ausschlaggebend war daher bei unse rer bisherigen Sammelarbeit lediglich die Krage, ob diese Beiträge als charakteristisch für die Zeit oder die Personen, die sie beleuchten sol len, angesehen werden, Interesse für ein größeres Publikum haben können, und unsere Zeit etwas von dem Geiste des Buchhandels und seiner Träger verspüren lassen. Daß der Schwerpunkt dabei auf die Buchhandelsgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts und die, welche sie gemacht haben, gelegt werden muß, entspringt nicht nur dem Wunsche, das, was uns zeit lich naheliegt, stärker als das Kernerliegende zu betonen, ohne das Buch deshalb in den Kampf der Tagesmeinungen zu rücken, son dern auch der geschichtlichen Entwicklung selbst. Waren doch in jenen Zeiten Geist und Persönlichkeit noch nicht so erdrückt von der Idee der Vergesellschaftung und kollektivistischen Leitung der Produktion, als daß wir uns heute nicht gern in sie zurückversetzen möchten, nicht um die alten, abgestorbenen Lebensformen dieser versunkenen Zeilen zu erneuern, sondern um dev eigenen Kraft und Persönlichkeit uns wieder mehr bewußt zu werden. Das soll uns jedoch nicht hindern, auch in der jüngsten Gegenwart, die ja ebenfalls bereits Geschichte geworden ist, Umschau zu halten, was davon für unsere Zwecke geeignet ist. Nur soll unter allen Umständen daran festgehalten werden, daß, wie in allen anderen Teilen, so auch für diese Periode nur gedrucktvorlic- ge ndes Material Verwendung findet und nichts speziell für dieses Buch Geschriebenes darin ausgenommen wird. So umfangreich nun auch die Literatur über das Gebiet des Buch handels ist, besonders wenn man berücksichtigt, daß für den von uns er- strebten Zweck nicht nur die reine Fachliteratur in Betracht kommt, so ist doch gerade oft der wertvollste und ergiebigste Teil in schwer zu gänglichen Privatdrucken, Gclegcnheitsschristen, Vereinspublikationen usw., die vielleicht selbst die Bibliothek des Börsenvereins nicht besitzt, oder in solchen Schriften niedergelegt, von denen man ihrem Titel nach Gewinn in der angedeutetcn Richtung gar nicht erwartet. Vor einem Ubersehen solcher verborgenen Literatur schützen auch Belesenheit und Spürsinn nicht: nur das Interesse und die Hilfsbereitschaft jener kön nen hier eintreten, die diese Quellen kennen, sei es, daß beruflich« Tätigkeit oder der Zufall sie damit bekannt gemacht hat, oder daß sie aus eigenen oder ihnen nahestehenden Kreisen stammen. Wie schade, wird man dann .sagen, daß das oder jenes nicht berücksichtigt worden ist, das doch so besonders charakteristisch und weit besser ist, als das, was in dem Buche steht, den Mann und sein Werk, sein Denken, sein Können und seine Stellung im Buchhandel so treffend kennzeichnet oder ein besonders Helles Licht auf den Buchhandel jener Zeit wirst! Und schade, werden dann auch die Herausgeber sagen, schade, daß wir nicht früher davon Kenntnis hatten, so viel Mühe wir uns auch gegeben und so viel Bücher wir zu diesem Zweck durchsucht haben? Was nützt es uns, zu wissen, daß das Bessere des Guten Feind ist, wenn die Quelle verschüttet oder uns unbekannt war, und nachträglich zu erfahren, was und wie wir es besser hätten machen können! Was unter anderen Verhältnissen eine ungerechtfertigte Zumutung wäre, nämlich einen Dienst in eigener Sache zu erbitten, der immerhin ein wenig Kopfzerbrechen verursacht, das erscheint hier Pflicht, um in einer Sache, die den ganzen Beruf angeht, jedem Gelegenheit zu geben, sich daran zu beteiligen. Denn wenn die Ausführung des Lese buchs auch nur annähernd dem entspricht, was uns vorschwebt und in seinen ersten Umrissen schon jetzt feste Gestalt angenommen hat, so wird eS nicht nur dem Standesbcwußtscin des Buchhandels neuen Impuls zu geben vermögen, die Gemeinsamkeit seiner Kultur und Ideale aufweisen, sondern auch der Öffentlichkeit gegenüber von dem Wesen und Geiste des deutschen Buchhandels Zeugnis geben. Aus diesem selben Geiste heraus richte ich, zugleich namens meines Mitarbeiters, die Bitte an Sie, dem Buche noch vor seiner Geburt Ihr freundliches Interesse zuzuwenden und — um ein Raabe-Wort zu gebrauchen — die Gärten, die uns zu versinken drohen, aus der Tiefe heben zu helfen, indem Sie mir aus Ihrem ArbeitS- oder Anschaunngskreise heraus das bezeichnen oder eiirsenden, was nach Ihrer Meinung wert wäre, in einem solchen Buche Aufnahme zu finden, sei es, weil es für Sie oder Ihr Berufsleben etwas bedeutet oder den Beifall Ihnen nahestehender Berussgenossen gefunden hat. Ich habe bereits, als ich die Anregung der buchhändlerischen Öffent lichkeit im Bbl. 1918, Nr. 182 unterbreitete, um Einsendung von Ma terial gebeten, aber nichts erhalten. Wenn ich heute, wo bereits mehr als hundert Beiträge für das Buch vorliegen, nochmals an Sie zu dem gleichen Zwecke herantrete, so geschieht das mithin nicht in der Erwartung, daß mir Berge von Material zugehen: ich will mich dank bar bescheiden, wenn auch nur einige Beiträge, die uns entgangen oder unbekannt geblichen sind, auf diesem Wege ans Licht treten, um das Buch abrunden und ausgestaltcn zu Helsen. Leipzig, 6. Januar 1920. Emil Thomas.
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