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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-01-09
- Erscheinungsdatum
- 09.01.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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erwähnt wurde. Die Unzahl von verschiedenen Grüßen erschlvett dem Sortimenter den Versand ungemein, und er müßte eigent lich ein Briefhiillenlager besitzen wie ein Papieihändler und würde auch daun noch oft in Verlegenheit kommen. Hier nur ein Beispiel, das sich beliebig vermehren ließe: Vor einigen Wochen ging mir von einem unserer größten Verleger ein Rund schreiben mit der Ankündigung eines zweibändigen Werkes zu, von dessen Vertrieb ich mir einen guten Erfolg versprach. Ich bestellte von den angeboiencn, mit Bildschmuck versehenen Werbeschreiben für die Kundschaft mehrere hundert Stück, ließ sofort die Briefhttllen ausschreiben und mußte beim Ein treffen der Werbeschreiben die schmerzliche Entdeckung machen, daß die ganze Arbeit umsonst und obendrein die Brteshüllen vergeudet Ware». Das Werbcschreiben umfaßte sechs Druck seiten auf einem Blatt (aufgcschlagene Größe 47:22 cm) und zwar zweimal gefalzt, derart, daß ein Blatt das Mittel stück bildete, die beiden andern Blätter, je eines links, eines rechts, über das mittlere gefalzt. Der für das Einstempeln der Firma vorgesehene Rahmen befand sich aus der vierten, nach innen gefalzten Seite. Behufs Anbringung meines Stempels hätte ich nun dtese^ Hunderte von Rund schreiben aufschlagen und dann wieder zusammenfalzen lassen müssen, wozu unter den gegenwärtigen Verhältnissen die Zeit fehlt. Ein Beschneiden auf geeignete Größe war schon des halb nicht möglich, weil das Werbeschreiben auf diese Weise auseinandergefallen wäre; außerdem aber wären mehrere Bilder zerschnitten worden; ein nochmaliges Falzen würde aber das Gesamtbild der Ankündigung wie auch der Abbil dungen derart gestört haben, daß eine Wirkung aus den Empfänger ausgeschlossen gewesen wäre. Der Versand mußte unterbleiben; ich konnte entsprechende Briefhllllen nicht so rasch beschaffen. Solchen Unzuträglichkeiten könnte seitens des Verlags sehr leicht abgeholfen werden, wenn er in seiner Ankündigung sofort beifügen würde: Werbeschreiben versandferttg gefalzt, Größe cm X cm. Dann ist der Sortimenter in die Lage versetzt, sich die richtigen Briefhllllen auszuwählen und solche vorzubereiten. Allerdings darf bei diesen Angaben seitens des Verlags nicht unterlassen werden, die Größe des Werbemittels in der Druckerei nach Maßgabe der üblichen gangbaren Briefhüllengrößen z» bestimmen. Daß Änderungen wie die oben angeregten nicht von heule auf morgen Platz greifen können, liegt ohne weiteres ans der Hand und bedarf keiner Erläuterung. Doch habe ich das unbe irrbare Vertrauen zum einsichtigen und wohlwollenden Teil meiner Berufsgenossen, daß sie, ganz abgesehen vom wohlver standenen eigenen Interesse, sich gern bcreitfinden lasse», um all gemeinen Wohl unseres Standes in der nngedeutetcn Weise mit zuarbeiten. Schließlich wäre es mit Freuden zu begrüßen, wenn gerade im Börsenblatt als dem berufenen Organ des Gesamt buchhandels ein regerer Gedankenaustausch über derartig« Wünsche und Bedürfnisse von allgemeinem Interesse Platz greifen würde. Planwirtschaft im Verlagsbuchhandel? Von Heinrich Paustian, Hamburg. Wer der Meinung ist, die jetzige Kohlennot sei eine vor übergehende Erscheinung, dürfte sehr auf dem Holzwege sein. Das Saargebiet sowie ein Teil der schlesischen Gruben sind für uns völlig verloren; im übrigen müssen wir noch auf Jahre hinaus eine große Menge Kohlen an Frankreich liefern. An «in« Änderung dieser Verpflichtung ist nicht zu denken. Was folgt nun mit zwingender Logik aus diesem Kohlen- elend? Das für uns Verleger so wichtige Druckpapier wird nach wie vor knapp bleiben. Zurzeit liegen, wie mir mein Papierlieferant sagt, etwa die Hälfte aller deutschen Papierfabri ken und fast sämtliche Zellulosefabriken still, weil keine Kohlen da sind. Leider sind auch gar keine Möglichkeiten vorhanden, daß sich die Verhältnisse im Laufe der Zeit bedeutend bessern werden: wir können eben keine Kohlen ans der Erde stampfen Es scheint mir daher der Zeitpunkt gekommen zu sein, wo wir uns einmal mit der Frage beschäftigen müssen, ob die Art der Rationierung des Papiers, wie sie jetzt durch die »Wirl- schaftsstelle für das deutsche ZeilungSgewcrbe« gehandhabt wird, auf die Dauer beibehalten werden kann. Wir alle hofften, daß mit Beendigung des Krieges die Papierfabrikation sich wieder bedeutend heben würde. Leider ist das Gegenteil etngetreten; es ist auch gar keine Hoffnung auf Rückkehr normaler Verhält nisse vorhanden; ohne allen Zweifel wird noch auf Jahre hinaus die Nachfrage nach Papier größer sein als das Angebot. Nun wird jeder zugcben, daß die Zuteilung des Papiers nach dem Verbrauch von >918, so wie sie jetzt erfolgt, ein Zufallsprodukt schlimmster Sorte ist. Wir dürfen auf die Dauer eine so will kürliche Einrichtung nicht bestehen lasse», sondern müssen ernstlich versuchen, etwas Besseres zu schaffen. Die Zuteilung des Pa piers müßte so geschehen, daß vor allem der Wissen schaft und dem bildungshungrigen Volke ge- Holsen wird. Es müßte also in Zukunft in der Hauptsache das gedruckt werden, was nötig ist, undnichtdas.wasletztenEndeseinzelnenVer- legern Geldei »bringt. Die Zeit, w »jeder nach Belieben mit den Roh st offen schalten und Wal- ten konnte, wie er wollte, ist vorbei. Jeden Tag erzählt uns mindestens einer der 360 deutschen Minister, daß wir ein armes Volk geworden sind. Nun, dann müssen wir aber endlich einmal die Folgerungen aus diesen veränderten Verhältnissen ziehen. Dann dürfen wir nicht länger zugeben, daß Verleger von Hinterireppenromanen das Papier waggonweise erhalten — nur weil sic es 1916 auch waggonweise bezogen haben — und Verleger wissenschaftlicher und populär wissenschaftlicher Werke um jede hundert Kilo mit der Wirt- schaflsstelle und dem Papierlieferanten kämpfen müssen. Diese Zustände sind auf die Dauer einfach unhaltbar. Natürlich wird es schwer sein, einen besseren Verteilungs- modus zu finden. Aber wo ernstlich ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg. Ich stelle mir die Sache so vor, daß — wie IW. Borgius in seinem Buche »Zur Sozialisierung des Buch wesens» vorschlägt — für jede Verlagsgruppe eine unparteiische Prüfungsstelle errichtet wird, die feststellt, ob ein Manuskript überhaupt wert ist, gedruckt zu weiden. Wer die Anzeigen im Börsenblatt und die Prospekte verfolgt, wird schon längst zu der Überzeugung gelangt sein, daß ein großer Teil der angebotenen Bücher und Zeitschriften besser nicht gedruckt wäre, zum minde sten ist ein großer Teil überflüssig, oft sogar der Allgemeinheit schädlich. Ferner wäre von Zeit zu Zeit von der Prlifungsstelle fcstzustellen, wieviel Papier jede Zeitschrift verbrauchen darf. Endlich wäre eine Höchstgrenze für das Gewicht des Papiers für bestimmte Bücher und Zeitschriften vorzuschreiben sein armes Volk kann sich auch darin wenig Luxus gestatten), vielleicht auch bestimmte Formate, Typen usw. Politische Schriften müßten von dieser Zensur befreit werden, bzw. es könnte allen politi- schen Parteien eine gleich große Menge Papier zugewiesen wer den. Vor allen Dingen dürfte von den Prüfungsstellen nicht mehr Papier bewilligt werden, als die Fabriken liefern können. Denn solange wir fortfahren, den Fabriken das Papier förmlich aus der Maschine zu reißen, werden auch die Preise steigen Die bisherigen Erhöhungen sind erst der Anfang! Der Staat hätte mit der ganzen Sache nichts anderes zu tun, als den von den Verlegern vorgeschlagcne» Bestimmungen Gesetzeskraft zu verleihen und Übertretungen unnachsichtlich zu ahnden. Die Durchführung des vorstehenden Vorschlags könnte zur Gesundung der immer unhaltbarer werdenden Verhältnisse im Verlag beitragen. Wer einen besseren Vorschlag machen kann, gebe ihn bekannt. Jedenfalls müssen wir uns darüber klar sein: fahren wir nur noch kurze Zeit fort, in der bisherigen Weise Papier zu verschwenden, so werden die Bücherpreise derartig steigen, daß bald nur noch wenige Wohlhabende sich den Luxus, Bücher zu kaufen, leisten können, lind dann ade. deutsche Kultur!
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